Die Hüftgelenksdysplasie (kurz HD) ist mittlerweile unter Hunden eine wahre „Volkskrankheit“ geworden. Oftmals sind es Zufallsdiagnosen, denn auch Rassen, von denen man es nicht erwartet, können einen Hüftschaden erleiden.
In diesem Artikel möchten wir dir aufzeigen was Anzeichen für eine Hüftgelenksdysplasie sein können, den Prozess der Diagnostik erklären und auf die Goldakupunktur als eine von mehreren Behandlungsoptionen hinweisen.
Eine Hüftgelenksdysplasie erkennen
Es kursiert noch immer die Meinung „Mein Hund rennt und springt, er hat keine Schmerzen“. Ich selbst wurde da sehr hart auf den Boden der Tatsachen geholt, als 2010 die Zufallsdiagnose Hüftgelenksdysplasie bei meiner damals fünf Jahre alten Nelly gestellt wurde. Seither habe ich von meiner orthopädisch spezialisierten Tierarztpraxis sehr viel über Schmerzerkennung beim Hund dazu lernen dürfen. So konnte ich die Anzeichen anhand von Bildern bis zu Nellys zweitem Lebensjahr zurückverfolgen.
Was können Anzeichen für Schmerzen sein?
- Veränderung der Fellstruktur: Durch Verspannungen aufgrund von Schmerzen kann teilweise eine Fellveränderung auftreten. Das kann sich in besonders starken Verfilzungen äussern oder das Fell wird stellenweise sehr struppig – optisch anders, als das übrige Fell.
- Veränderungen der Augen: Die Augen sind ein fortgeschrittenes Merkmal von Schmerzen. Normale Hundeaugen sind kugelrund und weit geöffnet. Eine lang anhaltende Schmerz-Thematik kann (muss nicht!) die Augen zu Mandelaugen formen.
- Passgang: Der Passgang ist eine der auffälligsten Äusserungen für Schmerzen im Bewegungsapparat. Durch die eingenommene Schonhaltung läuft der Hund jeweils mit beiden Beinen der einen Seite gleichzeitig und nicht wie normal diagonal angeordnet. Daher kommt auch das bekannte „Hinternwackeln“, das leider häufig belächelt wird. Sicherlich nicht aus böser Absicht, sondern aus Unwissenheit heraus was diese Schonhaltung bedeuten kann.
- Schmatzen: Ein Hund, der an Stellen mit Schmerz-Thematik berührt wird, fängt häufig an zu schmatzen.
Dies ist nur ein Auszug aus verschiedenen Möglichkeiten, die alle einzeln oder in Kombination eintreten können, aber nie müssen. Es kommt auch darauf an, wo der Schmerz zu suchen ist. Nelly zum Beispiel zeigte all diese Anzeichen gleichzeitig, aber ich kenne Hunde, die selbst bei schwerster HD nur ein bisschen geschmatzt haben. Das ist leider ein Fall von „Alles kann – nichts muss“.
Die Diagnostik einer Hüftgelenksdysplasie
Die Diagnostik kann nur in Narkose erfolgen. Es gibt Tierärzte, die eine narkosefreie Diagnostik anbieten, um den Hund zu schonen, aber leider kann diese Form der Diagnostik fehlerbehaftet und sehr schmerzhaft für deinen Hund sein. Der Hund wird beim HD-Röntgen überstreckt auf dem Rücken fixiert, die Beine werden in einem bestimmten Winkel eingedreht, um die beste Sicht auf die Femurköpfe zu erhalten. Das ist enorm schmerzhaft, egal, ob die Hüften gesund sind oder nicht.
Und das Ergebnis ist oft fehlerbehaftet, denn in den meisten Fällen verwackeln die Bilder, weil der Hund in dieser Position verständlicherweise nicht still liegen bleibt, sondern versucht, sich aus dieser schmerzhaften Position zu befreien.
Eine Narkose ist immer ein Risiko, aber um eine gesicherte Aussage zu erhalten und dem Hund Angst und Schmerzen zu ersparen, lasse diese Untersuchung am besten in Narkose machen. Im Bestfall kommt nach dieser Untersuchung heraus, dass dein Hund gesund ist. Aber wenn nicht, gibt es keinen Grund für Hoffnungslosigkeit (dazu später mehr).
Es wird in verschiedene Stufen der HD unterschieden: A1, A2, B1, B2, C1, C2, D1, D2 und E. Bei E gibt es keine weitere Abstufung mehr. Die Unterteilung was leicht, mittel und schwer ist, definiert jeder anders, deshalb wäre wichtig zu erfragen, um welchen Grad der HD es sich handelt, wenn eine vorliegt. Eine Einstufung macht man am besten bei einem Spezialisten auf dem Gebiet.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. Es gibt die Denervisierung, die Femurkopf-Resektion, das Einsetzen neuer Hüftgelenke, die Goldakupunktur und sicherlich noch mehr Verfahren. Ich möchte heute auf die Goldakupunktur näher eingehen, da bei Nelly dieses Verfahren 2010 angewandt wurde.
Was ist eine Goldakupunktur?
In der tradionellen chinesischen Medizin werden schon sehr lange erfolgreich Krankheiten per Akupunktur behandelt. Nadeln werden auf Akupunkturpunkte gesetzt und sorgen in diesen Punkten für eine gute Durchblutung und somit Entspannung der Symptome.
So funktioniert auch die Goldakupunktur, nur mit dem Unterschied, dass die Goldimplantate dauerhaft im Körper verbleiben. Gold ist hypoallergen und weist eine besonders anregende Wirkung auf die Akupunkturpunkte auf, sodass dieses Metall mit seinen positiven Eigenschaften dafür sorgen kann, dass dein Hund wieder schmerzfrei läuft.
Es handelt sich bei der Goldakupunktur um einen minimalinvasiven Eingriff, bei dem die Implantate mit einer dicken Kanüle (wie beim Chip-Setzen) unter die Haut gebracht werden. Wie viele Implantate wo bei deinem Hund notwendig sind, ist sehr individuell. Daher ist auch gar keine Einschätzung eventueller Kosten im Vorfeld möglich. Nelly trägt 22 Gold- und ein Platin-Implantat, dein Hund benötigt vielleicht nur 15 Implantate. Die Kostenfragen besprichst du am besten mit dem behandelnden Tierarzt.
Was passiert nach der Behandlung?
Zuerst musst du deinen Hund schonen. Er ist jetzt schmerzfrei, möchte springen, sich austoben, kann endlich wieder unbekümmerter Bewegung nachgehen. Aber es werden auch Muskelgruppen angesprochen, die durch Schonhaltungen schon lange nicht mehr genutzt wurden und dadurch verkümmert sind. Es ist wichtig, den Hund nicht gleich „wilde Sau“ spielen zu lassen, denn eine Muskelübersäuerung (Muskelkater) kann fatale Folgen haben.
So wurde ich bereits Zeuge, dass ein Hund aus dieser Muskelübersäuerung nicht mehr heraus kam und eingeschläfert werden musste – weil seine Menschen es gut mit ihm meinten. Deshalb ist es besonders wichtig auf die Anweisungen des Tierarztes peinlich genau zu achten.
Welche Beobachtungen habe ich bei Nelly in der Zeit danach gemacht?
Nelly wurde mit Artgenossen entspannter, sie wirkte allgemein gelassener und fröhlicher. Obwohl sie nie ein unglücklicher Hund war, veränderte sich ihr Verhalten zum Positiven. Sie reagierte nicht mehr so schnell gereizt in Situationen, die ihr früher weh getan haben müssen. Ihr Gangbild wurde lockerer und sie schwebte förmlich durch die Gegend.
Nelly bekam mit fünf Jahren Goldimplantate und wurde 14 Jahre alt. Wir haben in den Jahren keine wirklich großen Einschränkungen gehabt, was mir beweist, dass die Goldakupunktur für uns genau der richtige Weg war. Bis zuletzt sprang sie noch ins Auto (sie ließ sich nicht gern heben) und hüpfte auch mal herum. Mit sechs Jahren hat sie einen Kurzstreckensprint gegen eine Podenca gewonnen, auf den ich nach wie vor äusserst stolz bin.
Ein Hund kann mit HD gut leben und alt werden. Nelly hatte ein aktives und ganz sicher kein langweiliges Leben – trotz schwerster HD und dank der Goldakupunktur. Zäune unter 1,80 m waren für sie immer ein Witz, ihr hat niemand gesagt, dass sie das mit den Hüften eigentlich nicht überspringen können dürfte. Und doch war kaum ein Zaun hoch genug für sie, um nicht darüber zu springen.
Ein guter Rat zum Schluss
Lass eine Goldakupunktur bitte nur bei einem ausgebildeten Spezialisten machen. Ich habe bereits „vergoldete“ Hunde gesehen, bei denen dieses Verfahren nichts brachte. Es wurde vom „normalen“ Haustierarzt so nebenbei gemacht. Ich möchte den allgemeinen Haustierarzt hiermit keinesfalls schlecht reden, aber diese Punkte zu kennen und zu treffen bedarf langer Übung und einer guten Ausbildung. Das kann man nicht „so nebenbei mitnehmen“ – und das ist doch auch gar nicht schlimm, es muss nicht jeder alles können, man muss nur seine Grenzen kennen.
Wir haben die Goldakupunktur in einer angesehenen Tierarztpraxis bei uns in Eckernförde gemacht, die sich darauf spezialisiert hat. In vielen größeren Städten gibt es Ärzte und Tierkliniken, die darauf darauf spezialisiert sind. Hier lohnt es sich, auch eine weitere Anfahrt in Kauf zu nehmen, um diesen Eingriff in bestmöglicher Qualität durchführen zu lassen. Ich persönlich würde diesen Eingriff jederzeit wieder machen lassen, denn die letzten neun Jahre haben mir gezeigt was Gold kann.
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