Ich bin ehrlich: Auch ich rede gerne mit meinen Hunden! Ob es Dinge sind, die mir auf der Seele liegen und die ein vertrauenswürdiges Ohr brauchen oder ganz alltägliche Sachen – die Hunde müssen sich bei uns jede Menge Gelaber anhören. Die Gefahr ist jedoch dabei, dass sie dann auch gern mal auf Durchzug schalten. Deshalb geht es heute darum, warum wichtige Dinge schweigend „besprochen“ werden sollten.

Schaut man sich ein Hunderudel mal genauer an, wird einem auffallen, dass die Hunde sich kaum verbal äußern, dafür aber umso mehr mit Blicken, Gesten und Körpersprache kommunizieren. Wer schon mal gesehen hat, wie ein älterer Hund einen jungen in seine Schranken weist, weiß genau, was ich meine.

So ähnlich wir von den sozialen Strukturen her unseren Hunden sind, kommt es zum Thema Kommunikation, reden wir doch relativ oft aneinander vorbei! Und dann schauen wir mit einem leicht neidischen Seitenblick auf den Senior, der gerade ohne Anstrengung klar gemacht hat, dass dieses Spielzeug ihm gehört und tabu ist. Während unserer Springinsfeld mit deinem Handy durch´s Wohnzimmer tobt, obwohl du seit 3 Wochen versuchst, dein Eigentum zu verteidigen.

Es gibt auch Menschen, die mit Hunden sehr unkompliziert kommunizieren. In der Öffentlichkeit werden sie meist ehrfürchtig „Hundeflüsterer“ genannt, aber eigentlich tun sie gar nichts so magisches! Sie kommunizieren lediglich so mit dem Hund, wie er es am besten versteht – nämlich über die Körpersprache! Und das kann eigentlich Jeder, der ein sich damit ein bißchen auseinander setzt.

Kommunikation ist keine Einbahnstraße! Wie in jeder guten Beziehung müssen beide Seiten ein Stück aufeinander zu gehen. Wir jedoch erwarten von unseren Hunden, dass sie Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ oder „Bleib“ verstehen und in blindem Gehorsam jederzeit ausführen. Darüber hinaus schleicht es sich im Laufe der Mensch-Hund-Beziehung oft ein, dass wir auch bei ganzen Sätzen erwarten, dass unser Hund sie versteht. Gleichzeitig erkennen wir aber viele Zeichen nicht, mit denen sie uns über ihren Gefühlszustand informieren. Das ist nicht ganz fair, oder?

Das Problem von Menschen und noch mehr das Problem unserer Hunde ist die unterschiedliche Art der Kommunikation. Während wir uns größtenteils über die Sprache verständigen, sind Hunde als gute Beobachter mehr auf die Körpersprache fokussiert. Und hier fangen die Probleme an: Wir Menschen meinen nämlich oft gar nicht, was wir sagen. Und unsere Körpersprache signalisiert das ganz deutlich.

Und schon befindet sich dein Hund in einer verwirrenden Situation. Er kennt vielleicht das stimmliche Kommando, aber irgendwie passt das mit deiner Körpersprache in der Situation nicht zusammen. Also versucht er, heraus zu finden, was die richtige Antwort auf dein Verhalten ist. Oft liegt er damit falsch.

Der Fakt, dass die Kommunikation der Hunde nicht auf Sprache basiert, ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass viele Hunde auf Durchzug schalten, wenn sie permanent im Alltag von uns zugetextet werden. Da das meiste, was wir sagen, für den Hund weder einen Vorteil noch eine Bedeutung hat, kann man es ihm auch nicht verdenken. Uns würde es sicher genauso gehen, wenn jemand permanent nur labert, aber es passiert einfach nichts.

Auf der anderen Seite empfindet der Hund unser Gelaber in seine Richtung als Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wird. Wenn du ihn also zutextest, wenn er gerade etwas getan hat, was er nicht machen soll, kann er damit überhaupt nichts anfangen, es nicht mit der Situation in Verbindung bringen, also auch keinen Lerneffekt haben. Er wird sich aber trotz Schimpfen bestätigt fühlen, weil wir uns mit ihm beschäftigen.

So, jetzt hast du also (genau wie jeder andere Hundehalter) deinem Hund ein paar Kommandos beigebracht, wie „Sitz“, „Platz“ oder „Komm“. Dein Hund hat diese verbalen Signale gelernt und führt sie aus. Daraufhin bekommt er eine Belohnung. Das ist seine Erwartungshaltung, weil es bei euch im Training immer so abgelaufen ist.

Irgendwann empfindest du es als selbstverständlich, dass dein Hund diese Standard-Kommandos zuverlässig ausführt. Die Belohnung bleibt aus und irgendwann im Laufe der Zeit, ist auch der anerkennende Blick, den du ihm sonst geschenkt hast, verschwunden. Wenn du deinen Hund als Welpen bekommen hast, kommt diese Phase wahrscheinlich nach ein paar Monaten, kurz vor Beginn der hündischen Pubertät. Das ist ohnehin meistens schon eine schwierige Phase in der Mensch-Hund-Beziehung, denn hier werden Regeln des Zusammenlebens noch einmal arg auf die Probe gestellt. Wenn dann noch zu wenig positives Feedback von dir kommt, hilft das der Situationnatürlich wenig.

Besonders den Namen des Hundes solltest du nicht zu inflationär verwenden. Das ist schwierig, weil man ja auch oft mit dem Partner, Familie oder Freundenn über den Hund spricht. Der hört dann in einer normalen Unterhaltung seinen Namen, aber nichts passiert. Und wenn du ihn dann auf dem Spaziergang auch noch alle 3 Minuten rufst, weil du Angst hast, dass er weg läuft oder sich zu weit entfernt, dann geht sein Name wahrscheinlich bald zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.

So ganz kann man das zwar nicht abstellen, aber vielleicht sollten wir öfter darüber nachdenken, wie unser Hund uns eigentlich wahrnimmt. Dann sind viele Missverständnisse vielleicht einfacher zu erkennen und zu vermeiden.

Die Doppelbedeutung von Worten

Schon seit der Einleitung zu diesem Beitrag freue ich mich auf die Geschichte, die ich dir jetzt erzählen werde. Denn sie war der Auslöser für diesen Beitrag und die Tatsache, dass ich mich wirklich selber fragen musste, ob ich sie noch alle beisammen habe. Also, Stichwort Signalwörter! Wir haben das Kommando „Bett“ oder „geh mal in dein Bett“, wenn die Hunde in ihr Körbchen sollen. Wie ungünstig dieses Signalwort ist, fällt mir ehrlich gesagt erst jetzt auf, wo ich es hier schreibe. Naja, ich stehe halt manchmal echt auf dem Schlauch.

Es ist schon ein paar Wochen her, da hingen wir Abends auf der Couch rum und die Hunde lagen in ihren Körbchen. Es war dann Zeit, ins Bett (für uns Menschen) zu gehen. Während Murdoch sofort aufsprang, als er merkte, dass das Rudel jetzt ins Schlafzimmer umzieht, blieb Freya mit müdem Blick in ihrem Körbchen liegen. Sie will rassebedingt sowieso lieber den Rest des Hauses bewachen, während ihre Schutzbefohlenen sicher in einem Raum sind, damit man einfacher auf sie aufpassen kann. Ich will aber lieber alle zusammen haben, weil sie sonst manchmal morgens um 5 Uhr die Kühe auf der Weide hinter dem Garten anbellt und wir dann geweckt werden.

Ich gehe also, als sie mal wieder nicht mitkommen will, zu ihrem Körbchen rüber und sage: „Komm Püppi, wir gehen jetzt ins Bett!“

Sie schaut mich an und bleibt liegen. Daraufhin gehe ich einen Schritt auf sie zu und stupse sie mit dem Fuss an. Dabei wiederhole ich, was ich gerade schon gesagt habe. Sie steht auf und geht in Murdochs Körbchen, das einen Meter weiter steht.

Ich: „Nein, wir gehen ins Bett. Komm jetzt!“ Dabei gehe ich wieder einen Schritt auf sie zu, sie steht auf und geht zurück in ihr eigenes Körbchen. Das Ganze ging dann so 5-6 mal hin und her, bis bei mir endlich der Groschen fiel. Während ich mit jedem Versuch ungeduldiger wurde, waren in ihrem Kopf nur Fragezeichen.

Monologe an den Hund

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich erwische mich regelmäßig bei Unterhaltungen wie diesen.

„Hi Jungs und Mädels! Jetzt gibt´s erst mal was leckeres zu essen, dann fahren wir zu Oma und gehen eine Runde Gassi!“

Die Hunde springen auf und rennen zur Tür.

Neiiiin! Jetzt gehen wir noch nicht Gassi. Ich hab doch gesagt, jetzt gibt es erst mal Leckerchen. Kommt mal her! Nein, nicht rumhüpfen. Ihr wisst doch, dass ihr brav sein sollt, dann bekommt ihr auch was Leckeres!“

Ein Hund sitzt vor mir und schaut mich erwartungsvoll an. Der andere pendelt aufgeregt zwischen mir und der Wohnungstür hin und her.

„So ist ein Feiiiner! Nein, hierher! Sitz!“ Und so weiter…

Ich habe die Signalwörter mal fett markiert, um meinen Punkt deutlich zu machen. Ich denke, jetzt ist eigentlich alles klar, oder? 😉

Die zeitliche Einteilung macht für Hunde absolut null Sinn. Sie leben im Hier und jetzt und verstehen deshalb nicht die Bedeutung von „gleich“ oder „zuerst“. Wie sich ein solcher Monolog aus Hundesicht anhört und vor allem, was er aus dieser Unterhaltung heraus zieht, überlasse ich mal unser aller Fantasie. Oder lies den Text oben noch einmal, aber diesmal nur die fett gedruckten Wörter.

Auch wenn du Signalwörter mehrfach hintereinander benutzt, um deinen Hund dazu aufzufordern, etwas zu tun, kann das auf Dauer schwierig werden. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, entgegen wissenschaftlicher Meinungen, dass Hunde zählen können. Murdoch kommt im Moment immer nach dem dritten Mal Rufen. Nicht nach dem ersten und nicht nach dem zehnten. Das ist, weil er weiß, dass er Ärger bekommen wird, wenn er beim dritten Mal nicht kommt.

Jetzt sollten Hunde eigentlich ja immer sofort beim ersten Mal hören, aber sind wir mal ehrlich: Nur die wenigsten von uns haben ihre Hunde so sehr „im Griff“, dass sie immer alles sofort machen. Wenn du mit deinem Hund so zusammen lebst, wie ich es auch tue, wirst du immer wieder Momente haben, in denen du auf solche Dinge achten musst. Sonst wird aus dreimal rufen nämlich ganz schnell fünfmal und irgendwann bekommst du vielleicht gar keine Reaktion mehr.

Wenn dein Hund nämlich merkt, dass weder eine Belohnung erfolgt, wenn er zu dir kommt und es auch keine Konsequenzen hat, nicht zu kommen, dann wird er automatisch hin und wieder testen, wie weit er mit dem Ignorieren wirklich gehen kann.

Vermeiden kannst du das, indem du nicht mehrfach rufst, sondern nur einmal etwas sagst. Dann kannst du entweder abwarten, bis der Hund macht, was du von ihm möchtest oder du forderst es mit anderen Mitteln. Das kann ein Schnipsen mit dem Finger sein, um deiner Bitte Nachdruck zu verleihen oder eine leichte Berührung an der Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Da musst du selbst ein bischen experiementieren, aber bleib nett dabei. Was auf jeden Fall nicht hilft, ist, das Kommando mehrfach zu wiederholen und dabei immer lauter, ungeduldiger oder wütend zu werden.

Ich sage ja gar nicht, dass du nie wieder mit deinem Hund sprechen darfst. Das würde ich nie tun! Aber wenn das bei euch ein Problem sein sollte, versuche doch mal, ein Stück weit seine Sprache zu sprechen und mehr mit dem Körper als mit der Stimme zu tun. Ich gebe ungefähr 90% aller wichtigen Anweisungen, ohne ein Wort zu sagen. Weil ich weiß, dass sie mir ja eh nicht zuhören…

Beobachte dich auch ein bißchen mehr selber. Wie oft verwendest du Worte, die für deinen Hund gedacht sind, in einem anderen Kontext? Wo gibt es bei euch Missverständnisse und haben sie ihren Ursprung möglicherweise in der unterschiedlichen Kommunikation? Kommunikation ist keine Einbahnstraße! Trefft euch in der Mitte mit einer Kombination aus Körpersprache und Worten und heb dir das Gelaber für Kuschelstunden auf der Couch auf.