Manche Hunde tragen Halsbänder, andere Hundehalter wiederum schwören auf Geschirre. Unsere Gastautorin Mona ist Händlerin bei Fördepfote und weiß, was zu welchem Hund passt. Sie verrät dir heute, worauf du bei der Auswahl von Halsbändern und Geschirren für deinen Hund achten solltest.
Kaum ein Zubehör spaltet die Hundewelt so sehr wie die Frage nach „Halsband oder Geschirr“? Beides hat seine Vor- und Nachteile, die wir in diesem Artikel beleuchten wollen. Als erstes sei gesagt: Es gibt nicht DIE eine Wahrheit!
Ich habe persönlich drei Hunde, die in ihren Bedürfnissen und im täglichen Umgang kaum unterschiedlicher sein könnten:
Es ist also wichtig, sich zuerst einmal die physische Beschaffenheit des Hundes anzuschauen und dann verschiedene Modelle auszuprobieren, bis man eins gefunden hat, das gut sitzt und für den Hund passend ist.
Das Halsband sollte in erster Linie so breit wie möglich sein, damit eventueller Druck, der über die Leine ausgeübt wird, gut verteilt wird. Es kann immer mal vorkommen, dass der Hund in die Leine springt. Das passiert selbst den besten Hundehaltern unter uns. Ein breites Halsband garantiert eine gute Druckverteilung und mindert Verletzungsgefahren an Halswirbelsäule und Kehlkopf, sowie den empfindlichen Weichteilen, wie Luft- und Speiseröhre. Man spricht davon, dass die Halsbandbreite ungefähr zwei Wirbellängen umfassen sollte.
So findest du heraus, ob das Halsband die richtige Breite hat: Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln. Der Hals ist bei jedem Hund unterschiedlich lang und somit ist auch die Länge der Wirbel individuell. Du kannst also die Länge des Halses messen und dies dann auf die sieben Halswirbel berechnen. So kannst du ungefähr abschätzen wie lang zwei Wirbel sind. Bei Hunden mit dickem, kurzen Hals ist es schwieriger, diese Regel einzuhalten, denn ein Halsband soll natürlich auch nicht wie ein beklemmender Kragen sitzen.
Bei Nelly (Cocker-Mix) und Othello (Cocker) kommen zum Beispiel ausschliesslich Halsbänder ab 4 cm Breite zum Einsatz.
Dann haben wir aber noch eine spezielle Gruppe Hund: Die Hunde mit erschwerter Atmung wie zum Beispiel Mops oder Französische Bulldogge. Diese Hunde mit einem Halsband zu versorgen kann je nach Atmungs-Zustand des Einzelnen eine schlechte Idee sein. Aber generell ist ein breites Halsband bei diesen Rassen schwierig, weil die Hälse so kurz sind.
Halsbänder für kleine Hunde sind fast immer sehr schmal, zumindest dann, wenn man sie von der Stange kauft. Dass breitere Halsbänder besser für die Hundegesundheit sind, ist scheinbar bei vielen Herstellern noch nicht angekommen und auch wir Händler haben Probleme, vernünftige Halsbänder für kleine Hunde anbieten zu können. Abhilfe schafft aber ein breites Angebot von kleinen Manufakturen, die dir ein Halsband nach deinen Wünschen fertigen. Diese Sorte Halsbänder findest du online oder auch in vielen Inhabergeführten Hundeläden, die Wert darauf legen sich von der Masse abzuheben, wie z.B. in meinem Laden in Flensburg.
Außerdem solltest du auch auf die Art der Verschlüsse achten. Es gibt drei verschiedene Verschlussvarianten bei Halsbändern, die alle für unterschiedliche Bedürfnisse geeignet sind.
Es gibt viele Geschirre für verschiedene Zwecke, aber ich möchte dir hier das „normale“ Führgeschirr erläutern.
Ein Geschirr sollte so sitzen, dass die Schultern frei sind und auch bei eventuellem Zug das Geschirr nicht so hoch rutscht, dass es auf dem Kehlkopf bzw. Hals aufliegt, denn sonst hat man den gleichen Effekt wie beim Halsband. Hierfür gibt es verschiedene Modelle.
Vorne sollte das Geschirr auf dem Brustbeinanfang aufliegen, das ist der etwas hervorstehende Knubbel unter dem Hals. An dieser Stelle kreuzen sich Führgeschirre häufig und du solltest darauf achten, dass keine Metallteile an dieser Stelle ungeschützt aufliegen, denn das ist für deinen Hund unangenehm. Dass das Geschirr bei Zug etwas hoch rutscht, ist nicht ungewöhnlich, es sollte aber nicht zu weit nach oben rutschen.
Handelt es sich um ein Führgeschirr aus Gurtband ist auch wichtig, wo der hintere Riemen sitzt. Dieser sollte ca. eine Hand breit hinter den Achseln liegen. Die Hand breit ist eine ungefähre Angabe, denn bei kleinen, kurzen Hunden passt diese „Faustregel“ nicht unbedingt. Wichtig ist, dass der Riemen nicht in den Achseln sitzt, denn das behindert deinen Hund beim Laufen. Auf keinen Fall darf das Geschirr auf den offenen Rippen sitzen, also zu weit hinten. Nicht alle Rippen sind mit dem Brustbein verbunden. Übt ein Geschirr Druck auf die offenen Rippen aus, können diese brechen – also Achtung! Erhebliche Verletzungsgefahr! Bei einem gut sitzenden Y-Geschirr besteht diese Gefahr jedoch nicht.
Das Westengeschirr sitzt anders, als ein Y-Geschirr und deckt einen grösseren Teil des Brustkorbes ab. Wichtig ist bei dieser Art Geschirr, dass es aus einem leichten Stoff ist, damit es den Hund nicht in den Bewegungen blockiert. Die meisten sind aus AirMesh gefertigt, was den Vorteil mitbringt, dass es außerdem schnell trocknet. Diese Geschirre haben bei der Draufsicht „Falten“, die die Bewegungsfreiheit der Schulter garantiert. Westengeschirre bedecken unter anderem den gesamten Brustbereich, was z.B. für Hunde eine Hilfe sein kann, die Probleme mit dem Treppensteigen haben. Man sollte den Hund an diesem Geschirr – wie mit keinem anderen – nicht heben, aber man kann ihn unterstützen.
Das sogenannte Norweger-Geschirr, das wohl am bekanntesten mit lustigen Klett-Wörtern an der Seite ist, ist leider ein denkbar ungeeignetes Geschirr. Zum einen ist es für Hunde ein leichtes aus dem Geschirr herauszuschlüpfen, indem sie die „Gebetsstellung“ einnehmen. Wenn dann ein Zug von vorne kommt, ist „es“ auch schon passiert. Besonders doof ist es, wenn einem das wie mir mit Nelly an einer Steilküste passiert und der Hund fröhlich am Abgrund herum turnt. Das waren echte Schreckmomente.
Der Brustriemen sitzt häufig zu hoch, sodass er auf dem unteren Hals aufliegt und bei Zug noch höher rutscht.
Der Riemen, der über die Brust führt, liegt auf den Schulterblättern auf und blockiert maßgeblich die Bewegung des Hundes. Häufig weisen solche Geschirre auch einen „Sattel“ auf. Der Griff daran ist unglaublich praktisch, daran gibt es wirklich nichts zu rütteln. Im Sommer bildet sich unter diesem „Sattel“ aber Hitze und ggf. auch Feuchtigkeit, was für den Hund sehr unangenehm ist und zu Hautirritationen und HotSpots führen kann.
Die Erfahrung hat leider in diesem Fall tatsächlich gezeigt, dass „billig“ nicht wirklich gut ist. Günstige Geschirre verrutschen beim Laufen und hängen dann auf „Halb 8“ am Hund herunter, was ihn natürlich auch beim Laufen behindert. Ich sage waghalsig, dass das auf alle „Billig-Geschirre“ zutrifft, weil ich es noch nie anders erlebt habe. Und ich teste Zubehör, bevor etwas es ins Regal meines Ladens schafft.
Was kostet ein vernünftiges Geschirr? Dem Preis sind nach oben hin natürlich keine Grenzen gesetzt. Die meisten guten Geschirre beginnen bei kleinen Hunden ab 20-25 Euro und für mittelgroße und große Hunde ab 30-35 Euro. Der Vorteil ist: Man kauft nur einmal und hat dann etwas ordentliches.
Hier bekommst du eine vernünftige Beratung, wenn du dir nicht sicher bist:
In den grossen Ketten sind Verkäufer mit solidem Fachwissen zum Thema Geschirr leider eher wie Sternschnuppen. Das ist keinesfalls als Vorwurf gemeint, denn nicht jeder Mitarbeiter hat die Muße sich nach Feierabend noch hinzusetzen und jeden Bereich akribisch zu lernen, den er abdecken müsste. Und nicht jedem liegt jedes Thema, ich verstehe das. Aber auch die gibt es in den grossen Ketten, keine Frage.
Meistens ist man bei kleineren Läden aber besser aufgehoben. Die Produktpalette ist zwar nicht so groß, aber oft wählt der Inhaber Produkte aus, die er ruhigen Gewissens nach eigener Prüfung anbieten kann. Und er sollte dir auch zeigen können, wie dieses Zubehör zu sitzen hat. Am besten probierst du einfach mal ein paar Geschirre mit deinem Hund aus. Und das Vorurteil, dass kleine Läden immer teurer sind, ist auch nicht wirklich wahr. Die persönliche Beratung macht das mehr als wieder wett.
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