Wenn man einen Hund hat, der Besuch nicht besonders erfreulich findet, steht man schon hin und wieder vor Herausforderungen. Wenn der Hund den Besuch meidet oder ihn sogar anknurrt, ist Handeln gefragt. Wie wir das bei unserer Cane Corso Hündin Freya geschafft haben, darüber schreibe ich heute mal im Blog.
Ich muss sagen, als Freya ganz frisch zu uns kam war sie kein großer Fan von Besuch. Irgendwie konnte ich sie auch verstehen, denn sie war gerade mal ein Jahr alt und steckte mitten in der ersten Pubertät. Auf einmal kamen wir, nahmen sie mit und sie musste sich plötzlich in einem völlig neuen Rudel zurechtfinden und integrieren.
Hinzu kam, dass Freya sehr stark auf Körpersprache reagiert – eine Eigenschaft, die mich am Anfang vor einige Herausforderungen stellte und auch für unsere Besucher nicht immer leicht war. Denn sie ist ein großer Hund mit einem riesigen Kopf und einem beeindruckenden Kiefer, der sich nicht scheut, seine Meinung kund zu tun.
Sich selbst erfüllende Prophezeiung
Beeindruckend und sicherlich auch richtungsweisend war für mich der erste Besuch, den wir bekamen, als Freya gerade mal ein paar Tage bei uns war. Es handelte sich um einen Bekannten, der eigentlich bei uns fast immer ein und aus gegangen ist. Erste Risse bekam diese Freundschaft, als wir ihm freudestrahlend eröffneten, dass wir einen zweiten Hund bekommen. Ich weiß nicht, warum, aber er war dagegen und hielt es für eine schlechte Idee. Besonders nachdem wir ihm die Rasse (Cane Corso) mitgeteilt hatten und er sich im Internet „schlau gemacht“ hatte.
Wochenlang hatte ich Diskussionen mit ihm und versuchte, ihm klar zu machen, dass es keine Rasse namens „Kampfhund“ gibt. Die Tatsache, dass der Cane Corso in ein paar Bundesländern auf der sogenannten Rasseliste steht (nicht jedoch in Schleswig-Holstein, wo wir zu dem Zeitpunkt gewohnt haben), wog schwerer als meine jahrelange Erfahrung mit Hunden. Er hatte seine Vorurteile und die ließen sich auch nicht aus dem Weg räumen.
Als er dann das erste Mal zu Besuch kam, war Freya gerade mal eine Woche bei uns. Besagter Besuch gab seine Prophezeiung Treibstoff, indem er noch seinen Motorradhelm auf hatte, als er das Haus betrat. Mit heruntergeklapptem Visier!
Dass der unförmige Mensch mit dem unnatürlich großen Kopf und den reflektierenden Riesenaugen der kleinen Püppi nicht geheuer war, ist ja wohl verständlich. Da reagierte sogar Murdoch mit Argwohn, obwohl er unseren Freund bereits seit Jahren kannte. Und Freyas aufkeimender Beschützerinstinkt tat sein übriges, dass die beiden natürlich erst einmal aneinander gerieten. Sie knurrte unseren Freund an, der sich daraufhin (immer noch mit Helm bekleidet) zu ihr herunterbeugte und sie streicheln wollte. Dabei merkte man aber ganz deutlich an seiner Körpersprache, dass er dem Hund nicht über den Weg traute.
Weil wir an dem Abend mit ein paar Freunden grillen wollten, war ich dann lange in der Küche beschäftigt, während der Besuch sich im Garten amüsierte. Besagter Freund hatte mittlerweile seinen Helm (auf mein Anraten hin) abgenommen, also war auch Püppi etwas entspannter. Dennoch suchte sie meine Nähe und verzog sich ins Körbchen in der Küche, während ich Salate und Saucen vorbereitete.
Während Püppi also die Eindrücke des Tages und der vielen Besucher friedlich schnarchend im Körbchen verarbeitete, kam unser Freund rein, beugte sich über das Körbchen und begann, Püppi zu streicheln. Sie quittierte das mit argwöhnischen Blicken, einer abwehrenden Haltung und als das alles nichts half, knurrte sie ihn leise an. An diesem Abend wurde so gut wie jeder männliche Besucher von ihr mindestens einmal angeknurrt und die meisten hielten sich an meine Empfehlung, den Hund einfach in Ruhe zu lassen und zu warten, bis sie auf sie zu geht.
Besagter Motorradfreund ignorierte Freyas Warnsignale jedoch konsequent und verwickelte mich in ein Gespräch, das wir in den vergangenen Wochen schon mehrfach geführt hatten. Mich frustrierte, dass wir uns nur im Kreis drehten, aber nicht wirklich weiter kamen. Meine Bitte, den Hund nicht anzufassen und sich vor allem nicht über sie zu beugen, ignorierte er. Natürlich knurrte Freya weiter. Ich war bemüht, Frieden zwischen den beiden zu schaffen, aber das geht natürlich nur, wenn beide Seiten sich respektvoll verhalten und die Kommunikation stimmt. Hiermit meine ich nicht, den Hund zuzulabern, sondern die Körpersprache. Und damit haben wir Menschen oft das größte Problem…
Als mir besagter Besuch dann mitteilte, dass er nicht mehr kommen würde, wenn ich es nicht innerhalb von sechs Monaten hinbekommen würde, dass der Hund ihn nicht mehr anknurrt, habe ich kurzen Prozess gemacht. Ich schlug ihm vor, dass wir einfach mal zusammen Gassi gehen, damit die beiden sich besser kennen lernen können. Bis dahin würde ich es nicht gut finden, wenn er uns weiter besuchen würde. Aus diesem Spaziergang ist leider nie etwas geworden… Mittlerweile sind wir ja dann auch umgezogen. Manchmal sind Meinungen einfach so fest, dass sie sich selbst durch Tatsachen nicht aus dem Weg räumen lassen. Schade eigentlich…
Schocktherapie
Ich muss sagen, wir sind wirklich ein Rudel, das oft Besuch hat. Wir haben überall Freunde verteilt, hauptsächlich Deutschland und Schottland, aber auch im Rest der Welt. Und die kommen uns oft und gerne besuchen!
Also musste die Püppi sich, ob sie wollte oder nicht, an wechselnde Rudelformationen gewöhnen. Im Laufe der Zeit klappte das auch immer besser. Mittlerweile kommt sie mit (fast) jedem Besuch ohne Probleme klar und lässt auch mal Fünfe gerade sein, wenn es dem Besuch an ordentlicher Körpersprache mangelt. Ich muss aber dazu sagen, dass uns eh fast nur Hundefreunde besuchen kommen und sie mittlerweile alle Besucher kennt.
Wenn uns Leute besuchen kommen, die die Püppi noch nicht kennt oder länger nicht gesehen hat, halte ich ein sehr genaues Auge auf ihre Körpersprache. So kann ich einschätzen, in welcher Stimmung sie ist und kann den Besuch entsprechend lenken. Oft fungiere ich auch als Übersetzer zwischen Menschen- und Hundesprache und Freya weiß das. Sie kann sich voll auf mich verlassen und auf der anderen Seite achte ich auch sehr auf die Zeichen, die sie mir schickt. Diese sagen nämlich viel über die Menschen aus.
Was mich selbst überrascht hat, war die Beziehung zwischen Freya und meiner Mutter, die eigentlich Angst vor Hunden hat. Ich kann mich noch gut an das erste Treffen der beiden erinnern. Freya saß, zusammen mit Murdoch, im Kofferraum vom Auto und meine Mutter stand davor und hielt vorsichtig ihre Hand hin, damit Freya an ihr schnüffeln konnte. Diese dreht den Kopf zur Seite und starrte in eine andere Richtung.
Ich war hin und weg von Freyas respektvollem Verhalten, vor allem, da sie zu der Zeit (Pubertät) gern zuerst getestet hat, wer hier die Hosen an hat. Und zwar mit Jedem! Meine Mutter dachte, der Hund mag sie nicht und war ein bißchen traurig. Dass ich das so gut fand, verstand sie nicht und ich glaube, ich konnte sie mit meiner Erklärung auch nicht so richtig überzeugen.
Ich weiß nicht warum, aber Freya machte bei meiner Mutter tatsächlich eine Ausnahme und akzeptierte ihre anfänglich unsichere Körpersprache. Da wir ja vor einer Weile wieder in meine alte Heimat gezogen sind und ich meine Eltern nun wieder öfter sehe, haben natürlich auch Freya und meine Mama mehr Zeit miteinander verbracht. Die Püppi war von Anfang an sehr zart und verschmust mit meiner Mutter und hat ihr Herz nun doch im Sturm erobert. Für mich gibt es kein schöneres Bild, als die beiden bei der Gassirunde gemütlich nebeneinander herwackeln zu sehen. 🙂
Sorry, Mama, aber das musste ich jetzt mal erzählen. Ich bin so unglaublich stolz auf euch beide! ♥
Mittlerweile bin ich immer wieder erstaunt, wie toll Freya jetzt mit Besuch umgeht, den sie noch nicht kennt. Ich denke, zum Großteil hat sie sich einfach daran gewöhnt und fühlt sich wesentlich sicherer in ihrem Rudel, als am Anfang. Da war alles noch neu, sie vertraute keinem von uns und knurrte daher aus Unsicherheit. Außerdem hat sie gelernt, dass ich mich darum kümmere, dass der Besuch sich respektvoll verhält und nett zu ihr ist. Ich bin ihr sehr dankbar für das Vertrauen, das sie mir damit schenkt.
Hast du mit deinem Hund auch schon solche Veränderungen durch? Wie hast du Probleme zwischen deinem Hund und Besuchern geregelt und was hat bei euch erfolgreich geholfen, damit es entspannter wird? Verrate es uns in den Kommentaren unter dem Blogartikel.
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