Eigentlich bin ich ein Fan von Mischlingen. Am besten was mit Labrador drin, auf Kniehöhe und schwarz. Vorurteile gegen die so genannten Kampf- oder Listenhunde hab ich keine, dennoch kamen solche Rassen für mich bislang nicht in Frage. Welcher Listenhund mein Herz erobert hat und warum, darum geht es heute.

Wer uns bei Facebook oder Instagram folgt, der kennt unsere Freya (auch liebevoll „Trümmerpüppi“ genannt). Sie ist jetzt 2 Jahre alt und kam vor einem Jahr zu uns. Sie ist ein Cane Corso Italiano, also ein richtiges Kaliber an Hund und aufgrund ihres Alters manchmal noch sehr verspielt und tollpatschig. Wenn sie im Schweinsgalopp über die Wiese einem Stöckchen hinterher hechtet und dabei Gliedmaßen, Ohren und Lefzen nur so durch die Gegend fliegen, gucken die Leute schon mal komisch. Und ich steh da und lache mich kaputt.

Doch so lustig und lieb sie bei uns ist, mit anderen Menschen ist das manchmal so eine Sache. Männer sind ihr oft zu intensiv von der Ausstrahlung her und besonders befremdlich findet sie es, wenn Fremde ihr mit purer Begeisterung direkt ins Gesicht greifen oder ihr von oben den Kopf tätscheln wollen. Mit so einer Aktion versaut man es sich eigentlich direkt mit ihr. Sie artikuliert das dann sehr deutlich mit einem Knurren und die Leute reagieren entsetzt. Um merkwürdige Spekulationen und Vorurteile zu vermeiden, sage ich dann manchmal, dass sie ein Hund aus dem Tierschutz ist, was aber nur so halb stimmt. Eigentlich kommt sie nicht aus einem Tierheim, sondern aus sehr liebevollen Händen, die im ersten Lebensjahr alles richtig gemacht haben.

Und trotzdem sehe ich mich nun plötzlich den Vorurteilen gegen Kampf- oder Listenhunden ausgeliefert. Auch für mich ein Prozess, wie ich damit umgehen soll. Denn eins weiß ich mittlerweile aus eigener Erfahrung: In den richtigen Händen sind das einfach die tollsten Hunde, die man haben kann. Bevor ich aber mit Herzen in den Augen meinen Liebesbrief an den Cane Corso Italiano verfasse, möchte ich aber zuerst ein paar wissenswerte Fakten über die Rasse an sich bringen. Auf meine persönlichen Erfahrungen mit Püppi gehe ich dann in Teil 2 des Beitrages näher ein und eine kleine Abrechnung gibt es in Teil 3.

Wissenswertes zum Cane Corso Italiano

Sonderlich bekannt ist der Cane Corso Italiano in Deutschland nicht, aber wenn dann finden sich meist schnell begeisterte Fans, die sich vom Wesen des Kalbs offensichtlich in den Bann gezogen fühlen. Sogar meine Tierärztin musste erst fragen, was Freya für eine Rasse ist, als wir zum ersten Gesundheitscheck kamen. Allerdings wurde sie zu dem Zeitpunkt sowieso noch oft für einen zu groß geratenen, silbernen Labrador gehalten. Sie war halt noch rechts schlacksig, immerhin auch erst ein Jahr alt und diese großen Rassen brauchen lange, bis sie komplett ausgewachsen sind. Meist sind die erst mit ca. 3 Jahren fertig, wobei in den ersten 1,5 Jahren die Höhe kommt und sie dann erst in die Breite gehen. Ich bin schon gespannt, wie die Püppi aussieht, wenn sie fertig ist.

Merkmale des Cane Corso Italiano

Der Cane Corso Italiano kommt aus Italien und zählt zu den Molossern. Sie sind also ziemlich groß und kräftig gebaut. Sie sind auch als italienische Dogge bekannt und stammen vermutlich von der alten römischen Rasse Cane di Macellaio ab. So ganz ist man sich da jedoch nicht sicher.

Rüden können bis zu 70 cm groß werden und um die 50kg auf die Waage bringen. Hündinnen sind etwas kleiner und liegen im Schnitt bei ca. 45 kg. Auffällig ist der breite Molosserkopf mit Stirnfalte und einer ausgeprägten Augenbraupartie. Ich finde, Freya sieht manchmal aus wie ein Neanderthaler, wenn sie einen von unten anschaut! 🙂

Der Körperbau wirkt ziemlich lang gezogen, was sie beim Laufen ein bißchen komisch aussehen lässt. Irgendwann hatte irgendwer das mal mit einem Gelenkbus verglichen. Eine sehr passende Beschreibung, wie ich finde.

Der Cane Corso Italiano ist ein echter Arbeitshund, mit dem man viel tun muss. Sonst werden die schnell wunderlich und benehmen sich daneben. Bei den Römern sind sie vor allem für Kriegs- und Jagdzwecke gezüchtet worden. Sie haben kein Problem damit, sich mit einem ausgewachsenen Wildschwein anzulegen. Sucht man Cane Corsos in den Bildverzeichnissen der Suchmaschinen findet man leider immer noch viele Hunde mit kupierten Ohren. Eigentlich haben sie süße Schlappohren, die bei der Püppi samtweich sind. Mit den abgeschnittenen spitzen Ohren sehen sie um einiges brutaler aus, untermalt von dem muskulösen Körperbau doch eine sehr beeindruckende Erscheinung. Ich nehme an, das ist einer der Gründe, warum sie in Bayern und Brandenburg, sowie in einigen Regionen der Schweiz auf der Rasseliste stehen. Ich habe versucht zu recherchieren, ob es Beißvorfälle mit dieser Rasse gab, aber die Diskussionen in diversen Hundeexperten-Foren haben mir den letzten Nerv geraubt und deshalb ich habe aufgegeben. So wichtig ist das auch nicht, finde ich. Gehen wir einfach direkt zum Wesen über…

Der Charakter des Cane Corso Italiano

Wenn man den Molossern eins nachsagt, dann wahrscheinlich, dass sie so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen sind. In Italien sind sie beliebte Schutz-, Herden- und Hütehunde, was voraussetzt, dass sie auch bereit sind, Entscheidungen allein zu treffen. Herdenschutzhunde sind generell dafür bekannt, gern mal Anweisungen des Menschen in Frage zu stellen, wenn diese für sie keinen Sinn ergeben oder nicht überzeugend genug rüber gebracht werden. Sie sind einfach keine Befehlsempfänger wie manch andere Rassen.

Wenn ein Cane Corso bei dir eizieht, übernimmt er automatisch die Position als Sicherheitsbeauftragter des Rudels. Da lässt er mit Sicherheit auch nicht mit sich diskutieren. Dazu sind sie einfach geboren und sie sin mit Leib und Seele die Beschützer des Rudels. Sie sind in ihrer Entscheidung, ob jemand als Freund oder Feind zu betrachten ist, sehr kompromisslos und zeigen das auch. Eine schöne Geschichte dazu gibt es im zweiten Teil des Blogs. Wird etwas aus dem Verantwortungsbereich des Cane Corso bedroht (Haus, Hof, Familie), wird er es unter allen Umständen verteidigen. Mit seinem Rudel ist ein Cane Corso übrigens extrem verschmust und liebevoll, von Kindern lässt er sich mehr bieten als mancher Mensch, aber das heißt natürlich trotzdem nicht, dass er ein geeignetes Kindermädchen ist. Bei Fremden ist er eher uninteressiert, wenn auch die Menschen sich nicht um ihn kümmern. Übertriebene Freundlichkeit und Streicheln findet er bei fremden Menschen suspekt.

Generell sind Cane Corsos sehr gelassene und besonnene Hunde, die sich nur schwer aus der Ruhe bringen lassen. Sie bellen kaum und wenn, dann haben sie ihre Gründe. Hat man ihr Vertrauen gewonnen und genießt ihren Respekt als Rudelführer, hat man den wahrscheinlich treuesten Freund an der Seite, den man sich vorstellen kann.

Die Erziehung eines Cane Corso Italiano

Wie oben bereits erwähnt, trifft der Cane Corso auch gern allein Entscheidungen. Das bedeutet, dass er sich absolut nicht als Anfängerhund eignet, wenn man nicht bereit ist, sich schnell in das Thema einzulesen und viel Zeit mit dem Hund verbringt und trainiert. Wenn es unbedingt ein Cane Corso sein muss, sollte man sich außerdem einen guten Hundetrainer suchen, der einen in den ersten Jahren unterstützen kann. In erfahrenen und souveränen Händen kann sich der Cane Corso zu einem wahren Goldstück entwickeln. Wenn es nicht so gut läuft, kann der ausgeprägte Wach- und Schutztrieb schnell zu Problemen führen. Und einen 50kg schweren randalierenden Hund an der Leine zu haben, ist nicht für Jeden etwas.

Weil ich da ein paar Kommentare in den einschlägigen Foren gelesen habe, möchte ich mal explizit darauf hinweisen, dass ich einen harten bzw. sehr dominaten Erziehungsstil bei dieser Rasse nicht empfehlen würde (eigentlich würde ich das nie raten). Anschreien, auf den Rücken schmeißen oder andere körperliche Maßregelungen halte ich für extrem kontraproduktiv. Dazu habe ich neulich einen tollen Artikel von einem amerikanischen Züchter gelesen. Leider finde ich den Link nicht mehr, aber der zeigte ganz deutlich auf, dass sich die meisten Cane Corsos von einem harten Stil nicht wirklich beeindrucken lassen. Diese Hunde sind darauf gezüchtet, sich mit Wildschweinen und anderen Gegnern anzulegen. Sie werden also nur wenig beeindruckt sein, wenn man schreiend und wild gestikulierend vor ihnen steht. Dem kann ich nur zustimmen, bei einem Cane Corso muss man auf Teamwork setzen, sonst hat man (auch aufgrund der Sturheit) keine Chance zu einem entspannten und schönen Zusammenleben.

Das waren erst mal ein paar Fakten zur Rasse. Was die Püppi so besonders macht und wie sie es geschafft hat, mich gespannt auf weitere Vertreter ihrer Rasse zu machen, verrate ich euch im zweiten Teil des Blogs. Hast du schon mal einen Cane Corso kennen gelernt oder hast vielleicht sogar selbst einen? Was ist für dich das Faszinierendste an dieser Rasse? Lass es uns wissen in den Kommentaren.