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Categories: Hundeleben

Das Leben mit einem sterbenden Hund

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*Werbung wegen Markierung* Irgendwann kommt für uns alle der Moment, in dem wir realisieren, dass uns nur noch begrenzte Zeit mit unserem geliebten Vierbeiner bleibt. Man möchte gar nicht daran denken, aber es ist auch unausweichlich und früher oder später wird es für jeden von uns ein Thema. Unsere Lieblingsrudel-Mona erzählt uns heute von ihrem Leben mit Nelly, die als unheilbar krank diagnostiziert wurde.

Gastautorin Mona lebt seit einiger Zeit mit der Gewissheit, dass ihre geliebte Nelly nicht mehr ewig zu leben hat. Wie sie damit umgeht und sich auf den letzten Abschied vorbereitet, verrät sie uns heute in einem Gastbeitrag. Ich übergebe an Mona…

Liebes Lieblingsrudel,

ich möchte dich heute auf ein kleines Stück des Weges mit meiner Nelly mitnehmen. Es ist eines der letzten Stücke, die wir miteinander gehen dürfen.

Nelly wurde am 31.03.2005 geboren und seit dem 03.09.2005 teilen wir unser Leben. Sie ist für mich das, was man einen Seelenhund nennt. Wir haben viele Höhen und Tiefen miteinander erlebt, haben viele Hürden überwunden, um heute an dieser Stelle zu stehen.

Im Juni 2018 fing alles an: Es war einer von diesen heißen Tagen, an denen eine Freundin mich im Laden besuchte und wir quatschten sorglos im Büro. Nelly stand auf, schüttelte sich und wankte dann stark, hatte keinen klaren Blick mehr. Meine Freundin, die direkt bei ihr saß, musste sie stützen, damit sie nicht umfällt. Ich wartete kurz, um Nelly zu beobachten, aber ihr Zustand blieb taumelig und unsicher. Ich tippte auf einen Kreislaufzusammenbruch und bin direkt in die nächste Praxis gefahren. Nelly, die sich eigentlich nur problemlos von einer bestimmten Tierärztin handhaben lässt, ließ sich von dieser Fremden alles gefallen. Es ging ihr wirklich sehr schlecht.

Die Tierärztin wollte ein Röntgenbild machen, was ich zuerst nicht verstand, aber einwilligte. Und tatsächlich war diese Entscheidung richtig, denn auf dem Röntgenbild zeigte sich ein Tumor im Übergang von der Luftröhre zu den Bronchien. Zu Beginn haben wir den Tumor engmaschig kontrolliert, um festzustellen, wie schnell er größer wurde. Meine Tierärztin hat die verschiedenen Röntgenbilder miteinander verglichen und leider war es so, dass er am Anfang schnell wuchs und wir auch die Auswirkungen davon im Alltag bald bemerkten (häufiges Husten, Atemlosigkeit).

Hoffnungslosigkeit machte sich breit. Ich bereitete mich darauf vor, diesen wundervollen Hund sehr bald gehen lassen zu müssen. Das Warten auf den Tod begann und ich rechnete nur noch mit wenigen Wochen. Jeden Tag weinte ich um Nelly und habe sie eine Zeitlang nur noch „aufbewahrt“.

Doch was meine ich in diesem Zusammenhang mit „Aufbewahren“? Ich habe kaum eine Minute die Augen von ihr gelassen. Atmet Nelly noch? Geht es ihr gut? Ist es an der Zeit? Die Spaziergänge reduzierten sich auf kurze Aufenthalte im Garten, weil ich das Gefühl hatte, dass sie mehr nicht schaffen würde. Nachts wurde ich wach, bin aus dem Bett gesprungen und habe geguckt, ob sie noch atmet. War die Atmung so flach, dass ich mir nicht sicher war, habe ich sie aufgeweckt, um zu wissen, dass sie noch lebt. Dieser Streß hat sich auch auf sie übertragen, was in ihrer Situation natürlich absolut kontraproduktiv war.

Doch sie hatte immer noch Lebensqualität, rappelte sich wieder auf – so wie jedes Mal, wenn uns ein Schicksalsschlag ereilte. Ich nenne sie auch gern „die Unzerstörbare“. Das stellte sie doch immer wieder unter Beweis.

Ich habe dennoch alles vorbereitet für den „Tag X“ und vor allem das „Danach“. Ich habe mit meinen beiden Haustierärzten gesprochen und beide boten sich an, zu uns nach Hause zu kommen, wenn „es“ soweit ist. Ein Bestatter ist ausgewählt und ich weiß bis ins letzte Detail was ich mir für Nelly wünsche. Es mag makaber klingen, aber so kann ich mich auf dem letzten Stück unseres gemeinsamen Weges nur um sie kümmern und muss keine so schweren Entscheidungen treffen. Denn wenn der Tag gekommen ist, hat man für sowas keinen Kopf.

Nelly - Copyright: www.fmbecker.de

Das „Aufbewahren“ jedoch hat ein Ende, denn wenn man einmal den Punkt der hoffnungslosen Angst überwunden hat, kann man die gemeinsame Zeit noch genießen. Das ist wichtig, denn unsere Traurigkeit überträgt sich auf unsere geliebten Hunde und die verstehen sie nicht. Sie merken nur, dass du bedrückt bist, dass du traurig bist. Sie nehmen diese negative Energie auf und spiegeln uns. Für Tiere ist der Prozess des Sterbens nicht wie für uns, denn sie leben im Hier und Jetzt. Wenn sich der Körper verändert, fassen sie es nicht so auf wie wir, sondern arrangieren sich mit der neuen Situation. Natürlich kennen auch Tiere Trauer, aber für sie ist unsere Traurigkeit sehr bedrückend. Unsere Hunde beobachten und kennen uns so gut, doch soll ihr letzter Lebensabschnitt davon geprägt sein, dass ihr Mensch Angst hat?

Nein, wir sollten mit unserem treuen Freund voller Liebe das letzte Stück gehen und dankbar sein für jeden Tag, der uns geschenkt wird. Mit Rücksicht auf das, was sie noch können, aber möglichst frei von negativen Gefühlen. Das geht natürlich nicht immer, denn wir Menschen denken an das, was kommen wird. Und das reißt uns immer wieder aus dem Moment, in dem doch eigentlich alles gut ist.

Alles nach diesem Punkt sollte man zu unvergessenen Erinnerungen machen. Auch der Hund kann so wieder unbekümmerter leben.

Nelly sorgt täglich mit ihrem Witz und Charme für unvergessliche Momente. Und wenn der „Tag X“ gekommen ist, kann sie auf ein sehr bewegtes Leben zurückblicken, in dem es nichts zu bereuen gibt. Und auch ich werde sagen können „Ich bereue nichts“. Auch das ist sehr wichtig, nicht nur auf dem letzten Stück des gemeinsamen Weges.

Nelly - Copyright: www.fmbecker.de

Nelly wird mir zeigen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Und auch dir möchte ich Mut machen, wenn du vielleicht in einer ähnlichen Situation bist oder eines fernen Tages kommst: Dein Hund wird dir zeigen, wenn es nicht mehr geht. Vertraue darauf, denn niemand kennt deinen Hund so gut wie du.

Man möchte diese Entscheidung gerne abgeben, dass jemand es ausspricht: „Jetzt lassen wir ihn gehen“. Aber das geht nicht, denn in solchen Augenblicken spricht dein Hund nur zu dir so deutliche Worte, denn du bist sein Mensch.

Und zuletzt bleiben wundervolle Erinnerungen, ohne Reue, geprägt von Trauer und Liebe an das Tier, das uns im Bestfall viele Jahre lang begleitet hat. Das immer an unserer Seite war, immer für uns da war und immer bedingungslos geliebt hat. Das uns Tränen der Verzweiflung, Freude und Liebe beschert hat. Das uns zum Mäuse melken brachte und zum Lachen. Das mit seiner ganz eigenen Sicht der Dinge durch´s Leben ging als treuer Freund und geliebtes Familienmitglied.

All die großen und kleinen Momente sind wichtig und werden wichtiger, wenn die Pfoten müde werden und unser geliebter Hund sich schlafen legt.

Ich wünsche dir, dass dein Lieblingsrudel noch lange vollzählig und gesund bleibt.

Diese tollen Fotos von Nelly hat übrigens www.fmbecker.de gemacht und uns die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt.

Franziska

View Comments

  • Ich bitte um Kontaktaufnahme ..... ich habe diesen Beitrag bei Pinterest gefunden und habe Fragen zu Nelly. bitte bitte melden sie sich bei mir

  • Ich hatte insgesamt 4 Hunde in 17 Jahren. Jenny und Liebyfee waren davon die stark kranken Hunde als ich sie aus dem Tierheim holte. Sie lebten bei mir nur noch 1 Jahr +/_. Ich nahm nie einen jungen Hund da ich nicht gut zu Fuss bin. Nun kann ich mir keinen Hund mehr holen, ich würde ihm nicht mehr gerecht werden. Ich lebte die letzten Jahre also immer mit dem Gedanken wie lange werde ich "diesen" Liebling noch haben. Den Bericht über die Nelly habe ich gerne gelesen, er tut mir auch gut, auch wenn ich jetzt weinen muss.Danke dafür. Christel

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