Es ist eine der am meisten missverstanden Verhaltensweisen von Hunden: das Knurren. Für unsere Hunde ist es nur eine weitere Ausdrucksweise in ihrem sehr umfangreichen Repertoire an Verständigungsmöglichkeiten. Für uns Menschen ist es oft sehr einschüchternd und wir wissen nicht so recht, wie wir damit umgehen sollen. Wir verraten dir heute, warum es falsch ist, das Knurren zu bestrafen.

*Disclaimer*
Dieser Artikel ersetzt keine persönliche Beratung von einem Hundetrainer. Wenn dein Hund dich, andere Menschen oder Artgenossen anknurrt und du dir nicht sicher bist, wie du darauf reagieren solltest, hole dir bitte unbedingt professionelle Hilfe von einem Hundetrainer in deiner Nähe.

Ein Großteil der hündischen Kommunikation verläuft über Körpersprache, die meist lautlos ist. Doch genau wie Bellen, gehört auch Knurren zur Hundesprache und muss nicht zwangsläufig aggressiv gemeint sein. Spielende Hunde knurren zum Beispiel häufig aus Spaß. Das erkennst du daran, dass die Körpersprache des Hundes weich, verspielt und entspannt ist. Es gibt verschiedene Gründe, warum dein Hund knurrt. Aber in diesem Artikel soll es um das „aggressive Knurren“ gehen.

Hunde knurren unter anderem, wenn sie sich in der Gegenwart von Menschen, anderen Tieren oder in einer Situation unwohl fühlen. Sie können sich nicht umdrehen und uns sagen „Hey, ich bin müde. Bitte lass mich in Ruhe!“ Stattdessen knurren sie. Leider betrachten viele Menschen dies sofort als problematisches Verhalten und wollen es umgehend unterbinden.

Das wirkliche Problem entsteht meist dann, wenn der Hund aufgrund der Bestrafung aufhört, das Knurren in seiner natürlichen Kommunikation zu verwenden. Dann hast du nämlich keinerlei Warnsignal mehr, bevor der Hund wirklich zuschnappt oder sich in irgendeiner Form Freiraum verschafft. Das sind dann oft die Hunde, die ohne Vorwarnung einfach zubeißen.

Hunde knurren, weil sie unter Streß stehen

Hunde können von vielen Dingen gestresst werden. In unbekannten Situationen fühlen sie sich ängstlich oder ein spezifisches Ereignis hat bei ihnen Streß ausgelöst. Nimmt man nun solch einen Hund, der bereits völlig angespannt und nervös ist und schimpft nun noch mit ihm, kann es gut sein, dass er knurrt. Lässt man dann nicht von ihm ab, wird er zubeißen, weil seine Warnung ignoriert wurde.

Deshalb ist auch im Zusammenspiel von Kindern und Hunden besondere Aufmerksamkeit gefragt. Wenn dem Kind erlaubt wird, auf dem Hund rumzukrabbeln oder sich mit ihm ins Hundebett zu legen, sollte man genau auf die Reaktion des Hundes schauen. Nur weil er sich nicht wegbewegt, heißt das nicht, dass er die Situation okay findet. Normalerweise sendet der Hund, einige Stresssignale, wie z.B. Lippen lecken, Gähnen oder Wegschauen. Werden diese ignoriert, kommt es zum Knurren. Wird auch dieses nicht respektiert, kann es sein, dass der Hund beißt.

Verantwortungsvolle Eltern bringen ihren Kindern deshalb bei, auf solche Warnzeichen zu achten und erklären ihnen, warum der Hund so etwas macht. Viele Beißunfälle beruhen auf Missverständnissen dieser Art und könnten verhindert werden, wenn Kinder von Anfang an lernen, Hunde besser zu verstehen.

Natürlich mag es niemand, wenn er von seinem Hund angeknurrt wird. Manchmal kommt es völlig unerwartet oder verunsichert einen. Doch statt den Hund dafür zu bestrafen, sollten wir uns die Zeit nehmen, genau zu verstehen, was der Hund nicht mag und wie man die Situation für ihn verbessern kann.

Es ist wichtig, dass du verstehst, warum dein Hund knurrt. Wenn du richtig reagierst, kannst du eine ursprünglich negative Situation umdrehen und sie für deinen Hund positiv enden lassen. Nehmen wir mal das Beispiel, dein Hund wird von einer fremden Person bedrängt. Sie will ihn gern streicheln, aber er hat keine Lust und knurrt. Lässt die Person nicht locker, ist es für deinen Hund plötzlich eine sehr unangenehme Situation. Übernimmst du nun aber die Initiative, stellst dich zwischen deinen Hund und die fremde Person, so verschaffst du ihm etwas Freiraum. Außerdem wird er verstehen, dass du dich für ihn um die Sache kümmerst. In seinen Augen wirst du der Held sein und du hast es geschafft, die negative Situation in Bezug auf eure Bindung zu einer extrem positiven zu machen. Dein Hund weiß nun, dass er sich auf dich verlassen kann.

Hier noch einmal der Hinweis auf den Beitrag „Warum knurrt mein Hund“. Er wird dir helfen, die Situation besser einschätzen und händeln zu können. Und nicht vergessen: Im Zweifelsfall lieber einen guten Hundetrainer oder Verhaltensberater dazu holen.