Bei vielen Hundenarren setzt der Verstand aus, sobald sie irgendwo eine Fellnase sehen – und das ist auch bei mir nicht anders! Obwohl ich weiß, wie man Hunde respektvoll und freundlich begrüßt, fällt es mir trotzdem oft schwer, mich daran zu halten. Denn eigentlich wollen wir doch nur das fellige Bündel kuscheln, knutschen und umarmen – ein absolut normales menschliches Verhalten. Wir sind einfach Umarmer und kommen mit dem Gesicht sehr nah heran, wenn wir jemanden mögen, das kommt von unserer Abstammung vom Affen.
Nun sind Hunde unterschiedlich und besonders wenn es dein eigener Hund ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er dir ein allzu menschliches Begrüßungsritual nicht übel nimmt. Handelt es sich aber um einen Hund, der (wie Freya) sehr sensibel auf Körpersprache reagiert, oder Murdoch, der sehr schnell sich sehr schnell hochspult, kann ein zu aufgeregtes Begrüßen schon mal nach hinten los gehen.
Ein schönes Beispiel dafür ist das letzte Treffen zwischen Freya und Winston, einem Freund von uns. Vor ein paar Monaten kam Winston uns das erste Mal auf unserem Bauernhof besuchen. Wir hatten ihn länger nicht gesehen, dementsprechend herrschte schon bei uns Menschen eine enthusiastische Grundstimmung. Freya und er hatten sich immer super verstanden und waren sozusagen auf einer Wellenlänge, was für die Püppi eher ungewöhnlich ist, weil sie bei Männern normalerweise erst ein bißchen auftauen muss.
Als Winston in der Auffahrt erschien, leuchteten Püppis Augen sofort auf. Sie schnappte sich den obligatorischen Schuh, den sie immer als Begrüßungsgeschenk mitbringt und raste auf Winnie zu. Sie wuselte gemeinsam mit Murdoch ein paar Mal um ihn rum und brachte sich dann in Parkposition, um gekrault zu werden. Dazu stellt sie sich frontal vor einen und steckt ihren Kopf zwischen die Beine der Menschen. So wartet sie dann, dass ihr die Ohren gekrault werden. Winston war von dieser unerwarteten Geste der Zuneigung so hin und weg, dass er euphorisch von oben über sie herfiel und sie umarmte. Bei aller Liebe, aber das wird selbst dann mit überdeutlichen Beschwichtigungssignalen quittiert, wenn ICH es mache. Freya sprang erschrocken rückwärts und kam mit geduckter Haltung zu mir, um Schutz zu suchen. Winston, sich schlagartig bewusst, was er da getan hatte, kam vorgebeugt und sich entschuldigend auf sie zu. Freya leckte sich die Lippen und versteckte sich verschüchtert hinter mir. Beide waren emotional völlig neben der Spur – himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.
Nachdem ich Freya und Winston versichert hatte, dass alles okay ist und sie sich nur zu sehr gefreut hatten, beruhigten sie sich nach ein paar Minuten wieder und waren für den Rest des Wochenendes unzertrennlich. Zu viel Aufregung kann eben schnell zu Missverständnissen führen. Deshalb am besten immer erst mal tief durchatmen, besonders wenn du einen Hund triffst, den du noch nicht kennst.