Veraltete Ansichten in der Hundeerziehung Teil 2! Vor ein paar Wochen habe ich im Artikel „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ über Erziehungsmethoden berichtet, die ich früher für wahr gehalten habe. Im Zusammenleben mit meinem Lieblingsrudel habe ich mich jedoch ein ganzes Stück weiter entwickelt und festgestellt, dass einige Ansichten wirklich absoluter Schwachsinn sind bzw. nicht verallgemeinert werden können.

In der Diskussion, die dem Artikel folgte, kamen dann noch ganz andere Ansichten zu Tage, die ich heute für überholt halte. Deshalb gibt es jetzt mal wieder ein wenig kritische Selbstreflektion im zweiten Teil unserer „Geschwätz“-Reihe.

Hunde müssen immer nach den Menschen essen

Früher habe ich peinlich genau darauf geachtet, dass meine Hunde immer erst nach uns Menschen etwas zu essen bekommen. Ich glaubte, wenn das nicht so ist, würde sofort die Rangfolge in Frage gestellt werden. Immerhin (so glaubte ich) fressen im Wolfsrudel auch die ranghöchsten Tier zuerst und die rangniedrigen müssen sich mit den Resten abgegeben.

Mittlerweile finde ich es anstrengend, peinlich genau darauf zu achten, dass meine Hunde erst nach mir etwas zu essen bekommen. Besonders beim Abendessen mache ich es jetzt anders. Ich koche für uns Menschen und wenn das Essen fast fertig ist, bekommen die Hunde ihre Mahlzeiten. Dadurch spare ich mir die durchbohrenden Blicke, das penetrante Fiepsen und das Gefühl, die Hunde würden jeden Moment vom Fleisch fallen. Ich möchte gern in Ruhe essen und danach nicht sofort aufspringen müssen, um die Tiere zu füttern.

Dafür gibt es bei uns eine andere Regel: Wenn die beiden mit fressen fertig sind, gehen sie in ihr Hundebett und halten die Klappe. Das funktioniert sehr gut, so dass wir uns alle mit diesem kleinen Ritual arrangiert haben. Ich brauche auch keine Angst zu haben, dass ich plötzlich nicht mehr der Rudelchef bin, nur weil die beiden vor mir essen dürfen. Denn ich bin immer noch derjenige, der die Ressource Futter verwaltet. Es gibt nur eine Ausnahme, wo die Hunde wirklich warten müssen, bis wir Menschen fertig sind. Das ist, wenn meine Eltern und Oma zum Kaffee trinken zu Besuch sind. Da essen wir Menschen unseren Kuchen und hinterher gibt es für die Hunde einen kleinen Klecks Schlagsahne, die sie dann vom Teller ablecken dürfen.

Hunde müssen hinter einem laufen

Diese Hunderegel ist noch ein Relikt aus der Zeit, wo ich mich zumindest teilweise an den Trainingsmethoden von Cesar Milan orientiert habe. Keine Angst, das mit dem Treten war nicht dabei. Da hieß es jedoch immer, der Hund soll beim Gassi gehen immer hinter einem laufen, denn vorne läuft der Rudelchef. Das ging sogar so weit, dass meine Hundetrainerin mir damals empfahl, einen Taschenspiegel mitzunehmen, damit ich die Hunde hinter mir beobachten kann, ohne mich dabei umzudrehen. Angucken war nämlich unterwegs auch verboten, damit der Hund sich mehr an mir orientiert).

Ich habe Ewigkeiten versucht, Murdoch hinter mir zu halten, der allerdings gern in sehr sportlichem Tempo unterwegs ist. Das war ein wahrer Kampf. Irgendwann habe ich aufgegeben und seitdem läuft Murdoch ca. eine halbe Körperlänge vor mir. Das ist für uns beide stressfreier und macht für ihn eigentlich keinen Unterschied, denn die Leine hängt trotzdem meistens locker durch. Püppi hielt sich automatisch immer leicht hinter mir bzw. lief im perfekten Fuß.

Es gibt nur eine Ausnahme, wo ich diese Regel dennoch anwende: Wenn uns ein anderer Hund begegnet. Dann stelle ich mich bewusst vor meine Hunde und signalisiere ihnen so, dass ich die Verantwortung für die Situation übernehme.

Hundefutter ist gesund und artgerecht, wenn es drauf steht

Das leidige Thema „artgerechte Hundeernährung“… Mittlerweile habe ich mich diesbezüglich schon fast zu einem Freak entwickelt. Auch wenn ich aus Bequemlichkeit immer noch Trockenfutter (aber hochwertiges!) füttere, lässt mich das Thema einfach nicht los. Vielleicht hast du es mitbekommen, dass ich in den nächsten Monaten mal Clean Feeding ausprobieren möchte und mir dazu gerade einen Plan mache? Früher war mir das nicht so wichtig.

Mein erster Hund, Herr Dr. Schröder, hat fast sein ganzes Leben lang das Trockenfutter von Aldi bekommen, weil „Stiftung Warentest: gut“ drauf stand. Erst ca. ein Jahr bevor es mit ihm zu Ende ging, habe ich ihn aus gesundheitlichen Gründen auf BARF umgestellt. Ich habe einfach immer geglaubt, was vorne auf der Packung stand und eigentlich nie einen Blick auf die Inhaltsstoffe geworfen. Er hat sogar hin und wieder Frolic bekommen, wenn ich ihm was Gutes tun wollte, weil er es unfassbar lecker fand. Natürlich war mir bewusst, dass seine Haufen eine unnatürlich orange Farbe haben, aber ich hab mich zu der Zeit ja auch noch hin und wieder von McDonalds und Co. ernährt.

Wenn ich heute in den Supermarkt oder Zoofachhandel gehe, weil ich vergessen habe, rechtzeitig Nachschub unseres Hundefutters zu bestellen, hab ich schon schlechte Laune, bevor ich überhaupt den Laden betrete. Ich weiss, was auf mich zu kommt: Stundenlange Recherche des Kleingedruckten und die frustrierende Feststellung, dass ich wirklich kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis finden werde. Und wenn dann noch eine freundliche Mitarbeiterin um die Ecke schaut und höflich fragt, ob sie mich beraten kann, tut sie mir schon fast leid.

Nein, in der Hundefutter-Abteilung möchte man mit mir wirklich kein Gespräch anfangen…