Nelly hat mich gelehrt, extrem umsichtig mit Hund unterwegs zu sein, denn ihr Schutztrieb und die Abneigung gegenüber Fremden verschwanden nie ganz. Sie war schon auch ein bisschen eine tickende Bombe auf der Straße, aber ich wusste was wie mit ihr geht, was nicht und hatte immer den absoluten „Notfallplan“ in der Tasche. Es wurde nie jemand durch sie gefährdet.
Ich lernte auch – im Rahmen meiner persönlichen Möglichkeiten – meine Gefühle zu kontrollieren und bestimmter aufzutreten. Ich betone „im Rahmen meiner Möglichkeiten“ deshalb, weil ich nicht der Typ bin, der wie eine Dampframme auftreten kann. Aber auch das habe ich von Nelly gelernt. Denn Anfangs war ich dermaßen überfordert mit ihr, dass ich sie viel angeschrien habe. Und als ich merkte, dass jedes Flüstern wirkungsvoller war, hörte sie mir nicht nur tausend Mal besser zu, sondern brachte mir auch bei, selbst ruhiger zu werden.
Nelly war ein Hund, der sein Leben lang mit der Gesundheit Probleme hatte. Es fing an mit Allergien, die mich zum Barfen brachten. Ich hantierte also mit totem Tier, obwohl ich seit meinem 14. Lebensjahr Vegetarier bin. Das war 2007 und damals waren es 11 Jahre, heute sind es 23 Jahre und dank Nelly bin ich wirklich überzeugter Barfer geworden.
Das fiel mir anfangs total schwer und auch heute fasse ich Fleisch nicht mit bloßen Händen an. Aber das muss ich ja auch nicht, Handschuhe sei dank. 😉
Mit 5 Jahren wurde bei ihr beidseitig eine Hüfftgelenksdysplasie (HD) schwersten Grades (E) festgestellt, sowie ein zurückliegender Bandscheibenvorfall. Dadurch lernte ich nicht nur die in meinen Augen beste Tierärztin kennen, sondern ich lernte durch diese spezialisierte Tierärztin auch viel über das Thema Schmerzerkennung beim Hund. Denn kurz vor Nelly´s Diagnose gewann sie noch einen Kurzstreckensprint gegen eine (gesunde!) Podenco-Hündin. Nelly war schnell wie der Wind.
Dass sie unsägliche Schmerzen gehabt haben soll, war für mich eigentlich unmöglich. Durch meine Tierärztin lernte ich dann aber die kleinsten Anzeichen zu erkennen und richtig einzuordnen. Das kam seither nicht nur Nelly zugute, sondern allen Hunden, die folgten, sowie meinen Kundenhunden auch. Wie du Schmerzen beim Hund erkennst, habe ich in diesem Beitrag schon mal angerissen.
Hier möchte ich einen kleinen Ausflug in die Gesundheit von meinem jetzigen Othello machen. Othello war der erste Welpe in meinem Leben. Bloß alles richtig machen! Gesundheit und Verhalten in richtige Bahnen lenken und so weiter.
Doch immer öfter kam mir der Gedanke, dass er irgendein Problem mit dem Bewegungsapparat hat. Da es vorwiegend um den Hüftbereich ging, tippte ich natürlich auf HD. Als er 1,5 Jahre alt war, ging es also zum Tierarzt zum HD-Röntgen.
Ergebnis: HD hat er nicht, Hüften sind erste Sahne. Und du ahnst… es gab ein „Aber“. Das „Aber“ war eine Veränderung der Lendenwirbelsäule. So selten und so unerforscht, dass es weder eine Behandlungsmöglichkeit gibt, noch weiss man, woher so etwas rührt. Meine Tierärztin hatte das zu diesem Zeitpunkt erst zum dritten Mal auf dem Tisch. Die Praxis gibt es seit Sommer 2009 und ist, wie gesagt, auf den Bewegungsapparat spezialisiert. Also WENN das jemand auf den Tisch bekommt, dann ja sie.
Othello zeigte tatsächlich nur drei kleine Anzeichen, an denen wir erkannt haben, dass da was nicht stimmt: