So ziemlich alle Hunde reagieren, wenn sich eine fremde Person in ihrem Umfeld befindet. Aber warum knurrt dein Hund sie manchmal an und manchmal nicht? Dieses Knurren kann verschiedene emotionale Zustände deines Hundes ausdrücken: von Aggression über defensives Verhalten bis hin zu purer Unsicherheit oder sogar Angst. Doch wie entscheidet dein Hund, wen er anknurrt und wen nicht?

Warum rufen bei manchen Hunden verschiedene Menschen unterschiedliche Reaktionen hervor? Merkt er etwas, was du noch nicht mitbekommen hast? Das frage ich mich oft bei unserer Freya, die sehr klar kommuniziert, was sie von neuen Personen hält. Auch wenn niemand genau weiß, warum sie wie reagiert. Man kann einfach nicht genau sagen, was wirklich im Kopf eines Hundes vor sich geht, denn jeder Fall ist so individuell, wie er nur sein kann. Dennoch kann man sich die Zeichen des Hundes genauer anschauen und sich so mehr in die Welt hineinversetzen, wie er sie wahr nimmt.

Kann ich dich riechen?

Hunde sehen ihre Welt in erster Linie über die Nase. Alles besteht für sie aus Milliarden von Geruchsmolekülen, die sie mit ihrer fantastischen Nase 10.000 bis 100.000 mal besser als wir Menschen verarbeiten können. Schon allein deshalb wird uns wahrscheinlich nie so ganz bewusst sein, wie viele Informationen ein Hund wirklich vom Geruch eines Menschen bekommen wird.

Jeder Mensch hat für den Hund sein eigenes Geruchsprofil, wenn man es so ausdrücken mag. Speziell ausgebildete Schnüffler können sogar äußerlich identische Zwillinge unterscheiden. Bist du schon mal nach Hause gekommen und dein Hund hing erst mal 5 Minuten an deiner Hose und den Schuhen fest, bevor er dich begrüßte? Mir passiert das dauernd mit meinen beiden. Ich bin davon überzeugt, dass sie riechen können, wo ich war und wer dabei war. Nicht nur, wenn es andere Hunde waren.

Wenn dein Hund bei einer anderen Person mit Knurren reagiert, riecht er möglicherweise einen sehr untergründigen Geruch, den du mit deiner menschlichen Nase nicht wahrnehmen kannst. Das kann z.B. der Geruch eines anderen Hundes oder die Angst der Person sein. Den Ausdruck „Der Hund kann deine Angst riechen“ gibt es wohl nicht ohne Grund.

Speziell wenn jemand Angst vor deinem Hund hat, kommt noch die Körpersprache der Person hinzu, die wesentlich häufiger der Grund dafür ist, dass dein Hund seine Unsicherheit durch Knurren zum Ausdruck bringt.

Wie funktioniert das mit der Körpersprache?

Manche Menschen wirken einfach schon allein durch ihr Auftreten einschüchternd. Auch wenn Hunde hauptsächlich mit ihrer Nase die Umgebung wahrnehmen und einschätzen, spielen die Augen doch eine große Rolle. Beobachtet man Hunde untereinander, stellt man fest, dass diese sehr häufig Gesichtsausdrücke benutzen, um untereinander zu kommunizieren. Das tun sie übrigens auch mit uns Menschen, nur nehmen wir das oft nicht so für voll.

Menschen unterscheiden sich in Größe, Hautfarbe und verschiedenen äußerlichen Merkmalen bis hin zu der Art, wie sie sich bewegen. Besonders Accessoires wie Motorradhelme, Hüte oder Sonnenbrillen wirken auf Hunde mitunter fremdartig. Deswegen reagieren sie verunsichert und ängstlich. Sogar wenn ich zum Abbrennen der alten Holztüren meinen Atemschutz aufsetze, sind die Hunde sofort ran und schnuppern aufgeregt. Ich muss ihn dann immer wieder abnehmen, damit sie sich versichern können, dass ich mein Gesicht noch habe (und immer noch ihr Frauchen bin).

Kürzlich konnte ich außerdem eine sehr interessante Interaktion zwischen Freya und einem ansässigen Feuerwehrmann beobachten. Nach einer Party im Dorf kam er noch auf ein letztes Bier mit zu uns und lernte bei der Gelegenheit zum ersten Mal unsere Hunde kennen. Freya war nicht besonders erbaut über den unbekannten nächtlichen Besuch und hatte ihn sofort auf dem Schirm. Seine Uniform (und Feuerwehrmütze) gepaart mit seiner Unsicherheit, weil sie ja nun mal wirklich ein großer Hund ist, schien auch sie unsicher zu machen. Weshalb sie ihn eindeutig auf dem Kieker hatte.

Ich schreibe es jetzt vielleicht ein bißchen hart, aber ich meine es ganz und gar nicht abwertend. Manchmal muss man Situationen einfach versuchen, objektiv zu betrachten. Deshalb schreibe ich das hier so emotionslos.

Er versuchte sich regelrecht in Freyas Gunst zu schleimen und sich damit über seine eigene Furcht hinwegzusetzen. Das muss man ihm hoch anrechnen, immerhin hat er sich seiner Angst gestellt. Leider hat er mir nicht zugehört und genau das Gegenteil von dem getan, um was ich ihn gebeten hatte. Es ist nichts passiert, aber es hätte trotzdem für alle Beteiligten entspannter sein können. Und ehrlich gesagt, wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre die Sache womöglich komplett in die Hose gegangen.

Die Kommunikation zwischen den beiden hätte nicht mehr nach Lehrbuch laufen können. Freya saß wie eine Eins vor ihm und fixierte ihn mit leisem Knurren. Er lehnte sich daraufhin vor, streichelte sie und erzählte ihr mit verunsichert, beruhigender Stimme, was für ein toller Hund sie doch sei. Ihr Knurren wurde intensiver, aber er streichelte sie einfach weiter. Wie gesagt, meine Bitten den Hund in Ruhe zu lassen und am besten auch nicht anzuschauen, wurden überhört.

Es tut mir leid, aber jetzt muss ich es mal sagen: Wenn ein Hund mich anknurrt, dann streichle ich ihn nicht noch! Ich seh das aus der Sicht der Hunde und es geht mir schon gegen den Strich. Da kann ich verstehen, dass sie das überhaupt nicht gut finden. Stell dir vor, eine wildfremde Person fummelt dir im Gesicht rum und redet mit Babystimme mit dir. Mehr muss ich nicht sagen, oder? Aber es gibt tatsächlich noch vereinzelt Menschen da draußen, die selbst die eindeutigsten Signale ignorieren. Wundert man sich da, dass der Hund irgendwann richtig aggressiv wird oder sogar zubeißt?

Das Knurren beim Hund ist eine Art der Kommunikation, die ihre Bedeutung hat. Wenn ich jemandem 15 mal hintereinander sagen muss, dass er damit aufhören soll und er reagiert nicht, dann muss auch ich irgendwann deutlicher werden. Hunde machen das dann auf die Art, die sie kennen. Knurren funktioniert nicht, also wird geschnappt.

Was du tun kannst

Zunächst einmal: Wenn du noch nicht so viel Erfahrung mit Hunden hast oder dir unsicher bist, dann hole dir in jedem Fall einen Profi dazu, der dich und den Hund von außen in Aktion sehen kann. Er kann dir objektives Feedback geben und praktische Übungen zeigen. Gerade das Thema Aggression bei Hunden kann schnell nach hinten los gehen, wenn man sich nicht sicher ist, was man macht. Und wir wollen ja nicht, dass jemand verletzt wird. Nimm diese Tipps also bitte nur als Denkanregung und schaue, inwiefern du bei der praktischen Umsetzung persönliche Unterstützung durch einen Profi benötigst.

In oben beschriebenen Fall mit Freya hat es ausgereicht, dass ich ihr signalisiert habe, dass ich die Situation unter Kontrolle habe. Ich habe sie zu mir gerufen und als sie sich nicht weg bewegen wollte, bin ich aufgestanden und habe mich kommentarlos zwischen die beiden gestellt. Sie sah mich an und ich zeigte auf eine Stelle hinter meinem Stuhl. Dann ging ich wortlos einen Schritt auf sie zu. Sie drehte sich widerwillig weg, versuchte noch einmal an mir vorbei zu ihrem Opfer zu kommen (vergeblich, denn ich verstellte ihr den Weg) und entschloss sich dann, dass ich es wohl ernst meinen musste.

Sie legte sich hinter mich, beobachtete ihn noch eine Weile leise grummelnd und ließ schließlich den Kopf auf die Decke sinken. Zufrieden streichelte ich ihr den Kopf. So mag ich meine Trümmerpüppi. Auf diesen einen Moment musst du achten, wenn etwas ähnliches bei dir passiert. Wenn dein Hund sich sichtbar ein Stückchen entspannt, ist die richtige Zeit für eine kleine Belohnung in Form von Zuwendung. Dafür brauchst du keine Leckerchen, aber ein anerkennender Kopftätschler wird garantiert von deinem Hund verarbeitet.

Generell hilft es natürlich sehr, wenn dein Hund bestimmte Grundkommandos, wie Sitz, Platz oder ein paar Tricks beherrscht. Du kannst dann deinen Hund ablenken, indem du ein paar eurer Kommandos abfragst und ihn mit Leckerchen belohnst. Dann kann auch die neue Person mal übernehmen und Leckerchen verteilen. In vielen Fällen hat sich die anfängliche Unsicherheit dann schon in Luft aufgelöst und der Neue ist willkommen. Wenn du einen Herdenschutzhund oder etwas in der Art hast, kann es etwas länger dauern. Die sind erfahrungsgemäß nicht so leicht zu überzeugen. 😉

Noch zwei Lesetipps habe ich für dich. Wenn du lernen willst, das Knurren deines Hundes richtig zu deuten, dann lies diesen Beitrag dazu. Und Tipps für eine respektvolle Begrüßung zwischen Mensch und Hund findest du hier.

Wie bist du mit dem Knurren deines Hundes gegen eine andere Person umgegangen? Was hat bei dir funktioniert? Teile deine Tipps mit uns und hinterlasse einen Kommentar. Wir freuen uns über jeden Beitrag.