Die gesunde und artgerechte Ernährung von Hunden ist nicht nur ein absolutes Trendthema, sondern emotional oft auch sehr stark besetzt. Die einen schwören auf Barf, andere legen Wert auf Nachhaltigkeit und haben auch das Wohl der Nutztiere im Sinn. Einige füttern ihren Hund sogar rein vegetarisch bzw. vegan. Die aktuellen Trends der Futterindustrie stelle ich dir hier vor, damit du entscheiden kannst, welche für dich und deinen Hund am besten geeignet ist.
Natürlich ist es uns wichtig, dass unsere Hunde gesund und möglichst artgerecht ernährt werden. Deshalb machen sich immer mehr Hundehalter Gedanken um die Wahl des Futters. Diesen Trend hat natürlich auch die Futtermittelindustrie erkannt, weshalb es heutzutage unzählige kleine und große Marken gibt, die Hundefutter für die unterschiedlichsten Bedürfnisse herstellen. Als Hundehalter hat man also wirklich die Qual der Wahl.
Generell lässt sich feststellen, dass der Trend eindeutig zu mehr Nachhaltigkeit und hohe Qualität der Rezepturen und Inhaltsstoffe geht. Dabei orientiert sich der Markt verstärkt an den Produkten, die uns auch für unsere eigene Ernährung wichtig und beliebt sind. Immer häufiger sieht man daher Premium-Hundefutter in Lebensmittelqualität, Bio, zuckerfrei, glutenfrei, mit Superfoods oder vegetarisch und vegan – auch beim Futter für unsere Lieblinge spiegeln sich unsere eigenen Ernährungstrends wider.
Natürlich ist das ein Thema, das regelmäßig die Geister scheidet und mehr oder weniger hitzige Diskussionen und Belehrungen auslöst. Ich persönlich bin der Meinung, dass jeder einzelne von uns sich für eine Fütterungsart entscheiden muss, die zum eigenen Lebensstil, Möglichkeiten und dem individuellen Bedarf des Hundes passt. Es ist daher wichtig, sich auch zum Thema Hundeernährung Gedanken zu machen und die verschiedenen Möglichkeiten genauer zu betrachten. Die wichtigsten Ernährungstrends stelle ich dir hier mal genauer vor.
Getreidefreies Hundefutter
Besonders beim Trockenfutter wurde bis vor ein paar Jahren vor allem auf zwei Dinge geachtet: praktisch und leicht zu lagern. Dass im Trockenfutter statt des erwarteten Fleisches Jahrzehnte lang viel Getreide und nur wenig tierische Inhaltsstoffe zugefügt wurden, hat bis vor Kurzem einfach niemanden interessiert. Angestoßen durch die Barf-Bewegung, achten nun immer mehr Hundehalter auf getreidefreies Futter, da Gluten und Weizen zu den häufigsten Gründen für Futterunverträglichkeiten zählen.
Dem Hund wird nachgesagt, dass er aufgrund seiner Abstammung vom Wolf nur artgerecht ernährt werden kann, wenn er Fleisch, Gemüse, Obst und andere Zusatzstoffe bekommt. Einige Wissenschaftler sagen jedoch, dass der Hund sich im Laufe der Evolution auch ernährungstechnisch dem Menschen stark angepasst hat und daher getreidehaltiges Futter (als Resteverwerter) gut verdauen kann. Studien haben erwiesen, dass Hunde wesentlich mehr Enzyme zur Verdauung von Stärke haben als Wölfe. Sie haben sich also angepasst und sind heute mehr Allesfresser als reine Carnivoren, wie ihre wilden Vorfahren.
Dennoch ist es so, dass Getreideallergien bei unseren Hunden immer häufiger werden. Dann macht es auf jeden Fall Sinn, auf ein getreidefreies Hundefutter umzusteigen. Auf der anderen Seite enthält Getreide viele hochwertige Proteine, Fette, Vitamine und Mineralstoffe. Besonders aktive Hunde benötigen eine ausgewogenen Anteil Fleisch mit Obst, Gemüse und auch Getreide, um ihren Energiebedarf decken zu können.
Biologische Rohstoffe aus der Region
Auch Dosenfutter landet häufig in den Näpfen unserer Hunde. Bislang war es häufig so, dass Schlachtabfälle dort eine gute Verwendung fanden. Und die gibt es aufgrund des hohen menschlichen Fleischkonsums mehr als genug. Doch so langsam kommt die Erkenntnis, dass wir auch Nutztiere artgerecht behandelt sehen wollen. Massenweise produzierte Nahrungsmittel, belastet mit Medikamenten und Pestiziden sind out. Der Trend geht zurück zur Natur!
Wir essen weniger Fleisch und achten mehr auf dessen Herkunft. Das gilt nicht nur für unser Essen, sondern zieht auch im Bereich Hundefutter mittlerweile immer größere Kreise. Bio-Qualität hat allerdings auch ihren Preis und sichert zu, dass das enthaltene Fleisch verantwortungsbewusst produziert wurde.
Wer Wert auf artgerechte Nutztierhaltung legt, sollte genau recherchieren, welche Anbieter sich auch für die individuellen Bedürfnisse des eigenes Hundes eignen. Nur, weil ein Futter biologisch hergestellt wurde, heißt das nicht, dass es auch alle wichtigen Nährstoffe enthält.
Vegetarische und vegane Hundeernährung
Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, also komplett ohne tierische Produkte. Ein neuer Trend in der Hundeernährung führt daher ebenfalls in diese Richtung. Ob dies artgerecht ist, bleibt bis heute umstritten. Die einen sagen, dass es grundsätzlich möglich ist, einen gesunden Hund vegetarisch oder vegan zu füttern. Andere wiederum betonen auf die Abstammung des Hundes vom Wolf – einem Fleischfresser.
Wenn du darüber nachdenkst, deinen Hund auf vegetarisches oder veganes Hundefutter umzustellen, solltest du unbedingt einen Ernährungsberater für Hunde oder einen Tierarzt mit spezifischem Wissen in diesem Sachgebiet zurate ziehen. Hunde haben einen wesentlich höheren Proteinbedarf als wir Menschen, deshalb ist es wichtig, den individuellen Nährstoffbedarf deines Hundes genau zu berechnen und die entsprechenden Zusatzstoffe zusammenzustellen. Besonders beim veganen Futter sind diese unersetzlich, damit dein Hund gesund bleibt.
Seinen Hund dauerhaft vegetarisch oder vegan zu ernähren ist generell möglich, sollte allerdings nicht in Betracht gezogen werden, wenn es nicht aufgrund von Allergien unbedingt nötig ist. Natürlich sind Hunde Allesfresser und haben sich im Laufe der Evolution auch an menschliche Nahrungsmittel gewöhnt, dennoch können tierische Proteine vom Hund besser verwertet werden. Deshalb raten viele Tierärzte davon ab, den Hund vegetarisch oder vegan zu ernähren. Es ist eben nicht alles sinnvoll, was grundsätzlich möglich ist. Bei Welpen und trächtigen sowie säugenden Hündinnen, sollte man ohnehin tierische Proteine füttern.
Dennoch ist es keine schlechte Idee, z.B. einmal pro Woche einen vegetarischen Tag für den Hund einzulegen. Auch das reduziert den Fleischverbrauch und den CO2-Fußabdruck deines Hundes und trotzdem versorgst du ihn über die Woche hinweg mit allen wichtigen Nährstoffen, die er für ein gesundes und glückliches Hundeleben benötigt.
Barfen und Rohfütterung
Um das Barfen hat sich in den letzten Jahren so etwas wie eine fast schon religiöse Einstellung gebildet. Viele Barfer schwören darauf, dass es für den Hund nichts besseres gibt, als mit rohem Fleisch ernährt zu werden. Diese Fütterungsart ist ein bißchen der Vorreiter bei allen neuen Alternativen der artgerechten Hundeernährung.
Im Gegensatz zu Fertigfutter weißt du beim Barfen ganz genau, was in den Napf deines Hundes kommt. Hier hast du die volle Kontrolle über die Zusammensetzung des Hundefutters, sowie die Herkunft und die Qualität der Inhaltsstoffe. Worauf du jedoch achten musst, ist eine ausgewogene Zusammensetzung, die den Nährstoffbedarf deines Hundes deckt. Neben Fleisch und Knochen sollten auch regelmäßig Obst, Gemüse und Nahrungsergänzungen, wie Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe gefüttert werden.
Deshalb empfiehlt es sich, einen Ernährungsberater für Hunde oder einen Tierarzt mit entsprechenden Kenntnissen zurate zu ziehen und sich von dem einen Fütterungsplan erstellen zu lassen, damit es nicht zu Mangelerscheinungen kommt. Außerdem solltest du bedenken, dass du immer genügend Vorrat hast, der natürlich auch hygienisch verarbeitet und tiefgekühlt gelagert werden muss.
Hundefutter mit Insektenprotein
Es ist kein Geheimnis, dass die moderne Massentierhaltung nicht nur eine der größten Umweltbelastungen unserer Zeit ist, sondern darüber hinaus auch alles andere als artgerecht. Auf der Suche nach alternativen Proteinquellen im Hundefutter gibt es deshalb seit einiger Zeit auch vermehrt Hundefutter mit Insektenprotein, das eine echte Alternative zum herkömmlichen Futter darstellen kann.
Hundefutter mit Insekten hat einige massive Vorteile, besonders für Hunde mit Unverträglichkeiten. Denn Insektenprotein verursacht kaum Allergien, kommt ohne Medikamente aus und verbraucht weniger Energie als Hundefutter mit Fleisch. Noch dazu ist es für die meisten Hunde gut verträglich und schmeckt ihnen. Wenn du mehr zum Thema erfahren möchtest, schau dir doch mal diesen Artikel an.
Zutaten in Lebensmittelqualität?
Viele Futtermittelhersteller, gerade im Premium-Bereich, werben mit Zutaten in Lebensmittelqualität. Sicher wollen wir alle nur das Beste für unseren Hund, auch wenn es um die Fütterung geht. Es ist also klar, dass solche Verkaufsargumente ziehen. Auf der anderen Seite hat ein hoher Fleischanteil im Hundefutter, das auch noch für den menschlichen Verzehr geeignet ist, den Nachteil, dass dafür noch mehr Nutzvieh „produziert“ werden muss, was wiederum der Umwelt Schaden zufügt.
Bislang hat man daher häufig auf sogenannte Schlachtabfälle zurück gegriffen, also Nebenprodukte, wie z.B. Pansen, Herz, Lunge oder Milz, die ungefähr ein Drittel jedes geschlachteten Tieres ausmachen. Diese Teile werden nicht in der Lebensmittelproduktion verwendet, sind für Hunde jedoch das Sahnehäubchen – nicht nur, weil sie lecker schmecken, sondern auch voller wichtiger Nährstoffe stecken. Das sind also durchaus Dinge, die ein Hund gern fressen darf. Nur weil es uns nicht schmeckt oder wir es abstoßend finden, heißt das nicht, dass bei einem schönen stinkenden Pansen nicht das Herz deines Hundes höher hüpft.
Diese Sache mit der Vermenschlichung unserer Hunde führt jedoch dazu, dass immer mehr Fleisch in die Futternäpfe gelangt, was sich auch für menschliche Lebensmittel eignet. Ein Trend, der Massentierhaltung, schlechtes Fleisch, Tiertransporte und schreckliche Schlachtbedingungen weiter fördern könnte.
Exotisches Fleisch und Superfoods
Auch exotische Tiere landen immer häufiger in den Näpfen unserer Vierbeiner, z.B. Känguru, Strauß oder Büffel. Sicherlich kann man hier davon ausgehen, dass diese Fleischsorten besonders von Allergikern gut vertragen werden, weil sich Allergien nur gegen bekannte und oft gefütterte Proteinquellen entwickeln, doch als „hypoallergen“ kann man sie deshalb nicht automatisch bezeichnen. Und aus Sicht der Nachhaltigkeit sind sie mehr als fragwürdig.
Gleiches gilt für die sogenannten Superfoods, wie z.B. Chia-Samen, Goji-Beeren oder Quinoa. Oft haben solche Inhaltsstoffe eine lange Reise hinter sich und belasten damit zusätzlich die Umwelt. Auch das Gerücht, dass sie besonders gesund sind, ist umstritten. Auch in heimischen Gefilden findest du Zutaten, die voller wichtiger Nährstoffe sind. Nur weil es für uns Menschen gesund ist, heißt das aber noch lange nicht, dass sie auch unseren Hunden besonders gut tun. Ernährungsphysiologisch gibt es einfach Unterschiede zwischen Mensch und Hund. So ist z.B. bekannt, dass Vitamin-C-haltige Lebensmittel für uns Menschen besonders gut sind. Im Gegensatz zu uns, können Hunde jedoch ihren Vitamin-C-Bedarf selbst decken, weil ihr Organismus in der Lage ist, dieses Vitamin selbst zu bilden.
Besonders bei den exotischen Fleischsorten finde ich, dass diese wirklich Hunden mit Futtermittelallergie vorbehalten bleiben sollten. Ausschlussdiäten zur Ermittlung der Allergien sind mit solchem Fleisch perfekt umzusetzen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass dein Hund dagegen allergisch ist, ist relativ gering. Aber völlig gesunden Hunden permanent Futter mit diesen Fleischsorten zu füttern, würde langfristig dazu führen, dass immer mehr importiert wird. Und Reisen hinterlässt nun mal einen nicht gerade geringen CO2-Fußabdruck.
Füttern wir zu Großmutters Zeiten
Zu Zeiten unserer Omas und Opas wurden Hunde ganz einfach mit den Essenresten der Menschen gefüttert. Das ist auch eins der großen Gegenargumente, wenn es um die getreidefreie Ernährung geht. Zwar stammt der Hund vom Wolf ab, aber im Laufe der Evolution wurde er eben immer mit unseren Essensresten gefüttert und hat sich daher auch dieser Ernährung angepasst. Man kann also durchaus sagen, dass der Hund ein Allesfresser ist.
Weil es generell einen Trend zum Selbstkochen mit guten Zutaten gibt, finden sich auch immer mehr Hundehalter, die extra für ihren Hund den Kochlöffel schwingen. Denn da weißt du ganz genau, was im Napf landet. Aber auch hier solltest du dich vorher eingehend bei einem Ernährungsberater informieren und dir einen Fütterungsplan zusammenstellen lassen. Wer berufstätig ist und wenig Zeit zum Kochen hat, kann auch einmal pro Woche vorkochen und die Portionen separat einfrieren oder in Gläser einkochen. Achte aber auch darauf, dass du die passenden Nahrungsergänzungsmittel hast, damit dein Hund nicht unterversorgt ist.
Die Art der Fütterung mit Selbstgekochtem oder „Essensresten“ ist auch ökologisch sehr nachhaltig, da wir ohnehin meist für uns selbst auch kochen und man sich natürlich die komplette Produktionskette von Fertigfutter spart, inkl. der Energie, die für die Herstellung des Futters und der Verpackungen, sowie für die Transportwege eingespart wird.
Nachhaltige Hundeernährung
Es ist gar nicht so einfach, den Spagat zwischen artgerechter und nachhaltiger Hundeernährung zu finden. Laut einer Studie aus der Schweiz hinterlassen unsere Hunde einen ziemlich großen CO2-Pfotenabdruck. Zum Großteil fällt das auf den Fleischkonsum unserer Vierbeiner zurück, der Dank dem Trend zu immer „hochwertigeren“ Hundefuttersorten stetig wächst. Dort die richtige Balance zu finden ist nicht einfach und nur mit einiger Recherche zu realisieren.
Doch für welche Fütterungsart du dich bei deinem Hund entscheidest – wichtig ist, dass sie zu euren persönlichen Bedürfnissen passt und den Nährstoffbedarf deines Hundes deckt. Wenn du dir dann auch noch ein paar Gedanken machst, welche Fleischsorten und -teile du deinem Hund fütterst und wie du möglichst nachhaltiges Hundefutter kaufen kannst, tust du schon mehr als viele andere Hundehalter, die sich von ihren eigenen Ernährungsansprüchen, Glaubenssätzen und ihrer Empfänglichkeit für Marketing-Ausdrücke leiten lassen.
Einen interessanten Beitrag zur Fleischauswahl hat übrigens auch mal unsere Gastautorin Mona geschrieben. Den findest du hier.