Dein Hund zieht an der Leine und zerrt dich auf der Gassirunde rücksichtslos hinter sich her? Du hast schon so vieles probiert, aber dein Hund lernt einfach nicht, ordentlich an der Leine zu laufen? Gib nicht auf, bevor du diese Tipps ausprobiert hast.

Leinenführigkeit war in meinem Lieblingsrudel lange ein Thema. Jahrelang hatte ich selbst so eine ablehnende Einstellung zu Leine, dass meine Hunde einfach nicht anders konnten, als daran zu ziehen. Das „bei Fuß“ laufen klappte ohne Leine bei uns schon immer besser, als mit. Als dann jedoch vor einigen Jahren Freya zu uns kam und es sich abzeichnete, dass ich bald mit zwei großen Hunden durch die Gegend rennen musste, war mir klar, dass sich etwas ändern sollte.

Also einmal alles auf Anfang bitte…

So läuft das nicht!

Es ist unhöflich, seinen Menschen an der Leine von Gebüsch zu Gebüsch und von einer Ecke zur anderen zu ziehen! Das tut weh, ist anstrengend und macht absolut keinen Spaß! Weder dir, noch deinem Hund! Der erste Schritt ist also, dass DU aufhörst, deinen Hund an der Leine zu ziehen. Du kannst schließlich von ihm nichts erwarten, was du ihm nicht aktiv vorlebst.

Natürlich ist es hin und wieder okay, dass dein Hund in Ruhe schnüffeln und auch mal das tun kann, was er möchte, selbst wenn er an der Leine laufen muss. Man kann aber auch langsam zum nächsten Busch gehen, ohne Herrchen oder Frauchen den Arm auszureißen. Murdoch ist da auch so ein Kandidat, der gern gezielt auf eine Straßenlaterne zusteuert, um dort zu markieren. Die läuft allerdings garantiert nicht weg, wozu also die Eile? Ich bleibe dann einfach stehen, bis er sich wieder mir zuwendet. Dann gehen wir gemeinsam hin und er kann in Ruhe schnüffeln und markieren.

Die wahre Herausforderung ist allerdings bereits, bevor der Spaziergang überhaupt los geht. Wenn du die Haustür oder das Auto öffnest und der Hund gleich mit Vollgas heraus schießen darf, legst du unbewusst bereits den Grundstein, dass auch der Rest des Spaziergangs so weitergehen wird. Geduld ist eine Tugend und nicht jede geöffnete Tür bedeutet gleich, dass man losstürmen muss. Trainiere mit deinem Hund Geduld und lasse ihn erst heraus, wenn er ruhig ist und auf dich achtet.

Im Grunde genommen geht es darum, etwas aktiver aufzutreten. Wenn du dich von deinem Hund an der Leine hinterher schleifen lässt, nimmt dein Hund dich eher als passives Anhängsel wahr. Dann wird er natürlich bei der Gassirunde den aktiven Part übernehmen und das machen, worauf er gerade Lust hat. Schließlich hat er schon stundenlang darauf gewartet, vor die Tür zu kommen. Änderst du deine Einstellung, übernimmst die Verantwortung für Entscheidungen, die du triffst und verfolgst ein klares Ziel, schließen sich die meisten Hunde gern und ohne großes Training an. Allein schon die innere Einstellung kann also dafür sorgen, dass dein Hund mehr auf dich achtet.

Fordere die Aufmerksamkeit deines Hundes ein

Eine super Übung für zwischendurch auf der Gassirunde ist es, unterwegs kleine Übungen einzubauen. Diese lenken die Aufmerksamkeit deines Hundes auf dich und durch die gemeinsame Aktivität kannst du die Bindung zwischen euch immens stärken. Es wird dann auch einfacher für dich, beim eigentlichen Leinentraining Erfolge zu erzielen.

Wenn auch du kein Freund von Zick-Zack-Laufen und einem herkömmlichen Leinentraining bist, dann willkommen im Club. Für mich hat dieses Standard-Training nie funktioniert, bei dem man alle paar Schritte die Richtung wechselt und der Hund einem folgen muss. Das macht für mich gedanklich einfach keinen Sinn, weil das in meinen Augen nur sinnloses Hin und Her laufen ist. Und wenn ich es nicht verstehe, wie soll der Hund es dann? Vor allem, fragt der sich nicht, was für ein unentschlossener Rudelchef ich bin?

Was du tun kannst, ist z.B. einfach stehen zu bleiben und deinen Hund anzusprechen. Warte dann darauf, dass er dich anschaut und belohne ihn mit etwas, das er richtig gut findet (Leckerlies oder ein Spielzeug). Am Anfang musst du vielleicht etwas länger warten, bis sein Blick tatsächlich zu dir wandert, aber bald wird er heraus gefunden haben, dass es sich lohnt, auf dich zu achten. Bis dahin nutze das Ganze einfach als eine Art Geduldsübung.

Setze auf Spaß und Teamwork

Unseren Hunden ist oft einfach nur unglaublich langweilig, wenn wir mit ihnen spazieren gehen. Wir hängen unseren eigenen Gedanken nach, unterhalten uns mit anderen Hundehaltern oder starren auf unser Smartphone. Obwohl es eigentlich die schönste gemeinsame Zeit sein sollte, sind viele Hunde auf den täglichen Spaziergängen mehr oder weniger allein gelassen. Sie sollen ihr Geschäft verrichten, schnüffeln oder mit Artgenossen spielen. Doch die Interaktion mit seinem Menschen könnte oft noch ausgebaut werden.

Wenn du nur etwas Spaß und Action in die Gassirunde bringst, wird sich die Sicht deines Hundes auf dich komplett verändern. Du bist dann nicht mehr das lästige Anhängsel, das an der Leine hängt und ihn behindert, sondern jemand, mit dem man gemeinsam Spaß haben kann.

Suche dir doch unterwegs mal ein paar Hindernisse, die dein Hund zusammen mit dir als eine Art Agility-Übung bewältigen muss. Lass ihn auf eine Mauer oder einen Baumstamm springen, Slalom um Pfeiler laufen oder gehe über verschiedene Untergründe. Belohne deinen Hund, wenn er die Dinge gut mit dir meistert und erkenne seine Leistung an. Lobe ihn, wenn er gut mit macht, damit er Spaß an der Sache behält.

Einfach mal locker lassen

Wenn du es geschafft hast, durch diese kleinen Übungen im Alltag die Bindung zu deinem Hund zu verbessern, kannst du dich ruhig mal trauen, die Leine lockerer zu lassen. Nutze deine Körpersprache und blockiere deinen Hund, wenn er an dir vorbeirennen möchte. Bleibe ruhig, freundlich und lass nicht mit dir diskutieren, wenn du ihm immer wieder zeigst, in welcher Position du ihn gern hättest, wenn ihr an der Leine lauft.

Mit einem klaren Ziel im Kopf und den beiden Basisübungen kannst du immer wieder die Aufmerksamkeit deines Hundes auf dich trainieren. Lasse die Leine locker, bleibe stehen, sobald dein Hund daran zieht. Sprich ihn freundlich an und zeige ihm seine Position, bevor es weiter geht. Das übst du einfach immer wieder, auch wenn es 800 Versuche werden – Sturheit zahlt sich aus!

Stelle dir aber auch die Frage, ob es wirklich überall nötig ist, dass dein Hund ganz strickt „bei Fuß“ läuft oder ob er stellenweise nicht etwas mehr Spielraum haben kann, solange sich die Leine nicht anspannt. Und auch das Ableinen sollte ruhig und gesittet vonstatten gehen. Achte auch hier darauf, dass dein Hund nicht einfach so losrennt, sondern auf dein Zeichen zur Freigabe wartet.

Meine Empfehlung zum Leinentraining

Diese Ideen und Trainingsansätze sind nicht allein auf meinem Mist gewachsen, sondern wurden maßgeblich von Katharina von der Leyens Buch „Angeleint“ (*Buchtipp) angeregt. Mehr dazu kannst du in der Rezension lesen.

Ich habe vor ein paar Monaten mit Murdoch noch einmal komplett neu angefangen. Auch er war in meinen Augen ein Dauerzerrer, der einfach nicht entspannt neben mir laufen konnte. Doch ich muss zugeben, dass vieles davon von mir kam. Mich nervt es einfach, den Hund an der Leine haben zu müssen. Deshalb bin ich auch aufs Land gezogen. Und irgendwie saß in meinem Kopf der Irrglaube fest, dass er an der kurzen Leine laufen müsste und dabei keinerlei Spannung entstehen darf. Mir persönlich hat das Umdenken sehr geholfen, vielleicht kann es ja auch bei euch eine positive Veränderung bewirken. Probier es doch einfach mal aus.

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