Dieser Tipp kommt ganz eindeutig von jemandem, der sich das ein oder andere von Cesar Millan abgeguckt hat. Ich selber sehe Cesar Millan ja ein wenig differenzierter als andere Hundehalter und verteufele nicht pauschal alles, was er von sich gibt, aber im Nachhinein betrachtet habe natürlich auch ich Fehler gemacht, die auf seinen Tipps basieren.
Ein ganz grundlegender Fehler ist das Anstubsen im Hals- oder Nackenbereich, das sozusagen als Konsequenz folgt, wenn der Hund nicht hören möchte. Sicherlich stimmt es, dass auch Hunde untereinander dieses Verhalten zeigen, wenn sie sich gegenseitig Grenzen klar machen. Jedoch habe ich beobachtet, dass Anstubsen unter Hunden nicht nur als Maßregelung genutzt wird, sondern auch für viele andere Dinge, z.B. als Spielaufforderung oder um die Aufmerksamkeit des anderen zu bekommen. Darüber hinaus setzen sich Hunde gegenseitig nicht so oft Grenzen, wie wir Menschen es versuchen. Dazu kommt es auch immer auf die Energie hinter dem Stubser an und damit haben wir Menschen bekanntlich so unsere Probleme.
Nun ist es ja, zumindest bei mir, so, dass ich gern einfache Anleitungen mag. Richtlinien und Abläufe, auf die ich zurückgreifen kann. So nach dem Prinzip Bedienungsanleitung. Deshalb habe ich also das Anstubsen in allen möglichen Fällen caniden Ungehorsams bei Murdoch verwendet, so wie meine Hundetrainerin es mir damals empfohlen hatte. Kommando geben, kurz warten und wenn es nicht umgesetzt wird, anstubsen um sich durchzusetzen. Ich bin nicht stolz darauf, aber es gab Zeiten, in denen ich so viel gestubst habe, dass mir die zwei Finger an der Hand schon fast zusammengewachsen waren. Das Ergebnis ist heute, nach 6 Jahren Zusammenleben mit Murdoch, nur sehr mäßig als erfolgreich zu beschreiben. Resultat ist nämlich, dass Murdoch Anstubser ignoriert und einfach weiter macht mit dem, was ich eigentlich nicht möchte. Er ist sozusagen resistent dagegen geworden, weil ich es inflationär verwendet habe.
Auch wenn es sicherlich vielen Hunden nichts ausmacht oder sie körperlich verletzt, wenn man sie anstubst, bin ich heute absolut kein Freund mehr davon. Ich glaube, dass es zwar in bestimmten Situationen angebracht sein kann, das Anstubsen als Konsequenz einzusetzen, allerdings sind das weitaus weniger Momente, als wir Menschen glauben. Das Problem ist ja auch, dass Murdoch wie gesagt immun gegen diese Art der „Bestrafung“ geworden ist. Die nächste Frage wäre also, wie kann ich das Anstubsen als Konsequenz noch steigern, wenn auch das nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Und darüber möchte ich gar nicht weiter nachdenken…
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Ich habe noch nie einen Hundetrainer selbst gehabt, nur Millán und Rütter im TV angeschaut und versucht zu lernen, aber wenn man einen Mann hat, der nicht mitspielt, keine Geduld hat und mir dann sagt "mach du, sonst hasst er mich" etc .... was soll ich dann noch gross machen :O .... lachen wenn der Mann sich beschwert wenn Mika wieder in die andere Richtung zieht... dann kann ich ganz schadenfroh sagen "hättste mal damals auf mich gehört, dann würde dein Hund jetzt mehr mit als gegen dich laufen.... hahaha.... Aber jetzt ist es schon etwas zu spät, denn mein kleiner Frenchie ist auch so ein typischer Sturkopf, aber ich würde mal sagen, dass er auf mich doch etwas besser hört als auf meinen Alex, das merke ich schon. Das mit den 3-Finger-Anstupser vom César, das hat bei Mika auch garkeinen Eindruck gemacht, wenn er auf 110 ist und einen anderen Hund gerne fressen will oder bestimmte Nachbarn beim Gassigehen anwufft, dann hilft das garnichts, da hole ich ihn aus der Situation und gehe weg, vorallem habe ich überhaupt keine Ahnung warum er das ältere Pärchen in letzter Zeit immer wie doof anwufft, denn normalerweise ist er ja ein ganz ruhiges nobles Tier, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Ich hoffe nur das gibt sich wieder und es hat nichts mit den roten Jacken zu tun, die sie in letzter Zeit immer anhaben, und er denkt nciht er wäre ein Stier oder so :D .... natürlich weiss ich, dass weder Stiere noch Hunde richtig Farben sehen !!!
Ja, das mit dem Herrchen kenne ich auch! Ich gehe ja oft mit beiden Hunden alleine, aber wenn wir dann doch mal alle zusammen gehen, merke ich schon, dass die Hunde sich anders verhalten. Ich bestehe einfach drauf, dass die bei mir ordentlich laufen und keine Faxen machen. Das kann ich mir nicht leisten bei 50kg Lebendgewicht und 80kg Hundegewicht an der Leine. Die Sache mit dem Stupser kann man getrost vergessen, finde ich. Da hilft Ruhe und Souveränität viel besser.
Hallo Franziska,
schöner Beitrag und auch mit bekannten Schilderungen ;-)
Das Thema des "nicht Anschauens" als Trainingsmethode ist mir neu, finde ich allerdings genau wie Du doch sehr eigenartig. Wie Du schreibst ist Bindung eine wichtige Sache (ehrlich gesagt bin ich der Meinung dass alles darauf beruht und auf ihr der Hautpaugenmerk im Training liegen sollte.) Wenn ich es erreicht habe, dass mein Hund beim Spaziergang und im Freilauf den Blickkontakt sucht, dann ist Bindung vorhanden. Diese Bindung ermöglicht in Folge die "Verbindung". Und diese Verbindung ist vorallem im Freilauf die "imaginäre" Leine zum Hund. Reisst die Verbindung ab, ist auch die Kontrolle weg .... wünsche einen schönen Abend und Grüße, Haro von lets-dog
Ja, im Nachhinein betrachtet Frage ich mich auch, warum ich das überhaupt ausprobiert habe. Da zweifle ich schon ein bißchen an meinem gesunden Menschenverstand. Zum Glück weiß ich es jetzt besser und kann dir nur zustimmen, was die Sache mit der Bindung angeht.
Hallo, ich lese schon länger diesen Blog, seitdem ich mich für die Rasse Cane corso interessiere. Das Thema hat mich voll erwischt. Ich habe eine ältere (13,5 Jahre) Collie Hündin. Wir sind inzwischen wie Latsch und Bommel. Mit einem Blick weiß jeder, was der andere meint. Im letzten Sommer kam Cosmo, unser Cane corso Rüde als Welpe dazu. Ich bin sehr zeitig mit ihm in die Hundeschule gegangen weil Brandenburg- Listenhund, man will alles richtig machen. Anfangs ging alles gut, er war der Einser Schüler, der, der immer folgt, immer lieb ist. Das änderte sich mit dem Junghunddasein etwas, er ist groß, stark und hört manchmal weg- vor allem in der Hundeschule. Was ich alles gehört habe, er ist dominant, ich muss ihm zeigen, wo es langgeht und, und, und. Es gab u.a einen unnötigen Leinenruck von der Leiterin, den Cosmo ihr sehr übel genommen hat und ich lange nicht verwinden konnte, weil ich nicht eingegriffen und ihn beschützt habe. Letztendlich habe ich uns abgemeldet und vertraue auf unsere Bindung , auf Bessie, meine Colliedame und auf Cosmo, der ein wirklich guter Junge ist.
Hallo Anke,
Oh, wie schön, dass du dir die Zeit genommen hast, einen Kommentar zu schreiben. Das freut mich immer, besonders wenn jemand schon länger mitliest. ❤️ Ja, die Cane Corsos nehmen einem Sachen eher übel als andere Rassen. Krass, dass man dir geraten hat, ihm zu zeigen, wer der Boss ist. Wie kann jemand sowas empfehlen, besonders bei einem so starken Hund? Richtige Entscheidung, dort nicht mehr hin zu gehen. Mit Bindung und Teamgeist kommt man eindeutig weiter. Nicht nur bei Cane Corsos, sondern auch bei allen anderen Hunden.
Liebe Grüße an dich und dein Lieblingsrudel,
Franziska, Murdoch und Freya ❤️