Ich muss dir was gestehen: Ich bin Klimasünder, weil ich zwei große Hunde habe. Laut einer Studie der TU Berlin aus dem letzten Jahr sind unsere geliebten Vierbeiner eine echte Katastrophe, wenn es um den Klimawandel geht. Einige Medien gehen sogar soweit, die Hundehaltung mit dem Fahren eines SUV oder dem Einsatz von Glyphosat zu vergleichen. Über Sinn und Unsinn dieser Erkenntnisse geht es in diesem Beitrag.
Studie zum ökologischen Pfotenabdruck von Hunden
Eine Studie der TU Berlin hat sich mit der Frage beschäftigt, wie schädlich die Haustierhaltung für die Umwelt ist. Bei den Berechnungen wurde ein mittelgroßer Hund (15kg Körpergewicht) mit einer Lebensdauer von 13 Jahren zugrunde gelegt. Dabei ging es hauptsächlich um den Verbrauch an Futter, die Menge der Ausscheidungen, sowie die Herstellungskosten und die Verpackungsabfälle, die dabei anfallen.
Die Umweltschädlichkeit von Hunden wurde anhand von 15 Indikatoren ermittelt, darunter:
- Klimawandel
- Ozonabbau
- Smog
- Eutrophierung (unerwünschte Nährstoffzunahme und damit einhergehendes schädliches Pflanzenwachstum in Gewässern
- Versauerung der Böden
- Vergiftung von Süßwasser
- Landnutzung
- und weitere
Ergebnis der Berechnungen: Ein Hund produziert in seinem Leben durchschnittlich 8,2 Tonnen CO2. Das entspricht durchschnittlich 630kg CO2 pro Jahr.
Medienberichterstattung zu der Studie
Ich will ja nicht zu sehr kritisieren, aber was man zu dieser Studie teilweise in den Medien lesen konnte, war wirklich haarsträubend. So stellte die WELT ihre eigenen Berechnungen an und kam zu dem Schluss, dass der CO2-Ausstoss von Hunden 72.800 km Autofahrt oder 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona entspricht. Auf was man in diesem Zusammenhang eher verzichten kann, bleibt jedem selbst überlassen. Was mich dann aber doch schockiert hat, war die Behauptung, dass Hunde durch ihre Exkremente einen größeren Schaden anrichten, als Glyphosat auf einem 6,5 Hektar großen Acker. Wie kann man bitte sowas miteinander vergleichen? Lies es selbst, wenn du es nicht glaubst. 😉
Eindeutig den Vogel abgeschossen hat für mich aber der Focus. Der titelt reißerisch „Hunde umweltschädlicher als Geländewagen“ und stellt dann eine absolute Milchmädchenrechnung an, um seine These zu untermauern. Ist das noch Journalismus der alten Schule?
CO2 und der Klimawandel
Schon länger frage ich mich, warum CO2 eigentlich so schlecht sein soll? Bislang konnte mir den Zusammenhang noch niemand hinreichend erklären, auch nicht die wahren Experten zum Thema Umweltschutz. Oft wird diese Frage sogar ketzerisch aufgefasst und mehr als Beleidigungen kommen nicht. Aber mal ehrlich:
Bio 5. Klasse, Stichwort Photosynthese… Dort habe ich gelernt, dass Pflanzen CO2 benötigen, um die Photosynthese zu machen und somit Sauerstoff zu produzieren. Für mich lautet die logische Folgerung also: Weniger CO2 bedeutet weniger „Nahrung“ für Pflanzen und folglich weniger Sauerstoff, den wir (und unsere Hunde) atmen können. Das hat zur Folge, dass Pflanzen schlechter wachsen und sich nicht mehr so stark vermehren. Es wird also noch weniger CO2 abgebaut und noch weniger Sauerstoff produziert.
Korrigiere mich gern, wenn ich hier einen Denkfehler habe, aber sind die eigentlichen Probleme nicht die Abholzung der Regenwälder oder die grauen Betonwüsten der Städte? Sicherlich, die Nutztierhaltung sorgt für jede Menge Treibhausgase und sollte dringend abgeschafft werden. Auch wenn der Politik die Einführung eines Hundeführerscheins oder ein Gassi-Gesetz wichtiger scheint.
Wo wir gerade bei der Massentierhaltung sind...
Es ist ja nicht so, als wäre das sogenannte Alleinfuttermittel keine Erfindung der Industrie. Den Hunden deshalb die Schuld für die klimaschädliche Massentierhaltung in die Schuhe zu schieben, ist aber auch etwas zu kurz gedacht. Meist werden im industriellen Hundefutter ja Nebenerzeugnisse verarbeitet. Dabei handelt es sich um „Abfälle“, die für uns Menschen nicht verarbeitet werden können, z.B. Pansen, Kopfhaut, Krallen, Federn oder sonstige Nebenprodukte. Genau genommen müsste das dann doch von unserer CO2-Produktion abgezogen werden, denn das Tier wird ja ohnehin geschlachtet, nur wird eben nicht mehr die Hälfte weggeschmissen, sondern weiterverarbeitet.
Auch den Barfern kann man nur bedingt einen Vorwurf machen, immerhin verarbeiten sie das Fleisch noch selbst und sparen damit jede Menge Transport- und Herstellungskapazitäten ein. Auch wenn hier sicherlich häufig das Fleisch ebenfalls aus der Massentierhaltung kommt, das wesentlich günstiger ist als Erzeugnisse von glücklichen Tieren.
Für mich persönlich hat sich das Clean Feeding als beste Alternative erwiesen, auch wenn ich trotzdem regelmäßig Alleinfutter füttere. Dabei stelle ich die Mahlzeiten meiner Hunde selbst zusammen und verwende dafür auch Zutaten, die von uns Menschen übrig bleiben. So ein bißchen wie Füttern wie zu Omas Zeiten. Und ich bin mir sicher, dass dies wesentlich nachhaltiger und umweltfreundlicher ist.
Aber nicht für jeden ist diese Fütterungsart etwas. Das ist mir bewusst. Deshalb hier ein paar Ideen, wie du auch ohne selbst zu kochen den ökologischen Pfotenabdruck deines Hundes ein wenig verbessern kannst:
- Hundefutter mit weniger Fleisch füttern
- Futter mit Insektenproteinen (Empfehlung für Allergiker)
- einmal in der Woche einen Veggie-Tag
Umweltschädliche Exkremente deines Hundes
Als Grund, warum die Ausscheidungen deines Hundes als umweltschädlich aufgeführt werden, sind Phosphor, Stickstoff und Schwermetalle, die sich darin befinden. Diese gelangen in Boden und Gewässer und sollen umweltschädlich sein. Allerdings kann man auch hier nicht verallgemeinern.
Schwermetalle können alles mögliche sein, u.a. gehören dazu auch die Spurenelemente, die dein Hund zum Überleben braucht. Ursprünglich entstehen sie durch Erosion von Gesteinen, aber auch durch Bergbau oder Verhüttung. Witzigerweise sind sie auch Bestandteil vieler Düngemittel, da sie auch für Pflanzen wichtig sind. Über die Nahrung gelangen sie dann in den menschlichen oder tierischen Organismus, wo sie einerseits wichtig sein können (Spurenelemente), sich andererseits aber bei Übermengen auch negativ auf die Organe auswirken können.
Auch in Urin und Kot enthalten sind Phosphor und Stickstoff, die in dieser Studie ebenfalls als umweltschädlich eingestuft werden. Auch hier nur bedingt zum Lachen: Beides findet sich auch in Dünger, womit wir wieder beim allseits beliebten Glyphosat wären.
Hunde sind so viel mehr als nur Klimasünder
Ich brauche dir als Hundehalter sicher nicht die unendlich vielen Vorteile unserer Fellnasen aufzählen. Wir alle wissen, was unsere vierbeinigen Kumpel für uns tun, aber nur um im Kontext dieses Artikels noch einmal darauf hinzuweisen:
- dein Hund sorgt dafür, dass du dich mehr bewegst und mehr Zeit an der frischen Luft verbringst
- dein Hund ist Sozialkontakt, ein Wesen zum Lieben, Herzen und Wohlfühlen
- dein Hund hilft dir, dich persönlich weiter zu entwickeln
- ohne Hund ist das Leben einfach sinnlos
Im Video erzähle ich dir mehr, was ich von der Studie halte und du bekommst weitere Tipps, wie du den ökologischen Fussabdruck deines Hundes verbessern kannst.
Fazit
Ein nachhaltiges und umweltfreundliches Hundeleben ist bereits jetzt das Ziel vieler Hundehalter. Dieses Thema wird in Zukunft sicherlich immer mehr an Bedeutung gewinnen und das ist auch gut so. Allerdings bitte immer aus mehreren Perspektiven betrachten und nicht gleich die einfachste Antwort als gut genug gelten lassen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber allein schon die Vergleiche mit einem Geländewagen oder dem Einsatz von Glyphosat finde ich stark an den Haaren herbei gezogen. Wenn ich so etwas lese, denke ich immer gleich an Totschlagargumente, bei denen eigentlich jede konstruktive Diskussion im Keim erstickt werden soll. Vielleicht sehe ich das aber auch einfach nur etwas zu streng.