Silvester steht vor der Tür und damit auch eine anstrengende Zeit für viele Hunde. Die angst einflößenden Geräusche und Lichter sind jedes Jahr eine sehr nervenaufreibende Zeit. Bislang war ich immer sehr unvorbereitet, doch dieses Jahr soll das anders sein. Denn wir machen gerade ein Geräuschtraining, also eine Desensibilisierung gegen Feuerwerk und Gewitter. In diesem Artikel verrate ich dir, wie wir das machen.

Silvester beim Lieblingsrudel

In den letzten zwei Jahren habe ich bereits damit begonnen, eine Art Gegenkonditionierung bei Murdoch und Freya zu machen. Eigentlich ist nur Murdoch das Problem, denn er hat wirklich Angst vor Gewitter und Feuerwerk. Ich habe jedoch beobachtet, dass auch Püppi früher oder später unruhig wird. Seine Angst überträgt sich auf sie. Und bevor ich zwei verängstigte Hunde unter meinem Schreibtisch sitzen habe, müssen wir das Problem angehen.

Letztes Jahr war ich sogar soweit, dass ich es mit Eierlikör versucht habe. Das ist nicht unbedingt gesund, weil Alkohol natürlich für Hunde giftig ist. Ich wusste mir einfach nicht mehr anders zu helfen. Das hat ohnehin nur bedingt geklappt, denn Murdoch war nicht nach saufen. Püppi fand es toll und wollte sich seine Dosis gleich mit reinhauen, aber das war ja auch nicht Sinn der Sache.

Ich bleibe Silvester eigentlich immer zu Hause. Ich bin auch kein großer Fan von Feuerwerk! Ich verstehe auch die Leute nicht, die sich das ganze Jahr lang darüber beschweren, wie scheiße ihr Leben ist und dann an Silvester böllern. „Nächstes Jahr wird alles besser!“ „Endlich ist dieses verdammte Jahr vorbei.“ Wirklich? Was soll sich mit so einer Einstellung ändern? Ich bin gespannt, wie viele Menschen dieses Silvester Geld für Feuerwerk rausschmeißen. Nachdem 2020 von Corona dominiert war, wird dafür wohl nicht mehr viel übrig bleiben. Und wie stehen die Chancen, dass wir 2021 den Virus los sind und wieder zur Tagesordnung übergehen können? Meiner Meinung nach sehr gut, aber ich bin mir sicher, die ewig Nörgelnden werden trotzdem einen Grund finden, alles Scheiße zu finden.

Aber egal, das geht am Thema vorbei…

Geräuschtraining als Gegenkonditionierung

Beim Geräuschtraining geht es darum, Reize, die bislang negative Reaktionen ausgelöst haben zu desensibilisieren und positiv zu besetzen. Das kann, je nach Charakter und vorherigen Erfahrungen deines Hundes, Wochen oder sogar Monate dauern. Deshalb solltest du rechtzeitig mit dem Training anfangen.

Das brauchst du für das Silvestertraining:

  • ein Markerwort bzw. einen Clicker
  • super begehrenswerte Leckerlis
  • Feuerwerk-Geräusche, die du steuern und kontrolliert einsetzen kannst
  • unterstützend kannst du deinen Hund auf einen entspannenden Geruch (z.B. Lavendel) konditionieren

Die Geräusche findest du beispielsweise bei YouTube. Dort einfach suchen oder einen dieser Links hier nutzen:
Gewittertraining von Cane Corso Sam 
Feuerwerk Desensibilierung für Katzen 
Geräuschtraining für Fortgeschrittene

Vorbereitung auf das Silvestertraining

Bevor du mit dem Training beginnst, geh eine Runde Gassi, damit sich dein Hund richtig austoben kann. Er sollte zufrieden und entspannt sein, damit das Geräuschtraining erfolgreich verläuft. Idealerweise habt ihr auch schon ein kleines Ritual etabliert, bei dem er sich nach der Gassirunde automatisch entspannt auf seinen Platz zurück zieht.

Schritt für Schritt gegen die Silvesterangst beim Hund

Beginne mit den Geräuschen so, dass dein Hund sie zwar wahrnimmt und das auch zeigt, aber noch keine Stress- oder meideverhalten zeigt. Am besten also leise und nur sehr wenige. Die Geräusche sollen beim Hund noch im Wohlfühlbereich sein. Das ist von Hund zu Hund unterschiedlich, da musst du einfach ein bißchen ausprobieren, womit dein Hund sich noch wohl fühlt.

  1. Geräusch ertönt
  2. Du markerst umgehend danach mit deinem Markersignal
  3. Sehr hochwertige Belohnung und bei Bedarf auch eine Distanzvergrößerung zu dem Geräusch, wenn dein hund leichte Stresssignale zeigt.
  4. Erst wenn dein Hund nicht mehr reagiert, wenn das Geräusch ertönt, kannst du es etwas lauter und intensiver machen.
  5. Gehe in klitzekleinen Schritten vor, übe nur wenige Minuten am Stück und überfordere deinen Hund nicht
  6. Je nachdem wieviel Angst dein Hund zeigt, kann es Wochen oder sogar Monate dauern, bis das Training erfolgreich ist.

Keine Beruhigungsmittel gegen die Angst

Viele Hundehalter greifen bei angstauslösenden Situationen gern zu Beruhigungsmitteln, um ihrem Hund die Situation zu erleichtern. Im Allgemeinen würde ich davon jedoch dringend abraten. Viele dieser Medikamente verhindern lediglich, dass der Hund seine Angst zeigen kann. Sie ist aber immer noch da, er kann nur die körperlichen Reaktionen nicht mehr zeigen. Wenn ich mir vorstelle, ich habe Angst, kann das aber nicht körperlich ausdrücken oder den Stress z.B. durch Laufen abschütteln, ist das schon ein sehr traumatisierender Gedanke.

Besser ist es, wenn du mit deinem Hund solche Situationen gezielt trainierst. Alternativ gibt es auch einige pflanzliche Beruhigungsmittel, die zwar nicht so stark sind, aber zumindest ein wenig mehr Entspannung bringen können.