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Hundetraining nach Maja Nowack – die ganz andere Form der Hundeerziehung

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Nachdem Franziska neulich einen Artikel zu Cesar Milan geschrieben und ihre Meinungen zu seiner Art Hundetraining gegeben hat, möchte ich heute von meinen Erfahrungen zum Training nach Maike Maja Nowack berichten. Sie empfiehlt eine ganz andere Form der Hundeerziehung, die sehr auf die Körpersprache vom Hund ausgelegt und dem Hund gegenüber sehr freundlich ist.

Maike Maja Nowack ist deutsche Hundetrainerin und Autorin mehrerer Bücher zum Thema Hund. Sie wurde in der DDR geboren und war von 1981 bis 2000 als Musikerin und Liebermacherin bekannt. Auf den Hund gekommen ist sie während ihrer Zeit in einem abgelegenen Dorf in Russland, als sich erst der Straßenhund Wanja und dann noch einige weitere herrenlose Hunde ihr anschließen. Über diese Erfahrungen hat sie in ihrem Buch „Wanja und die wilden Hunde“ (*Affiliatelink) erzählt, das ich dir nur wärmstens empfehlen kann. Seit einigen Jahren ist sie zurück in Deutschland und vermittelt seitdem als Hundetrainerin ihr Wissen über die Hundesprache.

Die Betrachtung nach Maike Maja Nowack bezieht sich auf verschiedene Kompetenzen des jeweiligen Hundes. Es gibt sieben „Positionen“, die ein Hund in einem Rudel besetzen kann und sind alle diese Positionen in einem Hunderudel vertreten, stellt das sozusagen die optimale Rudelzusammenstellung dar.

Meine Tierärztin bietet gleichzeitig ein Führungstraining nach Maike Maja Nowack an. Weil ich immer wusste, dass Hummel und ich nicht die gleiche Sprache gesprochen haben, aber die „klassischen Hundetrainer“ (drei Stück an der Zahl) mir nicht weiter helfen konnten, habe ich mich auf diese Art des „Trainings“ eingelassen. Zu verlieren hatte ich ja nichts, aber die Möglichkeit viel zu gewinnen.

Ich wusste, dass Maike Maja Nowack und ihre „Rudelstellung“ einen schlechten Ruf geniessen und habe mich deshalb von vorn herein überhaupt nicht mit dem ganzen Thema und was dahinter steckt auseinander gesetzt. Ich bin also vollkommen neutral an dieses „Training“ heran gegangen. Ein leeres Blatt bereit beschriftet zu werden sozusagen.

Das Führungstraining mit Hummel wirkt auf Aussenstehende sicherlich langweilig. Wir haben drei Stunden lang nur geredet und ihr Verhalten analysiert. Währenddessen schlief Hummel vollkommen gelangweilt auf der Hundewaage in der Praxis.

Was hat mich dennoch dazu verleitet, diese Art des „Trainings“ extrem gut zu finden?

Es gab genau eine Übung in Bewegung: Wir liefen in unterschiedlichen Richtungen durch die Praxis und meine Tierärztin hat sich angeguckt wie Hummel darauf reagiert. Und was tat sie? Genau, immer schön hinter Frauchen her dackeln, wie sich das gehört. 😉

Hummel hatte viele Baustellen, unter anderem, dass sie ohne mich überhaupt nicht klar kam. Meine Hündin Nelly war für sie Orientierung, aber ihr Lebensmittelpunkt war ich. Das brachte unter anderem mit sich, dass sie nicht alleine bleiben konnte, sich aber auch kaum von anderen Menschen betreuen ließ. Die Erklärung für dieses Verhalten folgte und war sehr aufschlußreich für mich:

Nach Maike Maja Nowacks Rudelstellung war Hummel´s Platz im Rudel der „hintere Wächter“. Hier befindet sich meist ein sehr unselbstständiger Hund, der auf permanente Rückmeldung seines „Leithundes“ angewiesen ist. Bekommt er diese Rückmeldung nicht, gerät er in Stress. Der „hintere Wächter“ ist dazu da, Veränderungen im Rudel oder der Umgebung im hinteren Bereich zu melden. Das kann sich darin äußern, dass der Hund viel bellt, was es bei Hummel nun nicht tat. Meine Mitbewohnerin hat ebenfalls eine Hündin, die „hinterer Wächter“ ist und Betty bellt und meldet quasi alles was passiert. Du siehst also, dass auch zwei Hunde der gleichen Kompetenz unterschiedlich sein können, aber im Kern ähnlich bis gleich ticken.

Hummel war in Sachen Rückmeldung ein Härtefall, was viel von ihren Verhaltensweisen erklärte. Das Wissen um ihre Position im Rudel führte dazu, dass ich sie endlich besser verstand. Uns blieben mit diesen neuen Erkenntnissen leider nur noch zwei Wochen, bis ich meine kleine Maus über die Regenbogenbrücke schicken musste. Über drei Jahre lang haben wir nicht auf gleicher Wellenlänge kommuniziert, um es die letzten zwei Wochen doch noch zu schaffen. Ich bin sehr dankbar, dass es uns gelungen ist, hätte aber natürlich sehr gerne mehr Zeit mit meiner kleinen Maus und diesem neuen Wissen gehabt.

Als ich mich wieder einigermaßen sortiert hatte, startete ich das gleiche Training mit Othello, meinem Cocker Spaniel. Meine Ziele waren, dass ich ihm mehr Ruhe vermitteln kann, in für ihn stressigen Situationen. Er ist sehr schnell „angeknipst“ und während meine Mitbewohnerin in der Lage ist, ihn dann wieder runter zu fahren, gelang mir dies nicht. Dass das nicht an ihm lag, war mir natürlich klar.

Zuerst folgte die gleiche Übung wie mit Hummel, allerdings dieses Mal auf einem Hundeplatz und in Anwesenheit meiner Mitbewohnerin. Die war bis April sein zweites Frauchen (seitdem ist er „nur“ mein Hund). Das war natürlich besonders spannend wie er reagiert, denn sie ist eindeutig die bessere Führungspersönlichkeit von uns beiden.

Wir latschten also auf dem Platz herum und er schloss sich mir schnell an. Allerdings nicht unbedingt so wie man es vermuten sollte, sondern er bremste mich aus. Nun lernt man ja immer und überall, dass das respektloses Kontrollverhalten ist und so war ich entsprechend enttäuscht, dass er das tat. Ich hinterfragte das auch gar nicht, denn ich WUSSTE ja, dass das negativ ist.

Meine Tierärztin, die mich anleitete, stellte noch einige Fragen zu ihm und schaute sich insgesamt sein Verhalten an. Dann holte sie ihre Labradorhündin dazu und sagte zuvor voraus, wie diese mit ihm umgehen würde. Denn ihrer Einschätzung nach, war Othello  ein „vorderer Kundschafter“. Vordere Kundschafter laufen weit voraus, wenn sich Menschen oder andere Hunde nähern, checken ab wie die wohl so gesinnt sind und melden das an ihr Rudel zurück.
In der Tat hat Othello im Freilauf einen wahnsinnig hohen Kreis und läuft weit vor.

Der „vordere Kundschafter“ ist der Clown der Gruppe, oft hampelig, schnell „angeknipst“ und wenn jemand nicht spielen mag, packt er die volle Charme-Offensive aus. Das ist eins zu eins Othello, weshalb wir ihn auch überwiegend Piefke nennen. Othello ist eigentlich zu edel als Name für ihn. 😀

Viele „vordere Kundschafter“ neigen dazu, unglaublich nervig zu sein. Piefke ist zum Glück die Light-Variante, denn er merkt auch, wann Schluss ist. Insbesondere bei der Interaktion mit anderen Hunden. Das hat er in mühsamer Kleinarbeit von unseren vier alten Damen im Hauslhalt, mitunter auch nicht ganz schmerzfrei, gelernt. Hat er genervt, gab es Einlauf von den Ladies und das von der ersten Sekunde an. Haben die Damen gut gemacht, er ist top sozialisiert!

Nach einer Weile im Training mit Othello, kam die Hündin meiner Tierärztin dazu. Sie sagte voraus, dass Lille mit Othello kurz spielen und ihn dann ignorieren wird. Genau so ist es passiert und beide coexistierten friedlichst auf der Wiese und machten so ihr Ding.

Das Führungstraining nach Maja Nowack ist wahnsinnig individuell. Es wird sich angeguckt, welcher Typ dein Hund ist, er wird analysiert und eingeschätzt und dann ein individueller Lösungsweg für deine Wünsche aufgezeigt. Ich möchte an dieser Stelle nochmal darauf zurück kommen, dass Othello mich ausgebremst hat, denn das kam erst zum Schluss des Trainings zur Sprache und um das zu verstehen, muss man wissen wie er tickt.

Seine Kompetenz ist also nach vorne alles abzuchecken. Er bremst jeden aus, der sich in seinem „Tanzbereich“ befindet und das ist in seinem Fall ganz neutral zu betrachten. Er will weder die Weltherrschaft, noch die Führung oder ist ein extremer Kontrollfreak. Er lebt in seinem sozialen Gefüge seine Kompetenz aus. Und da ich sein soziales Gefüge bin, hat er die anderen ignoriert. In seinem Fall also ein Attest für unsere gute Beziehung zueinander.

Dass ich für ihn (noch) nicht DER Leithund bin, ist mir durchaus bewusst, spielt in diesem Test aber tatsächlich gar keine Rolle. Mein Hund und ich als Team wurden sehr individuell betrachtet. Für jede Kompetenz gibt es beim gleichen „Problem“ völlig unterschiedliche Ansätze. Das mit der Ruhe und Leinenführigkeit bei Othello wurde mit einem Abwasch erledigt. Er läuft auf Spaziergängen hinter oder maximal neben mir. So weiss er, dass er vorne keine Verantwortung zu tragen hat, ist deutlich weniger gestresst und achtet seither sehr auf mich. Manchmal sind die Spaziergänge durchaus langweilig, gibt ja vorne nichts zu gucken. Aber seitdem ich das umsetze, sind unsere Gassirunden auch millionenfach entspannter. Er ist nicht mehr „Hans Dampf in allen Gassen“ und schleift mich durch die Straßen und Wälder, sondern wir gehen beinahe gesittet und total entspannt flanieren. So einfach kann das sein. Er ist für Korrekturen dieser Art sehr sensibel. Ein Räuspern oder auch das von Franziska und ihrem Cesar Milan-Artikel erwähnte „Scht“ helfen bei ihm sehr gut.

Die zweite Übung, die wir als Hausaufgabe mit bekommen haben, ist eine Ressourcenübung. Die ist in unserem Fall dazu da, meine „Leithund-Position“ zu stärken bzw. zu erarbeiten. Da er sowieso schon super schlecht frisst, machen wir das mit Spielzeug und nicht mit Futter. Mir war die Gefahr zu hoch, dass er dann gar nicht mehr richtig an den Napf geht. Das ist die ganz klassische Geschichte „Das ist erstmal meins und wenn ich es nicht mehr haben will, darfst du es dir angucken“. Funktioniert ganz gut, auch wenn mein kleiner Clown mit seiner charmanten Art durchaus hartnäckig sein kann.

Das Training nach Maja Nowack ist super individuell. Es gibt keine 08/15 Lösung, sondern ein maßgeschneidertes Paket, das der jeweilige Trainer für dich und deinen Hund schnürt. Es geht nicht um „Sitz“, „Platz“ oder „Bleib“, sondern um die Beziehung zwischen dir und deinem Hund. Der grösste Ungehorsam passiert, wenn etwas in der Beziehung nicht ganz passt. Und sei es „nur“ wie bei mir, dass ich nicht weiss, wie es geht oder nicht so der tolle „Rudelführer“ bin.

Das Gute ist aber: Egal was bisher gelaufen ist, dein Hund wird sich immer wieder neu auf dich einlassen, wenn du etwas veränderst. Das kenne ich nicht nur von Othello und Hummel, sondern noch viel mehr von meiner Nelly. Die hat den Drill der „mein Hund hat dann zu atmen, wenn ich es ihm erlaube“-Methode mitgemacht und hat mir alles verziehen, als ich es verändert habe. Und Othello folgt mir jetzt so viel besser, als es noch vor vier Wochen der Fall war, innerhalb kürzester Zeit hat sich unsere eh schon liebevolle Beziehung nochmal auf eine neue Stufe gehoben.

Schmeiß die Vorurteile, egal zu wem und welcher Erziehungsmethode, über Bord und mach dir dein eigenes Bild. Wenn meine Tierärztin mir  das Training nicht angeboten hätte, hätte ich es wohl nicht gemacht, aber es war ein voller Erfolg!

Franziska

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