*Werbung wegen Markierungen*
Das Frühjahr steht vor der Tür und für viele langhaarige Hunde steht die Sommerschur an. Heute verrät unsere Gastautorin Mona, worauf du bei deinem Hund achten solltest und ob sein Fell sich überhaupt für das Scheren eignet. Wenn man nicht aufpasst, kann man damit nämlich das Fell ordentlich kaputt machen und hat dann ein Leben lang einen Hund, dessen Fell komplett verfilzt. Darunter kann die Haut dann nicht mehr atmen, was zu Ekzemen und anderen Erkrankungen führen kann.
Die Sommerschur ist ein allseits beliebtes „Werkzeug“ mit dem Fell langhaariger Hunde fertig zu werden. Es ist ja auch schön einfach: Einmal nackich, bitte. In diesem Beitrag möchte ich dir von meinen Erfahrungen mit einem nicht-scherbaren Hund berichten – der dennoch geschoren wurde.
Nelly war drei Jahre alt, als eine damalige Freundin mir zu einer Sommerschur riet. Sie scherte ihren Golden Retriever schon lange, weil man sich dann lästiges Bürsten ersparte und er sich viel wohler fühlte. Wir scherten Nelly beim ersten Mal gemeinsam, sie sah hinterher wie ein Welpe aus und fühlte sich pudelwohl. Die Warnungen einer anderen Freundin, dass man das Fell von Cocker Spaniels, Hütehunde und weiteren Rassen mit einer ähnlichen Fellstruktur nicht scheren sollte, schlug ich in den Wind. Mein Hund zeigte mir doch, wie toll sie das fand. Ende der Diskussion.
Und so scherte ich sie Jahr um Jahr um Jahr…. Lange Zeit war das kein Thema, abgesehen davon, dass ich merkte, dass ihre Unterwolle immer mehr wurde. Und genau das wurde dann zum langfristigen Problem und zwar zu einem sehr großen.
Nelly´s Fell hat früher geglänzt wie eine Speckschwarte, war wunderschön, aber dieser Glanz verschwand. Ihr Fell wurde stumpfer trotz bester Gesundheit und die Unterwolle wurde zum unbändigen Monster, das auch die Schermaschine kaum noch in Zaum halten konnte. In einem Jahr fehlte mir ein Helfer, es muss sie immer jemand festhalten und so verschob sich die Sommerschur nach hinten. Es ging Nelly merkbar schlecht damit und als wir sie dann endlich scheren konnten, war ich entsetzt was sich unter der ganzen Wolle so abspielte: „Feuchtes Klima“ wie in einem Treibhaus und riesengrosse Schuppen. Die Haut konnte unter der dichten Wolle nicht mehr atmen, war stellenweise gerötet und es bildeten sich schon kleine HotSpots.
Das war im Sommer, aber im Herbst darauf fing das nächste Übel an: Der Fellwechsel wurde zur unlösbaren Aufgabe. Die Unterwolle auszubürsten ist bei Nelly kaum noch möglich. Sie löst sich zwar stellenweise von selbst und hängt dann in Fetzen von ihr herunter, aber der gesamte Hund besteht fast nur noch aus Unterwolle. In dieser Zeit sieht sie aus wie ein „ungepflegter Pennerhund“. Alle Warnungen waren vollkommen gerechtfertigt, denn ich habe Nelly´s Fell im wahrsten Sinne kaputt geschoren. Auf dem Titelfoto siehst du Nelly in der abklingenden „Pennerphase“.
Warum ist das Scheren „unscherbarer Hunde“ schlecht?
Das Fell hat grundlegend eine Schutzfunktion für die Haut vor Wetter. Sonnenbrand kann die Folge zu kurzen Scherens sein, aber auch Anfälligkeit für Wetterlagen. Wird die Fellstruktur durch radikales Runterscheren zerstört, kann es passieren, dass das Fell nicht mehr nachwächst. Oder aber, dass der Hund „verwollt“ wie in Nelly´s Fall, also die Unterwolle das Deckhaar verdrängt. Bei Hunden, die man trimmen muss, kann es passieren, dass die Fellfarbe sich gravierend verändert.
Welche Hunde darf man scheren und welche nicht?
Tatsächlich sollte man die wenigsten Hunde scheren, sondern vielmehr ausbürsten und ggf. mit der Schere eine alltagstaugliche Frisur herrichten.
Diese Rassen sollten nicht geschoren werden:
- Kurzhaarige Hunde mit einer Schicht Unterwolle und einer Schicht Deckhaar (z.B. Border Collie, verschiedene Spaniel, Neufundländer)
- Langhaarige Hunde, deren Unterwolle genau so lang ist wie das Deckhaar (z.B. verschiedene Hütehunde, Tibet Terrier)
- Hunde mit besonders weichem Fell (z.B. Powderpuff, Malteser, Shi-Tzu)
- Rauhhaarige Hunde mit Trimmfell (z.B. Rauhaardackel, Deutsch Drahthaar)
Diese Hunde können eine Sommerschur bekommen:
- Hunde, die keine Unterwolle besitzen, können – und sollten sogar – geschoren werden, weil das Fell wie unser menschliches Haar wächst und irgendwann gekürzt werden muss. Das sind zum Beispiel Pudel und weitere Rassen, die sich z.B. für Allergiker eignen, weil sie keinen Fellwechsel haben.
Die Liste der scherbaren Hunde ist denkbar kurz, sodass du erst einmal davon ausgehen kannst, eher einen nicht-scherbaren Hund zu haben. Zählst du einen Rassehund zu deinem Lieblingsrudel, ist die Recherche natürlich einfach oder du fragst am besten den Züchter. Dieser kann dich dementsprechend beraten. Hast du einen Mischling, ist das für den Laien schon schwieriger zu erkennen und man sollte sich Rat von einem Tierarzt oder von einem guten Hundefriseur holen.
Wie finde ich den richtigen Hundefriseur?
Es gibt Hundefriseure, die scheren alles was durch die Tür kommt, wenn der Kunde es wünscht und es findet keine Beratung statt. Das macht es nicht ganz einfach, einen guten Hundefriseur ausfindig zu machen.
Hast du einen Rassehund, gibt es häufig Züchter dieser Rasse, die die Fellbehandlung anbieten und dann auch wissen wie damit umzugehen ist. Mit unserem Cocker Othello waren wir bei einer ehemaligen Cocker-Züchterin, die einen Salon hat und fühlten uns dort gut aufgehoben. Es gab da viele Ratschläge und Othello wurde soweit immer gut fertig gemacht, aber der entscheidende Rat fehlte dann doch: Das Ausbürsten der Unterwolle: Ab wann macht man das und welches Werkzeug nutzt man da am Besten?
Und so hatten wir lange Zeit mit Othello´s Fell richtig Probleme und er sah immer nur ein paar Tage nach dem Besuch beim Hundefriseur richtig gut aus. Wir schlugen alle vier Wochen dort auf, dabei war das Problem eigentlich nur, dass die Unterwolle hätte akribisch ausgebürstet werden müssen – sehr viel mehr, als wir es tatsächlich gemacht haben.
Wir waren entsprechend genervt, denn alle vier Wochen 50 Euro und trotzdem hat man einen ständig unmöglich aussehenden Hund zu haben, war nicht Sinn und Zweck der Sache.
Bei Othello konnten wir Abhilfe durch einen Besuch seiner Züchter schaffen, die uns in stundenlanger Kleinstarbeit gezeigt haben, wie es richtig geht und ihn „nackich ausgebürstet“ haben. Seit dieser Hilfe sieht er schon trotzdem manchmal blöd aus, aber das liegt dann an uns.
Was tun, wenn das Fell des Hundes bereits zerstört ist?
Wenn du – wie ich – einen nicht scherbaren Hund über Jahre geschoren hast und damit das Fell leider zerstört hast, bleibt meiner Ansicht nach tatsächlich nur eines: Weiter machen. Hörst du mit dem Scheren auf und lässt das Fell im Frühjahr einfach stehen, bildet sich ein Treibhauseffekt und dein Hund wird krank, sicherlich von Ekzemen und HotSpots übersäht. Auch Pilzinfektionen sind eine ernstzunehmende Gefahr, wenn die Haut nicht mehr ausreichend atmen kann. Das zerstörte Fell zu reparieren ist leider nicht mehr möglich.
Aber bitte achte trotzdem darauf, den Hund nicht zu kurz zu scheren, damit die Haut noch geschützt bleibt vor Sonne und generellem Wetter.
Wichtiges Thema! Mir wurde schon mal empfohlen, unseren Hund scheren zu lassen und ich bin heilfroh, dass ich mich geweigert habe. Zu dem Thema habe ich kürzlich einen interessanten Blogbeitrag gelesen bei Goodfellows http://goodfellows-coaching.de/feingemacht-so-fuehlt-sich-der-hund-wohl-in-seiner-haut/ mit Lesetipp. Das dort empfohlene Buch kann ich jedem Hundehalter empfehlen, der sich selbst schlau machen möchte (und dann auch ggf. einen Hundesalon besser einschätzen kann).
Frohe Ostern für Euch!
Oh, super! Vielen Dank für den Tipp. Das Buch werde ich mir beizeiten auch mal zulegen. 🙂