Das Highlight des Tages für deinen Hund ist der tägliche Spaziergang durch euer Revier. Für ihn bedeutet das Zeitung lesen, mit den Hundefreunden toben, den Erzfeind anpöbeln, Katzen jagen, nach Mäusen buddeln, in Matschpfützen springen – alles was einem Hund so richtig Spaß macht. Aber welche Rolle spielst du dabei? Findet dein Hund dich draußen uninteressant? Wir haben ein paar Übungen für euch, die du wunderbar in den Spaziergang einbauen und so für mehr Spaß und Spannung sorgen kannst.

Der Spaziergang ist die beste Möglichkeit, die Beziehung zu deinem Hund zu vertiefen. Selbst wenn ihr nur nebeneinander durch den Nieselregen latscht, für deinen Hund bedeutet dieser Ausflug jede Menge. Denn ihr geht gemeinsam euer Territorium ab und habt im Idealfall auch noch Spaß dabei. Ihr seid als Rudel unterwegs und erlebt gemeinsam etwas. Letzteres hängt oft an dir.

Zwischendurch ein paar kleine Spiele für Aufmerksamkeit, Gehorsam und Spaß einzubauen, ist das Beste was du für deinen Hund tun kannst. So verbessert sich nicht nur die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund, es lassen sich oft auch seine Instinkte (z.B. Jagdverhalten) besser kontrollieren, wenn diese Bedürfnisse anderweitig von dir erfüllt werden.

Vor Spaß und Spannung kommt Ruhe - entspannt starten

Viele Probleme auf dem Spaziergang kannst du eigentlich schon beim Anziehen in der Wohnund vermeiden, spätestens aber an der Tür. Für Hunde, die ungeduldig sind und sich gern vordrängeln, eignen sich Türen perfekt zum Training. Murdoch ist so ein Fall, deshalb mache ich diese Übung auch zwischendurch mit ihm.

Hundepsychologisch sagt man auch, dass derjenige, der als erstes einen Raum betritt, die Situation kontrolliert und für die Sicherheit des ganzen Rudels in der neuen Umgebung sorgt. Ich weiß natürlich nicht, ob Hunde das wirklich so sehen, aber es bietet sich generell an, um den Hund ein wenig runter zu bringen. Denn wenn dein Hund schon vor der Tür rumhibbelt wie bekloppt, wird es während des Spaziergangs mit all seinen Außenreizen meist nicht viel besser.

Wie man das Training an der Tür gestalten kann, findest du hier… Auch draußen gilt, vor dem Ableinen erst mal Ruhe bewahren. Lasse deinen Hund eine Weile neben dir laufen, bis er sich entspannt hat und die Leine locker durchhängt. Du kannst ihn auch neben dir sitzen lassen und warten, bis er dich anschaut, bevor du die Leine löst.

Die gewonnene Freiheit soll für deinen Hund aber nicht bedeuten, dass er sofort davon stürmen und tun und lassen kann, was er will. Lass ihn warten und bringe ihm bei, dass er sich erst ab einem bestimmten Signal frei bewegen darf. Das kann wichtig sein, wenn du dich mit ihm im Straßenverkehr bewegst.

Alternativ kannst du auch hier eine kleine Trainingseinheit einbauen, z.B. den Hund warten lassen, während du selbst schon ein paar Meter gehst. Dann rufst du ihn und er darf los laufen. So ein bißchen Konzentration und Selbstbeherrschung bringen viel und zeigen ihm, wie er sich richtig verhalten soll.

Für sich selbst die Brötchen verdienen

Wir machen es unseren Hunden ja durchaus sehr einfach, über die Runden zu kommen. Wir stellen ihm 1-3 mal am Tag eine Schüssel Futter hin, die er sich dann reinschaufeln kann. Es ist ja auch für uns sehr praktisch und komfortabel, den Fütterungsprozess schnell und sauber hinter sich zu bringen. Dabei kann man mit der Ressource Futter wunderbares Bindungstraining betreiben, das dem Hund auch noch Spaß macht.

Es ist generell eine gute Idee, wenn du deinen Hund ein wenig für sein Futter arbeiten lässt. Auch Hunde brauchen einen Sinn im Leben und der beginnt meist schon damit, seine eigenen Brötchen zu verdienen. So hat man etwas, worauf man stolz sein kann und wird dafür auch noch belohnt. Ich nehme deshalb ganz gern die Morgenration mit auf den Spaziergang und füttere sie unterwegs.

Ich binde dann meist verschiedene Spiele oder kleine Trainingseinheiten mit in den Spaziergang ein. Das macht nicht nur den Hunden Spaß, sondern bringt auch mir Abwechslung und wir latschen nicht  einfach nur doof durch die Gegend. Ich lasse die beiden warten und verstecke Futter, das sie dann suchen dürfen. Das strengt die Nase an. Oder ich rufe sie und werfe ihnen dann ein Leckerchen zu, das sie fangen müssen. Das fördert die Konzentration und sie achten mehr auf mich, wenn ich etwas von ihnen will.

Natürlich kann man jetzt auch sagen, die Hunde würden nur wegen dem Futter auf mich hören. Das ist aber nicht so. Auch auf Runden ohne Leckerchen kommen sie begeistert zu mir, wenn ich sie rufe. Weil sie wissen, dass etwas Spannendes auf sie wartet. Wenn wir mal ehrlich sind, rufen wir doch im Alltag die Hunde auch oft, ohne dass etwas sinnvolles für sie geschieht. Nur, weil wir uns besser fühlen, wenn sie nicht so weit vorlaufen oder eine Interaktion mit einem anderen Hund nicht einschätzen und deshalb verhindern wollen.

Ich nutze sehr gern die unglaublich gute Nase meiner Hunde – eines ihrer Talente – und gebe ihnen eine Aufgabe, in der sie das Talent nutzen können. Meiner Meinung nach erfüllt sie das. Schließlich möchte doch jeder irgendwie seine Talente nutzen, um sich die Brötchen zu verdienen oder Anerkennung von anderen erhalten. Ich glaube, für unsere Hunde ist es nicht anders.

Aufgepasst

Kennst du folgende Szene? Jemand rennt schreiend hinter seinem Hund her, der sich gerade mit Volldampf vom Acker macht? Und langsam siehst du, wie sich der Abstand zwischen Hund und Halter immer weiter vergrößert, da der Hund mit seinen vier Beinen nun mal schneller ist als wir mit nur zweien?

Sollte der Hund überhaupt bemerken, dass sein Besitzer hinter ihm her rennt, denkt er wahrscheinlich nur, wie cool es ist, dass Herrchen gemeinsam mit ihm Jagen geht. Und ihn dabei sogar noch anfeuert!

Ich habe noch nicht eine dieser Situationen gesehen, in denen der Hund zurück kommt. Auch die Halter holen ihre Hunde nur in den seltesten Fällen ein. Warum sollte der Hund auch umdrehen und zu Herrchen zurück laufen, wenn vor ihm doch etwas passiert, das ihn viel mehr interessiert? Außerdem rennt Herrchen ihm ja eh hinterher. Also kein Grund zur Sorge, ihn später nicht wieder zu finden.

Ich mache in solchen Fällen komplett das Gegenteil von dem, was mein menschlicher Instinkt mir sagt: Umdrehen und wegrennen! Natürlich musst du für diese Übung schon eine relativ gute Beziehung zu deinem Hund haben. Wenn es deinem Hund egal ist, ob du dabei bist oder nicht, dann geht der Schuß wahrscheinlich nach hinten los. Wenn du dir nicht sicher bist, übe das zunächst in einem abgeschlossenen Gelände.

Wenn dein Hund sich das nächste Mal irgendwo festgeschnüffelt hat oder gerade den Nachbarshund ins Visier nimmt, dann renne laut schreiend in die entgegengesetzte Richtung!

Okay, laut schreien musst du nicht unbedingt, aber ich stelle es mir lustig vor. Und wenn dein Hund weiter weg ist, kannst du ihn damit gut auf dich aufmerksam machen. Aber ehrlich, gehe oder renne einfach in die entgegengesetzte Richtung. Je schneller du läufst, desto schneller kommt dein Hund (hoffentlich) zu dir zurück. Ein Stoßgebet hilft! 😉

Der Hund soll so lernen, selbst die Verantwortung dafür zu tragen, dass er nicht den Anschluss ans Rudel verliert. Und wenn du ihm dauernd nachläufst und er sich darauf verlassen kann, dass du aufpasst, dann kann er sich anderen Dingen widmen.

Auch Versteckspiele finden die meisten Hunde toll! Ich verstecke mich zum Beispiel gern in Momenten, in denen die Hunde unaufmerksam vor sich hin schnüffeln, hinter einem Baum, Strauch o.ä. Natürlich wähle ich Punkte, von denen aus ich trotzdem noch das Gelände überblicken kann. Ich will ja nicht, dass die beiden suchend in die falsche Richtung laufen, während ich kichernd hinter einem Strauch hocke.

Wenn der Hund dich nicht bemerkt, kannst du kurz pfeifen oder ihn rufen. Aber bleib versteckt und hilf ihm nur ein bißchen, dich zu finden. Lass deine Hund eine Weile nach dir suchen, bis er dich gefunden hat. Dann freust du dich wie bescheuert darüber und belohnst ihn.

Bei sehr eigenständigen Hunden solltest du am Anfang eine Schleppleine (*Affiliatelink) einsetzen, um in einem kontrollierten Umfeld trainieren zu können.

Mach dich unverzichtbar für deinen Hund

Zeig ein bißchen mehr Begeisterung! Animiere deinen Hund beim Spielen, lobe ihn und lass ihn spüren, wie stolz du auf ihn bist, wenn er eine Übung gemeisert hat. Niemand lernt gern mit einem Lehrer, der eigentlich gar keine Lust hat oder einem Chef, der gerade lieber woanders wäre. Wenn du es nicht ernst meinst, wird dein Hund es dir auch nicht abkaufen!

Es sollte sich für deinen Hund immer lohnen, zu dir zu kommen. Wenn du ihn nur aus Prinzip heran rufst, weil du ihn nicht weiter als 5 Meter von dir entfernt haben möchtest, lernt er schnell, dass er keinen Vorteil davon hat, in deiner Nähe zu bleiben. Dann wird er sich immer mehr Zeit lassen, diese ganz wichtige Stelle ausgiebig zu beschnüffeln, bevor er sich langsam auf den Weg in deine Richtung macht. Und irgendwann wird er dich komplett ignorieren, wenn du nicht aufpasst.

Belohne deinen Hund deshalb immer, wenn er zu dir kommt. Das muss nicht immer ein Leckerchen sein. Auch kurzes Toben, Kraulen oder ein kleines Spiel – jede Form von Aufmerksamkeit – sind für deinen Hund eine Belohnung.

Wenn dein Hund weiß, dass bei dir tolle Sachen passieren, wird er sich deutlich öfter in deiner Nähe aufhalten, sogar ohne, dass du ihn überhaupt rufen musst.

Schau mir in die Augen, Kleiner!

Wenn dein Hund dich anschaut ist es sehr einfach, mit ihm zu kommunizieren. Deshalb solltest du anstreben, dass dein Hund dich so oft wie möglich anschaut, z.B. um sich Informationen zu holen, wie er mit einer ungewohnten Situation umgehen soll. Belohne einfach jedes Mal, wenn dein Hund auf dem Spaziergang Blickkontakt zu dir aufbaut. Antworte ihm und schau zurück, gib eine Richtung an oder lade ihn zu einem kurzen Spiel ein. Wenn kein Feedback von dir kommt, wird er irgendwann aufhören, sich nach dir umzuschauen und einfach sein eigenes Ding machen.

Aber sei vorsichtig, wenn dein Hund z.B. ein Balljunky ist oder dauernd Stöckchen spielen will. Wenn er auffordernd vor oder an dir hochspringt, dich anbellt und sozusagen „stalked“, dann ist es ein bißchen zuviel des Guten. Wenn du so ein Verhalten belohnst, lernt dein Hund schnell, wie er von dir bekommt was er will. Er lernt, dich zu kontroliieren. Ignoriere daher dieses Verhalten am besten oder nimm ihn kurz an die Leine und fordere ihn zur Ordnung auf. Du entscheidest, wann und wo gespielt wird.

Verlasse ausgetretene Pfade

Wechsel öfter mal die Gassirunden. Immer dieselbe Strecke wird schnell langweilig, weil man jeden Grashalm kennt. Du wirst sehen, dass sich dein Hund in ihm unbekannten Gebieten aktiver beweget, mehr schnüffelt und auch auf dich ein genaueres Auge hat. Immerhin hast du ihn hierher gebracht und er kennt sich nicht aus.

Auch auf euren täglichen Gassirunden kannst du ein wenig Abwechslung einbauen, indem du z.B. einfach mal den Weg verlässt und mit deinem Hund durchs Gebüsch oder ein paar Meter neben dem Pfad über den natürlichen Waldboden läufst. Hier sollte man sich natürlich entsprechend verhalten und das Wild nicht stören. Das versteht sich ja von selbst.

Ihr erkundet also gemeinsam die Umwelt. Wenn dein Hund stehen bleibt und lauscht, dann belohne ihn für seine Wachsamkeit. Wenn du eine besonders tolle Stelle kennst oder etwas Spannendes siehst, mach deinen Hund darauf aufmerksam und entdeckt es gemeinsam. Wenn dein Hund vor einer Situation oder einem Objekt Misstrauen oder Angst zeigt, geh mutig voran und zeige ihm, dass es nicht gefährlich ist. Lasse ihn schnüffeln und sich ebenfalls davon überzeugen. So etablierst du dich nicht nur als souveräner, allwissender Rudelchef, sondern es macht auch Spaß und verbindet.