Einen Hund aus dem Ausland zu adoptieren und ihn möglicherweise vor der Tötung zu retten, ist ein wundervoller Gedanke. Allerdings solltest du dir die Tierschutzorganisation, mit der du zusammen arbeitest, vorher ganz genau anschauen. Hier gibt es nämlich auch jede Menge schwarze Schafe, denen der finanzielle Aspekt dieses Geschäftszweiges mehr am Herzen liegt als das Wohlergehen der Tiere. Hier erfährst du, wie du einen guten Tierschutzverein findest.

Bevor ich dir hier eine kleine Checkliste an die Hand gebe, die dir bei der Auswahl der richtigen Tierschutzorganisation helfen soll, möchte ich dir eine Geschichte erzählen, die meiner besten Freundin vor ein paar Jahren passiert ist.

Meine Freundin Claudia (*Name geändert) hatte auf der Facebook-Seite einer spanischen Tierschutzorga eine Hündin gesehen, die ihr sehr gefiel. Die Geschichte der kleinen Maus traf direkt in ihr Herz und sie entschied sich, dem Hund ein besseres Leben in Deutschland zu geben. Momo war ihr Name, ein Pinschermix mit leichtem Unterbiss, der auf Fotos immer ziemlich verstrahlt, aber sympathisch aussah. Sie sollte es also werden!

Claudia nahm mit der Vermittlerin Kontakt auf und bekam direkt eine Zusage, ohne weitere Fragen gestellt zu bekommen. Man verabredete einen Treffpunkt auf einem Autobahnrastplatz in NRW, wo die Übergabe stattfinden sollte. Der Hund kam per Transporter direkt aus Spanien und so würde es logistisch am besten klappen. Also wechselten an einem Tag im September auf diesem Parkplatz Schutzgebühr und Hund den Besitzer.

Die ersten Tage mit Momo liefen gut. Sie war ein bißchen scheu, aber da man anhand der wenigen Informationen zur Vorgeschichte nur darüber spekulieren konnte, was der Hund schon alles erlebt hatte, war das auch nicht weiter verwunderlich. Beim Tierarztbesuch stellte sich dann jedoch heraus, dass Momo trächtig war. Auf Nachfrage bei der Tierschutzorga teilte man Claudia mit, dass der Hund nur scheinschwanger sei und eine Trächtigkeit absolut ausgeschlossen. Ein paar Wochen später erblicken fünf niedliche kleine Welpen das Licht der Welt.

Momo war mit der Situation sichtlich überfordert und begann, in die Wohnung zu urinieren. Sie zog sich immer mehr zurück und der Umgang mit ihr gestaltete sich zunehmends schwieriger. Der Hund war zutiefst traumatisiert und verunsichert und musste nach seiner Zeit in Spanien und dem anstrengenden Transport in einer völlig fremden Umgebung klarkommen. Dazu kam noch der Streß, für die Sicherheit ihrer Welpen zu sorgen, in einem Umfeld, dem sie in dieser kurzen Zeit nicht vertrauen konnte.

Claudia hatte das Glück, Momo mit zur Arbeit nehmen zu können, aber mit fünf Welpen im Schlepptau war das natürlich nicht möglich. Der Tierschutzverein, der die Hündin vermittelt hatte, reagierte nicht auf Mails oder Anrufe und hüllte sich in Schweigen. Während der Schwangerschaft waren ihr noch Rat, finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Betreuung (während der Arbeitszeit) und Vermittlung der Welpen versprochen worden.

Irgendwann wurde es Claudia zu viel und sie schrieb ein letztes Mal an den Verein, dass sie sich nun selbst um alles inkl. der Vermittlung der Welpen kümmern würde. Immerhin hatte sie im Freundeskreis schon ein paar Abnehmer gefunden und einen wollte sie als Zweithund selbst behalten, in der Hoffnung, mit Momo würde die Beziehung besser werden, wenn erst einmal ein wenig Ruhe eingekehrt war. Auf diese Nachricht hin kamen dann auch endlich Antworten vom Verein, allerdings nicht die, die Claudia sich erhofft hatte. Wilde Schimpftiraden, Beleidigungen und Drohungen prasselten auf sie ein.

Noch in derselben Nacht standen deutsche Mitarbeiter des Vereins vor der Tür und verlangten unter Polizeiandrohung die Herausgabe von Mutter und Welpen. Leider ließ Claudia sich durch die Drohungen verunsichern und händigte die Tiere aus. Sie hoffte, später mit dem Verein eine Lösung zu finden, dass sie Momo und einen Welpen adoptieren konnte. Doch weder die Mutter noch ihren Nachwuchs hat sie je wieder gesehen. Auch die Rückzahlung der Schutzgebühr, sowie die Kosten für die Aufzucht der Welpen (Futter, Tierarzt usw.) hat sie erst nach einem langen Rechtsstreit zumindest teilweise wieder zurück bekommen.

Im Nachhinein stellte sich übrigens heraus, dass es im Internet und den sozialen Medien bereits zahlreiche Opfer dieses Tierschutzvereins gab. Einige hatten viel zu junge Welpen adoptiert, die nun gesundheitlich oder psychisch nicht ganz auf der Höhe waren. Andere hatten Tiere vermittelt bekommen, die wenige Tage nach ihrer Ankunft in Deutschland schwer erkrankten oder sogar verstarben. Es gab Verwechslungen von Hunden, tierärztliche Schockdiagnosen geretteter Hunde und herausragende Formen von Verhaltensauffälligkeiten. Jede Menge tierisches und auch menschliches Leid sammelte sich in den jeweiligen Einträgen.

Und das alles nur, um mit wehrlosen Tieren Profit zu machen und die Gutmütigkeit mancher Menschen auszunutzen. Abkassieren können solche Vereine ordentlich! Es gibt in einigen Ländern z.B. in Südeuropa eine Art „Kopfgeld“ für jeden Straßenhund, der in einem Tierheim aufgenommen wird. Dann werden die Tiere nach Deutschland vermittelt und hier gibt es von der zukünftigen Pflegestelle eine Schutzgebühr (zwischen 200-300 Euro). Gleich doppelt verdient! Im Falle meiner Freundin Claudia konnte man dann noch die fünf Welpen für die Schutzgebühr abgeben und auch Momo wurde noch einmal vermittelt. Das hat sich mal so richtig gelohnt!

Vorsicht vor unseriösen Tierschutzorganisationen

Warum ich dir diese Geschichte erzählt habe? Auch bei vermeintlichen Tierschutzorganisationen gibt es schwarze Schafe. Wenn du ein Tier aus dem Ausland adoptieren möchtest, solltest du dich vorher genau informieren, mit wem du es bei der Vermittlung zu tun hast. Sonst kann der Traum vom Tierschutzhund schnell zu einem Alptraum werden. Die schönste und herzigste Beschreibung des Fotos eines Hundes sagt meist nicht viel über sein Verhalten oder seine Vorgeschichte aus. Häufig erkennst du schon an Schreibstil und Wortwahl, wenn zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird, dass da etwas faul sein könnte.

Besonders Informationen zu Charakter, Verträglichkeit, Gesundheitszustand usw. können wichtig sein, damit du dem Hund einen guten Einstieg in sein neues Leben als Mitglied eines Lieblingsrudel schaffst. Fehlen in der Beschreibung diese wichtigen Informationen, solltest du dich woanders umschauen. Bedenke auch, dass diese Hund charakterlich nach zwei bis drei Jahren als Straßenhund vielleicht auch anders sind, als du es dir von einem Hund wünschst. Viele haben Probleme, Vertrauen zu ihren Menschen zu fassen oder sind allgemein so unsicher, dass sie eigentlich nur in erfahrene Hände gehören. Denn die Wunden auf den Seelen mancher dieser Hunde kann nur ein kompetenter Mensch mit viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen heilen. Der richtige Hund für den richtigen Menschen, auch das ist die Verantwortung der Tierschutzorganisationen.

So erkennst du eine gute Tierschutzorganisation

Sowohl du als auch das Notfellchen sollen glücklich werden und die Chance auf eine wunderschöne gemeinsame Zeit haben. Deshalb gibt es einige Punkte, die dir zeigen, wie sehr der Tierschutzverein sich seiner Verantwortung bewusst ist. Gute Zeichen sind:

  • Sehr gute telefonische Erreichbarkeit. Es werden alle Fragen zu dem Tier, Transport und gesundheitlichen Voraussetzungen für eine Ausreise klar und deutlich beantwortet.
  • Enge Zusammenarbeit mit Tierärzten, die den Gesundheitszustand der Tiere im Auge haben und sich mit den einschlägigen Krankheiten auskennen.
  • Die Tiere werden nur auf die Reise geschickt, wenn sie einen gültigen EU-Heimtierausweis, einen Mikrochip mit Identifikationsnummer, Wurmkur, Impfungen und Parasitenbehandlung bekommen haben.
  • Welpen werden erst in einem Alter von frühestens 8 Wochen von der Mutter getrennt und vermittelt.
  • Regelmäßige Aktualisierung der Website und Informationen über Notfelle, Pflegestellen und erfolgreiche Vermittlungen.
  • Die Hunde werden glaubwürdig beschrieben, statt auf die Tränendrüse zu drücken. Charakterliche Züge, Verhaltensprobleme und eventuelle Krankheiten werden so ausführlich wie möglich beschrieben.
  • Transparenz in Bezug auf die Patentierheime in In- und Ausland.
  • Ausführliche Beratung von Interessenten und vorheriger Besuch zu Hause und eine Art Eignungstest. Nach Einzug des Hundes gibt es ein bis zwei weitere Besuche, um zu sehen ob alles gut klappt und alle glücklich sind.

Lasse dich bei der Auswahl eines Hundes nicht nur von einem niedlichen Foto und einer herzerwärmenden Beschreibung verleiten, sondern prüfe wo dein Hund her kommt. Sonst unterstützt du vielleich versehentlich einen Tierhändler oder Vermehrer, wo dein zukünftiger jahrelanger Begleiter vielleicht aus schlechter Haltung kommt.