Knurrt dein Hund dich an, wenn du seinem Futternapf, einem Spielzeug oder Kausnack zu nahe kommst? Schnappt er vielleicht sogar nach dir und verteidigt seine Ressourcen zähnefletschend? Gerade, wenn du mehrere Hunde hast, kann dieses Verhalten schnell Stress im Lieblingsrudel verursachen. Hier findest du meine besten Tipps, wie du bei Futterneid mit deinem Hund trainieren kannst.
Hin und wieder werde ich gefragt, ob Murdoch und Freya futterneidisch sind, besonders wenn ich sie auf Bildern undin Videos zeige, wie sie nebeneinander fressen oder Leckerlies bekommen. Und tatsächlich sehe ich bei ihnen hin und wieder leichte Anflüge von Futteraggression. Da ich beide aber in Situationen, in denen Futter involviert ist, immer genau beobachte, kann ich hier schon bei leichten Anzeichen eingreifen.
Futterneid im Lieblingsrudel
Es gibt auf einem Video zu einer Verlosung von eingekochtem Hundefutter im Adventskalender letztes Jahr eine Szene, in der Murdoch und Freya nebeneinander das Futter verkosten dürfen. Freya scheint von der Mahlzeit so angetan zu sein, dass sie ihre Portion förmlich verschlingt und sofort zu Murdochs Napf weiter wandert.
Sie zeigte bereits wenigen Augenblicke vor der eigentlichen Handlung an, dass sie Murdochs Napf haben will. Das geschah durch ein kurzes Erstarren mit gesenktem Kopf und einem Fixieren von Murdoch. Dieser wollte deeskalieren, wandte sich kurz ab und leckte sich als Zeichen der Beschwichtigung die Lippen. Für Freya war es nur ein Schritt und sie stand halb über seinem Napf. Als Murdoch sich dann wieder seiner Mahlzeit widmen wollte, hob sich nur ganz kurz eine von Freyas Lefzen und sie erstarrte für eine Sekunde. In dem Moment habe ich eingegriffen, indem ich sie kurz verbal ermahnt habe und dann die beiden Näpfe weiter entfernt voneinander gestellt habe.
Es ist so viel einfacher, solch ein unerwünschtes Verhalten bereits im Kein zu ersticken, als zu warten, bis der Hund eine ausgewachsene Futteraggression entwickelt hat. Dazu noch ein Beispiel aus der Anfangszeit unseres Lieblingsrudels.
Als Freya mit einem Jahr zu uns kam, war sie ein schlechter Esser. Heute kann ich das schon fast nicht mehr glauben, denn mittlerweile findet sie fast alles lecker. Murdoch, zu dem Zeitpunkt bereits 3 Jahre alt und der bisherige Chef im Haus, hatte einen kleinen Futterneid entwickelt, den ich so natürlich nicht unkommentiert lassen wollte.
Ich habe damals beide nur unter Aufsicht gefüttert um aufzupassen, dass keiner dem anderen das Futter klaut. Zwischen den Näpfen war ein großer Abstand, damit beide in Ruhe und ohne Hektik fressen konnten. Meist war Murdoch zuerst fertig und machte sich dann sofort auf den Weg zu Püppi, um diese zur Seite zu drängen und sich ihre Portion zu schnappen. Ich konnte mich ihm damals jedoch einfach in den Weg stellen, ihn kraulen und mit mir zusammen warten lassen, bis Püppi fertig war. Das machen wir bis heute so und hinterher gehen sie dann noch gegenseitig die leeren Näpfe checken, ob der andere auch wirklich nichts vergessen hat. Heutzutage könnte ich die beiden aber auch unbeaufsichtigt füttern, da passiert nichts, weil sie gelernt haben zu Teilen. Außer, wenn das Futter besonders lecker ist… 😉
Futteraggression so früh wie möglich erkennen
Je früher du ein aggressives Verhalten bei deinem Hund erkennst, sei es um eine Ressource wie Futter, den Platz auf der Couch oder sein Lieblingsspielzeug, desto leichter wirst du es haben, mit ihm zu trainieren. Ein erster Grundstein dafür ist übrigens auch, die Beisshemmung bei deinem Hund zu üben.
Aggressionsverhalten beim Hund kann viele Gründe haben. Ich lese in Gruppen und Foren häufig von dem Problem, dass sich ein Hund seinen Kauknochen nicht mehr wegnehmen lässt oder aggressiv wird, wenn jemand zu nah an seinen Napf kommt. Zu diesem Zeitpunkt ist es eigentlich schon eine relativ ausgeprägte Aggression, besonders wenn dein Hund nach dir schnappt. Hier gab es mit Sicherheit bereits zahlreiche Zeichen, bevor es überhaupt zu solch einer Situation kommen konnte.
Ressourcenverteidigung ist normales Hundeverhalten
Hunde stammen vom Wolf an und sind deshalb mehr als nur der kleine, flauschige Vierbeiner, der es auf unsere Sofas und in unsere Herzen geschafft hat. Weil Hunde für uns zur Familie gehören, neigen wir manchmal dazu, nicht mehr ganz ihre wölfische Natur für voll zu nehmen. Es ist nicht selbstverständlich, dass dein Hund sich von dir Leckereien oder Spielzeuge einfach so wegnehmen lässt.
Zwischen meinen Hunden gibt es hin und wieder Besitzansprüche, die dann meistens aber auch akzeptiert werden. Sie haben gelernt, miteinander zu teilen und wissen, dass ich beide gleichberechtigt behandle, besonders bei Ressourcen. Natürlich muss ich aber auch in der Lage sein, meinen Hunden Dinge abzunehmen und das ohne großartige Diskussion.
Hunde sind Jäger und damit auf die Wichtigkeit von Ressourcen programmiert. Diese sind ein entscheidender Grundstein, um das Überlegen zu sichern. Deshalb ist es für unsere Vierbeiner von Vorteil, wenn sie auf ihr Futter aufpassen und es im Zweifelsfall verteidigen.
Mit den meisten Hunden muss man erst üben, dass es nicht schlimm ist, etwas an Herrchen oder Frauchen abzugeben. Es ist eine der wichtigsten Grundlagen, die bei jedem Hund klappen sollten. Nicht nur aus Gründen deiner Sicherheit, sondern natürlich auch zu seiner. Immerhin holen sich Hunde oft Dinge, die sie besser nicht fressen oder zerkauen sollten und hier muss man als Mensch in der Lage sein zu entscheiden.
Besonders wenn Kinder im Haushalt leben, ist es wichtig, dass dein Hund keine Futteraggressionen zeigt. Es kommt besonders dann auf die richtige Herangehensweise an das Thema an.
Die souveräne Ansprache ist wichtig
Wenn du dich auf eine körperliche Auseinandersetzung mit deinem Hund einlässt, wirst du in den meisten Fällen schlechte Karten haben. Da ist es egal, ob dein Hund klein und niedlich ist oder zur Kategorie „Kalb“ gehört. Hunde reagieren um einiges schneller als wir Menschen, da sitzt schnell mal ein Kanidengebiss in der Hand. Darüber hinaus möchte ich persönlich meinen Hunden nicht beibringen, Konflikte auf körperliche Art zu lösen. Auf Dauer gewinnt da einfach keiner.
Du solltest nicht den Fehler machen, die Futteraggression deines Hundes als „dominantes“ Verhalten zu betrachten. Es ist schlichtweg falsch, dass ein Hund, der seinen Kauknochen verteidigt, sich gegen dich auflehnen und die Position als Rudelchef einnehmen will. Besonders wenn dein Hund knurrt oder die Zähne zeigt: Nimm es nicht persönlich!
Von der „Dominanztheorie“ auszugehen, stellt die Beziehung zwischen dir und deinem Hund auf eine sehr unhöfliche Stufe, wo du vielleicht jederzeit auf der Suche nach Möglichkeiten bist, deine eigene Dominanz zu beweisen. Jedes unerwünschte Verhalten wird dann schnell als „Auflehnung gegen die Obrigkeit“ empfunden. Das ist jedoch nur selten der Grund, warum dein Hund eine Art Problemverhalten zeigt.
Viel besser ist es, bereits so früh wie möglich mit deinem Welpen die Beißhemmung zu üben oder hin und wieder mit deinem erwachsenen Hund entsprechende Übungen machen. Du solltest das Training positiv gestalten und nicht mit einer aggressiven „Gib das jetzt her“-Mentalität kommen. Wenn Hunde sich untereinander etwas abnehmen möchten, machen sie das durch Körpersprache, z.B. indem sie eine Pfote draufstellen oder sich drüber stellen. Zwischen befreundeten und gut sozialisierten Hunden ist das kein großes Drama.
3 Möglichkeiten, mit deinem Hund zu trainieren
Der Kern des Trainings ist, deinem Hund zu verstehen zu geben, dass es positiv für ihn ist, wenn er Dinge an dich abgibt. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die du ganz einfach in den Alltag einbauen kannst. Jeder Hund sollte das so früh wie möglich lernen und es kann auch nicht schaden, die Übungen hin und wieder aufzufrischen.
Ressourcenverteidigung vermeiden
Ein erster Schritt ist, dass du alle Spielzeuge, Kausnacks und andere wichtige Ressourcen, die dein Hund verteidigen könnte, entfernst. So verhinderst du, dass sein Verhalten aus Versehen getriggert wird. Auch während der Trainingsschritte solltest du darauf achten, nie die Aggression bei deinem Hund hervorzurufen. Wenn du weißt, dass er aggressiv reagiert, wenn du z.B. näher als einen Meter an ihn heran kommst, dann bleib zunächst auf Abstand.
Verteidigt dein Hund seinen Futternapf, sorge dafür, dass niemand ihn stört, wenn er frisst. Zur Not füttere ihn allein in einem anderen Raum. Verteidigt dein Vierbeiner seinen Platz auf der Couch, dann lass ihn dort gar nicht erst Platz nehmen. Mach es ihm ungemütlich oder lass ihn gar nicht erst drauf.
Hintergrund ist, dass jeder Kontakt mit dem Hund mit einem Grund geschehen und für das Training genutzt werden sollte. Dazu solltest du immer ein Leckerli zur Belohnung haben, damit dein Hund langfristig gute Trainingserfolge verzeichnen kann. Bestrafe das Knurren nicht, das wird ihm nur beweisen, dass er mit seiner Aggression Recht hat – Menschen sind verrückt und du solltest dich vor ihnen schützen.
Tauschgeschäfte
Starte das Training mit Dingen, die für deinen Hund nicht ganz so wichtig sind, also kein Verteidigungsverhalten bei ihm auslösen. Gib ihm das Objekt, so dass er es ins Maul nimmt und frage ihn dann höflich mit einem „Aus“ (wenn er das Kommando kennt). Zur Unterstützung kannst du auch ein Leckerli nehmen und es ihm hinhalten. Belohne ihn sofort, wenn er das Objekt fallen lässt. Sobald er mit dem Kauen fertig ist, gibst du ihm das Trainingsobjekt wieder.
Wenn du auf diese Art trainierst und ihm das Objekt jedes Mal zuverlässig wieder gibst, wird dein Hund mit großer Wahrscheinlichkeit verstehen, dass es eine gute Sache ist, seinem Menschen die Ressource zu geben. Es gibt also gar keinen Grund, diese zu verteidigen. Positiver Nebeneffekt ist, dass dein Hund lernt dir zu vertrauen.
Arbeite dich nur sehr langsam zu Objekten vor, die deinem Hund wichtiger sind und wiederhole jeweils die Trainingsschritte, bis er sie zuverlässig umsetzt. Erst dann solltest du das nächste Objekt zum Training nehmen.
Mein Mensch darf das
Konditioniere deinen Hund darauf, dass es etwas Positives ist, wenn du dich ihm näherst, besonders wenn er eine hochgradig wichtige Ressource, wie z.B. einen Kauknochen hat. Genau wie bei der ersten Übung solltest du mit etwas anfangen, das dein Hund nicht verteidigen möchte.
Wenn er sich gerade mit dem Spielzeug oder Snack beschäftigt, gehe rüber und gebe ihm ein tolles Leckerli. Dann drehe dich um und gehe wieder weg. Diese Übung kannst du mit verschiedenen Dingen tun, die nicht so wichtig sind. Wiederhole die Übung mehrfach am Tag für mehrere Tage, bis er dich erwartungsvoll anschaut, wenn du dich ihm näherst.
Arbeite dich dann langsam vor, indem du deinen Hund auch mal berührst oder sogar die Ressource mit einem „Aus“ kurz wegnimmst. Wichtig ist, sofort ein tolles Leckerli anzubieten und ihm hinterher das Objekt sofort wieder zu geben. Mit der Zeit (oft mehrere Wochen) kannst du nach und nach die Wichtigkeit der Ressourcen erhöhen.
Hat dein Hund etwas, das er besonders toll findet, starte die Übung zunächst damit, dass du einfach nur an ihm vorbei gehst, wenn er gerade damit beschäftigt ist. Achte darauf, so viel Abstand zu halten, dass er gar nicht erst knurrt und wirf ihm ein Leckerli zu. Wenn er soweit ist, kannst du nach und nach näher herangehen. Achte darauf, dass du nicht zu schnell zum nächsten Schritt übergehst. Wenn du merkst, dass dein Hund angespannt und misstrauisch ist, bist du zu schnell vorgegangen. Gehe lieber noch mal einen Trainingschritt zurück. Achte auch darauf, dass du ihn nicht versehentlich für angespanntes Verhalten belohnst.
Du weißt alleine nicht mehr weiter?
Futteraggression und das Verteidigen von Ressourcen ist ein ernstes Thema. Du solltest in der Lage sein, die Körpersprache deines Hundes richtig zu lesen, um hier möglichst gut im Training voran zu kommen. Sonst kann es schnell zu ernsthaften Verletzungen kommen und das Problemverhalten deines Hundes festigt sich.
Wenn du dir unsicher bist oder das Gefühl hast, im Training nicht weiter zu kommen, hole dir auf jeden Fall einen guten Hundetrainer, der dich persönlich unterstützen kann. Viel Erfolg bei eurem Training!