Früher oder später bekommt der geliebte Vierbeiner die ersten grauen Haare, er bewegt sich nicht mehr so aktiv und die Reaktionsfähigkeit lässt nach. Der Hund wird alt, aber du kannst noch mehr tun, als ihn ausgewogen zu ernähren, fit und mobil zu halten und regelmäßig vom Tierarzt untersuchen zu lassen. Ich verrate dir, wie du das Leben deines Hundeseniors etwas glücklicher und schöner machen kannst.
Die Idee zu diesem Beitrag kam mir vor ein paar Tagen zum 6. Todestag meines Schrödis. Vielleicht hast du es ja auf Facebook oder Instagram gesehen. Ich hatte dort ein Gedicht veröffentlicht, das ich für ihn geschrieben hatte. Am Ende des Beitrags findest du es noch einmal, falls du es verpasst haben solltest.
Deshalb habe ich mir mal Gedanken gemacht, was ich damals getan habe, um ihm das Leben etwas angenehmer zu gestalten und ihm einen schönen Lebensabend zu gönnen. Murdoch und Freya sind ja zum Glück erst 6 und 4 Jahre alt, für die beiden ist also noch ein bißchen Zeit. Aber da auch aus der Lieblingsrudel-Community neulich die Frage kam, gibt´s hier heute meine besten Tipps für ein glückliches Leben als Hundesenior.
1. Reduziere Stress
Egal, wie sehr dein Hund früher gern der Mittelpunkt des Geschehens stand, viele Hunde werden im Alter anfälliger für Stress und sehnen sich eher nach einem ruhigen Rückzugsort. Den solltest du ihm geben und das tägliche Programm nicht mehr ganz so straff durchziehen. Wenn er grummelt, genervt wirkt oder schlechte Laune hat, tu ihm etwas Gutes und gönne ihm seine Ruhe.
Nicht nur die Nerven liegen bei älteren Hunden schneller blank, auch die Haut wird dünner. Im Winter frieren sie oft schneller und bei Gassirunden solltest du über einen Hundemantel nachdenken. Im Sommer ist es besonders wichtig, dass dein Hund sich immer an einen kühlen Platz im Schatten zurückziehen kann. Auch wetterbedingter Stress kann deinem Hund schaden.
2. Zeige Nachsicht
Werde nicht ungeduldig oder sauer, wenn dein Senior deine Kommandos nicht mehr sofort ausführt oder dich scheinbar ganz ignoriert. Hast du ihn schon mal vom Tierarzt untersuchen lassen, ob mit seinen Augen und Ohren alles in Ordnung ist? Gib deinem Hund zusätzliche Orientierung, wenn seine Sehkraft nachlässt und er schwerhörig wird.
Interessanter Fakt: Hunde scheinen bestimmte Geräusche bis ins hohe Alter zu hören, auch wenn sie sonst komplett taub sind. Bei meinen schottischen Schwiegereltern kam Dackel Rudi auch mit seinen 17 Jahren noch zuverlässig angerannt, wenn jemand den Kühlschrank öffnete. Und auch mein Schrödi konnte das Knistern der Leckerlietüte noch an seinem letzten Tag sehr gut hören.
Auch Demenz kann es bei Hunden geben und vielleicht wird er nur etwas vergesslich, wenn bestimmte Dinge nicht mehr so klappen wie früher. Oder sein Gehirn kann einfach nicht mehr so schnell schalten. Bereite euch beide darauf vor, mehr mit Händen und Füßen zu kommunizieren und die Stimme in einem höheren Ton einzusetzen. Das kann helfen.
3. Pack deinen Hund nicht in Watte
Nur weil dein Hund älter wird oder das eine oder andere Wehwehchen hat, heißt dass nicht, dass du ihm nichts mehr erlauben darfst. Wenn er früher gern Ball gespielt hat, geklettert ist oder eine bestimmte Lieblingssportart hatte, dann soll er das auch weiterhin tun dürfen – nur halt in altersgerechter Version.
- kürzere Intervalle
- geringerer Schwierigkeitsgrad
- kürzere Strecken
Achte darauf, ab welchem Punkt dein Hund Erschöpfung zeigt, z.B. indem er stark hechelt, öfter stehen bleibt oder dir anderweitig zeigt, dass er eine Pause braucht. Bei den normalen Gassirunden gehe lieber die etwas kürzere, dafür ein mal öfter am Tag.
4. Gemütliche Kuschelstunden
Hunde und Menschen sind sich in diesem Punkt sehr ähnlich: Je älter der Hund wird, desto wichtiger wird ihm Zuneigung und Geborgenheit. Der heimelige Platz bei seinem Lieblingsrudel wird immer häufiger von ihm bevorzugt. Lass deinen Hund so nah wie möglich bei dir schlafen. Stelle sein Hundebett neben das Sofa oder dein Bett und gönne ihm häufiger Körperkontakt. Dann fühlt er sich besonders gut und geborgen.
5. Ein zweiter Frühling?
Den eigenen Hund altern zu sehen kann mitunter den Wunsch nach einem Hundewelpen auslösen. Mir selbst ging es da nicht anders. Als Schrödi damals mit 11 Jahren schon wirklich langsam gebrechlich wurde (selbst ich konnte die Augen nicht länger davor verschließen), dachte ich darüber nach, einen Hundewelpen zu holen. Immer in der Hoffnung, dass es Schrödi noch mal einen Aufschwung geben würde.
Ich habe mich damals lange mit meiner Hundetrainerin unterhalten, die mir davon abrat. Sie meinte, ich solle Schrödi solch eine Veränderung und auch Verantwortung nicht mehr antun und lieber die letzte gemeinsame Zeit mit ihm zu genießen, die uns noch blieb. Ihm meine ganze Aufmerksamkeit schenken, anstatt ihm einen wildgewordenen Fellball zuzumuten, den er ja auch irgendwie miterziehen musste. Und tatsächlich dauerte es nur noch knapp 10 Monate, bis ich mich von Schrödi verabschieden musste. Ich bin froh, dass ich die letzte Zeit mit ihm allein verbracht habe.
6. Nimm ihm Verantwortung ab
Viele ältere Hunde reagieren verärgert oder aggressiv auf jüngere und wildere Artgenossen. Das liegt häufig daran, dass sie sich darüber bewusst sind, dass sie schwächer und mitunter nicht mehr ganz gesund sind. Vielleicht hat er auch Schmerzen und versucht diese Unsicherheit, die daraus entsteht, mit Aggression zu überspielen.
Tu ihm einen Gefallen und versuche, solche Situationen zu vermeiden. Bei Hundebegegnungen kannst du dich vor ihn stellen und ihm so signalisieren, dass er bei dir sicher ist und sich nicht selbst darum kümmern muss. Um auch deinem Senior noch soziale Kontakte zu ermögliche, suche dir eher Hundefreunde, die vom Temperament oder Alter zu deinem Hund passen. Dann werden die Spaziergänge gleich viel entspannter.
Lass ihn in Würde altern
Wie war dein Hund in seinen jungen Jahren? War er ein kleiner Held, der alles mitgemacht hat und viel Action und Freude in dein Leben gebracht hat? Was sind die schönsten Erlebnisse, die ihr gemeinsam hattet? Schau dir auch an, wie eure Beziehung heute ist. In welchen Situationen fällt dir besonders auf, wie viel er dir bedeutet, wie gut ihr euch versteht oder wie sehr er dein Leben zum Positiven verändert hat?
Nimm ihn an als den, der er jetzt ist und schätze alles an ihm. Genieße die Zeit mit deinem Hundesenior und versuche, ihm das Leben so schön wie möglich zu machen. Achte auf die kleinen Zeichen, dann hast du einen riesigen Stein im Brett. Schrödi konnte z.B. irgendwann nicht mehr in den Kofferraum springen, also habe ich ihm eine Hunderampe gekauft. Er fand sie doof und wollte nur ungern dort hoch, besonders wenn andere Hunde in Sichtweite waren. Waren wir alleine tat er es, wenn auch widerwillig. Irgendwann bin ich bewusst dazu übergegangen zu warten, bis kein anderer Hund mehr da war, bevor ich die Rampe rausholte. Ich bin der festen Überzeugung, dass er das wohlwollend zur Kenntnis genommen hat.