Wir haben für ein paar Tage einen Gasthund bei uns zu Besuch, weil sein Frauchen weg musste und ihn nicht mitnehmen konnte. Der Dobermann-Rüde knapp 6 Monate alt und beginnt schon langsam, in die Pubertät zu kommen. Hier ein detaillierter Bericht, wie ich ihn erfolgreich in das Lieblingsrudel mit Murdoch und Freya integriert habe.
Bevor der Gasthund bei uns für ein paar Tage einzog, habe ich natürlich schon mal Vorbereitungen getroffen. Besonders wichtig ist es, alle möglichen Ressourcen, die zu Streit unter den Hunden führen konnten, wegzuräumen. Einen hilfreichen Beitrag dazu findest du hier: „Besuch von einem anderen Hund – 7 Tipps“
Zuerst gehen wir eine große Gassirunde mit allen, damit sich die Hunde wieder aneinander gewöhnen. Wir waren vorher schon zweimal zusammen unterwegs, es kannten sich also alle bereits und hatten sich bislang auch gut verstanden. Doch da Oscar ja nicht immer Welpe bleibt und sich langsam zum Junghund entwickelt, der auch ab und zu schon mal das Bein beim Pinkeln hebt, ist es nicht garantiert, dass es weiterhin klappt. Vor allem mit Murdoch, der sich garantiert nicht freiwillig von einem Jungspund die Butter vom Brot nehmen lassen würde.
Auf der Gassirunde gab es die übliche anfängliche Unruhe und besonders bei Murdoch und Oscar gegenseitiges Testen der Fähigkeiten. Freya hielt sich aus dem Ganzen raus und nutzte die Gelegenheit, in der alle Augen auf den Rüden waren, um sich in einem Haufen Scheiße zu wälzen und heimlich Eicheln zu fressen, was ich ihr sonst beim Spaziergang verbiete. Während dessen kriselt es hin und wieder zwischen Murdoch und Oscar, der sich ein wenig zu zu frech verhält und viel bellt. Auch die Kontaktversuche mit Püppi sind ein bißchen heikel, die hat nämlich nur wenig Bock auf den Rabauken, der sich ihr gegenüber ziemlich ruppig verhält. Das wiederum ruft Murdoch auf den Plan, der sich immer wieder zwischen die beiden drängelt und versucht, Oscar räumlich einzuschränken. Im Großen und Ganzen läuft aber alles gut, so dass wir zu Schritt 2 übergehen können.
Wir kommen nach Hause und im Flur entwickelt sich kurz eine Situation, die ich bemerkenswert finde. Oscar betritt das Haus, läuft direkt in die Küche und prollt uns von dort aus an. Wir stehen alle noch im Flur. Murdoch findet das weniger lustig und will für Ordnung sorgen. Doch bevor er noch reagieren kann, stelle ich mich vor Oscar und gebe ihm einen Rüffel. Ich hab hier das Sagen, jetzt muss er kleinere Brötchen backen! Versteht er auch sofort und hält ab sofort den Rand. Als ich mich umdrehe steht Murdoch hinter mir und schaut mich mit einer Mischung aus Erleichterung und Bewunderung an. Offensichtlich findet er es gut, dass er nicht alleine für Ordnung sorgen muss.
Oscars Frauchen gibt letzte Instruktionen bei einem Tässchen Tee. Die Hunde haben wir auf ihre Betten geschickt. Bei den Rüden muss man dran bleiben, denn die bringen immer wieder Unruhe rein. Oscar merkt, dass etwas nicht stimmt und läuft immer wieder unruhig zu Frauchen. Das wiederum bringt Murdoch auf den Plan, der immer noch damit beschäftigt ist, ihn räumlich einzuschränken. Es kommt zu ein paar angespannten Momenten, in denen wir Menschen uns aber sofort einmischen und schnell wieder für Ruhe sorgen. Bislang alles gut.
Oscars Frauchen packt ihre Tochter ein und verlässt uns. Oscar startet mit Jaulen, Fiepen und Suchen. Ich merke, dass es keine gute Idee war, noch mal bei uns ins Haus zu gehen, denn er schnuppert immer wieder an dem Kissen, auf dem Frauchen gesessen hat. Suboptimal! Ich bin auch ganz schön bescheuert manchmal. Die nächsten 1,5 Stunden wandert er ziellos hin und her, weint dabei hin und wieder und gerät ab und an mit Murdoch in die Quere. Jedoch ist Oscar mehr damit beschäftigt sein Frauchen zu suchen, als Streit mit Murdoch. Man merkt, wie unsicher der junge Dobermann ist, denn nun ist er auf sich alleine gestellt und muss sich unseren Regeln anpassen, ob er will oder nicht.
Ich beginne mit den Vorbereitungen zum Abendessen und so langsam kehrt Ruhe ein. Wie immer, wenn ich in der Küche was mache, hängen Murdoch und Freya in meiner Nähe herum. Wie immer schicke ich beide in ihr Hundebett, das ebenfalls in der Küche steht und sie dürfen mich von dort aus beobachten. Auch Oscar wird auf seine Decke geschickt und legt sich bereitwillig dort ab. Während ich zwischen Küche und Büro hin und her laufe, bleiben die Hunde friedlich in der Küche liegen. Wenig später gesellt sich das Lieblingsherrchen dazu und Oscar nimmt mit ihm genauer Kontakt auf. Die beiden scheinen sich auf Anhieb besonders gut zu verstehen.
Dann ist es Zeit für das Abendessen der Hunde. Oscar, der mit seiner neugierigen langen Schnauze immer dazwischen hängen muss, kriegt von Murdoch einen Abschnapper verpasst. Wenn er nicht mittendrin hängen darf, wenn Frauchen Futter vorbereitet, dann darf es auch kein anderer… Verunsichert zieht Oscar sich zurück und traut sich nicht mehr in die Nähe der Futterbar. Nachdem zuerst Freya und dann Murdoch ihre Schüssel vor sich haben und begeistert reinhauen, ist auch Oscar an der Reihe. Er bekommt sein Futter mit einigem Abstand zu den anderen und ich stelle mich schützend dazwischen. Murdoch schaufelt in Windeseile seine Portion in sich rein und geht dann gucken, wer noch nicht fertig ist. Damit Oscar sein Futter nicht abgenommen bekommt, bleibe ich lieber neben ihm hocken und bilde so eine Barriere für Murdoch und Freya, die wie hungrige Wölfe im Hintergrund lauern.
Dann essen wir Menschen. Ja, ich weiß, manche Hundeexperten sagen, das wäre die falsche Reihenfolge, aber uns passt es so besser und die Regeln in unserem Lieblingsrudel machen nun mal wir.
Nach dem Essen verziehe ich mich noch für ein paar Stündchen ins Büro. Die Hunde dürfen vorher noch mal raus in den Garten, aber Oscar ist die Sache nicht geheuer. Also gehe ich mit ihm eine kleine Runde Gassi auf der Straße, aber so richtig entspannen kann er sich auch dort nicht. Die Umgebung ist unbekannt und er sucht immer noch Frauchen. Unverrichteter Dinge geht es also wieder rein für uns und die Hunde direkt noch mal in den Garten. Dort schafft er es dann auch endlich, seinen Haufen zu machen – mitten auf den Weg, aber immerhin!
Den Rest des Abends verbringen wir relativ gemütlich, nur von ein paar Jaul-Anfällen von Oscar unterbrochen. Die Gegenwart von Murdoch und Freya scheint ihm zu helfen, sich zu beruhigen. Wobei er keinem der beiden zu nahe kommen darf, sonst wird er angeknurrt und auf seinen Platz verwiesen. Die Hunde können das so viel effektiver als wir Menschen. Ich bewundere sie dafür!
Freya scheint die Sache ein wenig auf die Nerven zu gehen. Der Jungspund ist ihr zu hibbelig und so wirklich Interesse hat sie an ihm nicht. Statt dessen schaut sie mich immer wieder vorwurfsvoll an, wirft dann einen kurzen Seitenblick auf Oscar, damit ich auch ganz sicher weiß, warum sie angefressen ist. Erstaunlich finde ich jedoch, dass beide (Murdoch und Freya) sich aber überaus erwachsen verhalten. So kenne ich die beiden ja gar nicht.
Die Nacht war kurz für uns, weil Oscar um 5.10 Uhr dringend pullern musste. Leider waren wir im Halbschlaf nicht schnell genug und die Aufregung tut ihr Übriges und wir haben eine Pfütze im Flur. Naja… Aufwischen ist um 5 Uhr morgens nicht so mein Ding, von daher startet der Tag doch etwas unglücklich. Murdoch und Freya quälen sich aus unserem Bett und gesellen sich zu Oscar, der im Garten seine große Pfütze macht. Danach verziehen sich alle Hunde auf ihre Hundedecken. Nur das Lieblingsherrchen und ich sind wach und versuchen mit Literweise Kaffee, unsere Gehirne in Gang zu bringen.
Heute ist Oscar etwas ruhiger und vermisst sein Frauchen nicht mehr ganz so schlimm wie gestern Abend. Jetzt beginnt die Zeit, in der er sich mehr am existierenden Rudel orientiert und versucht, seinen Platz in der Gruppe zu finden. Erfahrungsgemäß dauert das immer ein paar Tage und ist für alle Beteiligten ziemlich anstrengend. Das Lieblingsherrchen und ich sind permanent auf Hab Acht, zum einen um weitere Puller-Unglücke zu vermeiden und zum anderen, um die Hunde zu beobachten und mögliche Streitthemen direkt schlichten zu können.
Oscar ist mit seinen knapp 6 Monaten bereits größer als Murdoch. Das ist echt ein Nachteil für ihn, denn man vergisst schnell, dass er ja eigentlich ein junger Hund ist, der noch nicht alles kann. Ich kenne mich mit Dobermännern nicht so gut aus, aber angeblich haben sie eine spezielle Art zu spielen, die nicht bei allen Hunden gut ankommt. Zusammen mit seiner sprühenden Energie ist er deshalb draußen permanent in Gefahr, dass er von Murdoch eins auf den Deckel bekommt. Trotzdem läuft alles gut und nach der Morgenrunde verziehen sich alle in ihre Bettchen. Später geht es noch mal raus, am besten eine große Runde. Je mehr man mit den Hunden läuft, desto leichter fällt es ihnen, sich als Rudel zusammen zu finden.
Ohne Leine läuft er super mit und orientiert sich sehr an Murdoch und Freya. Ich habe keinerlei Bedenken, ihn frei laufen zu lassen. Eine komplette Gassirunde an der Leine mit ihm will sich auch keiner wirklich antun, denn offensichtlich hat er noch nicht gelernt, wie man entspannt an der langen Leine läuft. Sobald er ein paar Zentimeter Spielraum hat, hängt er sich voll rein und versucht, einen durch die Gegend zu ziehen. Davon sind weder das Lieblingsherrchen noch ich begeistert, also ist der Weg in den Wald erst einmal sehr langwierig. Wir müssen alle paar Schritte stehen bleiben, weil gezerrt wird. Sowas fangen wir hier gar nicht erst an!
Ich bin auch oft alleine mit meinen beiden Hunden unterwegs und habe dann locker 80 kg an der Leine. Für mich mit 50kg Körpergewicht wäre es schlicht unmöglich mit den Hunden zu gehen, wenn die nicht ordentlich neben mir laufen. Eigentlich hatte ich davon geträumt, alleine mit drei Hunden unterwegs zu sein. Aber davon kann ich mich wohl verabschieden. Oscar alleine ist schon genug Arbeit, wenn ich dann noch Murdoch und Freya neben mir habe, ist es mir zu stressig. Also wechseln das Lieblingsherrchen und ich uns ab, wer Oscar nehmen muss. Zum Glück haben wir es nicht weit, bis die Hunde frei laufen dürfen.
Heute ist für Oscar ein Tag, an dem er das erste Mal lernt, welche Routinen bei uns vorherrschen. Also geben wir ihm etwas Zeit, erklären geduldig, was wann zu tun ist. Oder eben nicht zu tun ist. Murdoch und Freya helfen mir sehr dabei, indem sie mit positivem Beispiel voran gehen. Obwohl sich an unserem Rhythmus nicht viel ändert, sind Abends alle erledigt. Bis auf Oscar, der Freya permanent zum Spielen auffordern will. Daher ist Murdoch immer auf Alarm und steht ihr bei, so gut er kann. Auch ich muss immer aufmerksam sein, denn auch wenn er dabei sehr höflich bleibt, kann die Stimmung doch schnell umschlagen. Und dann sind wir Menschen gefordert, denn immerhin sind wir die Chefs.
Soviel erst einmal zu den ersten 48 Stunden mit dem Gasthund im Rudel. Ich werde in den nächsten Tagen noch berichten, wie es weiter gegangen ist. Jetzt muss ich erst mal schlafen!
Hast du schon mal einen Gasthund bei euch gehabt? Welche Erfahrungen hast du gemacht, wie hast du ihn in dein Lieblingsrudel integriert und welche Herausforderungen fandest du besonders spannend? Oder hast du spiezielle Fragen zu dem Thema? Lass es mich wissen in den Kommentaren.
Es gibt viele Krankheiten, die von Zecken übertragen werden. Eine davon – die Hundemalaria -… Read More
Bald steht der Jahreswechsel an. Für viele Hunde ist Silvester sehr stressig. Ich habe gute… Read More
Mit Ölen kannst du super die Gesundheit deines Hundes unterstützen und sein Hundefutter aufwerten. Wir… Read More
Mit steigenden Temperaturen gibt es für viele Hunde nichts Schöneres, als der Sprung ins kühle… Read More
Wenn die Schulmedizin beim Hund ratlos ist, lohnt sich ein Versuch mit alternativen Heilmethoden. Hier… Read More
Manche Hunde können super nett miteinander spielen, andere benehmen sich wie Rüpel. Wenn dein Hund… Read More