Zum Zusammenleben mit einem Hund gehört mehr als die Frage nach der besten Erziehung und artgerechtem Hundefutter. Erst im Ernstfall wird meist klar, wie wichtig es ist, auch auf medizinische Notfälle vorbereitet zu sein. Egal, ob der Hund bei der Gassirunde in eine Scherbe tritt, sich beim Toben eine Kralle abreißt oder der Hund zum Beispiel angefahren wurde. Es ist immer gut zu wissen, was im Notfall zu tun ist. Deshalb heute ein kleiner Erste Hilfe Kurs für Hunde.

So verhältst du dich im Notfall

Bitte beachte, dass alle meine Tipps für die Erste Hilfe bei Hunden ausschließlich für die Erstversorgung und den sicheren Transport zum Tierarzt gedacht sind. Sie ersetzen also auf gar keinen Fall, dass du deinen Hund bei ernsthaften Verletzungen zu einem Experten, nämlich dem behandelnden Tierarzt bringst.

Zuerst: Ruhe bewahren!
Egal, wie schlimm die Situation gerade ist, handle keineswegs panisch oder gedankenlos! Wenn deinem Hund etwas passiert ist, ist es wichtiger denn je, dass du ruhig bleibst und sich dein Hund bei dir sicher fühlt. Folgende Punkte sind wichtig, um die Situation einschätzen zu können:

  • Schaue, ob dein Hund atmet, ob er irgendwo blutet, sich etwas gebrochen hat und was sonst so Sache ist.
  • Beachte, dass dein Hund sich in schmerzvollen oder traumatischen Situationen ganz anders verhalten kann, als du es von ihm gewohnt bist. Gehe also vorsichtig vor, denn er kann aufgrund von Schmerzen oder Angst auch reflexartiges Verhalten zeigen, z.B. nach dir schnappen.
  • Nähere dich dem Hund langsam und sprich ihn an. Versuche, beruhigend auf ihn einzuwirken und verhindere, dass er sich abrupt bewegt.
  • Kontaktiere deinen Tierarzt oder den Tierrettungsdienst, den es in vielen Städten und Regionen gibt. Die Tierrettung kann dir eventuell vor Ort helfen, dein Tierarzt sollte darauf vorbereitet werden, dass du gleich mit einem Notfall zu ihm kommst.

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Körperfunktionen und Normalwerte

Um zu schauen, ob mit den körperlichen Funktionen deines Hundes etwas nicht stimmt, musst du natürlich erst einmal wissen, wie der Normalbereich der einzelnen Körperfunktionen ist.

  • Körpertemperatur: erwachsene Hunde 37,5 °C bis 39,0 °C, Welpen bis 39,5 °C
  • Atemfrequenz: große Hunderassen ca. 10 bis 30 Atemzüge/Minute, Welpen und kleine Hunde ca. 30 bis 50 Atemzüge/Minute
  • Puls (Herzfrequenz): 70 – 130 Schläge/Minute, kleine Hunde bis 180 Schläge/Minute, Welpen bis 200 Schläge/Minute. Den Puls kannst du an den Innenschenkeln oder hinter dem Ellenbogen ertasten.
  • Schleimhäute: blassrosa, bei körperlicher Anstrengung werden sie bis kräftig rosarot. Sind sie blass oder weiß stimmt etwas nicht mit dem Hund.
  • Kapillarfüllzeit: Normalwert sind drei Sekunden. Das ermittelst du, indem du mit dem Finger auf eine Stelle in der Schleimhaut drückst und zählst, wie lange es dauert, bis die Stelle wieder die ursprüngliche Farbe angenommen hat.

Den Hund im Notfall sichern

Wenn der Hund sich unter starken Schmerzen oder Schock befindet, solltest du ihm zu deiner eigenen Sicherheit zuerst eine Maulschlinge anlegen. Verängstigte oder Hunde mit Schmerzen können wie gesagt anders reagieren, als man es von ihnen gewohnt ist. Und auch der bravste Hund könnte aus Reflex den eigenen Besitzer beißen. Das kannst du mit einer Maulschlinge verhindern, für die du einfach nur ein Seil oder Band benötigst. Dieses führst du einmal über die Nase des Hundes und ziehst es dort zu. Dann führst du es an beiden Seiten wieder unter die Schnauze, überkreuzt es und bindest es hinter dem Kopf fest.

Wenn du den Hund fixieren möchtest, legst du ihn auf die Seite. Du hockst dich hinter den Hund und hältst die beiden Beine, die auf dem Boden liegen, fest. So kannst du ein Aufspringen des Hundes verhindern. Ist dein Hund bewusstlos musst du ihn unbedingt in die Stabile Seitenlage bringen, damit eventuell Erbrochenes oder Blut auslaufen können und die Atemwege freigehalten werden. Dazu legst du deinen Hund zuerst auf die Seite und streckst seinen Kopf vorsichtig nach vorne aus. Die Schnauze muss der tiefste Punkt des Hundes sein und die Zunge muss seitlich heraushängen.

Wenn sich dein Hund in einem Schockzustand befindet, versagt quasi sein kompletter Kreislauf und nur noch die lebenswichtigen Organe werden ausreichend durchblutet. Dadurch kühlt der Hund schnell aus. Du erkennst einen Schock durch einen Puls, der zuerst rasend schnell und pochend geht und später stark abgeschwächt ist. Die Haut des Hundes kühlt merklich ab, die Schleimhäute sind blass und die Atmung tief und schnell. Der Hund hyperventiliert.

Im Falle eines Schocks solltest du deinen Hund auf die Seite legen und etwas unter sein Hinterteil schieben, damit dieses erhöht liegt. Überprüfe dann die Atemwege, ob sich darin ein Fremdkörper oder andere Auffälligkeiten befinden. Sollte dein Hund bluten, ist es wichtig, diese umgehend zu stillen. Wickle dann deinen Hund in eine Decke und bring ihn so schnell wie möglich zum Tierarzt.

Die Erstversorgung des Hundes im Notfall

Wenn dein Hund an einem seiner Beine stark blutet, so dass es sogar richtig aus den Wunde spritzt, ist höchstwahrscheinlich eine Arterie verletzt. Dann musst du das Bein unbedingt oberhalb der Wunde abbinden, um den Blutverlust zu stoppen. Dazu ziehst du eine Schlinge um das Bein. Wichtig ist, diese ab und zu mal zu lösen und sie nicht länger als 30 Minuten am Bein zu lassen. Sonst kann das Gewebe absterben.

Bei starken Blutungen, bei denen aber keine Arterie betroffen ist, solltest du dem Hund einen Druckverband anlegen. Hierzu desinfizierst du die Wunde bzw. beseitigst Fremdkörper, die sich darin befinden. Dann brauchst du eine sterile Wundauflage, die du fest auf die Stelle drückst. Wickle eine Mullbinde zweimal um das Bein und lege dann die noch aufgerollte Mullbinde als Druckpolster auf den Bereich, wo sich die Wunde befindet. Fixiere das Ganze dann mit dem Rest der Mullbinde.

Bei Pfotenverletzungen entfernst du ebenfalls zuerst mögliche Fremdkörper und desinfizierst die Wunde dann. Es ist wichtig, dass du Gaze auf die Wunde legst und die Zwischenräume der Zehen großzügig mit Watte auspolsterst. Sonst kann der Hund nicht ordentlich auftreten und sich möglicherweise noch mehr verletzen. Dann legst du den Mullverband auf und verbindest aufwärts die Pfote. Um die Auftrittsfläche der Pfote herum kannst du den Verband schräg legen, so dass auch dieser Bereich später geschützt ist. Den Mullverband dann fixieren und fertig!

Ich persönlich verbinde das Ganze dann noch einmal mit einer selbsthaftenden Binde, damit der Verband besser hält. Wenn dein Hund dazu neigt, am Verband herumzuknabbern, kannst du ihm eine Kindersocke drüberziehen. Zum Gassigehen lege ich bei meinen beiden grundsätzlich Hundeschuhe an, wenn sie sich die Pfoten verletzt haben, denn es sollte keine Feuchtigkeit oder Dreck in den Verband und damit in die Wunde gelangen.

Transport zum Tierarzt

Nachdem du sicher gestellt hast, dass dein Hund so gut wie möglich für den Transport zum Tierarzt versorgt ist, musst du ihn schnellstmöglich dorthin bringen. Informiere am besten noch auf dem Weg deinen Tierarzt, damit er sich auf den Notfall vorbereiten kann. Hier kann jede Minute wichtig sein.

Kleine Hunde kann man ja relativ leicht auf den Arm nehmen. Dabei ist wichtig, dass du den Hund beim Tragen unter dem Bauch abstützt, damit er sich nicht noch mehr verletzt.

Bei großen Hunden kann es schon ein Problem werden, den geliebten Vierbeiner zu bewegen. Am besten nimmst du dazu eine Decke, die du vorsichtig unter den Hund schiebst. Wir haben neben einem kleinen Erste Hilfe Set auch immer eine Hundedecke im Auto, die im Notfall geholt werden kann.

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Schon seit Jahren ein Muss in unserer Hausapotheke und auch unterwegs immer dabei: Das „Notfallbuch für den Hund“ aus dem Kynos-Verlag (*Werbelink). In diesem kleinen Taschenbuch ist kurz und anschaulich beschrieben, wie du mit den häufigsten Verletzungen und Erkrankungen beim Hund umgehst und Erste Hilfe leisten kann. Auch wenn man in der Theorie alles zum Thema Erste Hilfe beim Hund gelesen hat und die wichtigsten Dinge kennt, ist es im Notfall doch immer gut, noch einmal schnell nachschauen zu können. Ich persönlich habe in Schreckmomenten oft ein kleines Black Out und bin mir dann nicht mehr sicher. Dieser kleine Leitfaden ist perfekt, wenn man noch mal schnell nachschlagen möchte. Sehr empfehlenswert!

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