Einige Mythen rund um das Verhalten und Leben von Hunden halten sich trotz neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse immer noch hartnäckig. Hier verrate ich dir, welche Dinge du getrost wieder vergessen kannst, weil sie nicht stimmen.
Ein Hundejahr sind sieben Menschenjahre
Nicht bei allen Hunden lässt sich diese Faustformel anwenden. Je nach Rasse, Größe und Gewicht des Hundes variiert das Alter in Menschenjahren. Größere Hunderassen werden in der Regel langsamer erwachsen, als kleine Rassen, altern jedoch schneller. Ungefähre Anhaltspunkte für das Alter deines Hundes in Menschenjahren kann diese Tabelle liefern.
Hunde haben kein Zeitgefühl
Dass Hunde im Hier und Jetzt leben ist einer der Gründe, warum ich persönlich so gern mit ihnen zusammen bin. Nur, weil ihnen Zukunft und Vergangenheit egal sind, heißt das aber nicht, dass sie kein Zeitgefühl haben.
Hunde nehmen die Zeit nur anders wahr als wir. Ähnlich den Menschen in der Steinzeit, die noch keine Uhr hatten, richten sie ihren Lebensrhythmus nach Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Mit Hilfe ihrer feinen Nasen haben sie außerdem die Möglichkeit, Zeiten einzuschätzen, wann z.B. Herrchen oder Frauchen von der Arbeit zurück kommt. Die Geruchsmoleküle, die wir hinterlassen, wenn wir morgens aus dem Haus gehen, werden im Laufe des Tages immer weniger. Forscher haben nachgewiesen, dass Hunde erkennen, wann die Intensität der Duftmolküle auf ein bestimmtes Level absinkt, bei dem der Besitzer normalerweise wieder nach Hause kommt.
Hunde können keine Farben sehen
Viele Hundehalter glauben immer noch, dass Hunde nur in schwarz-weiß sehen können. Auch das stimmt nicht! Hunde sehen Farben nicht so gut und in einem anderen Spektrum. Sie sind blasser und der Hund kann Rottöne kaum erkennen. Blau und Grün sind für ihn jedoch leicht auseinander zu halten, deshalb sind blaue Spielzeuge oder Trainingsobjekte am besten sichtbar.
Der Fokus der Netzhaut liegt beim Hund weniger auf Farben und mehr auf Bewegungen. So können sie flüchtende Beutetiere schneller erkennen, sobar bei schlechteren Lichtverhältnissen. Die Nase des Hundes kann die visuellen Sinne außerdem ordentlich unterstützen.
Welpenschutz
Ein weit verbreiteter Mythos, den bestimmt jeder Welpenbesitzer schon einmal gehört hat, ist der Glaube, dass Hunde Welpenschutz haben. Demnach sollen die erwachsenen Hunde instinktiv merken, dass der junge Hund beschützt werden muss und er wird daher nicht ernsthaft angegriffen. Das ist leider nicht der Fall!
Der Begriff Welpenschutz bezieht sich eigentlich auf eine Wolfsfamilie, die bei ihren eigenen Welpen in den ersten 6-7 Lebenswochen eine gewisse Toleranz zeigt und Dinge durchgehen lässt. Das gilt jedoch nur für die eigenen Welpen, nicht für rudelfremde Artgenossen. Besonders Hündinnen sind oft schlecht auf Welpen zu sprechen. Du als Rudelchef musst in so einem Fall deinen Welpen beschützen, damit er merkt, dass er sich auf dich verlassen kann.
Hunde wissen genau, wenn sie etwas falsch gemacht haben
Man kann davon ausgehen, dass Hunde durchaus gewisse Hausregeln kennen und diese befolgen. Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen diese Annahme. Das heißt aber nicht, dass sie sich deshalb die Chance auf einen prall gefüllten Mülleimer und ein paar ungestörte Stunden entgehen lassen. Auch wenn dein Hund weiß, dass es verboten ist, den Mülleimer auszuräumen, wird er ihn wahrscheinlich trotzdem in deiner Abwesenheit zerlegen.
Das, was wir häufig als schlechtes Gewissen interpretieren, sind eigentlich nur Beschwichtigungsgesten, mit denen der Hund seinen verärgerten Besitzer beruhigen möchte. Wenn du deinen Hund nicht auf frischer Tat ertappst, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er deinen Wutausbruch mit seiner Tat in Verbindung bringt, ziemlich gering.
Ein Beispiel aus der Praxis habe ich in diesem Beitrag schon einmal detaillierter betrachtet.
Hunde dürfen kein Schweinefleisch fressen
Das stimmt nur halb, denn eigentlich dürfen Hunde schon Schweinefleisch fressen, allerdings muss es abgekocht sein. Rohes Schweinefleisch kann den Aujeszky-Virus enthalten, der beim Hund die Pseudowut hervorruft und tödlich enden kann. Deshalb sollte man Schweinefleisch nur gekocht verfüttern.
Die Hunde regeln das unter sich
Mein Favorit unter den Mythen, der mich persönlich immer ein bißchen wütend macht. Sicherlich sollst du dich nicht dauernd einmischen, wenn dein Hund mit Artgenossen spielt und vielleicht auch mal eine kleine Rauferei entsteht. Es ist wichtig für die Hunde, dass sie Streitigkeiten selbst regeln können. Wenn du jedoch siehst, dass es zu heftig wird, einer der Hunde echte Probleme bekommt oder sich zwei Streithähne einfach nicht einigen können, ist es deine Pflicht als Rudelchef, deinem Hund zu helfen.
Achte darauf, dass du dich selbst nicht in Gefahr bringst, wenn du einfach zwischen zwei streitende Hunde greifst. Versuche, mögliche Streßsituationen zwischen Hunden frühzeitig abzubrechen, bevor die Emotionen zu hoch kochen. Du bist als Rudelchef für die Sicherheit deines Rudels verantwortlich.
Wenn ein Hund einmal gebissen hat, wird er es immer wieder tun
Hunde, die einmal gebissen haben, landen oft im Tierheim und gelten dann als schwer vermittelbar. Dabei werden nur selten die Umstände betrachtet, unter denen der Hund gebissen hat. Kein Hund beißt ohne Grund und die Intentionen von Bissen können auch sehr unterschiedlich sein.
Natürlich gibt es Hunde, bei denen sich das Beißen als Problemverhalten bereits etabliert hat und die regelmäßig Konflikte auf diese Art lösen. In den meisten Fällen ist jedoch derjenige Schuld, der gebissen wurde. Oft werden die Warnsignale von Hunden übersehen oder ignoriert, bis der Hund nur noch eine Möglichkeit hat, zu zeigen, wie ernst es ihm ist: Schnappen oder Beißen. Solch ein Hund wird nicht automatisch immer wieder beißen. Bei achtsamen Menschen, die seine Meinung akzeptieren, wird er gar nicht so weit getrieben.
Hier findest du einen Artikel, der das Knurren bei Hunden etwas genauer betrachtet und dir Tipps gibt, wie du darauf reagieren kannst.
Einem alten Hund bringt man keine neuen Tricks bei
Ein Hund ist sein ganzes Leben lang in der Lage, neue Dinge zu lernen. Natürlich lernen Welpen und junge Hunde besonders schnell, aber auch ältere Hunde können durchaus noch neue Tricks lernen. Sie sind dabei vielleicht etwas langsamer, dennoch ist es wichtig, den Hund geistig zu fördern, damit er bis ins hohe Alter ausgelastet und glücklich ist.
Ein Schwanzwedeln bedeutet, dass der Hund sich freut
Auch das ist ein Mythos, der sich immer noch hartnäckig hält. Ein Schwanzwedeln kann jede Menge Dinge bedeuten und ist in der Hundesprache ein Teil vieler Stimmungen und Ausdrücke. Nur, wenn du Gestik, Mimik und Spannung des Hundekörpers mit einbeziehst, kannst du deuten, wie ein Schwanzwedeln gemeint ist.
Im Allgemeinen bedeutet es lediglich, dass der Hund aufgeregt ist. Ob diese Aufregung positiv oder negativ umschlägt, kann teilweise in Sekundenbruchteilen umkippen. Hunde wedeln nicht nur mit dem Schwanz, wenn sie einen geliebten Menschen begrüßen, sondern z.B. auch um Artgenossen zu imponieren, beim Verteidigen ihres Territoriums oder kurz vor einem Angriff.