Auch wenn ich Anfangs ein bißchen geschockt war, dass die nette Gassi-Bekanntschaft plötzlich bei uns einzog, will ich sie heute einfach nicht mehr missen. Ich hatte mich schon gewundert, warum in den Wochen davor die Menschen plötzlich darauf bestanden, dass gewisse Regeln und Kommandos akkurat eingehalten wurden. Doch dann wurde schnell klar, was Frauchen braucht ist eine rechte Hand, die sie bei der Erziehung der rüpeligen Teenagerin unterstützt. Und da hab ich wirklich ganze Arbeit geleistet. Um ehrlich zu sein, ohne meine Hilfe und Übersetzung hätten die Lieblingsmenschen nur wenig Chancen gehabt. Aber ich will gar nicht groß angeben, es weiß ja sowieso jeder, dass ich der Beste bin.
Die Erziehung eines Cane Corso erfordert eine Menge Geduld. Oft dauert es, bis Informationen durch Püppis doch recht beeindruckenden Körperbau die beauftragten Muskeln erreichen und dazwischen sitzt immer noch ihr stures Gehirn, das jede Anweisung erst einmal hinterfragt, ob die Ausführung wirklich sinnvoll und zielführend ist? Das Püppi so eine lange Leitung hat, geht mir manchmal auf den Geist. Im Gegensatz zu ihr reagiere ich normalerweise umgehend, erwarte das Lob dann aber auch genauso schnell. Püppi dagegen überlegt erst noch mal, was sich meist schier endlos lang anfühlt. Was bitte schön ist denn nicht zielführend, wenn Frauchen mit der Hand in der Jackentasche „Sitz“ sagt? Wir wissen doch alle, was dann passiert: Leine ab, Leckerli kommt geflogen und dann wird die Zeitung aufgeschlagen, Nachrichten gelesen und hinterlassen und gemacht was Hund will!!! Ich verstehe nicht, warum alle warten müssen, nur weil Madamchen erst mal alles überdenken muss oder sich in Ruhe umschauen will, bevor sie ihren kleinen Plüschpopo Richtung Boden bewegt. Also, ihre Reaktionszeit ist nicht die schnellste.
Besonders am Anfang hat sich Püppi sehr stark an mir orientiert. Ist ja auch klar, immerhin sind wir beide Hunde und wir können einfacher miteinander kommunizieren, als Menschen es tun. Es war also oft so, dass Frauchen ein Kommando gegeben hat, z.B. uns gerufen und ich kam angeschossen, während Püppi erst mal dort blieb wo sie war und sich das Ganze in Ruhe angeschaut hat. Wie oft bin ich zurück gerannt und hab so aufgefordert mitzukommen, während Frauchen immer lauter werdend vor sich hingefuchtelt hat. Sie hatten beide noch so viel zu lernen…
Irgendwann hatte Frauchen es raus, weil sie so clever war, sich bei mir ein paar Tricks abzugucken. Körpersprache war der Weg zum Ziel! Ganz nebenbei finde ich es super, dass die Lieblingsmenschen den Kommandoton abgelegt haben, den so vorher oft unbewusst drauf hatten. Insofern hat Püppi den Menschen unterbewusst auch eine ganze Menge beigebracht, auch wenn das damals nicht ihre Intention war.
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Danke, lieber Murdoch, für Deine "Liebes-"Geschichte! Wie schön, dass Püppi sich so in Dein Herz geworfen hat und Ihr zusammen auf Euer Rudel acht gebt. Ich freue mich auf weitere Geschichten von Dir! Wie hast Du es geschafft, dass Franziska so leckerlifreundlich geworden ist?
Danke, liebe Ines! Steter Tropfen hölt den Stein... Hab ich auch Paul schon erzählt.