Dein Hund knurrt andere Hunde oder Menschen an? Ist er deshalb gleich aggressiv und sollte bestraft werden? Ein Knurren richtig zu interpretieren und entsprechend darauf zu reagieren, kann in eurer Mensch-Hund-Beziehung extrem wichtig sein. Wie du das Knurren als Möglichkeit zum Vertrauensaufbau nutzt, verraten wir dir heute.
Für diesen Beitrag empfiehlt es sich, einige grundlegende Dinge über die Hundesprache zu wissen. Besonders die Verhaltensweisen für generelle Abneigung (distanzvergrößerndes Verhalten) und Zuneigung (distanzverringerndes Verhalten) seitens der Hunde.
Grundsätzlich ist ein Knurren deines Hundes noch kein Grund zur Panik. Du musst dich nicht gleich auf die Suche nach einem Trainer für Problemfelle zu machen. Du solltest aber tatsächlich kurz inne zu halten und die Situation, in der dein Hund sich befindet, analysieren.
Knurren ist für deinen Hund ein Ausdruck der Gefühlswelt, in der er sich gerade empfindet. Er kann dir damit sagen, dass er sich unwohl fühlt, Angst oder Schmerzen hat oder allgemein unzufrieden ist. Mit knurren zeigt der Hund dem Gegenüber in Hundesprache sehr deutlich, dass er in diesem Moment kein Interesse an Interaktionen hat.
Wenn sich dein Hund auf dem Spaziergang beispielsweise an der Pfote verletzt hat und dich nicht nachschauen lassen möchte, können Schmerzen oder Angst der Grund dafür sein und das Knurren der simple Ausdruck der Abneigung.
Geht es um Futter, Spielzeug oder andere Ressourcen, stellt dein Hund damit deutlich klar, dass er das jeweilige Objekt als sein Eigentum ansieht und du die Finger davon zu lassen hast. Wenn dein Hund bedrängt wird – von einer Person (egal ob fremd oder bekannt) oder einem anderen Hund – ist die verbale Warnung meist ein Zeichen dafür, dass er in Ruhe gelassen werden möchte.
Auch im Spiel kann Knurren auftreten, zum Beispiel wenn zwei Hunde miteinander raufen, toben oder mit einem Stöckchen spielen. Bei einem längeren und intensiveren Zerrspiel (z.B. mit einem Seil) kann deinem Hund durchaus im Eifer des Gefechtes ein Knurren rausrutschen. Meist wenn er gerade begeistert den Kopf hin und her wirft, um dir das Seil aus der Hand und sich die Beute unter den Nagel zu reißen. Hat dein Hund dabei aber ein entspanntes und freundliches Gesicht, musst du dir keine Sorgen machen und kannst das wilde Spiel genießen. Wenn er dich dabei jedoch fixiert und seine Körperhaltung steif wird, solltest du das Spiel umgehend beenden und das Seil einkassieren.
Behalte immer im Hinterkopf, dass Knurren auch ein Ausdruck gesteierter Aufregung sein kann. In so einem Moment solltest du etwas Dampf aus dem Spiel zu nehmen. Denn das sind die Momente, in denen leicht Unfälle passieren können.
Hier ein Beispiel:
Deinem Hund rutscht das Seil aus dem Mund und er greift danach, um es fest zu halten. Dabei ist er etwas gröber als gewöhnlich, weil er einfach so aufgeregt ist und so viel Spaß hat. Aus Versehen ist leider dein Finger dazwischen und schon kann es weh tun. Und dann sitzt man beim Arzt um sich eine Tetanusspritze verpassen zu lassen und muss seinen Hund verteidigen. „Nein, der ist noch nie gegen Menschen aggressiv gewesen, das war ein Versehen…“ Ungefähr so, als wäre man die Kellertreppe runter gefallen. Du verstehst, was ich meine?
Es gibt also definitiv ein aggressives, ängstliches und ein spielerisches Knurren. Diesen Unterschied zu erkennen ist manchmal nicht ganz einfach und erfordert ein geübtes Auge. Dennoch ist es extrem wichtig, den Grund für das Knurren zu kennen, denn im aggressiven Fall wäre es die letzte Warnung vor einer körperlichen Attacke seitens des Hundes, z.B. durch Schnappen. In der Regel wirst du im Vorfeld eines aggressiv gemeinten Knurrens zahlreiche nonverbale Signale bemerken, du musst nur genau hinschauen. Auf diese kleinen Signale zu achten und bereits vor einer schlimmeren Eskalation eingreifen zu können, gehört zu den Fähigkeiten eines guten Rudelchefs. Die Mimik und Körpersprache seines Hundes lesen zu können hilft für mehr Verständnis in vielen Situationen – auch wenn dein Hund knurrt.
Das ist die entscheidende Frage. Wenn dein Hund dich, andere Menschen, Kinder oder Hunde anknurrt, solltest du dir zunächst die Situation ganz genau anschauen. Sind Beute, Futter, Spielzeug oder andere Ressourcen im Spiel, die dein Hund vielleicht verteidigen will? Hat er sich verletzt und möchte nicht, dass du eine bestimmte Stelle berührst, weil es ihm unangenehm ist oder Schmerzen zufügt? Auch aufgestaute Frustration und schlechte Erfahrungen können ein Grund sein.
Besonders wenn Kinder mit dem Hund zusammen sind, sollte man die beiden niemals – auch nicht für eine Sekunde – aus den Augen lassen. Kinder wissen oft noch nicht, wie sie mit Hunden umgehen sollten und erkennen die abwehrenden Signale mitunter nicht. Wenn der Hund abwehrende Signale (distanzvergrößernde Signale) sendet und diese vom Kind aus Unwissenheit nicht beachtet werden, kann es zu Zwischenfällen kommen.
Bevor ein Hund knurrt sendet er eine ganze Reihe anderer Signale, die lautlos durch die Mimik und Körpersprache deines Hundes kommuniziert werden. Wendet er den Blick ab, leckt sich die Lippen, gähnt oder kratzt sich oder geht sogar weg, sind das bereits die ersten Zeichen dafür, dass er sich der Situation entziehen möchte.
Diese ersten Zeichen kann man auch im Alltag relativ oft beobachten, wenn man ein bißchen angespannt ist und der Hund im Training nicht versteht, was man von ihm möchte. Oft kommt es dann zu so genannten Übersprungshandlungen wie Gähnen oder Kratzen. Damit versucht dein Hund, die Situation zu umgehen, in der er nicht versteht, was du von ihm erwartest und baut gleichzeitig Streß ab. Wenn du unterwegs bist, deinen Hund mehrfach rufen musstest und du schon leicht geladen bist, als er endlich zurück kommt, kann man solch ein Verhalten oft beobachten. Der Hund kommt nicht, wie von dir erwartet, auf direktem Weg zu dir zurück kommt, sondern läuft einen leichten Bogen oder stellt sich sogar komplett seitlich zu dir und schnuppert an einer ganz besonderen Stelle. Ich habe es lange Zeit als Geste eines echten Arschlochhundes interpretiert. Wie kann der nur so rotzfrech sein und mich so dreist ignorieren? In der Hundesprache ist das jedoch eine beschwichtigende Verhaltensweise, die dem Gegenüber signalisieren soll, dass man nichts Böses im Sinn hat. Ein klassischer Fall des „An-einander-vorbei-Redens“, würde ich sagen.
Die oben genannten Zeichen treten nicht zwangsläufig immer in derselben Reihenfolge und in genau diesen Stufen auf. Die Kommunikation der Hunde ist komplex und vielfältig. Vieles tritt gleichzeitig auf und die Wechsel sind schnell. Erst wenn alle diese Zeichen nicht helfen, der Suítuation zu entkommen, geht dein Hund in die Lautsprache über und knurrt. Er verleiht damit seinen vorherigen nonverbalen Forderungen Nachdruck und gibt eine letzte Warnung, bevor er zum Schnappen oder Beißen übergeht. Wenn du diese Zeichen lesen und verstehen kannst, kannst du in vielen Fällen schon eingreifen, bevor es zu einer Eskalation kommt, Schlimmeres vermeiden und zur Sicherheit deines Rudel beitragen.
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Wir kommen direkt zum Thema Kinder und Hunde, weil viele von euch Eltern sind oder zumindest Kinder im Freundeskreis haben. Zunächst einmal solltest du dafür sorgen, dass das Kind lernt, respektvoll mit dem Hund umzugehen. Hole dir dazu die Eltern ins Boot, damit auch sie lernen, Hunde besser einzuschätzen. Man sollte Kinder und Hunde niemals unbeaufsichtigt lassen, auch nicht nur ganz kurz mal eben. Ein Missverständnis zwischen beiden kann sehr schnell passieren, besonders wenn sie sich noch nicht lange kennen.
Am besten nutzt du die gemeinsame Zeit, beiden – Kind und Hund – beizubringen, wie man respektvoll und freundlich miteinander umgeht. Gegenseitig Grenzen zu kennen und zu beachten ist die Grundvoraussetzung für eine wunderschöne Kindheit mit Hund. Speziell Babys und Kleinkinder stellen für viele Hunde eine besondere Herausforderung dar. Durch ihre unbeholfenen Bewegungen und die oft lauten, schrillen Geräusch wird der Jagdinstinkt mancher Hunde aktiviert. Das kann sich zunächst spielerisch zeigen, dann aber schnell ruppiger werden und möglicherweise mit einem Biss enden.
Knurrt dein Hund fremde Menschen an, die sich euch nähern, dann bitte diese Abstand zu halten. Es ist deine Aufgabe als Rudelchef, Begegnungen mit rudelfremden Menschen und Hunden zu kontrollieren und für deinen Vierbeiner so angenehm wie möglich zu gestalten. Wenn er keinen Kontakt möchte, solltest du ihm seinen Freiraum geben. Er wird es dir danken. Definitiv! Wenn er sieht, dass du dich für ihn um die Situation kümmerst, wird er sich schnell wieder entspannen, weil er sich bei dir sicher fühlt.
Ich mache mit allen meinen Hunden gleich am Anfang eine Art Desensibilisierung, die ich auch später noch hin und wieder übe. Am besten eigenen sich Knochen (wenn dein Hund sie mag) für diese Übung, da sie nicht zu schnell herunter geschluckt werden. Gib deinem Hund den Knochen und lass ihn kurz daran kauen. Dann versuchst du, ihm diesen wieder abzunehmen. Allerdings nicht mit einem „Aus“ im Kommandoton oder einfach aus dem Maul reißen. Das heizt nur seinen Beutetrieb unnötig an. Wir wollen, dass er den Knochen freiwillig ausspuckt und uns überlässt.
Hocke dich seitlich neben deinen Hund und denke einfach nur daran, dass dein Hund den Knochen ausspuckt. Zweifle dabei selbst nicht einen Augenblick daran, dass dein Hund dir den Knochen freiwillig überlässt. Bewege nun langsam und ruhig deine Hand zum Knochen und fass diesen an. Nicht zerren, nur festhalten und weiterhin das Bild im Kopf. Und dann ist Geduld gefragt. Früher oder später wird er ihn ausspucken und dann musst du kräftig loben. Nimm den Knochen kurz weg und gib ihm diesen dann wieder. So zeigst du ihm, dass es nichts Schlimmes ist, dir seine Beute zu überlassen. Sollte dein Hund Knurren, wenn du mit der Hand zu nahe kommst, dann ziehe diese nicht zurück, sondern halte nur inne. Du sendest deinem Hund sonst falsche Signale und er weiß, dass er mit Knurren weiter kommt. Warte kurz ab, bis er sich beruhigt hat und mache dann weiter.
Wenn du verunsichert bist, ob du das Knurren richtig interpretierst und entsprechend handelst, dann such dir Unterstützung von einem guten Hundetrainer oder einer Hundeschule. Viele Feinheiten der hündischen Körpersprache sind gerade für Anfänger nur sehr schwer zu deuten und zu verstehen. Hier kann der Ratschlag eines erfahrenen Profis weiterhelfen.
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Hallo, also verstehe ich das richtig, wenn ich mit meinem Hund übe, dass er seine Beute mir freiwillig gibt, dann knurrt er keine anderen mehr beim Spaziergang an? verstehe den Zusammenhang nicht. Mit freundlichen Grüßen, Nadine
Hallo Nadine,
nein, da hast du Recht, das steht nicht im Zusammenhang. Dieser Teil war darauf bezogen, wenn der Hund dich anknurrt, wenn er etwas Leckeres hat. War im Text vielleicht ein wenig unklar, bitte entschuldige. Wenn dein Hund beim Spaziergang fremde Menschen anknurrt, dann würde ich an deiner Stelle diese Menschen bitten, auf Abstand zu bleiben. Im Zweifelsfall holst du dir am besten einen guten Hundetrainer in deiner Nähe dazu. Hunde sind unterschiedlich und es gibt kein Null-Acht-Fuffzehn-Training. Die Gründe für das Knurren sind wichtig, zu begreifen. Ich wünsche dir viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Franziska & Das Lieblingsrudel ♥