Juckreiz, Erbrechen oder Durchfall sind einige mögliche Anzeigen dafür, dass dein Hund sein Futter nicht verträgt und an einer Allergie leiden könnte. Genauso wie wir Menschen können auch Hunde allergisch auf bestimmte Bestandteile ihrer Nahrung reagieren. Doch sind wirklich so viele Hunde Allergiker oder handelt es sich um andere gesundheitliche Probleme? Wir verraten dir, woran du eine Futtermittel-Allergie erkennst und wie du deinem Hund helfen kannst.
Schaut man sich die Diskussionen unter Hundehaltern und Experten in Bezug auf artgerechte Ernährung an, kann man schon den Eindruck gewinnen, dass immer mehr Hunde heutzutage an Allergien oder Unverträglichkeiten leiden. Gesundheitliche Probleme des Magen-Darm-Traktes oder der Haut werden schnell damit erklärt, dass der Hund ernährungssensibel ist. Doch ist das wirklich so häufig der Fall, wie es teilweise wirkt?
Laut einer Studie der Universität Gent von 2006 hat man nämlich heraus gefunden, dass eine Futtermittel-Allergie nur in 1% der Hauterkrankungen und 10% der allergischen Hauterkrankungen der Auslöser ist. Viele gehen von einer Allergie aus, wenn der Hund Durchfall hat oder unter Juckreiz leidet. Manchmal sogar noch ohne vorher viel wahrscheinlichere Ursachen zu untersuchen.
Und genau diesen Fehler habe ich bei Murdoch letztens gemacht. Er kratzte sich häufig an den Achseln und konnte teilweise schon gar nicht mehr aufhören. Weil ich es mir nicht anders erklären konnte, dachte ich aus irgendeinem Grund, er hätte vielleicht eine Allergie gegen Hühnchen entwickelt, weil sein Futter zu der Zeit hauptsächlich daraus bestand. Ich hatte seine Haut kontrolliert, aber nichts war verletzt, trocken oder von Parasiten befallen. Und weil ich es mir nicht anders erklären konnte, habe ich das Futter gewechselt und dachte, die Sache sei damit erledigt.
Allerdings hatte ich nicht bedacht, dass wir zu der Zeit ein paar Renovierungen im Obergeschoss gemacht haben und dort jede Menge Baustaub rumschwirrte. Die Hunde musste zwar nur auf dem Weg ins Schlafzimmer durch den staubigen Flur laufen, schleppten das Zeug aber mit in die Hundebetten. Und zwar in alle im ganzen Haus. An den Pfoten klebten kleine Mini-Steinchen, die sie ebenfalls mit auf ihre Decken nahmen und dann schliefen sie ca. 2 Wochen darin. Ich habe die Betten zwar jeden Tag ausgeschüttelt, aber ich wäre nie darauf gekommen, dass dies der Auslöser sein könnte.
Erst nach einer Riesenladung Hundewäsche und einer Dusche für die Hunde (Wälzen in lecker Aas war der Auslöser… Juchuu!) hörte er auf, sich zu kratzen. Jetzt bekommt er seit ein paar Tagen wieder Hühnchen und ich habe noch keinen „Rückfall“ bemerkt.
Allergie oder Unverträglichkeit
Viele Hundebesitzer werfen beides in einen Topf, weil die Symptome dieselben sind. Durchfall, Erbrechen, Blähungen, Juckreiz, Haarausfall und trockene oder entzündete Hautstellen können ein Hinweis darauf sein.
Bei einer echten Allergie reichen auch sehr kleine Mengen des allergieauslösenden Bestandteils um heftige Reaktionen des Immunsystems auszulösen. Dabei ist es egal, ob der Bestandteil roh oder gekocht ist, in einem Leckerchen oder einem Medikament steckt. Auch wenn die Reaktion des Hundes konstant schlecht bleibt, sein Zustand also nicht mal besser, mal schlechter wird, kann das ein Hinweis auf eine Allergie sein.
Anders ist es bei einer Futtermittel-Unverträglichkeit. Hiermit hat das Immunsystem deines Hundes nichts zu tun, sondern es reagieren z.B. nur Magen und Darm oder nur die Haut. Hier liegt es häufig daran, dass der Körper deines Hundes bestimmte Inhaltsstoffe nicht so gut verdauen kann, weil ihm wichtige Enzyme fehlen oder er einfach sensibel darauf reagiert. Gluten oder Laktose können beispielsweise dazugehören und die Reaktion wird in der Regel schlimmer, je mehr der Hund davon zu sich nimmt.
So entsteht eine Futtermittel-Allergie
Zwei Voraussetzungen müssen eintreten, damit ein Hund eine Allergie entwickelt. Die Moleküle des Allergens müssen eine bestimmte Größe aufweisen. Nur so können sie vom Immunsystem erkannt werden, was dann die Reaktion hervorruft. Allergene können daher nur Proteine oder Proteinkomplexe (z.B. Kohlenhydratkomplexe) sein. Außerdem muss der Hund zuvor mit dem Allergen in Kontakt gekommen sein. Hat dein Hund in seinem Leben noch nie Rind gefressen, kann er auch keine Allergie dagegen haben.
Grundsätzlich sind immer Nahrungseiweiße tierischer oder pflanzlicher Herkunft der Grund für Allergien. Schlimm sind also nicht die Kohlenhydrate in Getreide, Reis oder Kartoffeln, wie häufig angenommen, sondern die Eiweiße, die darin ebenfalls enthalten sind. In Deutschland stehen vor allem Getreide, Rindfleisch, Huhn und Reis auf der Liste der häufigsten Auslöser von Allergien. Dies liegt darin begründet, dass es sich hierbei einfach um die Zutaten handelt, die in herkömmlichem Hundefutter und Leckerchen am häufigsten verarbeitet sind. Im Gegensatz dazu, steht in den USA z.B. eine Soja-Allergie an erster Stelle.
Zusatzstoffe - was macht Sinn und was ist Marketing?
Viele Hersteller von Hundefutter, egal ob Trocken- oder Nassfutter, werben mit wenig Fett, ohne Zucker, Konservierungs- und sonstige Zusatzstoffe. Reagiert dein Hund darauf handelt es sich eher um eine Unverträglichkeit, denn diese Inhaltsstoffe enthalten kein Eiweiß. Allerdings können diese als sogenannte Hapten wirken. Sie heften sich an ein körpereigenes Trägerprotein an, wodurch das Immunsystem die eigenen Proteine als fremd einstuft und bekämpft.
Wenn dein Hund gesund ist, musst du dir normalerweise keine Sorgen machen, dass er eine Allergie entwickelt. Bei ihm sorgt die sogenannte Darmschranke dafür, dass nur Stoffe in den Körper gelangen, die bei der Verdauung bis in ihre kleinsten Komponenten aufgespalten wurden. Bei einer Magen-Darm-Entzündung mit gereizter oder beschädigter Darmschleimhaut, kann diese natürliche Barriere nicht mehr funktionieren. Dadurch gelangen die größeren Nahrungsmoleküle ins Blut und das Immunsystem reagiert darauf. So kann daraus schnell eine Allergie werden und das gilt für alle Proteine, die der Hund in der Zeit aufnimmt.
Um das zu vermeiden und dafür zu sorgen, dass sich die Darmschleimhaut wieder erholen kann, solltest du deinen Hund bei einer Magen-Darm-Entzündung zwischen 12 und 48 Stunden fasten lassen.
Im ABC des Fertigfutters findest du eine Übersicht der verschiedenen Zusatzstoffe und wozu sie nutzen.
So kannst du eine Futtermittel-Allergie feststellen
Zeigt dein Hund Symptome, solltest du als erstes zu deinem Tierarzt und ihn durchchecken lassen. Für Juckreiz oder Magen-Darm-Probleme gibt es häufig Ursachen, die nichts mit der Nahrung zu tun haben. Hautrötungen können z.B. durch Parasiten wie Flöhe oder Milben entstehen oder von anderen Umweltreizen (wie bei Murdoch) hervorgerufen werden. Erbrechen oder Durchfall finden ihre Ursache oft in Wurmbefall, schmutziges Pfützenwasser oder Dingen, die dein Hund bei der Gassirunde aufgelesen hat.
Kommst du beim Tierarzt der Ursache nicht auf den Grund, empfiehlt sich eine sogenannte Ausschlussdiät. Diese ist leider sehr aufwendig und nimmt einige Zeit in Anspruch, aber es lohnt sich. Dabei wird das Futter umgestellt, so dass es nur noch aus zwei Komponenten besteht: Eiweiß in Form von Fleisch, Fisch oder Sojaprodukten und einem Anteil von Kohlenhydraten. Bei beidem muss sicher sein, dass dein Hund es noch nie in seinem Leben gefressen hat, also nicht allergisch sein kann. Bessern sich daraufhin die Symptome, liegt der Ursprung der Allergie in dem Futter, welches er vorher bekommen hat. Lasse dich bei der Futterumstellung unbedingt von einem Experten für Tierernährung beraten, damit es nicht zu Mangelerscheinungen aufgrund einer unausgewogenen Diät kommt.
Hautprobleme, die aufgrund von Allergien entstehen, brauchen bei den meisten Hunden leider viel länger, um deutliche Verbesserungen zu zeigen. Hier ist der Hund erst nach zwei bis drei Monaten beschwerdefrei, weshalb erst relativ spät festgestellt werden kann, dass es sich um eine Allergie handelt. Bei Magen-Darm-Problemen stellt sich hingegen relativ schnell eine Besserung ein.
Übrigens hat eine Studie der Uni München gezeigt, dass besonders Rassen wie Golden Retriever, Deutscher Schäferhund, Schweizer Schäferhund, Boxer oder West Highland White Terrier ein erhöhtes Risiko für eine Futtermittel-Allergie haben könnten. Bei derselben Studie lag das Durchschnittsalter beim Auftreten einer Allergie bei 2,8 Jahren.
Weitere Diagnose-Möglichkeiten einer Allergie
Wenn du mit einem Ernährungsexperten zusammen arbeitest, wird dieser dich wahrscheinlich bitten, ein Futtertagebuch zu führen. Hier trägst du jeden Tag ein, was dein Hund frisst und welche Medikamente er bekommt. Auch die Symptome und Reaktionen solltest du darin vermerken. So kannst du dem Ernährungsberater viele nützliche Informationen liefern.
Auch ein Bluttest kann eine Allergie diagnostizieren. Hierbei untersucht man, ob bestimmte Antikörper vorhanden sind, die das jeweilige Protein bekämpfen und die allergische Reaktion auslösen. Neuerdings gibt es auch Hauttests, die mit einer Trefferquote von 99% den Allergie erregenden Zusatzstoff ziemlich genau festlegen können.
Beim Menschen hat man bereits wissenschaftlich erwiesen, dass eine übertrieben hygienische Umgebung Allergien auslösen kann, weil das Immunsystem unterfordert ist. Hier hat sich gezeigt, dass Kinder, die in der Stadt aufwachsen, wesentlich häufiger Allergien entwickeln als Kinder, die auf dem Land leben. Ob sich dies bei Hunden ähnlich verhält, soll gerade eine Studie erweisen.