Einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren und ihm damit ein schöneres Leben zu schenken, ist der Traum vieler Hundefreunde. In diesem Beitrag berichtet Gastautorin Mona von ihre persönlichen Erfahrungen, wenn es doch nicht so passt. Wir brechen mit dem Tabuthema, einen Hund aus dem Tierschutz doch nicht zu adoptieren und wieder abzugeben. Denn dieses Thema ist unter Hundehaltern verpönt, aber es ist nicht immer falsch getrennte Wege zu gehen.

Ich möchte dir als erstes von Maggie berichten. Maggi sollte bei mir einziehen – eine vier Monate alte Hündin auf drei Beinen. Sie wurde von der Pflegestelle zu mir gebracht und blieb über das Wochenende auf meinen Wunsch, um mir zu zeigen wie das Leben mit Hund funktioniert. Maggie sollte mein erster Hund sein und ich kann nur sagen: Gott sei Dank haben wir das so gemacht! Sie fand mich nämlich so doof, dass sie nicht einmal Futter von mir nehmen wollte. Sie wollte einfach wirklich überhaupt nichts mit mir zu tun haben. Das sah auch die Pflegestelle so und wir haben am zweiten Tag nach viel Überlegen beschlossen, dass Maggie und ich nicht zusammen passten. Sie nahm sie schweren Herzens wieder mit nach Hause.

Dieser Fall ist gar nicht so selten, wie man denkt! Tatsächlich ist es eher eine 50 / 50 Chance, dass es dann so läuft wie bei Nelly und mir. Nelly war in der gleichen Pflegestelle und saß mit im Auto, als Maggie kam. Wir waren alle zusammen am Strand, bevor der Partner der Pflegestelle u.a. mit Nelly wieder die Heimreise antrat. Und sie klebte an mir, fand mich super, hatte nur Augen für mich. Eine Woche, nachdem Maggie wieder ausgezogen war, holte ich dann Nelly ab und wir passten total gut zusammen.

Ein paar Jahre gingen ins Land, bis eine Freundin  einen Pflegehund bekommen sollte: Jamal, ein Greyhound-Doggen-Mix mit unfassbar großen Ohren. Ich verliebte mich auf einen Schlag in die Bilder und war fest entschlossen, den hübschen Kerl zu adoptieren. Meine Freundin sagte „Warte ab, bis er da ist, lern ihn kennen und dann gucken wir weiter“.
Völlig unnötig, dachte ich, was für ein Blödsinn, den nehme ich, kann direkt geliefert werden.

Und dann war er da! Ich musste ein paar Tage warten, um ihn sehen zu dürfen, damit er sich erst einmal einleben konnte. Ich ging durch die Tür, gleich würde ich meinen neuen Hund sehen und es passierte…. nichts. Er sah genau aus wie auf den Bildern, war nett, charmant, liebenswert. Aber „der Funke“ blieb aus. Er war „der Pflegehund von…“ – Punkt. Nelly fand ihn außerdem auch total blöd, aber das war zu dem Zeitpunkt schon zweitrangig. Es passte nicht und ich war froh über die Weitsicht meiner Freundin.

Wieder gingen ein paar Jahre ins Land und ich traf Anna – die Maus ist bei mir eingeschlagen wie ein Blitz, ich liebte sie vom ersten Augenblick an und sie war der perfekte Zweithund für Nelly und mich.

Nachdem Anna starb, lernte ich Hummel kennen und das ist die tragischste Geschichte, die ich dir erzählen kann. Die Geschichte davon, dass man nicht zusammen passt und sich trotzdem „durchbeißt“ – das hat uns beide viel gekostet und deshalb möchte ich hier ausführlicher werden.

Ich lernte Hummel auf ihrer Pflegestelle in Hamburg kennen. Nelly und meine Mutter waren dabei. Hummel zickte Nelly erstmal an. Gut, war Gezicke, nichts Ernstes. Wir gingen zusammen spazieren, unterhielten uns über die Maus, aber auch hier wollte der Funke nicht so recht überspringen. Ich erbat mir Bedenkzeit, musste herausfinden, ob ich sie einfach nur mit Anna verglich oder ob es etwas anderes war.

Abends telefonierte ich mit meiner Mutter, die hin und weg war von der Kleinen. Sie sagte zu mir „Du darfst sie nicht mit Anna vergleichen. Es wird nie wieder einen Hund wie Anna geben. Nimm die Lütte, sie ist klasse“. Und trotzdem mein Bauch etwas anderes sagte, entschied ich mich für Hummel.

Im Juni 2015 zog sie dann ein. In einer sehr turbulenten Zeit wurde sie also ein Teil meiner Familie. Nicht abzusehen war, dass meine Mutter sehr kurz darauf (im September) ins Krankenhaus kam und wenig später verstarb. Das zog mir den Boden unter den Füßen weg und ich hatte überhaupt keine Möglichkeit, mich emotional um Hummel zu kümmern. Ich hatte viele Termine, die Hunde wurden viel von einer Freundin gesittet. Hummel hatte sich schon so eng an mich gebunden, dass sie diesen Umstand nicht ertrug. Sie hatte Stress, den ganzen Tag. Sobald ich das Büro verließ (meine Hunde begleiten mich zur Arbeit, da ich einen eigenen Laden habe, aber sie dürfen vorne nicht mit herum laufen) fing sie an zu schreien.

Ich hatte Trainer wegen dieses Problems, Einzelstunden über Einzelstunden und die gegebenen Tipps aus dem „Standardprogramm“ machten alles nur noch schlimmer. Sie schrie den ganzen Tag, im Auto, zu Hause, einfach ständig und niemand konnte mir helfen. Sie trieb mich so weit über meine Grenzen der nervlichen Belastbarkeit, dass in mir der Wunsch aufkeimte, sie nie zu mir geholt zu haben. Von Liebe auch keine Spur. Ich habe für sie gesorgt so gut ich konnte, aber wir passten wirklich gar nicht zusammen – das dachte ich rund zwei Jahre lang. Und zwei Jahre unter purem Stress zu leben hat seine Spuren hinterlassen und zwar sowohl bei mir, als auch bei Hummel.

Ich wurde mega dünnhäutig, konnte nicht mehr abschalten, ständiges Schreien und Kreischen begleiteten mich den ganzen Tag und es gab Zeiten, in denen ich sie einfach nur loswerden wollte. Und doch habe ich sie nicht abgegeben, obwohl es zeitweise besser für uns beide gewesen wäre. Aber das geht ja nicht, du musst durchhalten, was wird denn sonst aus ihr? Und wer nimmt diesen Hund mit diesen vielen gesundheitlichen und verhaltenstechnischen Baustellen? Und dann auch noch in dem Alter? Ich übernahm sie mit ca. 9 Jahren und zu dem Zeitpunkt war sie ca. 11 Jahre alt.

Dann wurde es relativ schlagartig besser und besser, ich hatte nichts verändert (glaube ich zumindest) und unsere Beziehung fing endlich an zu wachsen. Nach so langer Zeit, so vielen Tränen. Kurz vor Hummel´s Tod machte ich ein „Führungstraining“ nach Maya Nowack mit ihr – eine sehr individuelle Betrachtung und meine Trainerin hat mir meinen Hund so erklärt, dass ich sie endlich verstand.

Hummel war ein Hund, der sich so eng an seinen Menschen band, dass jegliche Form der Trennung ohne Rückmeldung für sie absolut unerträglich war. Meine Trainerin sagte mir klar, dass Hummel niemals ein Hund geworden wäre, der problemlos hätte alleine sein können. Aber es hätte Kniffe gegeben, den Arbeitsalltag stressfreier zu gestalten. Diese Erkenntnis ist nur ein minimaler Auszug des dreistündigen Gespräches. Aber diese Erkentnnis kam leider zu spät.

Hummel hatte eine Mitralklappeninsuffizienz (Herzfehler), die natürlich behandelt wurde. Der viele Stress der letzten Jahre aber hat das Herz zusätzlich anfällig gemacht. Es war enorm vergrössert und jede Form von Stress hatte sofort Auswirkungen auf ihre Vitalfunktionen wie Atmung, Herzfrequenz, Färbung der Schleimhäute und Co. Durch beide Umstände gemeinsam kam es zwei Tage nach dem Führungstraining dazu, dass ihre Herzklappe gerissen ist. Knapp zwei Wochen danach musste ich sie gehen lassen.

Der Stress hat sie im wahrsten Sinne des Wortes krank gemacht und ich denke, wenn ich sie zu jemandem gegeben hätte, bei dem es besser lief oder dieses „Verständnis-Training“ früher gemacht hätte, würde sie vielleicht noch leben. Das letzte Jahr mit Hummel war schön, aber für sie wäre es wohl besser gewesen, wir wären getrennte Wege gegangen. Und für mich zeitweise auch.

„Was nicht passt, wird passend gemacht“ ist wirklich nicht in jedem Fall angebracht. Ich möchte hier keineswegs zur leichtfertigen Abgabe raten, aber bedenke was es heissen kann, wenn man einen Hund auf Biegen und Brechen bei sich behält: Du verhinderst, dass ihr beide zusammen und auch jeder für sich glücklich leben kann.