Kennst du die Hundebesitzer, die im Park oder Wald zehnmal den Namen ihres Hundes rufen müssen, bevor er endlich zu ihnen kommt? Oder die, die zehnmal „Sitz“ sagen, bevor der plüschige Popo sich Richtung Erdboden bewegt? Im folgenden Artikel schauen wir mal, woran das liegen könnte.

Ich kenne das auch von mir: Manchmal haben die Fellnasen einfach was mit den Ohren oder sind mit den Gedanken irgendwo anders. Wenn ich dann Hundebsitzer sehe, deren Hund aufs Wort gehorcht (und das aufs Erste!), kann ich schon manchmal etwas neidisch werden. Jetzt könnte man vielleicht vermuten, meine Hunde sind „stur“, hören nur wenn sie es wollen oder sind schlichtweg „dumm“. Aber weit gefehlt, der Fehler liegt bei mir.

Warum ignoriert mein Hund mich? Nun, mit hoher Wahrscheinlichkeit ist da einfach im Training und im täglichen Zusammenleben etwas schief gelaufen. Doch keine Sorge, das kannst du jederzeit ändern. Manchmal muss man einfach ein bißchen nachjustieren, da werden mir sicher viele im Lieblingsrudel zustimmen.

Problem 1: Kommandos nörgeln

Dies ist mein Ausdruck für das was passiert, wenn man Kommandos mehrfach hintereinander sagt. Die meisten von uns werden dabei lauter und die Stimme aggressiver. Das passiert den meisten von uns und das schneller, als wir glauben. Bei diesem Problem müssen wir also in Wirklichkeit an uns selbst arbeiten.

Wenn du deinem Hund einen Trick oder ein Kommando das erste Mal beibringst, sagst du das Wort normalerweise einmal und wartest dann, dass dein Hund die Bedeutung davon selbst herausfindet. Oft helfen wir auch mit Handbewegungen und wenn der Hund darauf kommt, gibt es umgehend eine Belohnung. Je besser der Hund dann das Kommando beherrscht, desto weniger regnet es Leckerlies und wir erwarten einfach, dass er es jetzt verstanden hat. Und dann kommt dieses kleine, fiese Tierchen namens „Ungeduld“. Wir erwarten dann eine sofortige Umsetzung dessen, was wir von dem Hund gerade wollen.

Manchmal braucht der Hund aber einfach ein paar Sekunden, bis er das Kommando verstanden und verarbeitet hat. Da reagiert jeder Hund unterschiedlich schnell. Ich habe das beste Beispiel dafür jeden Tag vor mir sitzen. Während Murdoch schon sitzt, bevor ich das Kommando überhaupt ausgesprochen habe, braucht es bei Freya manchmal länger, bis sich die Informationen durch den massiven Cane Corso Körper gespült haben. Sie braucht länger, aber das bedeutet nicht, dass sie stur, widerwillig oder dumm ist. Zumindest nicht immer…

Wir haben also schnell das Gefühl, dass der Hund ewig braucht und nicht auf uns hört. Also wiederholen wir das Kommando, zweimal, dreimal… Das wird dann zur Angewohnheit und der Hund denkt, das Kommando lautet nicht „Sitz“, sondern „sitz sitz sitz sitz sitz“.

Problem 2: Nutzlose Kommandos

Wenn man sich das Beispiel mit dem „Sitz“ oben nochmal anschaut: Was lernt der Hund daraus? Eben, dass dieses mehrfach wiederholte Kommando der Hinweis auf das gewünschte Verhalten ist und nicht das einfache „Sitz“. Er wird also in Zukunft nicht mehr auf Sitz reagieren, sondern erst, wenn du es mehrfach wiederholt hast.

Dasselbe gilt für andere Signalwörter, wie den Namen des Hundes, „Komm“ oder „Bleib“.

Wenn dein Hund nicht die Zeit hatte, das Kommando ordentlich zu lernen, wird er auch bei mehrmaligem Wiederholen nicht in der Lage sein, es umzusetzen, weil er gar nicht weiß, was du meinst. Vergiss nicht, dass Hunde nicht unsere Sprache sprechen und diese erst lernen müssen. Für sie ist die Menschsprache quasi eine Fremdsprache.

Der nächste Schritt ist, dass das Wiederholen der Signalworte für deinen Hund zu einem Hintergrundgeräusch wird, genauso wie all die anderen 99% von dem, was wir den ganzen Tag so erzählen. Deinem Hund fällt vielleicht noch nicht einmal auf, dass du mit ihm sprichst.

Oft nutzen wir Signalworte auch in Situationen, in denen wir sie nicht benutzen sollten. Wenn du deinen Hund zum Beispiel immer nur rufst, um etwas zu machen, das ihm nicht gefällt (z.B. baden, bürsten, Krallen schneiden), wird er schnell lernen, dass er keinen Vorteil daraus zieht, dem Kommando zu folgen. Er lernt dann, dass „komm“ für Dinge steht, die er hasst.

In beiden Fällen ist das Kommando bald nutzlos, weil der Hund es entweder überhört oder nicht befolgen will, weil er in seinen Augen einen Nachteil daraus zieht.

Wie dein Hund wieder auf dich hört

Um diese Fehler im Training wieder auszubügeln müssen wir ein paar Schritte zurückgehen zu dem Moment, bevor du das Signalwort für das Kommando hinzugefügt hast. Warte wortlos, bis dein Hund das gewünschte Verhalten (z.B. Sitz) zeigt und sage erst dann das Signalwort und belohne es. Sage es aber nur einmal und gehe in den weiteren Trainingsschritten langsamer und geduldiger vor.

Wenn sich das Signalwort bereits zu sehr abgenutzt hat, ist es mitunter sogar einfacher, den Hund auf ein neues Wort zu trainieren. Suche dir dann ein alternatives Wort mit derselben Bedeutung und nutze dieses ab sofort. Aber achte darauf, dass sich dieses nicht auch wieder abnutzt.

Außerdem hilft es, ein bißchen mehr Geduld an den Tag zu legen. Besonders an Orten mit vielen Ablenkungen kann die Reaktionszeit des Hundes etwas länger sein als normal. Wenn er gar nicht reagiert oder sichtlich nicht gehorchen möchte, gibt es vielleicht etwas in der Umgebung, das deinen Hund verunsichert oder ihm Angst macht? Das Kommando dann immer wieder zu wiederholen wird deinen Hund auch nicht dazu bringen, zu hören. Sorge statt dessen dafür, dass dein Hund sich in der Umgebung sicher fühlt und in der Lage ist, sich auf dich zu konzentrieren.