Für die meisten von uns gehören Hundebegegnungen im Alltag. Die einen treffen sich regelmäßig zu Social Walks oder Hundetreffen, andere versuchen jeder Begegnung mit Artgenossen aus dem Weg zu gehen. Denn nicht jeder Vierbeiner mag andere Hunde. Welcher Typ ist dein Hund?
Im Idealfall gibt es für dich und deinen Hund nichts Schöneres, als gemeinsam draußen unterwegs zu sein. Hunde, die nett miteinander spielen, Hundehalter, die sich austauschen. Was für die einen Normalität ist, ist für andere ein täglicher Spießrutenlauf, um Kontakt zu anderen Hunden zu vermeiden. Denn nicht jeder Hund ist gleich begeistert, wenn er auf Artgenossen trifft. Und auch nicht jeder Hundehalter ist erfreut über spontane Zusammentreffen mit anderen Hunden. Das kann unterschiedliche Gründe haben.
Bevor du deinen Hund mit einem Artgenossen spielen lässt, solltest du immer zuerst mit dem Besitzer abklären, ob ein Zusammentreffen der beiden Fellnasen gewünscht ist. Gesundheitliche Probleme, schlechte Erfahrungen oder einfach nur die Tatsache, dass der Hund sich gerade im Training befindet, können der Grund dafür sein, dass die Hunde sich gerade nicht mal eben „Hallo sagen“ können. Nur weil dein Hund freundlich ist, heisst das nicht, dass auch der andere Hund sich nett verhält und spielen möchte.
Auch wenn soziale Kontakte für Hunde sehr wichtig sind, gehört es zum respektvollen Umgang miteinander, vorher mit dem anderen Halter abzustimmen, ob das gewünscht ist. Damit der Sozialkontakt entspannt und positiv besetzt ist und nicht in einer schlechten Erfahrung endet, ist es wichtig zu erkennen, welche Typ der eigene Hund ist.
Welcher Typ ist dein Hund bei Begegnungen mit Artgenossen?
Noch immer halten sich Mythen in der Hundewelt, obwohl sie eigentlich schon mehrfach widerlegt wurden. Dazu gehören beispielsweise Sätze wie:
- „Die regeln das unter sich…“
- „Der hat doch noch Welpenschutz…“
- „Der will nur spielen…“
- „Meiner ist ein Rüde, die werden sich schon verstehen…“
Wenn das so leicht wäre… Doch leider gehören weder Alter, noch Rasse oder Geschlecht zu den typischen Kategorien, die Aufschluss darüber geben, ob zwei Hunde gut miteinander klar kommen oder nicht. Das Verhalten von Hunden – besonders wenn sie auf Artgenossen treffen – ist dann doch meist etwas vielschichtiger, als dass man es auf diese einfachen „Leitsätze“ minimieren könnte.
Auch bisher gemachte Erfahrungen, das allgemeine Wohlbefinden oder äußere Faktoren der Umwelt spielen eine große Rolle, wenn es zu Begegnungen mit anderen Hunden kommt. Mache dir zuerst ein Bild über deinen eigenen Hund.
- Mag er generell andere Hunde oder bevorzugt er Hündinnen / Rüden?
- Spielt er gern mit Welpen oder lieber mit erwachsenen Hunden? Wie geht er mit Rüpeln und Pubertieren um?
- Ist er an der Leine entspannt oder ist es besser, wenn die Hunde sich im Freilauf begegnen?
- Welche Erfahrungen hat er in der Vergangenheit bereits mit anderen Hunden gemacht?
- Ist er physisch und psychisch in der Lage, mit einem anderen Hund zu kommunizieren oder zu spielen?
1. Der ängstliche oder verunsicherte Hundetyp
Unsichere Hunde halten sich meist etwas zurück, wenn es um den Kontakt zu Artgenossen geht. Sie weichen Artgenossen in der Regel aus, es kann aber auch dazu kommen, dass sie aus Unsicherheit auf Konfrontation gehen und knurrend, bellend oder Zähne fletschend den anderen „begrüßen“. Nicht die beste Ausgangsbasis für eine entspannte Hundebegegnung.
Solche Hunde brauchen Zeit und viele positive Erfahrungen. Im Alltag lässt sich das nur schwer kontrolliert trainieren, weil ihr immer wieder auf unterschiedliche Mensch-Hund-Teams treffen werden, so dass es schwer wird, ein strukturiertes Training auf die Beine zu stellen. Wenn dein Hund unsicher oder ängstlich ist und es lernen soll, mit anderen Hunden gut klar zu kommen, brauchst du auf jeden Fall einen guten Plan und am besten einen ruhigen und souveränen Trainingspartner.
Beobachte die Körpersprache deines Hundes sehr genau, denn so kannst du ihm in solchen Situationen Sicherheit bieten. Achte auf Zeichen von Stress, Angst oder sogar beginnender Aggression und handle dementsprechend, bevor dein Hund es tun muss. Es stärkt das Vertrauen und die Bindung zwischen euch enorm, wenn du ihm aktiv hilfst mit der Situation umzugehen. Am besten lässt du dich dabei von einem guten Hundetrainer unterstützen.
2. Der verspielte Draufgänger
Viele Hunde, die sehr verspielt, fröhlich und energiegeladen sind, haben einen wundervollen Charakter. Leider lässt sich dieser für fremde Hunde und ihre Halter auf den ersten Blick nicht erkennen, besonders wenn dein „Hans Dampf in allen Gassen“ mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf einen anderen Hund zusteuert.
Der Anblick eines geradewegs auch einen zurennenden Hundes, womöglich noch in einer wesentlich höheren Gewichtsklasse – löst bei vielen Haltern und auch ihren Hunden einen Schockmoment aus. Adrenalin schießt ein und die eigentlich fröhliche Hundebegegnung beginnt mit einer sehr angespannten Stimmung, die schnell kippen kann. Das führt dann oft dazu, dass alle Beteiligten ein doch eher unschönes Erlebnis haben, das negative Erfahrungen bestätigen und ritualisiertes Verhalten verfestigen kann.
Wenn du schon die Erfahrung gemacht hast, dass dein Hund zu stürmisch ist, solltest du ihn vor einer Hundbegegnung anleinen bzw. zu dir holen. Übe mit ihm, wie man sich Artgenossen freundlich nähert, indem du z.B. erst einmal mit dem anderen Halter sprichst und die Hunde erst dann Kontakt aufnehmen dürfen, wenn dein Hund sich beruhigt hat und weniger aufgedreht ist. So gibst du beiden Hunden die Möglichkeit, sich auf einer entspannten Ebene kennen zu lernen und wer weiß, vielleicht wird ja eine richtige Freundschaft daraus?
3. Der entspannte und souveräne Hundetyp
Es gibt eine Kategorie Hund, die von den meisten Menschen und auch Artgenossen sofort geliebt wird: Der ruhige und freundliche Hundetyp. Ihm ist im Grunde egal, wie der andere Hund sich aufführt, er steht einfach über den Dingen. Mit solchen Vertretern sind eigentlich die meisten Hundebegegnungen sehr entspannt und man braucht sich keine Sorgen zu machen, dass irgendwas aus dem Ruder läuft.
Solche Hunde eignen sich perfekt, um mit anderen Hundetypen zu trainieren. Sie sind sehr gutmütig und leben aktiv das gewünschte Verhalten vor. Dennoch sollte man diese Souveränität nicht ausnutzen. Achte auf die Signale, die dein Hund dir sendet. Hat er Stress oder keine Lust auf den Artgenossen? Dann akzeptiere das und breche die Begegnung ab. Suche immer wieder nach Hundekontakten, die deinem Hund gut tun, mit denen er Spaß hat, damit er auch in Zukunft freundlich und aufgeschlossen gegenüber Artgenossen bleibt.
4. Leinenpöbler und Aggression gegen Artgenossen
Wenn du weißt, dass dein Hund auf Artgenossen allergisch reagiert, solltest du unkontrollierten Kontakt mit diesen unbedingt vermeiden. Hier ist ein systematisches und strukturiertes Training wichtig und aller Wahrscheinlichkeit nach ist es ratsam, wenn du dir einen erfahrenen Hundetrainer zur Unterstützung holst. Unkontrollierte Begegnungen können euch im Training immer wieder stark zurückwerfen, deshalb solltest du lieber erst dann Kontakte zu anderen Hunden suchen, wenn dein Hund im Training auch wirklich soweit ist.
Wie ist der andere Hund drauf?
Natürlich gehören zu einer Begegnung mit Artgenossen immer mindestens zwei. Es kommt also nicht nur darauf an, wie dein eigener Hund reagiert, sondern auch immer auf die körpersprachlichen Signale des anderen. Auch unsere eigene Stimmung kann das Verhalten des Hundes beeinflussen. Gesundheitliche Probleme können dazu führen, dass dein eigentlich sehr freundlicher Hund verunsichert oder aggressiv reagiert. Deshalb ist es wichtig, dass du immer zuerst die allgemeine Situation und dann das Verhalten des anderen Hundes bewertest.
Bei vielen Hunden erkennt man schon von weiten, wie sie drauf sind. Deshalb ist es hilfreich, wenn du dich eingehend mit der Körpersprache von Hunden beschäftigst. So kannst du schon vor der eigentlichen Begegnung abschätzen, ob es passen könnte oder ihr lieber weiter geht.
Ein paar weiterführende Infos zum Verhalten anderer Hunde findest du auch in dem Blogbeitrag „Hundebegegnungen richtig deuten und gestalten“.
Wir wünschen euch viel Spaß auf euren gemeinsamen Erkundungstouren und schöne Treffen mit Artgenossen.
Es kann wegen verschiedenen Umständen immer wieder nötig sein, dass man Hunde „vergesellschaften“ muss. Hier empfiehlt es sich eine Traingsform zu benutzen, die man Parallel-Laufen nennt. Dafür sucht man sich eine grosse offene Fläche und geht mit den angeleinten Hunden in die gleiche Richtung. Am Anfang muss man dafür so weit voneinander entfernt sein, dass die Hunde nicht sichtbar aufeinander reagieren. Beim Gehen wird Adrenalin abgebaut und die Hunde können sich auf sicherer Distanz beobachten. Sehr schnell kann man die Distanz verringern, vor allem wenn man bereit ist, sie sofort wieder zu erhöhen, wenn die Hunde unerwünscht reagieren. Wenn es Parallel gut geht, bietet es sich an, hinter einander zu gehen, Abwechslungsweise. Als nächster Schritt kann man einen Hund ableinen, vorzugsweise den „Ungefährlichen“ (kleiner, freundlicher, entspannter etc.) Damit erhöht man die Chancen dass es zu keinen Verletzungen kommt sehr. Bleiben beide Hunde entspannt und reagieren freundlich aufeinander, kann man es riskieren, beide frei zu lassen. Bitte immer auf die Umgebung achten, grosse Flächen werden von vielen gerne benutzt, was eine andere Gefahr sein kann. Kein Spielzeug, kein Essen ins Spiel bringen, bis die Hunde sich wirklich akzeptieren. Darum auch beobachten ohne selber aktiv zu sein, Hunde können durchaus einen Konflikt vermeiden, weil wir dies so wollen, dann ist es direkt gefährlich Unruhe zu verbreiten. Auch nicht berühren, wenn es nicht nötig ist, wir sind für die Hunde wichtiger als Leckerli oder Spielzeug.
Hallo Peer,
vielen Dank, das hast du wirklich treffend beschrieben. Genauso haben wir es auch gemacht, als wir damals Murdoch und Freya zusammen gebracht haben. Deine ausführliche Beschreibung hat mich inspiriert, dazu mal ein Video zu machen, wo wir das zeigen. Also herzlichen Dank dafür! ♥
Liebe Grüße,
Franziska, Murdoch & Freya