*Werbung wegen Namensnennung* Googelt man Cesar Milan kommt man zuerst auf seine Website und dann auf schier endlose Suchergebnisse, die einem verraten, warum der Mann der meistgehasste Hundetrainer unserer Zeit ist. Doch warum hat Cesar Milan auf der einen Seite so großen Erfolg und auf der anderen Seite so viele, die ihn für seine Methoden verabscheuen? Bei all der nicht ganz unbegründeten Kritik an seinen Erziehungsmethoden gibt es trotzdem einige Dinge, die wir von ihm lernen können. Zumindest sehe ich das so.

Ich habe zwei oder drei seiner Bücher gelesen und so ziemlich jede Folge seiner Show gesehen. Bevor Murdoch zu uns kam, habe ich mein Wissen über Welpen unter anderem mit Cesar Milan wieder aufgefrischt. Und da ich hin und wieder über Diskussionen um seine Person stolpere, möchte ich heute mal meine Meinung zu ihm und seinen Methoden diskutieren. Ich bin mir bewusst, dass das Thema sehr emotionale Reaktionen hervorruft, doch trotzdem würde ich mir wünschen, wenn du das Ganze etwas objektiver betrachten kannst.

Was mir an Cesar Milan gut gefällt

Am beeindruckendsten fand ich die Sache mit der Energie, an der ich auch heute noch kräftig feile. Er predigt ja „ruhig und selbstsicher“ und ich beobachte immer wieder, wie wir Menschen (mich selbst eingeschlossen) daran scheitern. Cesar Milan predigt, dass wir wieder die Rudelführer unserer Hunde werden müssen und da pflichte ich ihm absolut bei. Leider hat nur das Wort „Rudelführer“ in Deutschland einen sehr zweifelhaften Ruf. Viele verwechseln Dominanz und Souveränität mit Aggression und Unterdrückung. Wir haben einfach die falsche Idee davon, wie ein Chef zu sein hat. Doch dazu gleich mehr.

Ich habe lange über einen Artikel zu diesem Thema nachgedacht, weil ich weiß, welch teilweise emotionale Reaktionen der Name Cesar Milan hervorruft. Ich mag es aber nicht, wie er vor allem im Internet von Horden von Hyänen zerfleischt wird, denn ich denke, es sind durchaus auch viele sinnvolle Grundsätze, die er versucht zu vermitteln. Deshalb habe ich die drei für mich wichtigsten hier einmal zusammengefasst.

Beschäftigung, Disziplin und dann erst Liebe und Aufmerksamkeit

Grundsätzlich scheint das ja kein schlechter Grundsatz zu sein, wenn man von der Reihenfolge mal absieht. Unsere Hunde brauchen Beschäftigung und müssen einen gewissen Grad an Grundgehorsam zeigen. Und natürlich erziehen wir alle unsere Hunde mit viel Liebe und Aufmerksamkeit. Was viele zu vergessen scheinen ist, dass das Eine das Andere nicht ausschließt.

Schauen wir uns die Hundeflüsterer-Folgen mit Cesar Milan an, sehen wir ja grundsätzlich meistens einen Querschnitt der amerikanischen Hundehalter und deren Probleme, die sie mit ihren Hunden haben. Manchmal ist es wirklich schockierend, unter welchen Umständen die Hunde dort leben. Sie werden wie Babies behandelt und die Grundbedürfnisse eines Hundes werden nur teilweise erfüllt. Bewegung, geistige Auslastung und klare Strukturen in der Familie findet man dort nur selten. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich viele der Halter auch nicht für voll nehmen und mich an ihnen orientieren würde. Kein Wunder also, dass die Hunde am Rad drehen, wenn sie 2-3 Mal pro Woche für ein paar Minuten um den Block laufen und den Rest der Zeit in der Wohnung oder auf dem Grundstück ohne Beschäftigung oder soziale Kontakte eingesperrt sind!

Liebe und Vertrauen muss man sich meiner Meinung nach erarbeiten. Das geschieht durch gemeinsame Unternehmungen genauso wie durch klare Grenzen – für Mensch und Hund. Grenzen gehören zu einer sozialen Gemeinschaft, das ist einfach so. Sonst kann sie nicht funktionieren. Auch bei uns gibt es Regeln und Strukturen, wenn auch nicht besonders viele. Aber die, die es gibt, werden bitte befolgt, sonst werde ich ungemütlich.

Bevor ich von meinem Hund erwarten kann, dass er sich ordentlich benimmt und sich so verhält, wie ich es mir wünsche, muss ich doch erst einmal dafür sorgen, dass er seelisch und körperlich dazu in der Lage ist. Einem frustrierten Hund bringst du gar nichts bei. Der hat ganz andere Sorgen, als den Nachbarshund in Ruhe zu lassen oder sich nicht im Unterschenkel eines unbeteiligten Passanten zu verbeißen. Wenn man sieht, dass die meisten Fälle von Cesar Milan noch nicht mal anständig an der Leine laufen können, bleiben eigentlich keine Fragen offen.

Nicht anfassen, nicht ansprechen, nicht anschauen

Ein sehr wertvoller Grundsatz, wenn man respektvoll mit Hunden umgehen möchte und mir selbst hat er sehr geholfen, als Püppi zu uns kam, die sehr sensibel auf Körpersprache reagiert. Einen Hund zu ignorieren, bevor man mit ihm Kontakt aufnimmt, ist aus Hundesicht sehr respektvoll, vertrauenerweckend und höflich. Gerade bei schwierigen oder ängstlichen Hunden lohnt es sich also, erst mal so zu tun, als wäre der Hund gar nicht da. Definitiv etwas, das nur die wenigsten Menschen verstehen, denn unser erster Impuls ist ja immer, dem Hund in die Augen zu schauen und von vorn auf ihn zuzugehen. Dann kommt unsere Hand von oben und tätschelt den Kopf. In der Hundesprache ein ziemlich aggressives und respektloses Verhalten, das nicht jeder Hund entspannt aufnimmt.

Es gibt ein tolles Buch zu dem Thema, das aufzeigt, welche Unterschiede in der menschlichen und hündischen Kommunikation häufig zu Missverständnissen führen. Wenn du das Buch noch nicht kennst, ist es eine echte Empfehlung: „Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt“  von Patricia B. McConnell (*Affiliatelink) ist meiner Meinung nach Pflichtlektüre eines jeden Hundehalters. Und witzig ist es auch noch!

Mir selbst geht es tierisch auf den Senkel, wenn ich mit Freya unterwegs bin und wildfremde Leute sie einfach antatschen oder sich sogar über sie beugen, um sie zu umarmen. Mir passiert sowas ständig, denn die Püppi ist einfach ein wunderhübsches Mädchen. Allerdings ist sie auch sehr wählerisch was die Menschen angeht, die sie mag und ist kein großer Fan von affigen Liebesbekundungen, wie z.B. nach vorn gebeugt in die Augen schauen oder spontane Umarmungen. Wer schon einmal bei uns zu Besuch war, weiß das.

Nun liegt es in meiner Verantwortung dafür zu sorgen, dass sie nicht auf hundetypische Art zeigt, was sie von dieser Art der Kontaktaufnahme hält. Denn wenn ein Hund wie sie knurrt oder sogar nach jemandem schnappt, hört der Spaß wirklich auf. Bei einem kleinen süßen Chihuahua drückt man noch ein Auge zu, weil der ja nicht wirklich jemanden verletzen kann. Aber bei bulligen Rassen sieht es doch offen gesagt ganz anders aus.

Ich hasse es, wenn Fremde einfach so mit meinem Hund Kontakt aufnehmen und ihn streicheln, am besten noch, ohne mich vorher zu fragen. Ich finde das respektlos und Püppi teilt meine Meinung. Man fragt einfach, oder? Ich renne ja auch nicht zu jedem wildfremden Menschen hin und tätschle ihn zur Begrüßung das Köpfchen oder quietsche, wie niedlich er doch ist. Ich wette, wenn du eine Mutter mit Kinderwagen bist, kannst du nachvollziehen, was ich meine.

Glücklicherweise ist mein Blogartikel, wie man Hunde respektvoll begrüßen kann einer der meistgelesenen auf dieser Website. Es besteht also Hoffnung…

Man muss der Rudelführer für seinen Hund sein

Da sind wir wieder beim Thema „Rudelführer“. Ich hatte ja schon gesagt, dass ich glaube, viele haben einfach die falsche Vorstellung davon, wie ein Rudelchef zu sein hat. Aber lass uns zuerst für all die Definitions-Fanatiker klären, ob wir Menschen uns überhaupt Rudelführer nennen dürfen.

Alle, die ein Wörterbuch von vorn bis hinten auswendig gelernt haben, werden jetzt mit dem Argument kommen, dass Rudelführer den Obersten einer Hundefamilie bezeichnet. Hundefamilie meint, dass alle Mitglieder miteinander verwandt und vor allem, dass alle Hunde sind. Im Falle einer gemischten sozialen Gruppe, wie sie in einer Familie mit Hund genannt werden würde, kann es also höchstens ein Oberhaupt der Gruppe geben.

Weil wir unsere Hunde aber ja als gleichwertige Familienmitglieder sehen wollen, sagen wir einfach „Familienoberhaupt“ und sind zufrieden damit. Wobei es doch eigentlich dasselbe bedeutet… Wieso darf ein Mensch, der mit einem oder mehreren Hunden zusammenlebt, kein Rudelführer sein, aber einer, der mit mehreren Menschen und einem Hund zusammenlebt, darf ein Familienoberhaupt sein? Das verstehe ich nicht und da es den Hunden sowieso egal ist, werde ich auch weiter dieses Wort verwenden.

Nun zum allgemeinen Verständnis des Wortes „Rudelführer“. Vielleicht liegt es am „Führer“, dass vielen das Wort so sauer aufstößt? Also sagen wir doch „Rudelchef“. Finde ich auch besser! Was ist also so schlimm daran, ein Chef für den Hund zu sein? Gibt es wirklich so viele schlechte Chefs unter uns Menschen, dass sich diese Bezeichnung so negativ in unseren Gehirnen verankert hat?

Ich persönlich mache einen guten Chef an einigen Kriterien fest:

  • Rudelchefs sind ein vertrauenswürdiger Ansprechpartner für alle Rudelmitglieder.
  • Rudelchefs treffen wichtige Entscheidungen, nicht alle!
  • Rudelchefs sorgen für das Wohl der Familie und dafür, dass immer Zugang zu den wichtigsten Ressourcen (Futter, Wasser, ein gemütliches Plätzchen und die Sicherheit der Gruppe) besteht.
  • Rudelchefs treten für die Mitglieder ihres Rudels ein, wenn sie Hilfe brauchen.
  • Rudelchefs sorgen für eine stabile und harmonische Gemeinschaft.

Ich selbst kenn genug menschliche Chefs, die noch nicht mal eins der Kriterien erfüllen. Von daher weiß ich, woher diese Abneigung gegen den Ausdruck kommen kann. Aber denkt man mal wirklich darüber nach, muss man doch zugeben, dass man sich einem Chef wie ich ihn oben beschrieben habe, nur allzu gern anschließt und seine Anweisungen nicht in Frage stellt.

Hier ist auch ein interessanter Artikel, wenn du mehr dazu lesen möchtest: Alles Kopfsache

Warum das Internet Cesar Milan hasst

Während sicherlich einige Kritiker von Cesar Milan mir bis hierher noch halbwegs Verständnis entgegenbringen konnten, kommen wir nun zu dem, was euch eigentlich beschäftigt. Und wo ihr teilweise gar nicht mal zu Unrecht meckert.

Solltest du das erste Mal auf meinem Blog sein, möchte ich dir versichern, dass ich selbst keinerlei Hilfsmittel bei meinen Hunden verwende und diese hier auf dem Blog auch an keiner Stelle empfehle. Ich finde jedoch, dass man Dinge in der jeweiligen Situation beurteilen und nicht pauschal verurteilen sollte. Deshalb bin ich ein großer Befürworter von Erfahrungsaustausch und dem Bilden einer eigenen Meinung.

Nutzung von "Hilfsmittel", z.B. Elektroschock-Halsbändern

Natürlich bin auch ich gegen die Nutzung von Elektro-, Würge- oder sonstigen Erziehungshalsbändern im Hundetraining. Die meisten von uns sind aber auch in der glücklichen Lage, keinen wildgewordenen Leinenrambo zu haben, der wahllos um sich schreddert, wenn er frustriert ist. Und für die meisten Hunde gibt es wesentlich einfachere und effektivere Methoden, Problemverhalten zu verändern. Dazu braucht es keine Hilfsmittel, sondern nur ein wenig Geduld und Durchhaltevermögen.

Man muss jedoch einfach mal beachten, dass viele der Fälle von Cesar Milan alles andere als der Null-Acht-Fuffzehn-Plüschpopo mit einem kleinen Verhaltensproblemchen sind. Viele Hunde haben bereits Artgenossen oder Menschen verletzt und ihre letzte Chance ist es, einen auf den Deckel zu bekommen und sich zusammen zu reißen oder eben eingeschläfert zu werden. Wenn ich Zuhause einen Hund habe, der Leinenaggression zeigt, dabei aber eher ängstlich ist, muss ich natürlich anders mit dem arbeiten, als bei einem Hund, der nach vorne geht um zu töten. Hier ist es meist nicht nötig, solch scharfe Geschütze aufzufahren. Leider liegt das im Ermessen des Besitzers und hier trägt jeder seine eigene Verantwortung. Nur, weil man es im Fernsehen so gesehen hat, heißt das nicht, dass man alles nachmachen muss. Es gibt ja auch Sendungen, in denen jemand am offenen Gehirn operiert. Ich fange ja auch nicht an, das nachzumachen, weil ich glaube, alles darüber zu wissen.

Natürlich ist es schwierig, sowas im TV anzusehen, wenn da nur ein kleiner Hinweis erscheint, dass man das nicht zu Hause nachmachen soll. Es gibt genug Menschen, die das sehen und ein Elektrohalsband als Lösung ihrer Probleme mit dem Hund sehen. Das liegt aber weniger daran, dass Cesar Milan das z.B. bei einem wild um sich beißenden Hund zeigt, sondern mehr daran, dass das Hirn solcher Leute einfach unterentwickelt ist. Es fehlt an Empathie, Beobachtungsgabe und lösungsorientiertem Denken. Das ist ungefähr so, als würde man ein Videospiel für eine Schießerei an einer Schule verantwortlich machen.

Auf der anderen Seite nutzt ja auch der Rütter bei harten Fällen gern mal seine Plastikflasche, die eine ähnliche Schreckwirkung auf die Hunde haben soll. Dabei bekommen sie zwar keinen Elektroschock, aber eben trotzdem einen Schock, der sie nachhaltig beeindruckt und mit dem richtigen Timing ein Problemverhalten abstellen kann. Und genau dieses Timing ist hier das Entscheidende. Leider reagieren die wenigsten von uns schnell genug, um solche Korrekturen effektiv zu nutzen. Deshalb lieber Finger weg davon und auch Trainern, die so etwas empfehlen, extrem kritisch gegenüber treten.

Erziehung mit Dominanz, Druck und Gewalt

Das „Scht“ ist sicherlich das bekannteste Markenzeichen von Cesar Milan. Er setzt ihn ein wie das Knurren eines Hundes, also um einem Hund zu zeigen, dass ein bestimmtes Verhalten nicht erwünscht ist. Wer darauf achtet wird sehen, dass er dieses Signal auch mit seiner Körpersprache unterstützt und in den meisten Fällen erst „handgreiflich“ wird, wenn der Hund sich über die Grenze hinwegsetzt. Außerdem ist es ein Geräuch, das in Situationen, die eine schnelle Reaktion erfordern (z.B. im Straßenverkehr, danke Mona), einfach besser passt als Worte oder andere Kommandos. Meine Hunde halten bei einem „Scht“ von mir sofort an und gucken, was ich ihnen sagen möchte. Neulich erst, wollte Murdoch eine Biene fangen und das „Scht“ hat ihr das Leben gerettet und Murdoch einen Besuch beim Tierarzt erspart.

„Handgreiflich werden“ bedeutet bei Cesar Milan einen Stupser in den Nackenbereich oder ans Hinterteil des Hundes. Manche bezeichnen es auch als Treten in die Bauchdecke und ehrlich gesagt finde ich diese „Trainingsmethode“ auch wirklich überzogen. Auf der anderen Seite habe ich es aber auch noch nie mit einem wirklich gefährlichen Hund zu tun gehabt.Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass Hunde untereinander durchaus selbst körperlich maßregeln. Meiner Meinung nach einer der Gründe, warum sie (wenn sie gut sozialisiert sind) besser miteinander klar kommen, als manche Halter mit ihren Hunden.

Ich finde, das Zauberwort ist hier Konsequenz. Wenn durch das „Scht“ eine Grenze etabliert werden soll und diese missachtet wird, muss man einfach deutlicher werden, wenn der Hund einen noch für voll nehmen soll. Auch unter uns Menschen gibt es Konsequenzen und Strafen, was in meinen Augen auch nichts Schlimmes ist, wenn sie verhältnismäßig sind. Natürlich sollte das nicht mit Treten und Schlagen durchgesetzt werden, sondern mit einer souveränen Ausstrahlung. Damit bekommt man wesentlich mehr Respekt vom Hund. In manchen Fällen wird es aber wahrscheinlich auch keine andere Möglichkeit geben, zu dem Hund überhaupt durchzudringen, wenn man nicht ein gewisses Maß an „Härte“ an den Tag legt und ganz deutlich zeigt, wo die Grenze ist.

Ich selbst bin ultra schlank und wiege gerade mal 50 kg. Murdoch wiegt 35kg und Freya kommt mit ihren ca. 45 kg schon nah an mich ran. Sehen wir es, wie es ist: Ich habe körperlich null Chance bei den Spacken. Liegt Freya auf meinem Platz auf der Couch und will sich nicht wegbewegen, kann ich ziehen und zerren, ich bekomme die Trümmerpüppi nicht bewegt. Das brauche ich aber nicht, weil ich sie wegschicken kann und zwar einzig und allein durch meine innere Einstellung. Ich bin also dominant, aber nicht unfair oder gar grob dabei. Manchmal reagiert sie gar nicht, weil ich innerlich nicht davon überzeugt bin, dass sie es tut oder es gerade lustig finde, wie ich mich mit ihr abkämpfe. Dann verleihe ich meiner Bitte Nachdruck, indem ich auf die Couch steige und auf ihren dicken Hintern zulaufe. Sobald mein Fuß sie berührt, springt sie auf und rollt sich einen Meter weiter wieder zusammen.

Was ich bei Cesar Milan wirklich noch nie gesehen habe ist, dass er einen Hund zur Sau macht, auch wenn dieser schon „am Boden liegt“. Er prügelt nicht auf Hunde ein, auch wenn sie bereits ausdrücklich zeigen, dass sie aufgeben. Er lobt sie, wenn sie das erwünschte Verhalten zeigen und gibt ihnen mit seinen klaren Ansagen eine Richtung, die sie oft in ihrem Leben bislang nicht hatten. Würden die Besitzer sich früher kümmern, müsste es gar nicht zum Einsatz solcher Methoden kommen. Viele Leute aus Cesar Milans Show leben seit Jahren mit den Verhaltensproblemen ihrer Hunde und waren noch nie in der Lage, ihrem Vierbeiner eine Richtung zu zeigen. Ist doch klar, dass dieser sich dann nicht so schnell auf neue Regeln einlassen möchte. Warum auch? Immerhin hatte er bislang das Sagen.

Man muss das alles mal etwas differenzierter betrachten

Wie bei allem im Leben kommen viele individuelle Umstände zusammen, wenn es um Hundeerziehung geht. Ich persönlich finde es schwierig, allgemein gültige Tipps zu geben, denn jeder Hund, jedes Lebensumfeld und vor allem jeder Mensch ist anders. Was bei dem Einen hilft, muss nicht auch zwangsläufig bei anderen funktionieren. Es würde also helfen, nicht immer gleich alles für bare Münze zu nehmen und erst einmal zu reflektieren, was einem selbst weiterhelfen könnte. Passend zur Situation und den eigenen Zielen.

Es gibt einfach einen Unterschied, ob ich meinem Hund mit einem Anti-Bell-Halsband verbieten will, z.B. Trennungsangst zu haben oder ob ich eine wildgewordene Bulldogge davon abhalten will, sich in den Reifen eines fahrenden Traktors zu verbeißen. Das kann man doch nicht beides in einen Topf werfen oder wie siehst du das?

Ich persönlich habe vieles von Cesar Milan gelernt bzw. mir sind bestimmte Dinge bewusster geworden. Das heißt nicht, dass ich ALLE seine Trainingstipps umsetze. Da bin ich einfach auch bei anderen bekannten Hundetrainern und durch meine eigenen Erfahrungen fündig geworden, die Ansätze zeigen, die zu mir und meinem Leben mit den Hunden passen. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, hat Cesar Milan in einer Art auch dazu beigetragen, dass ich diesen Hundeblog vor fast drei Jahren angefangen habe. Durch ihn habe ich nämlich gelernt, mehr auf die Körpersprache der Hunde zu achten und diese Beobachtungen helfen mir, mit meinen Hunden zu flüstern. Okay, manchmal brülle ich auch… 😉

Das Problem ist also nicht er oder irgendein anderer Hundetrainer, sondern die Menschen, die ohne nachzudenken seine Methoden nachmachen, obwohl der eigene Hund höchstwahrscheinlich einen ganz anderen Ansatz benötigt. Es gibt auch in Deutschland noch genügend Hundetrainer, die sogar ihren Kunden diese Elektroschockdinger in die Hand drücken, obwohl man bei falschem Timing dort vieles noch viel schlimmer machen kann.

Wenn wir Menschen Probleme haben, suchen wir zuerst nach der schnellsten und einfachsten Lösung. Das ist gar nicht verwerflich, denn evolutionär betrachtet, hat uns das schon häufig weiter gebracht. Aber wir haben ja oft schon Probleme damit, unsere Mitmenschen zu verstehen und richtig einzuschätzen, wie soll es dann erst bei anderen Spezies sein. Ich wünsche mir, und das ist ja auch ein wenig der Sinn meines Blogs, dass wir einfach beginnen, genauer hinzuschauen und auch uns selbst nicht fehlerfrei betrachten. Denn Hundetraining ist deshalb so schwierig, weil wir viel mehr an uns selbst arbeiten müssen, als am Hund.

Mehr von meinen persönlichen Erfahrungen mit Cesar Millans Trainingsmethoden erzähle ich dir in diesem Video:

Ich bin wirklich gespannt auf deine Meinung zu Cesar Milan. Kennst du ihn und hast dich mit seinen Trainingsmethoden schon einmal auseinander gesetzt? Teilst du vielleicht sogar einige seiner Ansätze? Dann freue ich mich auf deine Erfahrungen in den Kommentaren. Ich weiß, dies ist ein sehr emotionales Thema, deshalb möchte ich dich bitten, sachlich zu bleiben. Ich habe mir vorsichtshalber schon mal einen Helm aufgesetzt.

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