*Werbung wegen Verlinkungen* Hunde können uns Menschen im Alltag viel helfen. Ganz besonders wichtig sind ihre Aufgaben, wenn sie als sogenannte Assistenzhunde für körperlich beeinträchtigte Menschen arbeiten. Doch wie sieht die Ausbildung eines Assistenzhundes aus, worauf muss man achten und was bedeutet es, einen Assistenzhund zu haben? Diese Fragen beantwortet heute Laura von Pfötchentraining für uns, die selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist und viel Hilfe von ihrer Pudeldame Lychee bekommt. Vielen Dank an Laura für diesen interessanten Gastbeitrag.
Assistenzhunde können Lebensretter sein, doch trotz allem sind und bleiben sie Hunde. Leider gibt es immer noch keine einheitliche Regelung in Bezug auf Assistenzhunde, die zum Beispiel in allen EU-Ländern gilt. Jedes Land backt sozusagen seine eigenen Brötchen, und Österreich ist derzeit Vorreiter auf dem Assistenzhunde-Gebiet, zumindest was das gesetzliche angeht. Doch was bedeutet das nun genau? All das, was im Folgenden erklärt wird, betrifft vor allem Österreich, da ich selbst aus Österreich komme, und mit meiner Hündin hier die staatliche Prüfung absolviert habe.
3 Assistenzhunde-Gruppen
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass Assistenzhund nicht gleich Assistenzhund ist. Der Begriff ist nämlich ein Überbegriff für drei Untergruppen. Wichtig zu wissen ist hierbei jedenfalls: Assistenzhunde gibt es nicht nur für offensichtliche Beeinträchtigungen, sondern auch für unsichtbare.
Der Blindenführhund
Es gibt zunächst die wohl überall bekannten Blindenführhunde. Diese werden in Deutschland teilweise sogar von Krankenkassen bezahlt (!), was in Österreich nicht der Fall ist (zumindest wäre mir aktuell kein Fall bekannt). Blindenführhunde unterstützen sehbeeinträchtige Menschen, indem sie diese durch den Alltag führen. Sie zeigen ihnen zum Beispiel Zebrastreifen und Ampeln an, führen sie zum nächsten Lift, verweigern Rolltreppen, oder auch das über die Straße laufen wenn eine Gefahr naht – zum Beispiel ein heranfahrender Autofahrer, den der sehbeeinträchtigte Mensch nicht sieht und hört (Stichwort: E-Autos).
Der Servicehund
Die sogenannten Servicehunde unterstürtzen mobilitätseingeschränkte Menschen im Alltag. Auch hier sind die Aufgaben so individuell wie die Menschen. Der eine sitzt möglicherweise im Rollstuhl, der nächste ist auf den Stock angewiesen. Zu den üblichen Aufgaben zählt das Apportieren von Gegenständen wie das Handy, ein Stift, etc., aber auch das Öffnen und Schließen von Schubläden, Türen, und Co. Außerdem können Servicehunde beim Ausziehen der Kleidung helfen oder das Licht an- und ausschalten.
Der Signalhund
Dann gibt es noch die Signalhunde, wo das Handicap der Menschen oft auf den ersten Blick unerkannt bleibt. Trotzdem benötigen diese Menschen im Alltag Hilfe von einem Hund. Zu diesen Menschen können all jene zählen, die zum Beispiel unter chronischen Erkrankungen, wie Diabetes, Epilepsie oder PTBS (Posttraumatische Belastungsstörungen) leiden. Außerdem unterstützen Signalhunde im Alltag auch hörbeeinträchtigte Menschen. Hier erkennt man gut, dass die Aufgaben eines solchen Hundes wirklich sehr individuell sein können, wie zum Beispiel das Anzeigen der Türklingel oder ein Notfalltäschchen holen (bei Diabetes und Co.). Sie zeigen auch Unterzucker oder epileptische Anfälle bereits sehr früh an und können möglicherweise sogar Hilfe zu holen.
Es gibt selbstverständlich auch Hunde, die zu zwei Assistenzhundegruppen gezählt werden können. Im Zertifikat steht dann immer jene Aufgabe, die vorherrschend ist.
So bekommt man einen Assistenzhund
Wichtig zu wissen: Nicht für jedermann ist ein Assistenzhund geeignet. Ein Assistenzhund hat ganz normale Bedürfnisse, will Gassi gehen, braucht Futter, Pflege und vieles mehr. Eben all das, was ein Familienhund auch benötigt. Dies muss abgesichert sein und in manchen Fällen ist dies nur durch eine Triade möglich. Das bedeutet, dass der Assistenzhund für den beeinträchtigten Menschen arbeitet und eine dritte Person (die Mutter, der Vater, der Partner), die im selben Haushalt lebt, kümmert sich um diese grundsätzlichen Bedürfnisse, weil der beeinträchtigte Mensch dies aus körperlichen Gründen nicht leisten kann.
Der richtige Trainer
Es gibt zwei Möglichkeiten, einen Assistenzhund auszubilden: die Fremdausbildung oder die Selbstausbildung. Einen Trainer wird man aber, wenn man nicht selbst Trainer ist, immer brauchen. Deshalb sollte man das Projekt Assistenzhund erst starten, wenn man einen passenden Trainer gefunden hat. Doch Vorsicht: Die Hundetrainerszene hat mittlerweile gemerkt, dass Assistenzhunde viel Geld bringen. Deshalb gibt es viele schwarze Schafe, die eigentlich keine Ahnung von der Materie haben. Bei einer Fremdausbildung lebt der Hund meist direkt beim Trainer und lernt dort die Aufgaben, die zum zukünftigen Besitzer passen. Bei einer Selbstausbildung wächst der Hund bereits beim beeinträchtigten Menschen auf, wird von diesem trainiert und der Trainer steht mit Rat und Tat zur Seite. Wichtig sind hierbei regelmäßige Treffen. Das heißt, am besten wöchentliche Trainingseinheiten gemeinsam mit dem Trainer. Damit auch wirklich nichts schief gehen kann.
Wenn man auf der Suche nach einem Assistenzhundetrainer ist, sollte man immer ein persönliches Gespräch suchen und sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Ich spreche hier aus Erfahrung. Außerdem gilt: nicht verzagen, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Lass dir mit dem passenden Hund, sowie dem passenden Trainer, bitte Zeit.
Die Voraussetzungen
Ein Assistenzhund muss viel mehr können, als Assistenzaufgaben in den eigenen vier Wänden auszuführen. Ganz wichtig ist bei Assistenzhunden das Alltagstraining und die richtige Sozialisierung, denn sie sollen sich in jeder Umgebung konzentrieren, aber auch entspannen können. Deshalb ist besonders ein Alltagstraining wichtig, denn der Assistenzhund muss auch dort seine Aufgaben stressfrei und verlässlich ausführen können.
Doch nicht nur das Training rund um den Alltag und die Assistenzaufgaben ist eine Voraussetzung, sondern auch die Gesundheit. Ein Hund, der nicht gesund ist, darf den Job als Assistenzhund erst gar nicht antreten. Zumindest ist dies in Österreich so. Auch wenn der Assistenzhund zum Zeitpunkt der Untersuchungen noch keine Schmerzen hat, man aber schon erkennt, dass es eine Hüftdysplasie, Gehörprobleme, Herzprobleme, uvm. geben könnte, darf der Assistenzhund nicht zur Prüfung antreten. Das ist gut so, denn der Hund soll sich in seinem Beruf ja wohl fühlen, und verlässlich für seinen Besitzer arbeiten können.
Die Untersuchungen beginnen meist im Alter von 12 Monaten. Gewöhnlich startet man mit dem Röntgen, da viele Hunde bereits hier aus der Ausbildung ausscheiden, weil es Probleme in der Hüfte, den Schultern, den Ellbogen oder anderen Dingen gibt. Nach dieser Untersuchung geht es, je nach rassespezifischen Untersuchungen, mit dem Ultraschall von Herz und Niere weiter, dann mit einer Augenuntersuchung. Danach gibt es einen klinischen Check, sowie einen Bluttest und einen Kotprobencheck. Sind all diese Dinge unauffällig, darf der Hund zur Prüfung antreten. Allerdings erst mit einem Mindestalter von 18 Monaten.
Die wichtigste Grundvoraussetzung ist natürlich der Charakter. Der Hund darf in keinster Weise aggressiv sein, aber auch nicht ängstlich. Hier liegt es am Trainer den Hund richtig auszuwählen, aber auch im Fall des Falles aus dem Training zu nehmen. Man sollte einem Hund diese wertvolle Aufgabe nicht aufzuwingen!
Die Kosten
Ein Assistenzhund ist weder in der Ausbildung, noch danach günstig. Je nach Art des Assistenzhundes sowie deren Ausbildung kann diese bis zu 35.000 € kosten. Vor allem Blindenführhunde kosten im Zuge einer Fremdausbildung meist sehr viel. Sie besitzen einen intelligenten Ungehorsam. Das bedeutet, dass sie Kommandos verweigern, wenn sie sehen, dass Gefahr droht. Diese kann der Blinde eben oft nicht sehen und deshalb muss der Hund Kommandos zeitweise auch verweigern. Einem Hund dies beizubringen dauert selbstverständlich eine Weile. Das Training von Assistenzaufgaben sowie das Alltagstraining ist sehr aufwendig und daher teuer. Die Trainer und Trainerinnen üben meist täglich. Sie geben für den Welpen erst einmal ihren normalen Alltag auf, denn so ein kleiner Hund kann noch nicht überall mitkommen. In einer begleiteten Selbstausbildung minimieren sich die Kosten. Aber dann muss man dieses alltägliche Training selbst durchführen, denn der Trainer ist in dem Fall nicht täglich vor Ort, sondern meist nur einmal pro Woche. Auch bei einer Selbstausbildung muss man, je nach Dauer der Ausbildung, mit bis zu 15.000 € rechnen. Inklusive Kosten für die Gesundheitsuntersuchungen!
Wer das bezahlt? Das ist eine recht schwierige Sache. Wie bereits erwähnt sind Krankenkassen meist raus, trotzdem muss man den Betrag im Normalfall nicht selbst aufbringen. Man kann bei Vereinen oder Clubs um Unterstützung bitten. Auch Privatpersonen unterstützen einen manchmal, zum Beispiel als Futtersponsoren. Des Weiteren gibt es Tierärzte, die gerne die Kosten für die Gesundheitsuntersuchungen auf sich nehmen und die Untersuchungen kostenlos machen.
Allerdings muss man Geduld haben. Auch Ämter bieten finanzielle Unterstützung an: so zum Beispiel das Sozialministeriumservice in Österreich. Oft gibt es auch Unterstützung von den jeweiligen Gemeinden. Man darf jedenfalls nicht aufgeben und sollte sich außerdem keinesfalls darauf einlassen, den ganzen Betrag im Vorhinein zu bezahlen. Das ist meiner Meinung nach unseriös. Denn man weiß nie, ob der Hund sich gesundheitlich eignet oder die Prüfung schafft. Eine Ratenzahlung sollte also möglich sein!
Selbstverständlich muss ein ausgebildeter Assistenzhund auch mal zum Tierarzt, braucht Futter, Leckerlies und alles andere, was Hunde für ein gesundes und glückliches Leben benötigen. Hier sollte man darauf eingestellt sein, dass man diese Kosten selbst übernehmen muss. So wie bei jedem anderen Haustier auch.