Der Mythos, dass Hunde, die mit dem Schwanz wedeln freundlich sind, hält sich weiterhin hartnäckig. Doch Schwanzwedeln beim Hund hat viele Bedeutungen. Neben Freundlichkeit kann es in bestimmten Situationen auch Unsicherheit, Angst oder sogar Aggression ausdrücken. Was du über das Wedeln als Ausdrucksverhalten in der Hundesprache wissen solltest, erfährst du hier. Im Video zeige ich dir außerdem noch ein paar praktische Beispiele.

Warum wedeln Hunde mit der Rute?

Schwanzwedeln hat eine große Bedeutung in der Hundesprache, in der es viel um Gerüche geht. Was der Geruchssinn damit zu tun hat, ist vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Hunde besitzen im Analbereich Drüsen, die für die Bildung des Eigengeruchs zuständig sind. Diese geben Artgenossen wichtige Informationen über den Gegenüber. Wir kennen ja alle die unter Hunden übliche Begrüßung, bei der sie sich am Po riechen.

Beim Schwanzwedeln werden genau diese Drüsen angeregt, so dass Artgenossen den Geruch besser wahrnehmen können. In der Hundesprache ist das Wedeln mit der Rute also ein sehr wichtiger Bestandteil und bei Begegnungen mit Artgenossen extrem hilfreich.

Auch wenn wir Menschen diese Geruchsstoffe nicht aufnehmen können, kann dir die Art des Wedelns viel über deinen und andere Hunde verraten.

Bedeutung des Schwanzwedelns

Zuerst einmal ist Schwanzwedeln beim Hund lediglich ein Zeichen von Erregung oder Aufregung. Hierbei ist nicht grundsätzlich zu erkennen, ob es sich um positive oder negative Emotionen handelt. Statt Freude kann es nämlich u.a. auch bei der Verteidigung des Territoriums oder als Imponiergehabe gezeigt werden. Erst wenn du dir die gesamte Körpersprache deines Hundes und die individuelle Situation anschaust, kannst du herausfinden, wie es wirklich gemeint ist.

Es kommt darauf an, wie hoch die Rute getragen wird und in welche Richtung dein Hund wedelt. Grob aufgeteilt kann man es so sagen:

  • hoch getragen: Freude, Imponiergehabe
  • mittel getragen: Freude, Vorsicht, entspannte Freundlichkeit
  • unten getragen: Verunsicherung, Angst, Aufregung
  • nach rechts gerichtet: positive Emotionen
  • nach links gerichtet: negative Emotionen

Aber, wie gesagt, die jeweilige Situation und die Grundstimmung deines Hundes müssen auch noch in die Kalkulation einbezogen werden.

Die Arten des Schwanzwedelns

Man kann das Schwanzwedeln grob in vier Arten unterteilen, die dann jedoch auch wieder ihre Feinheiten und Eigenarten haben.

1. Freundliches Wedeln

  • entspannter Körper, Ohren, Maulregion, Maul leicht geöffnet
  • Augen blicken freundlich, manchmal zusammengekniffen
  • Rute wedelt locker (Intensität abhängig von Aufregung)
  • Rute wird hoch oder mittig getragen (je nach Rasse)

Je aufgeregter der Hund ist, desto mehr kann auch der ganze Hundekörper wackeln. Das sieht dann immer sehr lustig aus und wird von deinem Hund vielleicht bei der Begrüßung mit dir gezeigt. Dann freut sich dein Hund einfach extrem, dich zu sehen.

Wenn dein Hund irgendwo entspannt liegt und mit der Rute den „Teppichklopfer“ macht, dann hat das ebenfalls eine freundliche Absicht. Unsere Vierbeiner wollen uns damit zeigen, dass sie uns respektieren und Aufmerksamkeit schenken. Vielleicht fällt es dir mal auf, wenn du deinen Hund ganz nebenbei anschaust oder dich im Raum bewegst.

2. Unentschlossenes Wedeln

  • Maul geschlossen, skeptischer Blick
  • Ohren nach hinten gelegt
  • eingefrorene Körperstellung
  • Rute zeigt hoch und „vibriert“

Meist merkst du es, wenn der Hund sich noch nicht ganz sicher ist an den o.g. Merkmalen. Es kann auch sein, dass der Körper sich leicht abwendet oder Beschwichtigungssignale gezeigt werden, um sich selbst zu beruhigen. In einer solchen Situation solltest du den Hund nicht anfassen, sondern erst einmal etwas Raum geben, die Situation für sich zu bewerten.

Aufgeregte Hunde, die auf den ersten Blick auch freundlich erscheinen, wedeln mit einer Art „Propeller“. Das ist eine Art Erwartungswedeln, das grundsätzlich erst einmal noch nicht auf positive Emotionen schließen lässt. Auch das propellerartige Wedeln zeigt Unentschlossenheit. Hier wird meist erst klar, wie der Hund denkt, wenn das auslösende Objekt näher kommt.

3. Wedeln aus Unsicherheit / Angst

  • Kopf und Rute werden tief getragen, das Maul ist geschlossen
  • Ohren und Körperhaltung sind angespannt
  • der Rücken wird gekrümmt
  • die Rute wedelt tief oder sogar unter dem Bauch

Steht der Hund so vor dir, ist er extrem unsicher. Beachte ihn am besten nicht und lass ihm Zeit, Vertrauen zu dir zu fassen. Oft sendet er dabei auch noch Beschwichtigungssignale, die dir zeigen sollen, dass er mehr Abstand braucht. Akzeptiere das und fass ihn nicht an. In solch einer Situation könnte der Hund impulsiv reagieren und zuschnappen.

4. Schwanzwedeln bei Aggression

  • starrer, nach vorne gerichteter Körper
  • angespannte Ohren und Maulregion, zeigt Zähne oder kräuselt Lippen
  • direktes Fixieren / Anstarren
  • hoch getragene Rute, die stark „vibriert“

Ein Hund, der dich so anschaut ist bereit dazu, zum Angriff überzugehen, wenn seine „Sprache“ ignoriert wird. Besonders, wenn sich der Hund in die Ecke getrieben fühlt, kann er blitzartig reagieren und schnappen oder ernsthaft zubeißen.

Diese Form kann ebenfalls verschiedene Ausprägungen haben. So kann es bei Begegnungen mit Artgenossen auch als Imponiergehabe gezeigt werden oder bei der Jagd kurz vor dem Zupacken. Je intensiver und stakkato-artiger das Wedeln wird, desto höher ist die Anspannung und Erregung beim Hund.

Eine eher sanfte Version, aber wunderbare Kommunikation zwischen Hunden, siehst du dazu im Video.

Schwanzwedeln ist beim Hund ein wichtiger Teil des Ausdrucksverhaltens, besonders in der Kommunikation mit Artgenossen. Wenn du das Schwanzwedeln deines Hundes zusammen mit der restlichen Körpersprache lesen und verstehen kannst, wird nicht nur der Alltag leichter, sondern auch die Bindung zwischen euch gestärkt. Und das ist doch wirklich mal ein Grund zum Wedeln, oder? 😉