Dein Hund geht auf den Gassirunden lieber seine eigenen Wege und achtet nicht auf dich? Ständig musst du Angst haben, dass er die erstbeste Gelegenheit nutzt, sich aus dem Staub zu machen? Dann kann es sein, dass die Bindung in eurer Beziehung noch nicht so fest ist. Hier sind 5 Übungen mit deinem Hund, die du ganz einfach in den Alltag einbauen kannst.
Du musst für diese Übungen nicht einmal in der Woche in die Hundeschule oder auf den Trainingsplatz gehen. Dein Hund kennt den Unterschied zwischen Hundeschule und Zuhause sowieso! Statt dessen kannst du auch im täglichen Umgang mit deinem Hund kleine Rituale einbauen, die euer Mensch-Hund-Team grundlegend festigen. Hunde lieben Rituale!
Rituale sind etwas, auf das man sich verlassen kann. Sie geben Sicherheit dadurch, dass sie vollkommen berechenbar und vorhersehbar sind. Sie sind sozusagen die Komfortzone – nicht nur bei Hunden, sondern auch bei Menschen. Unsere Übungen kannst du ganz einfach in deinen Alltag einbauen. Mach sie zu einer Angewohnheit und praktiziere sie bewusst im Umgang mit deinem Hund. Dann wirst du merken, wie sich in eurer Beziehung mehr und mehr Vertrauen und Achtsamkeit entwickelt. Das kann man übrigens auch gut in menschlichen Beziehungen zelebrieren. 😉
Schau mir in die Augen, Kleiner!
Für mich die wichtigste Übung, denn sie hat zum Ziel, dass dein Hund öfter Blickkontakt mit dir sucht und dir so seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Was ein Hund anschaut, darauf ist er auch fokussiert. Blickkontakt steigert nicht nur das Verbundenheitsgefühl im Rudel, es kann auch bei brenzligen Situationen wichtig sein, dass dein Hund sich Feedback von dir holt, bevor er selbst reagiert.
Häufiger Blickkontakt ist die Basis für eine engere Verbindung zum Hund und bessere Trainingserfolge. Dennoch schalten viele Hunde auf Durchzug und machen ihr eigenes Ding. Daher ist es wichtig, dass du deinen Hund belohnst, wenn er draußen von sich aus den Blickkontakt zu dir aufbaut. Sei es mit einem stimmlichen Lob oder einem kurzen Spiel – wenn er weiß, dass bei dir etwas Spannendes passiert, wird er wesentlich häufiger zu dir schauen.
Die beste Möglichkeit, deinem Hund schnell und effektiv klar zu machen, dass du es gut findest, wenn ihr euch tief in die Augen schaut, ist mit dem Clicker. Hier ist es für uns Menschen einfacher, den richtigen Zeitpunkt des Belohnens zu finden, der durch einen Klick markiert wird. Weil wir genauer belohnen, begreift dein Hund was du von ihm möchtest und lernt schneller.
Blickkontakt mit Clicker üben
Zeitaufwand: mehrmals täglich 2-3 Minuten
Am besten kennt dein Hund das Prinzip des Clickerns schon und weiß, dass Leckerchen auf ihn warten! Nimm den Clicker in die Hand und warte darauf, dass dein Hund dich anschaut. Tut er das, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, sofort Klick und Leckerchen. Dauer des Blickkontaktes dann kontinuierlich steigern.
Entspannt vor die Tür gehen
Am Thema Türen und ihr Nutzen in der Hundeerziehung scheiden sich die Geister! Die einen sind der festen Überzeugung, dass der Rudelchef als Erster durch die Tür treten sollte (und zwar JEDE), die anderen halten das für absolut überzogenes Dominanzgehabe. Es ist sicherlich auch nicht bei jedem Hund eine Trainingsmöglichkeit, die man unbedingt beachten muss.
Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es bei manchen Hunden wichtig sein kann, sie vor dem eigentlichen Spazieren gehen in einen weniger aufgeregten Gemütszustand zu bringen. Das kann z.B. bei sehr unsicheren Hunden der Fall sein oder wenn man, so wie ich, zwei oder mehr Hunde besitzt.
Gehen Hunde zu aufgeregt auf die Gassirunde, kann es draußen eventuell stressig werden. Die Aufregung kann, je nach Situation, ins Negative umschlagen und dir und deinem Hund unnötigen Stress machen. Deshalb kann es hilfreich sein, diese Übung hin und wieder einzubauen, wenn du einen aufgeregten Hund hast.
Geduld an der Tür üben
Zeitaufwand: je nachden, wie aufgeregt dein Hund ist.
Am besten plant man am Anfang etwas mehr Zeit ein! Viele Hunde müssen erst mal verstehen, was von ihnen erwartet wird. Ruhige Vorbereitung auf den Spaziergang, d.h. keine aufgeregten Worte oder hektisches Anziehen. Dein Hund soll zur Ruhe kommen, bevor es los geht. Lass deinen Hund angeleint neben dir sitzen und öffne die Tür. Er darf aber noch nicht raus. Blocke ihn wenn nötig, indem du ihm den Weg verstellst. Erst wenn der Hund ruhig und entspannt ist, trittst du als Erster vor die Tür und ihr könnt euren Spaziergang beginnen.
Liebe geht durch den Magen
Im Idealfall macht dein Hund natürlich alles für dich, auch ohne niedere Antriebe wie Leckerchen in der Hand. Niemand ist happy, wenn der eigene Hund sich nur aufgrund von Futter für einen interessiert. Deshalb sollten nicht immer Leckerchen im Spiel sein, aber wenn dein Hund noch neu bei dir ist, kann dieser kleine Vorteil dir im Beziehungstraining helfen. Warum also nicht darauf zurückgreifen?
Gerade beim Spaziergang kann es sich anbieten, immer ein paar Leckerchen in der Tasche zu haben. Auch wenn es nicht besonders schmeichelhaft ist, wenn der Hund sabbernd und mit fixiertem Blick auf die Hand in der Tasche starrt. Du sollst deinem Hund jetzt auch nicht alle paar Meter ein Leckerchen reinschieben. Es geht vielmehr darum, kreative Spiele für Unterwegs zu finden und deinen Hund mit dem Futter zum Mitmachen zu motivieren.
Hier gibt es übrigens ein paar Tipps, worauf man beim Belohnen achten sollte. Denn hier kann man viel falsch machen… Leckerchen rein und fertig? So einfach ist das leider nicht.
Spannende Leckerchen-Spiele
Zeitaufwand: kann auf dem Spaziergang mit eingebaut werden
Wichtig ist, dass dein Hund seine Aufmerksamkeit auf dich richtet bei allen vorgeschlagenen Übungen. Rufe deinen Hund, wenn ihr gerade unterwegs seid. Schaut er zu dir, wirf ein Leckerchen in seine Richtung, das er fangen muss. Werfe eine Handvoll Leckerchen ins hohe Gras und lasse deinen Hund danach suchen. Das trainiert die Nase und schärft seine Konzentration.Lasse deinen Hund sitzen und warten, während du Leckerchen versteckst. Im Wald kann das z.B. in der Rinde eines Baumes sein. Lasse deine Fantasie spielen, man findet überall gute Verstecke, wenn man nur die Augen offen hält.
Gemeinsamer Sport und Auspowern
Damit sich dein Hund überhaupt konzentrieren und mit dir arbeiten kann, ist es wichtig, dass er sich auch körperlich auspowert. Bei manchen Hunden reicht ein normaler Spaziergang nicht aus, um all die überschüssige Energie los zu werden. Da ist gemeinsamer Sport, wie Joggen, Radfahren oder Agility die perfekte Lösung für euch.
Hast du jetzt aber dasselbe Problem wie ich, nämlich dass du mehrere Hunde hast und diese unterschiedliche Energieniveaus haben, dann ist natürlich mehr Arbeit gefragt. Ich gehe meistens mit beiden zusammen eine Runde, dann ist Freya schon mal happy. Hinterher geht es oft noch zu einer kleinen Radtour mit Murdoch, der das liebt.
Neben der Tatsache, dass dein Hund überschüssige Energie verbrennen kann, ist Sport für den Hund auch eine gute Möglichkeit, sein Selbstbewusstsein zu stärken. Wenn er eine Aufgabe gut meistert und dafür von dir gelobt wird, macht ihn das stolz und es fördert die Beziehung zwischen euch, weil er dir dann gern immer wieder gefallen will.
Sport mit deinem Hund
Zeitaufwand: abhängig von Rasse und Gesundheitszustand deines Hundes.
Aufwärmen nicht Vergessen! Auch bei Hunden ist es wichtig, dass die Muskeln und der komplette Bewegungsapparat auf die sportliche Betätigung vorbereitet werden. Viele Hunde lieben es, gemeinsam mit Herrchen oder Frauchen schwimmen, joggen oder Rad fahren zu gehen. Natürlich solltest du das vorher üben. Gerade beim Radfahren können sonst unangenehme Unfälle passieren. Beim Schwimmen auf die Krallen aufpassen. Die tun weh auf nackter Haut! Das Angebot an Hundesportarten ist groß: Agility, Dog Dancing, Mantrailing… Probiert gemeinsam ein paar Sportarten aus und findet etwas, das euch beiden Spaß macht. Auch auf euren normalen Gassirunden finden sich garantiert Möglichkeiten, den Hund körperlich auszulasten. Lass ihn z.B. auf einem umgestürtzten Baumstamm balancieren oder über einen Graben springen.
Aktivitäten, die Hunden Spaß machen
Mal ehrlich: Wir verlangen schon relativ viel von unseren Hunden! Sie müssen sich unserem teilweise sehr hektischen Tagesablauf anpassen und relativ oft funktionieren, um in unserer menschlichen Welt auf Akzeptanz zu stoßen. Dabei vergessen wir manchmal, dass Hunde artspezifische Bedürfnisse haben, die wir häufig versuchen zu unterbinden. Selbstgebuddelte Löcher im Garten kommen beispielsweise nicht bei jedem Hundebesitzer gut an.
Dinge wie das Buddeln nach Mäusen, Stöckchen aportieren oder mal richtig ausgelassen toben sind den meisten Hunden genetisch in die Wiege gelegt. Generell ist es eine gute Idee, sich die angeborenen oder angezüchteten Verhaltensweisen deines Hundes anzuschauen und diesen ab und zu ein Ventil zu geben. So verhinderst du z.B. dass dein Hund im Garten Löcher buddelt.
Hundespiele spielen
Zeitaufwand: solange du möchtest
Ausgelassenes Rumtoben – so richtig auf Hundeart! Beobachte dazu am besten, wie Hunde miteinander spielen und baue ähnliche Bewegungen in deinen täglichen Umgang mit dem Hund ein. Wenn das Spiel zu grob wird, einfach abbrechen. Buddeln – Sucht gemeinsam Mäuse, Supren im Schnee oder vergrabenes Futter. Du musst nicht richtig mitbuddeln, das kann dein Hund besser. Aber steh daneben und sei begeistert! Das verbindet enorm. Jagdspiele – wenn dein Hund ein Jäger ist, kann es Sinn machen, diesen Drang anderweitig auszuleben. Stöckchen oder Ball jagen sind solche Spiele oder mit der Reizangel (sagt zumindest der Rütter).
Finde heraus, was deinem Hund besonders viel Spaß macht und spiele gezielt solche Spiele. Das lastet ihn aus, gibt ihm einen Sinn im Leben und macht ihn dadurch unglaublich zufrieden. Außerdem wird er dich vergöttern, weil du so tolle Spiele kennst! 😉
Welche Spiele spielst du mit deinem Hund, um eure Beziehung zu vertiefen? Lass uns deine Tipps wissen, damit jeder aus dem Lieblingsrudel sie ausprobieren kann. Wir freuen uns auf deine Ideen.
Unseren unverspielten Hund lassen wir zu zweit oder dritt mit Rufübungen zwischen uns hin und her pesen. Zu dritt geht das am besten, weil er dann gucken muß, wer ihn als nächstes ruft. So kommt er auch sogar zu Kindern, wenn die mit Leckerlis ausgestattet sind.
Toller Beitrag zu diesem Thema!
Besonders die Übung, die du hier beschreibst, um den Blickkontakt mit dem Hund zu verbessern, finde ich sehr hilfreich. Der Blickkontakt zwischen Mensch und Hund ist in der Tat eine wichtige Basis für eine engere Verbindung und bessere Trainingserfolge. Deine Tipps zur Anwendung des Clickers sind sehr praktisch und gut umsetzbar.
Ich bin mir sicher, dass dein Artikel vielen Hundebesitzern dabei helfen wird, eine noch stärkere Bindung zu ihren vierbeinigen Freunden aufzubauen. Vielen Dank dafür!
Ich hoffe es ist okay, wenn wir auf den Beitrag aus unserem Blog verlinken!
Hallo Ben,
danke für dein Lob. Ja, verlinkt gern auf diesen Beitrag. Dazu ist er da. 🙂
Liebe Grüße,
Franziska & das Lieblingsrudel ♥