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Vor Kurzem habe ich in der neuen Blog-Kategorie „Hundternehmer“ darüber geschrieben, welche Voraussetzungen zu erfüllen musst, wenn du dich mit deinem eigenen Hundeladen selbständig machen möchtest. Gastautorin Mona hat ja zufälligerweise den Laden „Fördepfote“. Sie erzählt uns heute, was sie in den Jahren als selbständige Hundternehmerin bereits erlebt hat.

Am 01. September 2014 erfüllte sich für mich ein Lebenstraum: Ich öffnete zum ersten Mal die Türen zu meinem eigenen Hundeladen „Fördepfote“. Was mich da erwartete und was ich seither so erlebt habe, möchte ich gerne mit dir teilen. Es sind lustige und skurrile Geschichten, aber auch Geschichten für das Herz.

Kurz nach der Eröffnung erlebte ich eine Geschichte, die mir heute noch Tränen in die Augen treibt: Die Tür öffnete sich, eine Dame um die 50 betrat das Geschäft. Ohne sich umzuschauen und auch ohne zu grüßen, sprach sie mich direkt an. „Haben Sie Driemies?“ (ich schreibe wie sie gesprochen hat, weil es einfach zu lustig war). Ich war ganz aufgeregt und verunsichert, weil ich irgendwie so gar nicht wusste, was sie von mir wollte. „Entschuldigung, können Sie mir auf die Sprünge helfen was genau Sie meinen?“ Sie seufzte tief, lehnte sich vor „Driiiieeeeeemiiiiiiiiieeeeeees“. Punkt. Öhm…. ohje, wie peinlich ist das denn? Ich wusste einfach nicht was sie meint. Okay, versuchen wir es anders: „Das ist mir etwas peinlich, aber meinen Sie Futter oder sind das bestimmte Spielsachen…?“

Sie seufzte wieder tief und rollte mit den Augen, lehnte sich komplett auf den Tresen und sprach so laut, als sei ich schwerhörig: „DRIIIEEEEMIIIEEES“. Ich kam echt ins Schwitzen, weil ich dank dieser reichhaltigen Erklärung natürlich noch immer nicht wusste, was ich dieser Dame präsentieren durfte. Damals umfasste mein Sortiment nicht nur Hunde, sondern auch Kleintiere und Katzen – es hätte wirklich alles sein können. Die Katzenhalter unter euch lachen sich wahrscheinlich schon kaputt, aber ich wusste wirklich nicht worum es ging. Okay, letzter Versuch: „Entschuldigen Sie, aber ich weiss nicht was Sie meinen, bitte helfen Sie mir dabei zu verstehen was ich Ihnen zeigen darf.“

Du ahnst es vielleicht…. sie seufzte noch tiefer, kletterte beinahe über meinen Tresen und schrie so laut sie konnte: „DRIIIEEEMIIIEEESSS will ich haben“. Oh, ein ganzer Satz, Mensch…. ich war vollkommen verzweifelt, das sah dann auch die Dame, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Laden. Es dauerte, bis ich ahnte, dass sie Katzenleckerlies in kleinen Tütchen namens Dreamies gesucht hat. Katzen sind nicht meine Welt und so kannte ich diese Leckerlies zu diesem Zeitpunkt nicht. Ob es wirklich das war, was sie suchte, weiß ich aber bis heute nicht.

Kaum eine Woche später betrat ein Herr die Bühne. Er rauschte wie der Tasmanische Teufel in den Laden, links, rechts, links, rechts – Hektik pur. Ich fragte ihn, ob ich ihm behilflich sein könne. „Ja, haben Sie auch Futter für ECHTE Tiere?“ Ich verdutzt „Ja, antürlich. Um welche Tierart handelt es sich denn? Dann kann ich Ihnen gezielter etwas zeigen.“ Er: „Naja… ECHTE Tiere eben.“

Mona, halt dich zurück, antworte nicht was du denkst (das wäre gewesen: Kuscheltiere fresssen so selten, das lohnt sich nicht). Ich antwortete also brav „Welches Tier ist denn für Sie ein ECHTES Tier?“ Er antwortete genervt „Naja Rehe, Igel, Wildschweine. Nicht solche sesselpupsenden Sofadekos“. Und manchmal ist man leider doch spontan und es rutschte mir heraus: „Nein, also DANN haben wir nichts für ECHTE Tiere, tut mir leid.“

Monas ganzer Stolz - die BARF-Abteilung von Fördepfote

Nun folgt eine Geschichte für´s Herz. Ich möchte, dass jeder Mensch und jeder Hund sich in meinem Geschäft wohl fühlen. Aber manchmal besuchen mich auch Hunde, die große Angst haben. Und da gab es diese eine spezielle Hündin, die solche Angst hatte, dass sie quasi unter dem Fliesenspiegel in den Laden gekrochen ist. Oh, wie lief mir das Herz über bei solch einem Elend. Frauchen hatte den Hund seit wenigen Monaten aus dem Auslandstierschutz übernommen und die arme Maus kannte wirklich nichts. Sie fragte, ob sie bei mir ein wenig mit ihr üben durfte – ja, natürlich. Für so etwas bin ich immer zu haben! Wir übten zusammen, ich setzte mich auf den Boden und kullerte Leckerlies in Richtung der Hündin, die aber so panisch war, dass sie die nicht einmal bemerkte. Es folgten tägliche Besuche und nach zwei Wochen nahm sie den ersten Keks. Oh wie ich mich freute!

Nach diesem „Eisbrecher“ ging dann alles ziemlich schnell und die Hündin lernte, dass ihr bei mir nichts passierte. Und keine drei Wochen nach dem ersten Erfolg kam sie fröhlich mit wild wedelnder Rute in den Laden und fiel mir um den Hals. Die Wandlung war enorm und wirklich schön. Leider gab es jedes Mal einen Rückschritt, wenn etwas anders war. Wenn ich umgestellt hatte oder noch andere Kunden im Laden waren, aber sie erholte sich immer schneller von diesen „Schreckmomenten“. Frauchen hat wirklich viel und konsequent mit ihr gearbeitet und ich freute mich auf den täglichen Besuch des Gespanns, um sie dabei zu unterstützen.

Und dann gibt es die traurigen Geschichten, die meine Kunden mir erzählen. Von Krankheiten und Tod ihrer geliebten Hunde. Ein Stammkunde stand vor einer so schweren Entscheidung. Seine Hündin hatte Krebs im Endstadium, sie war gerade elf Jahre alt. Er hatte Angst und wusste nicht, was er tun sollte. Ich habe mich lange mit ihm darüber unterhalten, wie man erkennt, wenn es an der Zeit ist und am Ende lagen wir uns mit Tränen in den Augen in den Armen. Dieses intensive Gespräch hat ihm sehr geholfen und eine Woche später hat er seine Hündin gehen lassen. Er kam einige Zeit danach, um mir zu berichten, dass alles genau so war wie ich es ihm aus meinen Erfahrungen erzählt habe und er sehr dankbar für unser Gespräch war.

Im Januar diesen Jahres ahnte ich bereits, dass auch eine weitere Kundenhündin nicht mehr bei ihrem Frauchen ist, weil sie kein Futter mehr geholt hat. Dieses Gespann war einfach ein Anblick für die Seele: Frauchen 85 Jahre alt, hatte ein sehr bewegtes Leben, erlebte den zweiten Weltkrieg als Schulkind und erzählte davon, wenn man es hören wollte (und ich wollte immer). Mit ihrer tiefen rauchigen Stimme erzählte sie immer diese interessanten Geschichten. Neben ihr eine 16-jährige Chihuahua-Hündin, die fröhlich, aber zahnlos in die Welt blickte. Grau um die Schnute und leider mit einem Gesäugetumor, den man deutlich sehen konnte. Im Februar gab mir eine andere Stammkundin dann die traurige Gewissheit, dass die Hündin kurz vor Weihnachten eingeschlafen ist.

Als Besitzer eines Hundeladens erlebt man sehr viel. Lustige, eigenartige, traurige und schöne Geschichten. Ich darf meine Kunden in vielen Bereichen begleiten und sei es nur, dass ich zuhöre. Ich kann (und möchte) mich nicht zu allem äußern, was ich gefragt werde. Ich bin kein Tierarzt oder Hundetrainer und kenne meine Grenzen, aber ich begleite meine Kunden immer gerne in allen Belangen, zu denen ich etwas beisteuern kann. Durch eine gute Beratung gestalte ich das Leben meiner Kundenhunde mit, das ist eine große Verantwortung, die ich sehr ernst nehme, denn meine Kunden verlassen sich auf mich. Dieses Vertrauen ist ein wahnsinnig schönes Gefühl. Ich liebe meinen Job als Hundternehmer!