Gerade als frisch gebackener Hundebesitzer kann es manchmal ganz schön schwierig sein, die Hundeerziehung und das Hundetraining richtig hin zu bekommen. Einen ganz entscheidenden Faktor spielt dabei die Hundeschule oder der Hundetrainer, der dich und deinen Hund im Lernprozess begleitet. Wie du den richtigen Trainer für dein Lieblingsrudel findest, erfährst du im folgenden Beitrag.
Ich bekomme oft E-Mails und Nachrichten bei Facebook und Instagram, in denen ich um Rat in Sachen Hundeerziehung gebeten werde. Meist wird dann das jeweilige Problem in ein paar Worten beschrieben, mit ein bißchen Glück sind noch Angaben zu Alter und Rasse des Hundes dabei. Natürlich würde ich mich niemals mit irgendwelchen Ratschlägen äußern, welches Recht steht mir auch zu, immerhin habe ich noch nicht einmal irgendeinen Trainerschein. Außerdem sind ein paar Sätze in einer E-Mail NIEMALS genug, um die Situation, in welcher der Hund sich falsch verhalten hat, richtig zu bewerten. Erst Recht nicht, wenn sie (wie das meistens der Fall ist) sehr subjektiv beschrieben wird.
Natürlich möchte ich aber trotzdem immer irgendwie helfen. Das besteht meistens daraus, dass ich mich zwar geehrt fühle, gefragt zu werden, ich aber mit gutem Gewissen auf dar keinen Fall einen Tipp geben kann und will. Wer Probleme mit seinem Hund hat, die er allein nicht in den Griff bekommt, sollte sich immer einen kompetenten Hundetrainer in der Nähe suchen. Denn nur im 1-zu-1-Coaching kann der Trainer dir Tipps zeigen, damit sich die Verständigung und das Teamwork zwischen dir und deinem Hund nachhaltig verbessert.
Doch die Vielzahl der Lern- und Trainingstheorien in der Hundewelt kann manchmal sehr überwältigend sein. Es gibt zwar mehr gute als schlechte Hundetrainer, dennoch werfen die schwarzen Schafe (die nach teilweise uralten Theorien lehren) einen dunklen Schatten über die gesamte Branche. Noch dazu ist vieles Kopfsache in der Hundeerziehung, es braucht also einen guten Trainer, der einem zeigt, wie man die Theorie in die Praxis umsetzt.
Wir haben ein paar prinzipielle Punkte, nach denen wir persönlich unsere Hundetrainer auswählen. Als kleine Hilfe sind sie hier für dich.
Das Kennenlerngespräch mit dem Hundetrainer
Der erste Eindruck zählt! Vertraue auf dein Bauchgefühl und schau dir lieber ein paar mehr Hundeschulen an, als gleich das erstbeste (und vielleicht günstigste) Angebot zu nehmen. Du wirst unter Umständen relativ viel Zeit mit dem Hundetrainer verbringen, er sollte dir also von Anfang an das Gefühl geben, dass er dich ernst nimmt und dir wohl gesonnen ist.
Ein guter Hundetrainer stellt zunächst viele Fragen. Wie der Stand der Dinge ist, welche Lernerfolge, Baustellen und vor allem Wünsche man hat. Bestimmte Situationen möchte er sich vielleicht anschauen. Das alles sind gute Zeichen. Du solltest offen mit ihm umgehen und deine Probleme beschreiben. Ein guter Trainer hört zunächst aufmerksam und interessiert zu und analysiert die Situation, bevor er dir Ratschläge gibt.
Wenn du das Gefühl hast, nicht verstanden oder ernst genommen zu werden, schau dich nach einer Alternative um. Dir ist nicht geholfen, wenn du beim Training permanent das Gefühl hast, nur kritisiert zu werden und dadurch negativ an die Sache heran gehst. Dein Hund wird es merken und ebenfalls nicht den Spaß empfinden, den ihr eigentlich gemeinsam haben solltet. Denn das Training wird eine tolle Möglichkeit sein, deinen Hund besser kennen zu lernen und ein Stück weiter als Team zusammen zu wachsen.
Wenn dir schon das Kennenlerngespräch ein ungutes Gefühl gibt, kann es später im Training nicht besser werden. Erspare dir und deinem Hund die Erfahrung und suche nach jemandem, der euch besser versteht und in der Lage ist, euch zu motivieren.
Im Training...
Im Training – ob einzeln oder in der Gruppe – sollte generell ein <strong>freundlicher, achtsamer und respektvoller Umgang mit Mensch und Hund</strong> herrschen. Der Trainer ist in der Lage, sich individuell auf euer Mensch-Hund-Team einzustellen und holt euch bei dem Trainingsstand ab, den ihr mitbringt. Er verfügt nicht nur über eine einzige Trainingsmethode, sondern schöpft aus einem ganzen Repertoire von Ansätzen und findet den, der für euch passt. Er erklärt den Sinn eines bestimmten Trainings und zeigt die erwarteten Erfolge auf.
Es ist wichtig, dass ihr ein Ziel habt, auf das ihr hinarbeiten könnt. Dabei spricht er langsam und verständlich. Zur Unterstützung zeigt er dir Foto/Video-Material und erklärt bestimmte Situationen – positive, sowie verbesserungswürdige. Er ist verbindlich, man kann sich auf ihn verlassen und ihm vertrauen.
Beim Einsatz von Hilfsmitteln in der Hundeerziehung solltest du ein ganz besonderes Augenmerk auf den Trainer legen. Bei Stachelhalsbändern oder Elektro-Halsbändern kannst du dich auf der Stelle umdrehen und gehen. Sie sind nicht nur tierschutzrechtlich ein absolutes No-Go, sondern sie können deinen Hund ernsthaft verletzen. Ganz zu schweigen von dem massiven Vertrauenseinbruch, der Probleme sogar noch verschlimmern könnte. Neulich habe ich auf der Website einer Tierpension und Hundeschule gelesen, dass das Training „ohne den Einsatz von Teletakt-Geräten“ stattfindet. Ich muss ehrlich sagen, wenn eine Hundeschule dies als besonderen Verkaufspunkt hervorhebt, habe ich leider das Gefühl, dass die Trainingsmethoden dennoch gedanklich nicht auf meiner Wellenlänge liegen werden.
Bei Einsatz anderer Hilfsmittel, wie Halti, Schleppleine, Disc/Kette, Sprüh-Halsbänder oder sonstigem sollte die Handhabung penibel erklärt und kontrolliert werden. Hier können teilweise nachhaltige physische und psychische Schäden beim Hund verursacht werden, wenn diese nicht fachgerecht eingesetzt werden. Es geht eigentlich auch komplett ohne so ein Zeug. In unserem Blog und auch auf vielen anderen Websites im Netz, gibt es zahlreiche gute Lösungsansätze.
In der Trainingsgruppe
Auch in der Trainingsgruppe herrscht ein freundlicher Umgangston und eine Atmosphäre, in der man gerne lernt. Der Trainer ist in der Lage, sich den eventuell unterschiedlichen Kenntnisständen anzupassen und die Übungsstunde für jeden zu einem produktiven Erfolg zu machen. Er fragt regelmäßig nach Feedback und kann mit geäußerter Kritik gut umgehen.
Lob an die Schüler verteilt er vor der ganzen Gruppe, negative Kritik übt er aber grundsätzlich unter vier Augen aus.
Motivation und der Blick fürs Positive
In jedem Training wird es Phasen geben, in denen nichts so richtig vorwärts zu gehen scheint. Dein Motivationslevel sinkt und damit auch das deines Hundes. Euer Lernerfolg wird mächtig gedämpft, weil es einfach keinen Spaß macht, wenn nichts funktioniert.
Ein guter Trainer ist dennoch in der Lage, dich zu stärken, aufzubauen und zu motivieren, wenn es nötig werden sollte. Er beobachtet, anstatt gleich zu bewerten, gibt dir regelmäßig Feedback, zeigt eure Fortschritte auf und würdigt das Positive.
Die Welpenschule
Ein spezieller Abschnitt liegt mir noch zum Thema Welpenschule am Herzen. In Welpenstunden machen die jungen Hunde die ersten Erfahrungen mit ihren neuen Rudelchefs, anderen Hunden und der Außenwelt. Leider gilt auch heute noch in manchen dieser Hundeschulen der Spruch „Das regeln die unter sich“! Verunsicherte Neuhundbesitzer vertrauen dann oft auf die Aussage des Hundetrainers oder anderer Hundehalter und halten sich komplett zurück. Egal, wie sehr das Bauchgefühl vielleicht sagt, dass der eigene Hund sich in der Situation unwohl fühlt. Natürlich werden in einer Welpenschule die Grenzen auch manchmal überschritten und die jungen Hunde probieren Dinge aus.
Doch auch bei Hunden gibt es Mobbing. Das kann von einem oder mehreren älteren Hunden ausgehen, die ein bißchen zu rüpelig mit dem 10 Wochen alten Frischling in der Gruppe umgehen. Wenn man dann als Herrchen oder Frauchen nicht eingreift, signalisiert man dem Hundebaby, dass es sich im Zweifelsfall nicht auf den Rudelchef verlassen kann. Auch in einer Welpengruppe ist nicht der Hundetrainer für deinen Hund verantwortlich, sondern immer noch du als Rudelchef deines kleinen Lieblingsrudels. Und als Rudelchef musst du für die Sicherheit der Gruppe sorgen und deinen Rudelmitgliedern zu Hilfe kommen.
Das gilt nicht nur in der Hundeschule oder Welpenstunde, sondern in jeder Situation mit rudelfremden Menschen oder Hunden. Es ist dein Rudel! Also auch deine Verantwortung, dass es sich zum Einen anständig benimmt und ihm andererseits aber auch nichts passiert. Natürlich sollte man immer die eigene Sicherheit dabei abwägen und sich der Konsequenzen eines Einmischens in einen möglicherweise ernsthaften Kampf bewusst sein. Aber soweit muss es mit ein bißchen Feingefühl ja gar nicht kommen…
Mehr zum Thema „Hundebegegnungen“ findest du in diesem Beitrag hier.