Zur Intelligenz von Hunden gibt es immer wieder Studien, die nachweisen sollen, wie schlau unsere Fellnasen wirklich sind. In den meisten davon kommt heraus, dass Hunde den IQ eines Kleinkindes haben und eine einfache Form von Ich-Bewusstsein. Doch kann man die Intelligenz von Hunden mit der von uns Menschen überhaupt vergleichen?

Wenn ich mir mein Lieblingsrudel so anschaue, frage ich mich oft, ob das Ergebnis der Studien wirklich stimmt? Es gibt viele Momente, in denen ich mir nur schwer vorstellen kann, dass das Verhalten meiner Hunde und die teilweise durchdacht erscheinenden Aktionen auch bei einem Kind im Alter von 2,5 Jahren zu beobachten wären.

Klar, wir Hundeleute sagen immer, dass unsere Hunde extrem intelligent sind! Im Gegensatz zu den meisten Studien betrachte ich das Wort „Intelligenz“ jedoch weniger in Bezug auf die Frage, wie viele menschliche Wörter Hunde lernen können. Für die meisten von uns steht wahrscheinlich eher die emotionale Intelligenz, der 6. Sinn oder einfach ihre ganze lebensfrohe Art im Mittelpunkt.

Für mich persönlich ist es sogar noch ein Stück mehr. Ich habe oft das Gefühl, dass meine Hunde mich erden, indem sie mich wieder näher zur Natur bringen. In einer Welt, in der alles immer schneller gehen muss, tut es gut, sich regelmäßig auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu beschränken: Wald, frische Luft und ein paar tobende Vierbeiner! Was mich betrifft, ich sehe das als Zeichen höchster Intelligenz an! ♥

Doch schauen wir doch mal, was die Wissenschaft dazu sagt.

Das Gehirn eines Hundes

Hunde sind uns Menschen im Laufe der Evolution sehr ähnlich geworden. Wir verfügen über 75% Übereinstimmung in unseren genetischen Codes und was die Kommunikation angeht, haben unsere Hunde sich perfekt an ihre Zweibeiner angepasst. Manchmal sind sie uns sogar so ähnlich, dass wir ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben.

Doch schaut man sich unsere Gehirne im Vergleich an, gibt es sehr gravierende Unterschiede, die Einfluss darauf haben, wie unterschiedlich Mensch und Hund ihre Realität wahrnehmen. Dieser Perspektivenwechsel kann im Alltag mit Hund vieles etwas einfacher machen.

Die Stirnlappen z.B., die für Kognition und Impulskontrolle wichtig sind, sind einer der Gründe, warum für Welpen das Thema Impulskontrolle noch sehr schwierig sein kann. Vielleicht der wichtigste Unterschied ist aber der Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Gerüchen zuständig ist. Es ist allgemein bekannt, dass dieser Bereich beim Hund 40-mal größer als bei uns Menschen ist und er deshalb die Welt mit seiner Nase sieht.

Die Welt in der Perspektive von Hunden

Wer sich hauptsächlich über die Nase in der Welt zurecht findet, hat natürlich nicht nur eine ganz andere Weltanschauung, sondern oft auch einen Einblick in Dinge, der uns Menschen verwehrt bleibt. Wenn du über das faszinierende Riechorgan unserer Hunde noch nicht so viel weißt, empfehle ich dir den oben verlinkten Artikel.

Mit der Nase riechen Hunde einfach alles! Zum Beispiel die Vergangenheit, wann der beste Freund oder der Erzfeind zuletzt auf Gassirunde war, in welchem emotionalen Zustand er sich befunden hat und sogar, was es bei ihm gestern zum Abendessen gab. Sie können die Zukunft sehen, wenn sie z.B. wissen, dass jemand gleich zu Besuch kommt, weil sie die Geruchspartikel bereits über große Distanzen wahrnehmen und wissen sogar, aus welcher Richtung die Person kommt.

Am faszinierendsten ist aber sicherlich der Fakt, dass Hunde in der Lage sind Hormone wahrzunehmen und daher immer bestens über unseren gesundheitlichen und emotionalen Zustand im Bilde sind. Sie können sogar Krebszellen erschnüffeln, wie in einem Gastbeitrag über die „Krebssuchhunde“ berichtet wird. In der Forschung und der Medizin sind sie daher ein bewährtes Frühwarnsystem und auch bei der Polizei kann man mittlerweile auf ihren Geruchssinn nicht mehr verzichten.

Die komplexe Welt der Hundesprache

Hunde können nicht sprechen, deshalb finde ich persönlich die Grundlage, wie viele Wörter ein Hund kann, keine besonders gute zur Ermittlung des Intelligenzquotienten. Natürlich sind sie trotzdem in der Lage, mit Artgenossen und ihren Lieblingsrudeln zu kommunizieren, nur läuft das eben nur selten auf sprachlicher Ebene ab.

Neben offensichtlichen akustischen Geräuschen, wie dem Bellen oder Knurren eines Hundes, gibt es eine Vielzahl von körpersprachlichen Signalen, für die wir Menschen unsere Sinne oft erst noch sensibilisieren müssen. Viele dieser Signale werden von uns falsch interpretiert und es kann zu Missverständnissen kommen, die wir hier im Blog ja auch hin und wieder diskutieren. Viele Gestiken, Mimiken und Blicke sind einfach so fein, dass es schon jede Menge Übung erfordert, diese wahrnehmen und richtig einschätzen zu können. Für mich war das einer der Gründe, warum ich einen Zweithund ins Haus geholt habe. Ich wollte einfach sehen, wie Hunde untereinander kommunizieren und daraus lernen für meinen eigenen Umgang mit meinen Fellnasen.

Die emotionale Intelligenz von Hunden

Man sagt immer, Hunde haben nur teilweise ein Gefühlsleben, wie wir es kennen. Grundlegende Gefühle, wie Freude, Angst, Ekel oder Überraschung schreibt man ihnen zu, nicht jedoch soziale Gefühle wie Schuldbewusstsein, Mitleid, Stolz oder dass ihnen etwas leid tut.

Bei genauerem Überlegen bin ich mir nicht so sicher, ob ich das so unterschreiben kann. Jeder von uns kennt wahrscheinlich den schuldbewussten Blick, wenn der Hund in unserer Abwesenheit etwas zerstört oder sich versehentlich auf dem Teppich erleichtert hat. Moderne Hundeverhaltens-Theorien erklären das so, dass Hunde uns damit besänftigen möchten, weil sie wissen, dass wir mit ihnen schimpfen. Daher handele es sich bei diesem Verhalten eher um Angst, als um Schuldbewusstsein.

Jetzt habe ich aber bei Murdoch und Freya auch schon oft Situationen erlebt, in denen der eine beim Spielen vielleicht zu sehr aufgedreht hat und sich dann beim anderen entschuldigt, wenn dieser gefiept hat. Wenn einer der beiden verletzt ist, zeigt der andere besonders viel Fürsorge und wenn sich einer unterwegs erschreckt, ist der andere für ihn da. Zumindest ist das bei meinen Hunden so.

Auch wenn man bedenkt, wie oft dem Hund zugeschrieben wird, dass er ein hochgradig soziales Wesen ist, bezweifle ich die Theorie, dass sie keine emotionale Intelligenz besitzen stark. Wie siehst du das? Wie kann ein soziales Wesen überhaupt sozial sein, wenn es keine soziale Intelligenz zu haben scheint? Ganz schön viel soziales in einem Satz…

Wie schlau sind Hunde denn jetzt?

Ich denke, dass Hunde sehr wohl eine hohe Intelligenz haben, nur muss man sie eben mit anderen Maßstäben messen, als mit unseren. Das wäre sonst wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

In vielerlei Hinsicht sind Hunde uns meiner Meinung nach sogar überlegen. Wir sind doch selbst oft so weit weg von unserer eigenen Natur, dass wir ja praktisch die Hilfe unserer Hunde brauchen, um wenigstens ab und zu ein bißchen geerdet zu sein. Wenn wir Hunde vermenschlichen und sie nach unseren Maßstäben messen, werden wir so viel verpassen, was wir von ihnen lernen können. Und damit meine ich nicht nur die Körpersprache der Hunde, sondern vor allem auch, was sie uns über uns selbst sagen. Nur, weil ihre Weltanschauung außerhalb unserer menschlichen Erfahrungen liegt, heißt das nicht, dass sie weniger intelligent sind als wir.

Wenn ich mir anschaue, wie wenig meine Hunde sich über irgendwelche Kommentare im Internet ärgern oder sich Sorgen machen, ob der herannahende Sturm „Sabine“ uns die Ziegel vom Stalldach holt, frage ich mich manchmal, ob die beiden es nicht ein wenig cleverer anstellen, indem sie sich keine Gedanken um Eventualitäten machen.