Eigentlich ist die Frage, ob Hunde eine Persönlichkeit haben, ziemlich sinnlos. Jeder Hundehalter wird dir sofort zig Geschichten erzählen, die ihren Hund als echten Charakterkopf darstellen. Und tatsächlich haben Hunde unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale, die teilweise angeboren, aber auch erlernt sind. Im heutigen Blogartikel stelle ich mir die Frage, was die Persönlichkeit eines Hundes beeinflusst.

Auf Hundewiesen und in Parks findet man die verschiedensten Hunde, die alle ganz persönliche Vorlieben, Abneigungen und Charakterzüge haben. Da ist der aufgedrehte Ball-Junky, der für sein Spielzeug alles tut. Der ständig schnüffelnde Jagdhund, den man keine Minute aus dem Auge lassen kann, weil er sonst ungehemmt seinem Jagdhobby fröhnt. Die schüchterne Schäferhündin, die ihrem Frauchen nicht von der Seite weicht und anderen Hunden lieber aus dem Weg geht. Und da ist der kleine Napoleon, ein Chihuahua, der gern die Weltherrschaft an sich reißen würde.

So vielfältig die Charaktere der Menschen, so viele Persönlichkeiten findet man auch unter den Hunden. Es ist unbestritten, dass jeder Hund seine eigene Persönlichkeit hat, auch wenn natürlich die jeweilige Rasse einen ganz entscheidenden Ausschlag geben kann. Halter von Rassehunden werden mir sicher zustimmen, dass bestimmte Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale rassespezifisch sind. So sind Molosser, zu deren Gruppe meine Püppi gehört, bekannt z.B.. für ihren Eigensinn und Loyalität.

Bei Mischlingen kann man da meist nur raten, welche Rasse hinter einer Charaktereigenschaft steckt. Oder du machst es wie ich und machst mit deinem Hund einen Gentest, der dir verrät, welche Rassen in deinem Mischling stecken. Das merke ich immer wieder bei Murdoch, der ein wilder Mix aus Dalmatiner, Labrador, Schäferhund, und Rhodesian Ridgeback ist. Er kenn ein echtes Überraschungspaket sein! Besonders in unbekannten Situationen, weiß man nie, mit wem man es gleich zu tun bekommt.

Murdoch (Mischling) - das Überraschungspaket

Wieviel ist vererbt und wieviel ist erlernt?

Doch nicht alle Charaktereigenschaften sind durch die Rasse vorgegeben und somit vererbt. Auch im Laufe eines Lebens können sich bestimmte Macken und Eigenarten herausbilden. Auch Umwelteinflüsse, Erlebnisse und natürlich die Erziehung tragen entscheidend dazu bei, wie sich die Persönlichkeit eines Hundes entwickelt.

Sie ist es beispielsweise nachgewiesen, dass Stresshormone die Entwicklung negativ beeinflussen können. Welpen, die z.B. zu früh von der Mutter getrennt wurden, können später mit Verlustangst oder einem generell eher bescheidenen Selbstbewusstsein zu kämpfen haben. Dass manche Hunde aufgrund schlechter Erfahrungen eine Abneigung gegen bestimmte Hunderassen oder das Aussehen (großer, schwarzer Hund) entwickeln, dürfte der eine oder andere schon mal gehört haben.

Es ist also keineswegs so, dass die Persönlichkeit allein aufgrund der Rasse und Genetik bestimmt wird. Die gesamten Lebensumstände eines Hundes beeinflussen seine „Macken“, die natürlich auch positiv sein können. So ist es z.B. bei meiner Püppi so, dass sie wirklich jedes Mal, wenn jemand das Haus betritt, panisch nach irgendwas sucht, was sie dem Besuch bringen kann. Meist sind es Schuhe, die irgendwo herumstehen. Sollten keine da sein, bringt sie auch gern schon mal ein ganzes Hundebett.

Ich weiß nicht genau, wann Püppi das Verhalten erlernt hat und unter welchen Umständen. Als sie mit einem Jahr zu uns kam, zeigte sie diese liebenswerte „Macke“ schon. Im Laufe der Jahre werden wir es aber nicht besser gemacht haben, denn es sind immer alle hin und weg und sie bekommt jede Menge Aufmerksamkeit, wenn sie das macht. Sie ist sogar bekannt dafür und mittlerweile erwartet der Besuch schon ganz aufgeregt das Geschenk. Applaus und Bewunderung!

Kein Wunder also, dass sich dieses Verhalten immer mehr etabliert und sie mittlerweile hin und wieder einfach so irgendwas anschleppt.

Püppi - wartet auf Besuch

Umstände beeinflussen die Persönlichkeit

Betrachtet man das Ganze mal rein wissenschaftlich, gibt es fünf Komponenten, die einen Einfluss auf den Charakterzüge eines Hund haben können.

  • Futter: Wie sehr lässt sich dein Hund durch Nahrung bzw. Leckerlies motivieren?
  • Spieltrieb: Ist er für jedes noch so kleine Spiel zu haben oder kannst du ihn mit sowas nicht hinter dem Ofen vorlocken?
  • Energielevel: Gehört dein Hund zu den wahren Action-Junkies oder ist er eher eine Couch Potato?
  • Umwelt und Situationen: Ist dein Hund ruhig und selbstsicher in unbekannten Situationen, eher zurückhaltend oder sogar ängstlich?
  • Sozialkontakt: Bevorzugt deinen Hund menschliche Nähe oder liegt er lieber für sich allein?

Wenn man es so betrachtet, sind meine beiden Hunde dann doch eher gegensätzlich:

Murdoch interessiert sich außerhalb der normalen Mahlzeiten nur für Futter, wenn nichts anderes zur Option steht. Er ist eher mit einem kleinen Spiel oder etwas Action zu begeistern. Er nimmt zwar die Leckerlies auch, schluckt sie aber ohne Kauen runter und wartet gespannt, was als nächstes passiert. Dementsprechend hoch ist auch sein Energielevel. Er könnte den ganzen Tag Action haben, wenn man ihm die Ruhepausen nicht mehr oder weniger aufzwingt. An unbekannten Orten ist er eher unsicher, bellt Unbekanntes an, orientiert sich dann aber trotzdem an mir und ist froh, dass sich jemand um die Dinge kümmert. Abends auf der Couch ist er der ungeschlagene Kuschelmeister und für seine bizarren Schlafpositionen bekannt.

Freya (Püppi) ist ein wahrer Staubsauger und lernt sehr schnell, wenn man Leckerlies einsetzt. Spielen ist bei ihr abhängig von der Tagesform, aber selbst, wenn sie kasperig drauf ist, ist nach 4-5 Mal z.B. Ball werfen bei ihr Schluss und sie legt sich in eine gemütliche Ecke, um von dort das Treiben im Blick zu behalten. Sie hat ein eher niedriges Energielevel und denkt lieber dreimal über irgendwas nach, bevor sie sich bewegt. In unbekannten Situationen neigt sie dazu, forsch voran zu gehen, lässt sich aber von mir immer gut in die Bahn lenken. Wenn Feierabend ist, liegt sie auch gern mal in der Couch im Büro, während alle anderen im Wohnzimmer sitzen.

Den Hund artgerecht fördern

Wenn wir über die artgerechte Auslastung unserer Hunde sprechen, sollten wir also nicht nut die rassespezifischen Eigenschaften und Vorlieben beachten, sondern auch das, was der Hund an Persönlichkeit mitbringt. Jeder hat Talente und Schwächen, wieso also etwas trainieren, was dem Hund vielleicht gar nicht liegt? Das bedeutet Anstrengung für beide Seiten, obwohl die gemeinsamen Unternehmungen doch eigentlich Spaß machen sollen.

Wenn ich beispielsweise mit Püppi zum Agility gehen würde, wäre das etwas, was nicht wirklich ihrer Persönlichkeit entspricht. Nasenarbeit oder Fährtensuche sind für sie die passendere Beschäftigung, bei der wir beide viel Spaß haben. Murdoch wiederum ist eher der Sportler-Typ. Er hat seine wahre Freude, wenn wir auf den Gassirunden kleine Sportaufgaben einbauen.

Persönlichkeitsmerkmale sind nicht in Stein gemeißelt

Ich hatte ja Eingangs bereits von Püppis Schuhtick gesprochen. Ich persönlich finde das witzig, deshalb habe ich nie etwas getan, dass sie damit aufhört. Aber es gibt natürlich auch Verhaltensweisen, die nicht unbedingt positiv sind. Nur weil der Status Quo vielleicht gerade so ist, heißt das nicht, dass es für immer so bleiben wird. Sicherlich lassen sich manche Dinge, wie z.B. ein ausgeprägter Futtertrieb, nicht so leicht managen, aber sie sind nur selten nicht veränderbar.

Je früher du damit beginnst, unerwünschte Persönlichkeitsmerkmale in eine andere Richtung zu lenken, desto einfacher werden sie sich beheben lassen. Je öfter du mit deinem Hund in schwierigen Situationen ein erwünschtes Verhalten übst, desto leichter wird er sich beeinflussen lassen. In Püppis Fall sehe ich keinerlei Verbesserungspotential (eher das Gegenteil), weil es zu schwierig wäre den Menschen ein anderes Verhalten anzugewöhnen! Denn wenn die jedes Mal positiv verstärkend durch pure Freude und Hingebung reagieren, werde ich wohl kaum eine Chance haben.