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Tauber Hund – na und?

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Sei es aus Altergründen oder aufgrund einer Behinderung – auch Hunde können taub werden! Doch was zunächst als großes Problem angesehen wird, vor dem manche Hundehalter vielleicht auch zurückschrecken, ist eigentlich im Alltag gar nicht so kompliziert. Gastautorin Mona erzählt uns heute, wie sie mit ihren tauben Hunden umgegangen ist den Alltag gemeistert hat.

Oftmals suchen Hunde mit Behinderung ein neues Zuhause. Natürlich brauchen solche Vierbeiner besondere Pflege und Aufmerksamkeit, was die Suche nach einem neuen Zuhause zusätzlich erschwert. Eine Behinderung, vor der oft zurückgeschreckt wird, ist z.B. die Taubheit. Sei es nun aus Altersgründen oder ob der Hund von Geburt an taub ist.

Drei meiner bislang vier Hunde waren taub. Anna, eine Jack-Russel-Mix Hündin kam bereits taub zu mir. Hummel und Nelly waren alterstaub. Wie sich das Leben gestaltete und welche Umstellungen das bedeutet hat, möchte ich dir heute erzählen. Was sind grundlegende Dinge, die man bei einem tauben Hund beachten sollte?

Berührungen

Unsere hörenden Hunde können wir ansprechen und sie so darauf vorbereiten, dass wir sie berühren. Bei einem tauben Hund geht das natürlich nicht. Sie erschrecken sich daher sehr oft, wenn sie unvermittelt angefasst werden. Deshalb rate ich dazu, sich einem Täubling von vorne zu nähern, damit er sehen kann, dass man ihn gleich anfasst. So erschreckt er sich nicht vor dieser liebevollen Geste und alle sind zufrieden.

Einen Hund im Schlaf zu streicheln ist je nach Hund durchaus möglich, bedenke aber bitte, dass taube Hunde für Berührungen empfindlicher sind und sich erschrecken werden. Ich würde daher grundsätzlich darauf verzichten einen schlafenden, gehörlosen Hund zu streicheln.

Taube Hunde aufwecken

Der Hund schlummert friedlich in seinem Körbchen, als es Zeit ist aufzubrechen. Tatsächlich ein Thema mit einer gewissen Herausforderung, denn man möchte den Hund nicht erschrecken, wird es aber unweigerlich tun müssen.
Bei Anna und Hummel war es egal, wie ich es „in nett und sanft“ versucht habe, die haben sich zu Tode erschreckt. Ich habe sie immer nur leicht berührt oder habe versucht vor ihnen auf dem Kissen zu knautschen, damit der Schreck nicht so gross ist. Aber keine Chance, beide fuhren hoch, als hätte man ihnen gerade einen Schlag verpasst. Leider war das nicht immer zu vermeiden.

Nelly hingegen habe ich immer sanft mit der flachen Hand an der Schulter angefasst, sie machte langsam die Augen auf und guckte mich dann ganz verschlafen an.

Taube Hunde und das ewige Rennen

Jetzt kommt Bewegung ins Spiel, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wenn du einen tauben Hund zu deinem Lieblingsrudel zählst, wirst du dich deutlich mehr bewegen. 😉

Nelly war ein Müll-Wühler, in Abfallbehältern hätte schliesslich was Essbares sein können. Da ist es nicht mit einem „Ey, lass das“ getan, sondern du musst hingehen und den Hund z.B. anstupsen und dann weg schicken.
Oder sie lag auch gerne im Körbchen und hat auf meinen herumliegenden Socken herum gekaut und gelutscht. Mein Gefuchtel hat sie zwar gesehen, es aber gekonnt ignoriert. Haha. Auch da war Aufstehen angesagt.

Taube Hunde auf Spaziergängen

Auch taube Hunde kann man ableinen, man muss aber genau beobachten und ggf. echt schnell sein.
Nelly zum Beispiel hatte immer einen immensen Jagdtrieb. Taub oder hörend – sie konnte ich sowieso niemals ableinen.

Anna hingegen war da völlig anders. Sie dödelte so vor sich hin und hat immer darauf geachtet, den Anschluss nicht zu verlieren. Da sie überwiegend hinter mir lief, habe ich ihr einfach ein Katzenglöckchen dran gemacht. Außerdem hatte sie immer eine 3 m Schleppleine, nach der ich angeln konnte. Allerdings war die Gefahr, dass Anna abdampft quasi null, denn sie war eine Schmerzpatientin und hatte Probleme mit dem Laufen. Sie einzuholen – ein Kinderspiel.

Hummel konnte durchaus auch frei laufen, allerdings ebenfalls mit Schleppleine. Das Problem bei ihr war allerdings, dass sie gerne in ihrer eigenen kleinen Welt verschwunden ist und sich dann echt weit entfernt hat. Da Nelly zum Schluss nicht mehr so mobil war, dass ich Hummel hätte hinterher rennen können, war das etwas schwierig, ihr diese Freiheit zu gönnen.

Es gibt hierfür gute Hilfsmittel, die man nutzen kann.

  • die Schleppleine, auf die man drauf hüpfen kann, um seinen Hund zu stoppen ist hier sicherlich die erste Wahl
  • das Vibrationshalsband kann besonders bei Hunden, die von Anfang an taub sind, durchaus ein Rückruf-Ersatz sein.

Man muss den Hund daran aber behutsam gewöhnen und die Vibration nicht zu stark einstellen. Stell dich darauf ein, dass Menschen das für eine Erziehungsmaßnahme oder gar ein Strom-Reiz-Gerät halten und dich angiften werden. Ich habe versucht das Vibrationshalsband bei Hummel zu integrieren (was aufgrund ihrer Schreckhaftigkeit nicht möglich war) und wurde durchaus angegangen auf Spaziergängen.

Die Vorteile eines tauben Hundes

Es gibt aber durchaus Vorteile, wenn ein Hund taub ist, die man erst bemerkt, wenn man einen hat.

Gewitter, Silvester und co. – man muss sich keine Sorgen machen, dass das Ängste auslöst, denn er hört das Geböller ja nicht. Ob es einen Unterschied macht, wenn ein hörender Hund Angst davor hatte und dann taub wurde, kann ich allerdings nicht beurteilen. Denn Nelly und Hummel hatten nie Angst vor beidem und bei Anna weiss ich nicht einmal, ob sie je hörend war. Die Möglichkeit, dass ein ängstlicher Hund dadurch entspannter ist, ist aber durchaus gegeben.

Es läuft ein geiler Song im Radio und man möchte den so richtig schön aufdrehen. Mit einem hörenden Hund eher gemein, bei Täublingen: Gib Gummi! Haha. Auf das Geklapper von Hundemarken oder das Bellen anderer Hunde reagieren viele Hunde. Das hat sich mit der Taubheit auch erledigt.

Und du achtest besser auf die Körpersprache deines Hundes, habe ich festgestellt. Stellt er gleich was an? Hat er was interessantes gefunden, so dass er nicht mehr auf mich achtet? All solche Kleinigkeiten gehen einem sozusagen „ins Blut über“ und integrieren sich irgendwann ganz selbstverständlich in den Alltag.

Die Kommunikation auf ganz anderer Ebene

Als Mensch muss man sich anfangs durchaus umstellen, das ist gar keine Frage. Aber man lernt ganz anders mit seinem Hund zu kommunizieren. Ich finde wichtig, nicht aufzuhören mit dem Hund zu sprechen, denn sie hören zwar nicht was man sagt, aber sie nehmen die Ansprache trotzdem wahr. Zugegebenermaßen wird die verbale Kommunikation aber zwangsläufig weniger.

Dein Hund hat schon immer auf deine Körpersprache geachtet, nun ist es an dir, das ebenfalls zu tun. Denn nun ist die Körpersprache DIE einzige Sprache, die ihr gemeinsam sprecht.

Schon früh auf eine Taubheit vorbereiten

Ich persönlich empfehle, dass du dich und deinen Hund schon früh auf eine eventuell spätere Taubheit vorbereitest. Das ist auch gar nicht schwer, denn da geht es überwiegend um das Etablieren und Nutzen von Handzeichen. Sollte dein Hund im Alter dann taub werden, ist die Umstellung nicht mehr so groß, habe ich durch Nelly festgestellt.

Eine Alterstaubheit muss natürlich nicht eintreten, aber es schadet ja nicht, eine visuelle Kommunikation zu etablieren. Das machen viele schon alleine mit dem „erhobenen Zeigefinger“ beim Kommando „Sitz“ oder die flache Hand beim Kommando „Platz“. Hunde reagieren einfach sehr gut auch auf Sichtzeichen.

Ist das Leben mit einem oder mehreren tauben Hunden anders?

Ganz ehrlich? Minimal. Wie oft habe ich vergessen, dass meine Hunde taub waren. Sei es nun Anna gewesen oder Hummel und Nelly, die fast zeitgleich alterstaub wurden. Für mich war die größte Umstellung tatsächlich die Sache mit den Berührungen und dass man irgendwie schauen musste, den Hund ohne Herzinfakt zu wecken, wenn es auf einen Spaziergang oder zur Arbeit ging.

Ein tauber Hund ist ein ganz normaler Hund, mit dem man hier und da etwas umsichtiger umgehen muss. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Franziska

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  • Unsere kleine weiße Mischlingshündin kam im August 2017 aus Spanien zu uns. Da war sie knapp 2 Jahre alt. Die Tierschutzorganisation hatte uns nicht informiert, dass sie taub ist, oder sie wussten es tatsächlich nicht. Am Anfang war ich ziemlich ratlos, zumal es mein erster Hund ist und ich mir vorstellte, dass ich einen Hund so erziehe, dass er aufs Wort hört – tja, ohne Gehör schwierig. Ich habe dann gehört, dass es Vibrationshalsbänder gibt. Das erste (preiswerte) konnte man vergessen, das war nicht zuverlässig – mal vibrierte es, mal nicht, das kann man bei einem tauben Hund nicht gebrauchen! Ich habe dann investiert (ich glaube es waren ca. 300 €) und ein richtig gutes gekauft. Lohnende Investition! Wir fingen zuhause mit dem Training an. Zunächst ist die kleine Maus weggelaufen, wenn es vibrierte. Dann „regnete“ es Leckerlis wenn es vibrierte und schon gewöhnte sie sich. Dann ging es mit der Schleppleine in den Wald. Vibration, drauf treten, Hund dreht sich um, belohnen. Es hat nicht lange gedauert, bis sie das kapiert hat. Inzwischen reicht ihr als Belohnung mein nach oben zeigender Daumen. Sie kennt die Handzeichen für „komm her“, „bleib stehen“, „sitz“ und „platz“. Es gibt auch noch ein „komm schnell her“ und natürlich „hast du gut gemacht“. Es klappt toll! Wenn uns ein Fahrrad entgegen kommt, brauche ich sie meist gar nicht mehr „rufen“, sie dreht sich von selbst zu mir um und fragt mich quasi „was soll ich tun“. Ich laufe inzwischen fast überall mit ihr ohne Leine. Ich bin allerdings auch sehr aufmerksam, wenn ich mit ihr gehe. Da sie ja nichts hört, muss ich bereits früh mögliche Gefahren sehen und sie „rufen“.
    Es lohnt sich sehr, in einen tauben Hund Zeit zu investieren! Für mich ist es eine tolle Erfahrung!

    • Das klingt total spannend, wie du das mit deiner Maus trainiert hast. Wie toll, dass sie bei euch ein schönes Zuhause gefunden hat. ♥

      Liebe Grüße,
      Franziska, Murdoch & Püppi ♥

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