„Na du bist aber ein Feiiiner!“ Wir Hundehalter kennen diesen Satz nur zu gut. Meist kommt er quietschend von einer fremden Person, die sich direkt im Anschluß auf deinen Hund stürzt und ihn ausgiebig knuddeln möchte. Erfahre, wie du einen Hund so begrüßt, dass er dich eigentlich nur mögen kann.

Auch mir selbst fällt es manchmal schwer, einen fremden Hund nicht gleich mit übertriebener Freundlichkeit zu begrüßen. Nicht jeder Hund ist offen für diese Art distanzloser Annäherungen und reagiert dann abweisend oder scheinbar aggressiv. Wie du auf freundliche und respektvolle Art einen Hund begrüßt, darum geht es heute. Die Tipps eignen sich übrigens auch für Menschen, die Angst vor Hunden haben.

Vorausgesetzt, die Hunde sind gut sozialisiert, wird eine Begrüßung unter Artgenossen in der Regel freundlich und zurückhaltend vonstatten gehen. Aufregung und irrationales Verhalten sind unter Hunden im Allgemeinen nicht gern gesehen und schnell der Auslöser für Auseinandersetzungen und ernsthafte Streits.

Schauen wir uns also einmal an, wie sich zwei Hunde im Idealfall begrüßen. Dazu nehmen wir mal das Beispiel Hundewiese, das kann sich bestimmt jeder gut vorstellen. Hund 1 (nennen wir ihn Nero) ist mit seinem Frauchen bereits auf der Wiese und die beiden sind z.B. am Ball spielen. Frauchens Handy klingelt und sie geht dran. Ist auch kein Problem, denn sie weiß, dass Nero ein netter Kerl ist. Für uns ist das handlich, denn bei diesem Thema ist es manchmal besser, wenn die Hunde nicht von der Energie ihrer Menschen gestört werden. Diese überträgt sich ja bekannterweise auf die Hunde, was schnell zu Spannungen führen kann, je nachdem wie sicher oder unsicher der Mensch ist. Du weißt, was ich meine…

Jetzt kommt Hund 2 (sie heißt Luna, ich weiß ich bin nicht sehr kreativ mit Namen) mit ihrem Herrchen um die Ecke spaziert und die beiden steuern ebenfalls auf die Wiese zu. Sie hat Nero bereits wahrgenommen und auch der hat sie gesehen. Entspannnten Schrittes, mit leicht schwingender Rute laufen die beiden aufeinander zu. Der Kopf kann hoch gehalten werden und die Ohren gespitzt sein. Das ist ein Ausdruck von Interesse. Hier ist es wichtig, auf die Rute und die gesamte Körperspannung des Hundes zu achten. Diese sollte entspannt, locker und schwingend sein.

Ab einer bestimmten Distanz zwischen den beiden Hunden, wird einer oder beide wahrscheinlich einen leichten Bogen laufen und sich dem Anderen von der Seite zeigen. Also nicht frontal, was in Hundesprache eine Art Konfrontation symbolisiert. Vielleicht wird einer oder beide auch irgendwo ganz beiläufig am Boden schnüffeln, bevor es zu einem direkten Aufeinandertreffen kommt. Dies alles sind Signale, die dein Hund aussendet, um dem anderen mitzuteilen, dass er friedlich und entspannt gestimmt ist.

Wenn beide Hunde dann aufeinander treffen, kann man oft einen leicht gesenkten Kopf, runterhängende Ohren, über die Lippen lecken oder eine abgewandte Körperhaltung beobachten. Auch dies sind Zeichen, dass der Hund nicht an einem Konflikt interessiert ist. Dann beschnüffeln sich die Hunde in der Maul- und Afterregion und lassen den anderen schnüffeln, bis dieser fertig ist. Dies ist sozusagen der Austausch der Informationen, wer der andere ist und welche Absichten er hat. Rüden markieren in solchen Situationen gern mehrfach übereinander.

Die wichtigsten Signale einer netten Hundebegegnung:

– Hunde bewegen sich entspannt aufeinander zu (entspannte Rute, weicher Gang
– sanfter Blick (kein Anstarren oder Fixieren des anderen)
– kleinen Bogen laufen
– Lippen lecken, gesenkter Kopf und Ohren
– freundliches Beschnüffeln mit entspannter Körperhaltung
– markieren (besonders bei Rüden)

Zum Thema Hundebegegnungen und was die Körpersprache der Hunde über ihre Stimmung aussagt, gibt es hier einen Blogbeitrag. Hier erfährst du, wie du Treffen mit Artgenossen besser einschätzen und im Zweifelsfall schneller reagieren kannst.

Wie begrüße ich Hunde, die ich nicht kenne?

Wie sieht das also für uns aus? Klar, wir lieben Hunde! Also hätten wir auch gern, dass sie uns mögen. Seit Freya bei uns ist, fällt mir immer wieder auf, wie schnell man sich bei einem Hund ins Aus stürzen kann und dann weder Respekt noch Freundlichkeit zurück bekommt. Freya hat ein riesiges Problem: Sie ist groß, silbergrau und hat goldgelbe Augen. Ein Äußeres, das offensichtlich viele Leute anziehend finden. Jetzt ist sie aber nur bedingt ein Freund von fremden Menschen und braucht manchmal etwas länger, um in deren Anwesenheit entspannen zu können. Da kann man sich ja vorstellen, wie das übliche Begrüßungsverhalten von Menschen bei einem eher introvertierten Charakter wie dem ihren ankommt.

Übertragen wir die Verhaltensmuster, die Hunde untereinander zeigen nun auf das Zusammentreffen von Mensch und Hund, kommt dabei eigentlich schon fast etwas heraus, das für viele so genannte Hundefans sehr weit weg von der Realität ist. Liebe zu einem Lebewesen bedeutet auch, deren individuelle Bedürfnisse und Charakter zu akzeptieren. Und da ist eine etwas vorsichtigere Annäherung manchmal der Grundstein für eine umso nettere Bekanntschaft.

Wenn du auf einen Hund zugehst und das Gefühl hast, er ist durch dein Auftreten verunsichert, dann tu ihm einen Gefallen: Überprüfe kurz deine Körpersprache und drehe zu einem seitlichen Bogen ab. Bleib in einigem Abstand zum Hund stehen und lass ihn den ersten Schritt auf dich zu machen. Warte, bis er anfängt, seine Nase einzusetzen. Dazu musst du nicht direkt vor ihm stehen, der Hund kann dich auch über etliche Meter riechen. Hat er die Nase in der Luft und nimmt deinen Geruch auf, ist meist das erste Eis schon gebrochen.

Anstatt den Hund also direkt anzusprechen und anzufassen, sollte man sich erst einmal zurückhalten. bis der Prozess des Schnüffelns abgeschlossen ist. Ein Hund, der seine Nase einsetzt ist gut. Immerhin hat er dann keine Zeit, dich anzubellen. Lass ihn schnüffeln und bleib einfach ganz ruhig stehen. Oft hilft es, den Besitzer in ein nettes Gespräch zu verwickeln. Da kann man dann auch direkt fragen, ob weiterer Kontakt erlaubt ist.

Die Kontaktaufnahme mit dem Besitzer steht auf jeden Fall immer an erster Stelle, besonders wenn man den Hund nicht kennt. Nicht jeder Hund ist gut sozialisiert, manche zeigen aufgrund von Schmerzen, Krankheit oder einer traumatischen Vergangenheit ängstliche Verhaltensweisen, bis hin zu echter Aggression. Deshalb, auch wenn die Püppi noch so nett aussieht, bitte vorher immer fragen. Und vor dem Fragen bitte Sonnenbrille, Motorradhelm oder Basecap absetzen. Sonst kann ich nämlich aufgrund dem Gebelle nichts verstehen… 😉

Wie du einen Hund respektvoll begrüßen kannst:

– entspannt auf den Hund zubewegen, aufrechter Gang
– Hund nicht anstarren oder fixieren
– kleinen Bogen laufen oder sich seitlich präsentieren
– Hund kommen und schnüffeln lassen
– erst auf Nachfrage beim Besitzer näheren Kontakt mit dem Hund aufnehmen

Tipps für Menschen mit Angst vor Hunden

Man mag es kaum glauben, aber da spreche sogar ich aus Erfahrung! Ich hatte bis zu meinem 13. Lebensjahr Angst vor Hunden, weil ich als kleines Kind mal von einem Jack Russel Terrier angesprungen worden bin. Beeindruckend, oder? Ausgerechnet ein Jack Russel. Und nur angesprungen, noch nicht mal gezwickt worden. Ich bin nicht hin gefallen und es musste auch nichts genäht werden. Wahrscheinlich hat der Hund von meinem Geschrei einen solchen Schreck bekommen, dass er danach nie wieder freiwillig in den Innenhof gegangen ist. Aber so ist das mit Ängsten, sie sind nicht aus jeder Perspektive rational erklärbar…

Wenn man Angst vor Hunden hat, neigt man dazu, genau ALLES falsch zu machen! Durch das aufgeregte und vielleicht sogar panische Verhalten machst du den Hund erst recht auf dich aufmerksam. Manche Leute raten einem, sich so zu verhalten, als hätte man keine Angst. „Die können das riechen!“ Na, wunderbar! Was ist das denn für eine Aussage? Okay, sie stimmt, aber das hilft wohl in der Situation nur bedingt weiter. Häufig starrt man den Hund die ganze Zeit über an, weil man ihn im Auge behalten will. Leider signalisiert man ihm damit genau das Gegenteil von dem, was man möchte. Nämlich den Wunsch nach a) Kontaktaufnahme oder b) Konflikt. Bei unsicheren Hunden kann das schnell zu einem scheinbar aggressiven Verhalten führen.

Am besten ist wirklich: „Ruhig Blut!“ Mach den Hundebesitzer schon von einiger Entfernung darauf aufmerksam, dass du Angst vor Hunden hast und bitte ihn, den Hund anzuleinen. Mach das mit einer ruhigen, festen Stimme. Lass dich nicht verunsichern, wenn der Hundehalter sagt, dass seiner ganz lieb ist. Bestehe ruhig und gefasst darauf und lass dich wegen deiner Angst nicht einschüchtern. Sollte der Hund auf dich zukommen, bleib stehen und stelle dir einen Kreis um dich herum vor, der DEINE persönliche Grenze ist. Weiche nicht vor dem Hund zurück, denn er wird dir auf jeden Fall folgen, weil er schauen will, was los ist. Wenn der Hund an dir hoch springt, gebe ihm einen leichten (!!!), aber bestimmten Stoß in die Seite und bleibe stehen. Normale Hunde greifen nicht einfach so an. Manche sind nur ein wenig übermütig bei der Begrüßung von Menschen, aber die meisten lassen sich von einem Verhalten wie oben beeindrucken und werden deine Grenze akzeptieren. Bitte dann den Hundehalter erneut, seinen Hund weg zu nehmen. Aber ruhig und ohne Geschrei.

Konfliktsituationen bei Angst vor Hunden meistern:

– mache den Besitzer auf deine Angst aufmerksam und bitte ihn, den Hund anzuleinen
– sprich mit ruhiger und fester Stimme und beharre auf deiner Bitte, auch wenn der Besitzer sagt, sein Hund ist ganz lieb – deine Angst sollte respektiert werden!
– stelle dir einen Kreis als Grenze um dich herum vor
– Wenn der Hund auf dich zukommt, dann lass dich nicht zurück drängen (Ja, ich weiß, das ist schwer!)
– springt der Hund an dir hoch oder kommt dir viel zu nahe, gib ihm einen leichten Stoß in den Schulterbereich
– bleibe ruhig und beanspruche den Raum, deine Individualdistanz

Meine Hundephobie ist von einem kleinen ungarischen Cocker Spaniel namens Sandor geheilt worden, den Bekannte meiner Eltern sich gekauft hatten. 10 Jahre lang bin ich täglich mit ihm Gassi gegangen und wir hatten viele tolle und ein paar nicht so schöne Hundebegegnungen. Das war mein kleiner Kumpel und wir hatten so viel Spaß…Ich bin ihm so dankbar, dass er mir nach all den Jahren Hundephobie gezeigt hat, wie das wirklich funktioniert mit einem Hund.

Wenn man wirklich an der Phobie arbeiten möchte und Hunde besser verstehen lernen möchte, gibt es nichts Besseres, als Welpen zu kuscheln. Generell sollte man sich seiner Angst stellen und unter professioneller Begleitung gute Erfahrungen mit Hunden machen, um schlechte Erlebnisse oder nur die eigene Fantasie unter Kontrolle zu bekommen. Man kann mit Sicherheit auch mal in der örtlichen Hundeschule nachfragen, ob sie dort ein paar Tipps oder Angebote haben.

Ich bin mir sicher, dass alle Hunde es lieben würden, von uns Menschen respektvoll begrüßt zu werden. Dann wäre ein entspannterer Umgang zwischen Mensch und Hund möglich. Es würde nicht mehr so viele kleine Hunde geben, die als biestig und aggressiv gelten.