Für viele Tierfreunde gehören Pferde und Hunde einfach zusammen. Auch bei mir ist es so, dass ich nicht nur gerne mit meinen beiden Hunden spazieren gehe, sondern seit Kindertagen auch einen Faible für Vierbeiner mit Hufen habe. Nach mehr als 23 Jahren Pause habe ich vor Kurzem wieder mit dem Reiten begonnen und jetzt stellt sich mir die Frage: Lässt sich ein Pferd ins Lieblingsrudel integrieren?
Der heutige Blogbeitrag ist vielleicht ein wenig Off-Topic, weil eigentlich geht es nicht um Fellpfoten, sondern Vierbeiner mit Hufen. Früher habe ich Pferde geliebt und meine Eltern in den Wahnsinn getrieben, weil ich selbst eins haben wollte. Damals hatte ich noch Angst vor Hunden, aber mit den wesentlich größeren Pferden hatte ich keine Probleme. Ganz im Gegenteil: Keine reiterliche Herausforderung war zu groß für mich und man konnte mir wirklich „jeden Bock unter den Hintern schieben“.
Irgendwann passierte es dann: Ein Haflinger sorgte dafür, dass ich im Krankenhaus landete. Wir waren ausgeritten und der Haffi hatte geschlagene 17 Mal versucht, mich abzuwerfen. Beim 18. Mal ist es ihm gelungen und ich landete mit dem Gesicht auf dem harten Waldboden. Mir wurde schwarz vor Augen und ich musste nach Hause laufen. Ich war voll auf der Nase gelandete, wo sich keine 24 Stunden nach dem Unfall dicke Hämathome gebildet hatten, die dringend behandelt werden musste.
Wer runter fällt, muss gleich wieder aufsteigen
An dem Spruch ist tatsächlich etwas dran, denn wenn man als Reiter runterfällt und nicht sofort wieder aufsteigt, ist es oft so, dass man Angst vorm Reiten bekommt. Ich habe nach meinem Unfall und dem Krankenhausaufenthalt zwar noch das eine oder andere Mal auf einem Pferderücken gesessen, jedoch nicht mehr so oft und irgendwann schlief das Ganze einfach ein. Ich war halt Teenie und hatte einfach andere Dinge im Kopf – Jungs und Parties! 😉
So vergingen dann Wochen, Monate und schließlich Jahre, in denen ich keinen Kontakt mehr zu Pferden hatte. Das bedeutet aber nicht, dass meine alte Liebe gänzlich verschwand. Ich bin und bleibe Pferdemädchen!
Ich habe immer gesagt: „Irgendwann geh ich mal wieder reiten!“ Wie das so ist, wenn man das Wort „irgendwann“ verwendet, gingen Jahre ins Land, in denen der Wunsch doch relativ vage blieb. Bei mir waren es 23 Jahre!
Wer A sagt, muss auch Taten sprechen lassen
Ich und meine große Klappe!!! Vor ein paar Monaten war es soweit: Meine Oma fragte mich, was ich mir zum Geburtstag wünsche und mir fiel nichts ein. Ich hab ja eigentlich alles, was mich glücklich macht: meine Familie, Freunde, Bauernhof und Hunderudel. Mehr brauch ich nicht zum Leben! In einem Anfall von Nostalgie antwortete ich Oma mit „Reitsachen!“
Früher, als ich noch klein war, haben meine Oma und mein Opa in der Nähe des Reitstalls gewohnt. Am Wochenende war ich also immer bei ihnen, um möglichst viel Zeit mit den Pferden zu verbringen. Zu jedem Geburtstag, Weihnachten oder anderen Feierlichkeiten, haben meine Großeltern mir Reit- oder Pferdesachen geschenkt. Irgendwie lustig, dass fast ein viertel Jahrhundert später wieder Oma die ist, die mein Hobby finanziert.
Also bekam ich zum Geburtstag die Reit-Grundausstattung: Reithose, Helm, Stiefeletten und Chaps und fühlte mich ziemlich cool. Doch nur wegen der Klamotten ist man noch lange kein Reiter, also hieß es zunächst, noch ein paar Wochen Mut sammeln und dann machte ich Nägel mit Köpfen. Bei meinen Eltern gegenüber ist ein kleiner Reitstall mit ziemlich alten und lieben Pferdchen, auf denen normalerweise kleine Kinder reiten. Dort fragte ich also, ob ich mal eine Einzelstunde haben könnte und wir machten einen Termin für die kommende Woche.
Franziska hat die Hosen voll
Auf dem Weg zu meiner ersten Reitstunde nach 23 Jahren war ich nervlich ein Wrack! „Warum muss ich immer so eine große Klappe haben?“ war die Frage, die mir permanent durch den Kopf ging. Ich bin in meinem Leben bereits mehrfach gebissen, getreten und abgeworfen worden, durfte mehrfach alleine nach Hause laufen und einmal endete das Ganze ja – wie oben erwähnt – auch schon im Krankenhaus. Warum zum Geier wollte ich mich also wieder auf eins dieser Höllentiere draufsetzen?
Im Prinzip ist die Antwort darauf ganz einfach: Ich bin kein großer Fan davon, Opfer meiner Ängste zu sein und der festen Überzeugung, dass man eine Menge verpasst, wenn man sich diesen nicht stellt. Ich habe ja schon mehrfach erwähnt, dass ich lange auch vor Hunden Angst hatte. Jetzt habe ich mein Lieblingsrudel, denn Angst hat man meist vor Dingen, die man nicht kennt und nicht einschätzen kann.
Das ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht
Meine ersten Reitversuch sollte ich mit „Primana“ haben, eine 25 Jahre alte Stute, die auch bei den kleinen Kindern der Reitschule extrem beliebt war. Mein Reitlehrer war so nett, mir beim Satteln und Trensen zu helfen und so zockelte ich wenig später mit der Maus aus dem Stall Richtung Aufstieghilfe. Topf auf den Kopf und zack saß ich auf dem Pferdchen.
Von einem Moment auf den anderen war die Angst wie weggeblasen. Mein Reitlehrer zeigte in Richtung Reitplatz, ich wendete das Pferdchen und zockelte schon mal vor. Bevor ich es überhaupt realisiert hatte, waren wir schon allein auf dem Platz und drehten die erste Runde. Ich fasste schnell Vertrauen zu Primana, die das einfach nur prima machte.
Mein Ziel für die erste Reitstunde war, dass ich alle drei Gangarten – also Schritt, Trab und Galopp – absolvierte. Und ich kann sagen: Ziel erreicht! Ich habe geschwitzt wie eine Irre und war völlig außer Atem, aber ich hab´s geschafft! Ich habe sogar eine relativ gute Figur dabei gemacht, auch wenn es sich nicht so anfühlte. Mein Reitlehrer sagte auf jeden Fall, dass mein Ausbilder damals eine gute Arbeit geleistet hatte.
Und dann kam das, was jeder Reiter kennt: eine geschlagene Woche Muskelkater! Ich lief rum, als hätte ich eine Tonne zwischen den Beinen und das auch noch sehr langsam und mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck. Ich war das Gespött meiner Nachbarn, alles Reiter, die sich schadenfroh über meine doch sehr steifen und ungewöhnlichen Bewegungen lustig machten. Der Zustand hielt etwa eine Woche lang an und als ich mich endlich wieder schmerzfrei bewegen konnte, stand auch schon die nächste Reitstunde auf dem Programm.
Das Kopfkino ist der größte Feind
Nach meiner zweiten Reitstunde auf Primana fragte mich mein Reitlehrer, was denn meine Ziele mit dem Reiten wären. Ich muss ehrlich zugeben, ich muss nicht unbedingt auf einem Pferd sitzen. Was mich viel mehr fasziniert ist die Körpersprache und wie man mit Pferden ohne große Worte kommunizieren kann. Also ähnlich wie das, was mich im Endeffekt ja auch hier beim Lieblingsrudel interessiert. Wenn es nach mir ginge, würde ich einfach nur ein bißchen mit einem Pferd im Round Pen, auf der Koppel oder auch in der Box abhängen.
Geantwortet habe ich jedoch etwas völlig anderes, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, sonst komische Blicke zu kassieren. Ich sagte, Turniere und andere Wettbewerbe würden mich null interessieren. Ein bißchen ausreiten irgendwann und einfach aus Spaß an der Freude mit Pferden zusammen sein, würde mir völlig reichen. Im nächsten Atemzug lud mein Reitlehrer mich ein, am Wochenende mit ihm und seiner Frau auszureiten und ich sagte sofort zu, ohne weiter darüber nachzudenken.
Wer selbst reitet weiß, dass es einen großen Unterschied macht, ob man auf dem Platz, in der Halle oder ins Gelände reitet. Der Wald ist voller wilder Tiere, die ohne Vorwarnung aus dem Gebüsch springen könnten und Situationen, die man nicht vorhersehen kann. Pferde sind Fluchttiere und ich durfte wie gesagt schon mehr als einmal alleine nach Hause laufen. Ich hing auch schon in Bäumen oder Gebüschen fest, wurde ein paar Meter mitgeschleift und einer dieser Ausflüge endete – wie Eingangs bereits erwähnt – sogar mit einer Woche Krankenhaus und einer fiesen Operation. Dementsprechend läuft in meinem Kopf jedes Mal schreckliches Kopfkino ab, obwohl wirklich keinerlei Grund dafür besteht. Die liebe Primana bleibt nämlich augenblicklich stehen, wenn etwas Ungewöhnliches passiert oder sich eins der anderen Pferde erschreckt.
Jedes Mal eine neue Herausforderung
Mittlerweile war ich dreimal ausreiten und mein Reitlehrer stellt mich jedes Mal vor eine neue Herausforderung, die ich überwinden muss. Beim ersten Mal war es die Tatsache, in der freien Natur unterwegs zu sein. Beim zweiten Mal lag plötzlich ein Baumstamm quer über dem Weg, über den ich springen sollte, auch wenn ich mir vorher ordentlich in die Hosen machte. Beim dritten Mal kam Primanas Besitzer mit und ich bekam plötzlich ein fremdes Pferdchen unter den Hintern geschoben.
Und während es mit Primana immer problemlos geklappt hatte, war ich bei dem neuen Pferd dann doch wieder ordentlich verunsichert. Sie heißt Kassa und ist ebenfalls schon etwas betagter, sehr lieb, aber im Gegensatz zu Primana doch etwas schneller (weil größer). Kassa und ich verstanden uns auf Anhieb, sie kam gleich zu mir, legte mir vertrauensvoll den Kopf an die Brust und ließ sich streicheln. Mein Herz ging auf!
Dennoch wäre es wohl eine gute Idee gewesen, mit Kassa zuerst noch einmal auf den Platz zu gehen. Ich war nämlich trotz allem relativ misstrauisch und versuchte daher permanent, sie mit kurzem Zügel zu reiten. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir hinterher ordentlich die Hände weh taten. Und wenn ich schon solche Schmerzen hatte, möchte ich nicht wissen, wie sich das in ihrem Maul angefühlt hat. Das schlechte Gewissen plagt mich immer noch und ich ärgere mich, dass ich ihr nicht mehr vertrauen konnte.
Wie geht´s jetzt weiter mit dem Reiten?
Also, auch wenn ich eigentlich keine Lust hatte, dumm im Kreis auf dem Reitplatz zu reiten, werde ich da wohl nicht drum herum kommen. Mein Reitlehrer hat mir angeboten, dass ich mir gern auch ein Pferd rausholen und alleine auf den Platz gehen kann. Und ich denke, dieses Angebot werde ich mit Kassa annehmen. Denn was mir wirklich fehlt, damit ich mich beim Ausreiten entspannen und das Ganze in vollen Zügen genießen kann, ist einfach die Übung, der Knieschluß und ein bißchen mehr Selbstvertrauen.
Irgendwann stellt sich dann natürlich auch die Frage, wie Hund und Pferd zusammen funktionieren können. Also, wenn du da einen Tipp hast, wie ich Fluchttier und Beutegreifer aneinander gewöhnen kann, bin ich dir sehr dankbar. Denn das Endziel sollte ja sein, dass ich mit allen zusammen Gassi reiten kann! 🙂
Ich bin früher selber viel geritten und kann deine Gedanken, Sorgen und Ängste sehr gut verstehen. Das einzige was da hilft ist Geduld und weitere Stunden auf dem Platz, aber das macht ja auch großen Spaß 🙂 Genieße einfach die Zeit auf dem Rücken von Kassa oder Primana und baue eure Bindung weiter auf.
Für Hund und Pferd habe ich leider keinen Tipp parat, aber ich bin mir sicher, auch das wirst du schaukeln! 🙂
Danke, liebe Marion! Ich versuche, es zu genießen, auch wenn immer wieder das Kopfkino sich einschaltet. Aber wäre ja auch langweilig, wenn man keine Herausforderungen hat. Sobald ich mich wieder sicherer im Umgang mit den Pferdchen fühle, werde ich mal einen Vorstoß mit einem der Hunde wagen. Die beiden kennen ja Pferde, wir waren auch schon zusammen Gassi (also jeder Hund einzeln). Ich frage mich nur, wie sie es aufnehmen, wenn ich plötzlich auf dem Pferd drauf sitze. Das ist dann bestimmt ein ganz anderes Thema. Hahaha! Ich halte dich auf dem Laufenden! ♥
Hallo Franziska,
Wenn das Kopfkino angeht entscheide du welcher Film läuft.
Es wird ganz einfach wenn du dich auf die Aufgabe und den Weg konzentriert.
Bei denn Hunden ist es ja auch so, wenn du willst das er Sitz macht sagst du „Sitz“. Und nicht alles was er nicht soll.
„Mach nicht Platz“, „Geh nicht raus“ und so weiter.
Wenn das Pferd hektisch wird gib ihm Ruhe und verlang die auch von ihm. „Ruhig“ ist ein erstens ein gutes Kommando und wenn du es auch ruhig sagst, also laaangsaam und mit ruhiger und vielleicht etwas tieferer Stimme gibst du dir selber auch Ruhe und das wiederum merkt das Pferd auch.
Die Stimmlage und das Tempo sind für uns ja auch entscheidend ob man sich gebremst oder angefeuert fühlt.
Alles was du nicht willst „nicht so schnell“ „hoffentlich geht der nicht durch“ „bitte nicht auf die Straße“ schmeiß aus deinem Kopf.
Nix im Kopf geht bei Menschen (besonders bei Frauen) aber nicht deswegen die Aufgabe in den Kopf packen. „Geh nach links“ „Scheeeeeeritt“ „Ruhiger“ was auch immer.
Wenn man selbst überlegt „Warte mal wie geht das jetzt nochmal?“ „Wo muss jetzt das Bein hin?“ steht man selbst der Aufgabe im Weg weil dann ja nicht die eigentliche Aufgabe im Kopf ist.
Ich glaube ja das Pferde Gedanken lesen können und deswegen funktionierts auch.
Ich hoffe ich konnte dir das verständlich erklären. Mit mir selbst und meinen Reitleuten (da waren auch viele mit Angst und schlechten Erfahrungen dabei) habe ich damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
LG Tanja
Ps: kleines Beispiel zum Schluss
Denk jetzt nicht an Schokolade!
Hallo liebe Tanja,
oh, jetzt brauch ich Schokolade, haha! Ja, aus der Hundeerziehung kenne ich das mit dem Kopfkino ja schon und bin auch ziemlich geübt. Es fühlt sich nur komisch an, das auf 500 kg Pferd umzusetzen. Aber ich werde es beim nächsten Ausritt mal ausprobieren. ♥
Liebe Grüße,
Franziska, Murdoch & Freya ♥