Neulich habe ich im Blog über acht Hunderassen berichtet, die nichts für Anfänger sind. Daraufhin ergab sich eine kleine Diskussion, in der heraus kam, dass man auch als Anfänger mit schwierigen Rassen klar kommen kann, wenn man die richtige Einstellung mitbringt. Was wichtig ist, um einen entspannten Alltag mit Hund zu haben, wollen wir heute mal genauer betrachten.

Man wächst an seinen Aufgaben, sage ich immer. Und sicherlich wäre auch ich nie auf die Idee gekommen, mir einen Cane Corso ins Haus zu holen, wenn ich nicht bereit gewesen wäre, mich persönlich weiter zu entwickeln und die Herausforderung anzunehmen. Obwohl ich vorher keinen blassen Schimmer von Molossern hatte, habe ich die Aufgaben, vor die Püppi mich gestellt hat, eigentlich ganz gut gelöst. Was für mich das Wichtigste dabei war, verrate ich dir in diesem Artikel.

Die natürlichen Bedürfnisse des Hundes

Bevor du dir einen Hund ins Haus holst, setze dich mit seinen Bedürfnissen auseinander. Es ist toll, wenn du in Gedanken bereits gemeinsame Spaziergänge, Spiele und Kuschelrunden genießt, doch einen Hund in den Alltag zu integrieren bedeutet noch viel mehr. Verschiedene Rassen haben unterschiedliche Anforderungen an ihr neues Zuhause. Das basiert zum Großteil auf dem Ursprung und dem Nutzen, für den eine Rasse gezüchtet wurde. Viele Hunde sind echte Arbeitstiere und können nur dann glücklich sein, wenn sie ihren Job ausführen dürfen.

Nehmen wir mal meine Püppi als Beispiel: Sie ist ein Cane Corso Mädchen, hat also einen ausgeprägten Wach- und Schutzinstinkt. Fremden gegenüber ist sie rassebedingt eher zurückhaltend und misstrauisch. Wobei ich sagen muss, dass die Betonung hier auf „war“ liegt, denn mit ein bißchen Einfühlungsvermögen und Training habe ich es geschafft, dass sie nun eigentlich relativ freundlich zu Fremden ist. Trotzdem liegt sie am liebsten auf einer erhöhten Stelle im Garten und behält die Umgebung im Auge. Das lasse ich sie tun, auch wenn einige Leute behaupten, Hunde sollten nicht auf erhöhten Plätzen liegen (wegen der Dominanz).

Auf solche rassespezifischen Herausforderungen muss man vorbereitet sein, sonst verselbständigt sich das Ganze schnell und der Hund kann echtes Problemverhalten entwickeln. Wenn deine liebste Hunderasse also z.B. ursprünglich als Hütehund gezüchtet wurde, dann solltest du im Alltag auch genügend entsprechende Spiele, Sport und Aufgaben einbauen, damit dieses Bedürfnis deines Hundes erfüllt wird. Viele Hunde sind frustriert, weil sie keine Aufgabe im Leben haben. Ein „Familienhund“ zu sein lastet die meisten Hunde nicht wirklich aus, auch wenn sie in diversen Rassebeschreibungen gern so tituliert werden. Doch davon solltest du dich nicht in die Irre führen lassen.

Lerne die Hundesprache

Kommandos sind toll und natürlich sollte jeder Hund die wichtigsten davon kennen, damit es im Alltag einfacher läuft. Die wirklich wichtigen Dinge kannst du aber viel besser mit Körpersprache rüber bringen. Deshalb lohnt es sich, dass du dir ein paar grundlegende Kenntnisse der Hundesprache aneignest. Dein Hund wird es dir danken und auch du wirst es im Umgang mit ihm wesentlich einfacher haben. Auch viele Missverständnisse lassen sich so vermeiden.

Kommunikation ist keine Einbahnstraße! Wenn wir von unseren Hunden erwarten, dass sie Kommandos in der menschlichen Sprache lernen, sollten wir auch selber bereit sein, kommunikationstechnisch einen Schritt in ihre Richtung zu tun. Das kann vieles in der Erziehung einfacher machen und hat auch den Vorteil, dass du deinen Hund in schwierigen Situationen besser einschätzen und richtig reagieren kannst. Es gibt leider viele Hundehalter, die das Verhalten ihrer Vierbeiner oft falsch einschätzen. Jeder kennt die Tut-nixe, die einem mit eindeutig provozierender Körpersprache auf der Gassirunde begegnen. Die jeweiligen Halter treiben dann wahrscheinlich nicht nur dich, sondern vor allem ihren Hund, an den Rande des Wahnsinns.

Mich persönlich fasziniert die Sprache der Hunde, besonders seit Püppi bei uns eingezogen ist. Seitdem beobachte ich mein kleines Lieblingsrudel häufiger dabei, wie sie beim Gassi, im Garten oder im Haus miteinander umgehen. Besonders bei Spaziergängen im Wald ist es spannend, denn dort sehe ich z.B. recht schnell, ob Wild in der Nähe ist. Dann fliegen die Nasen hoch, Blicke werden ausgetauscht und ich rufe beide heran, damit ich sie an die Leine nehmen kann, bevor sie sich auf die Jagd machen. Das ist nur einer der Vorteile, wenn man in der Lage ist, die Hundesprache zumindest ein bißchen zu verstehen.

Beobachte deinen Hund

Hunde sind, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, den ganzen Tag damit beschäftigt, Dinge und ihre Menschen zu beobachten. Auch wenn es so aussieht, als würde dein Hund friedlich in seinem Bettchen schlafen, aber mit Sicherheit hat er die meiste Zeit des Tages trotzdem ein Auge auf dich. Das hat zur Folge, dass die meisten Hunde ihre Menschen sehr gut einschätzen können. Sie wissen praktisch schon, wie du reagieren wirst, noch bevor du es selber weisst.

Das Geheimnis liegt in der Körpersprache. Denn obwohl wir uns darüber kaum bewusst sind, senden wir permanent körpersprachliche Signale. Hunde, die sich von Natur aus eher über ihre Körpersprache mit Artgenossen verständigen, lesen in uns wie in einem offenen Buch. Deshalb sind die meisten Hunde echte Menschenversteher.

Tun wir unseren Fellnasen einen Gefallen und beobachten auch wir sie und wie sie sich in unterschiedlichen Situationen verhalten. Versuchen wir ihre Intentionen und Bedürfnisse zu verstehen, die der Auslöser für ihr Verhalten sind. Gerade bei Hunden mit Problemverhalten kann es enorm helfen, den Hund auf diese Art besser kennen zu lernen. Und wenn es zu Missverständnissen oder Problemen bei der Erziehung kommt, lass uns selbst reflektieren und schauen, ob wir uns auch wirklich klar und verständlich ausgedrückt haben. Meist liegt der Kommunikationsfehler nämlich bei uns selbst.

Beschäftige dich mit deinem Hund

Je mehr Zeit du für deinen Hund hast, desto besser. Erziehe ihn nicht nur, sondern achte darauf, dass seine rasse- und charakterbedingten Bedürfnisse ausgelastet werden und ihr Dinge gemeinsam tut. Schaffe eine Struktur und kleine Rituale, an denen er sich orientieren kann. Das gibt ihm Sicherheit im Alltag. Binde deinen Hund so viel wie möglich in dein Leben ein und erlebt Dinge gemeinsam – das wird euch zu einem traumhaften Team machen.

Die meisten Hunde sind sehr verspielt und lassen sich leicht motivieren, wenn auch ihre Menschen Spaß an der gemeinsamen Aktion haben. Wenn du selber das Spiel oder Training mit deinem Hund genießt, wird auch er gern mit dir zusammen arbeiten. Aber Vorsicht: Hunde merken, wenn wir ihnen etwas vormachen, du musst dabei also wirklich authentisch sein und deine Freude überzeugend zum Ausdruck bringen.

Wenn du bereit bist, dich mit deinem Hund auf Augenhöhe auseinander zu setzen, wirst du mit schwierigen Rassen zwar auch vor Herausforderungen gestellt, kannst diese aber definitiv besser meistern. Man wächst ja auch mit seinen Aufgaben und ich garantiere dir, dass du deinem Hund dafür sehr dankbar sein wirst. Ich bin es auf jeden Fall, denn Dank meiner zwei habe ich mich nicht nur als Hundehalter persönlich weiter entwickelt, sondern auch als Mensch.

Titelfoto: www.wj-schneider.de