Manchmal sind Hunde so aggressiv, dass die Besitzer sich fragen, ob ihr Hund gefährlich ist oder sich in der „roten Zone“ befindet. Die Wahrheit ist: Alle Hunde können beißen und würden es in der falschen Situation auch tun. Allerdings sind manche Hunde gefährlicher als andere. Wie bei allen Dingen, die mit Aggressionen zu tun haben, gibt es keine festen Regeln, an denen man erkennt wie gefährlich ein Hund tatsächlich ist. Ein paar Anhaltspunkte, um einzuschätzen, wie gefährlich die Aggression eines Hundes ist, gibt es aber trotzdem.

Nehmen wir ein Beispiel: Dein Hund knurrt, wenn sich ein Artgenosse seinem Futternapf nähert. Wenn du nur einen Hund hast und kein weiterer in deinem Haushalt lebt, ist das kein großes Ding, solange er das Verhalten nicht auch Menschen gegenüber zeigt. Wenn ein anderer Hund bei euch zu Gast ist, kannst du beide ganz einfach in getrennten Räumen füttern und so der Futteraggression aus dem Weg gehen. In einem anderen Zuhause, z.B. einem mit mehreren Hunden oder Besitzern, die das Verhalten nicht erkennen, kann die Sache schon ganz anders aussehen. Hier kann seine Futteraggression schnell zu einem großen Problem werden.

Allerdings gibt es einige Fragen, mit denen du feststellen kannst, wie ernst das aggressive Verhalten deines Hundes wirklich ist. Je mehr Fragen du mit „Ja“ beantwortest, desto dringender solltest du dir professionelle Hilfe von einem Hundetrainer oder Verhaltensberater für Hunde holen.

Jedes „Ja“ auf eine Frage bedeutet ein Punkt. Zähle die Punkte einfach zusammen.

Fragen zur Beißhemmung beim Hund

  1. Hat der Hund bereits einen Menschen gebissen? Je häufiger es bereits zu Beißvorfällen gekommen ist, desto ernster ist die Lage.
  2. Hat der Biss die Haut verletzt?
  3. Musste die Bissverletzung ärztlich versorgt werden?
  4. Wurde der Mensch am Körper oder im Gesicht gebissen?
  5. Hat der Hund schon mal einen anderen Hund verletzt? Wie oft war er in eine Streiterei unter Artgenossen verwickelt und wie häufig hat er zugebissen?

Fragen zur Familie und den Lebensumständen

  1. Leben Kinder mit im Haushalt?
  2. Haben diese Kinder hin und wieder Freunde zu Besuch?
  3. Hast du ein aktives Sozialleben, das deine Fähigkeiten beeinflußt, das Verhalten deines Hundes zu managen? Hast du z.B. oft Besuch oder benötigst aus beruflichen Gründen einen Dogsitter?
  4. Machen deine Lebensumstände es schwierig, die Aggressionen deines Hundes zu händeln? Lebst du z.B. in einem Wohnblock und musst durch enge Flure an fremden Menschen und Hunden vorbei? Hat dein Hund Probleme mit den Nachbarn oder sie mit ihm?
  5. Hast du keine Zeit, deinen Hund zu trainieren?
  6. Hast du keine Energie, mit deinem Hund zu trainieren?
  7. Hast du kein Geld, um dir professionelle oder medizinische Hilfe zu holen?
  8. Hast du deinen Hund bereits einem Trainer vorgestellt, der sich auf aggressive Hunde spezialisiert hat?

Fragen zum Hund abseits der Aggression

  1. Wirkt dein Hund allgemein ängstlich, aufgedreht oder bellt viel?
  2. Ist dein Hund groß und/oder kräftig?
  3. Hat dein Hund nicht genug Training und Grunderziehung?
  4. Verhält sich dein Hund im Allgemeinen nicht besonders gut?
  5. Hast du deinen Hund erst seit kurzer Zeit?
  6. Reagiert dein Hund generell unsozial gegenüber bekannten Personen oder Hunden?
  7. Reagiert dein Hund generell unsozial gegenüber unbekannten Personen oder Hunden?

Fragen zur Aggression in deinem Hund

  1. Wirkt die Aggression deines Hundes unvorhersehbar (du bist dir nicht sicher, was der Auslöser ist oder sie wechseln)?
  2. Passiert dieses Verhalten häufiger (mehr als einmal pro Monat)?
  3. Scheint dein Hund auf viele verschiedene Auslöser zu reagieren?
  4. Gibt dein Hund keine klaren Warnzeichen bevor er das aggressive Verhalten zeigt?
  5. Braucht dein Hund lange, sich nach einem Vorfall wieder zu beruhigen?
  6. Wird das aggressive Verhalten schlimmer?
  7. Sind Verwandte und Vorfahren deines Hundes für ihr Aggressionsverhalten bekannt?
  8. Richtet sich die Aggression auf etwas Bestimmtes, was schwer zu vermeiden ist (z.B. ein Familienmitglied)?

Diese Fragen sollen dir helfen, eine relativ gute Einschätzung deines Hundes und seines Aggressionsverhaltens zu bekommen. Besonders relevant sind hierbei die Häufigkeit, Intensität und Dauer des Verhaltens. Es ist auch wichtig, ob sich das Verhalten vorhersehen (und somit verhindern) lässt. Die Lebensumstände und deine eigenen Fähigkeiten entscheiden ebenfalls, ob du deinem Hund helfen kannst oder nicht.

Eine niedrige Punktzahl bedeutet nicht automatisch, dass dein Hund sicher ist. Hast du viele Punkte, kannst du aber davon ausgehen, dass es schlechte Neuigkeiten sind. Es gibt keine exakte Zahl, ab wann ein Hund gefährlich ist, da hier auch immer noch viele persönliche Aspekte dazu kommen. Wenn du unsicher bist und nicht weißt, wie du an den Problemen arbeiten sollst, hole dir unbedingt Hilfe eines professionellen Hundetrainers. Von außen lassen sich viele Dinge einfacher erkennen und er wird dir sicher weiterhelfen können. Verschließe nicht die Augen vor den Problemen deines Hundes, sondern zeige ihm einen anderen Weg und dass er auf dich vertrauen kann.