Eins ist klar: Wir lieben unsere Hunde, wie wir auch andere Familienmitglieder lieben. Doch leider vergessen wir dabei manchmal, dass unsere Hunde uns nicht so verstehen, wie unsere menschlichen Verwandten. Manchmal haben wir komplette Unterhaltungen mit ihnen und senden dabei körpersprachliche Signale, die in der Hundewelt anders verstanden werden, als sie eigentlich gemeint sind. Hier sind die neun schlimmsten Dinge, mit denen wir Menschen unsere Hunde stressen.

Ich bin mir sicher, jeder von uns hat sich seinem Hund gegenüber schon einmal so verhalten. Ich muss zugeben, bei vielem davon erwische ich mich auch selbst oft. Aber nur, wenn wir das Missverständnis bemerken, können wir aufmerksam genug werden und an uns selber arbeiten. Denn mit einer klaren und direkten Kommunikation zwischen Mensch und Hund wird so vieles im Zusammenleben einfacher.

Glücklicherweise vergeben uns unsere Vierbeiner solche Fauxpas aber auch relativ schnell wieder und wir haben jedes Mal eine neue Chance.

1. Böse sein, wenn der Hund sich wie ein Hund benimmt

Hunde bellen, buddeln, kauen auf Dingen herum, schnüffeln und stehlen Essensreste, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen. Für sie ist das ein absolut natürliches Verhalten. Das bedeutet nicht, dass er deshalb tun und lassen kann, was er will. Diese Verhaltensweisen jedoch zu bestrafen, hat meist nicht den gewünschten Effekt. Der Hund versteht einfach nicht, warum er bestraft wird.

Statt dessen solltest du versuchen, diese natürlichen Bedürfnisse deines Hundes umzulenken auf etwas, das er darf. Aber dazu braucht es Geduld und Konsequenz. Eine Alternative wäre zum Beispiel, dem Hund spezielle Kauknochen oder Kauspielzeuge zu geben. Mitunter helfen diese auch, exzessiv bellende Hunde zu beruhigen.

Übrigens sollten Hunde mit dem Kauspielzeug nicht unbeaufsichtigt gelassen werden. Wichtig ist auch, dass das Spielzeug widerstandsfähig genug ist und der Hund sich nicht verletzten oder kleine Teile runterschlucken kann.

2. Inkonsequenz, Regeln und Grenzen

Hunde streben nach Konsistenz und Routine. Das gibt ihnen einen festen Rahmen, in dem sie sich sicher fühlen. Wenn du deinem Hund zum Beispiel am einen Tag erlaubst, mit dir auf der Couch zu kuscheln und am nächsten bekommt er Ärger, wird ihn das stark verunsichern. Wenn das ein paar Mal geschieht wird er schon bald nicht mehr einschätzen können, wie du reagierst. Viele Hunde fangen dann an zu fragen, was wir niedlich finden, aber im Endeffekt ist das nur der Ausdruck der Unsicherheit des Hundes.

Hunde verstehen nicht, dass du gestern nur eine Ausnahme gemacht hast oder ihm aufgrund eines „besonderen Anlasses“ das erlaubt hast, was heute wieder verboten ist. Wenn du Regeln und Grenzen etablierst, halte dich auch selbst daran. Oder frage dich, ob diese Regel überhaupt Sinn macht und schaffe sie gegebenenfalls einfach ab.

3. Vom Hund ständige Unterwerfung verlangen

Unsere Hunde wollen uns glücklich sehen, aber sie sind trotzdem immer noch Hunde und daher absolute Opportunisten, die sich immer einen Vorteil ausrechnen. Dieser Vorteil kann das Stück Hühnchenfleisch sein, das dir beim Kochen auf den Boden gefallen ist und das er sich gleich schnappt, obwohl er weiß, dass er das nicht darf. Oder ein anderer Hund, der viel interessanter ist als dein Rufen.

Oftmals versuchen wir dann, den Hund mit Leckerlies an uns zu binden oder reagieren wütend oder aggressiv, wenn der Hund nicht hört. Am schlimmsten ist es für die Hunde, wenn sie mit dem sogenannten Alphawurf auf offener Straße zur Sau gemacht werden. Viele Menschen sind immer noch der Meinung, dass man sich den Respekt des Hundes und Status als Rudelchef erzwingt, indem man den Hund bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den Rücken wirft und ihm an die Kehle greift.

Damit erreicht man nur, dass der Hund einem weniger vertraut oder sogar ängstlich wird. Tut der Hund etwas unerwünschtes, kommt man mit ruhiger, eindeutiger und konsequenter Körpersprache weiter. Rudelchefs können Konflikte gewaltlos ausdiskutieren!

4. Für das gleiche Kommando verschiedende Worte nutzen

Dies ist eine Angewohnheit, die ich persönlich nur schwer ablegen kann. Am meisten fällt es mir auf, wenn die Hunde bellen, weil die Postfrau kommt. Ich schicke sie dann auf ihre Plätze, aber sie bellen trotzdem weiter, bis das Paket entgegen genommen ist. Dann schnuppern sie ganz aufgeregt daran.

Um die Hunde zu beruhigen benutze ich verschiedene Worte, z.B. „Sch“, „Aus“, „Klappe halten“ oder „das ist nicht für euch“. Das sind nur vier von schier unendlichen Möglichkeiten für ein und dasselbe Kommando, das nur eins bewirken soll: Dass sie aufhören zu bellen! Die Hunde verwirrt das, also bellen sie weiter. Manchmal werde ich dann sauer und werde lauter. Ich nehme an, sie glauben dann, ich würde mit ihnen zusammen bellen…

Wenn der Hund jetzt dafür bestraft wird, weiß er eigentlich gar nicht, warum. Deshalb sollten wir bewusster mit unseren Kommandos umgehen und wirklich konsequent nur eins pro gewünschtem Verhalten einsetzen. Dabei ist es auch wichtig, dass alle anderen Familienmitglieder sich ebenfalls streng an diese Kommandos halten.

Einen Beitrag zu dem Problem und wie du es beheben kannst, habe ich hier veröffentlicht.

5. "Es ist okay", aber der Hund ist anderer Meinung

Wenn unsere Hunde Angst haben, wollen wir ihnen helfen und ein sicheres Gefühl geben. Oft sagen wir mit einer weichen, beruhigenden Stimme „Ist okay“ oder ähnliches. Nun ist es aber möglich, dass wir damit unseren Hunden damit nur antrainieren, dass etwas nicht okay ist.

Wenn wir diese Worte zum Beispiel verwenden, wenn etwas geschieht, was der Hund nicht mag (z.B. Krallen schneiden, bürsten), kann es gut sein, dass er die unerwünschte Handlung mit diesen Worten in Verbindung bringt. Er könnte durch dein „Es ist alles okay“ assoziieren, dass gleich etwas Schlimmes passieren wird. Und das kann ihn ganz schön stressen!

Ich rede mit meinen beiden auch immer in einem ruhigen Ton, allerdings belohne ich sie eher mit Worten, wenn nichts Schlimmes passiert. Beim Ohren putzen oder Krallen schneiden habe ich immer eine entspannte Atmosphäre geschaffen, so dass sie meine Worte nun mit Relaxen in Verbindung bringen. So kann ich auch neue Dinge, wie zum Beispiel das Zähne putzen langsam mit diesen entspannenden Assoziationen verknüpfen.

6. Auf den Hund zeigen oder rumgestikulieren

Mit dem Finger auf deinen Hund zu zeigen oder vor seinem Gesicht damit herumzuwedeln, ist angeblich ein universeller Indikator für Hunde, dass es Stress gibt. Diese Geste wird oft begleitet von einer aggressiven Körpersprache des Menschen: vorgebeugtem Oberkörper, verärgertem Gesichtsausdruck und einem rauen Tonfall.

Dein Hund wird sich zwar nicht erinnern, was er getan hat, um diesen „Fingerzeig“ verdient zu haben, aber er merkt ganz eindeutig, dass du sauer bist. Weil er nicht weiß, warum, kann er nur ängstlich werden, denn er kann dein Verhalten in diesem Moment nicht einschätzen.

7. Umarmen oder in die Ecke drängen zum Kuscheln

In Hundekreisen gibt es diese fortlaufende Debatte um die Frage, ob Hunde Umarmungen mögen oder nicht. Und wir haben die Antwort: Kommt ganz auf den Hund und den Menschen an! 🙂

Während für uns Menschen eine Umarmung bedeutet, dass man den anderen mag, könnten sich manche Hunde davon bedroht fühlen, wenn der Mensch plötzlich die Arme um ihn schlingen will. Hunde, die man nicht kennt, sollte man daher auf keinen Fall umarmen. Und wichtig: Das darf man als Elternteil ruhig auch seinen Kindern beibringen. Auch Hunde haben ihre persönliche Individualdistanz.

8. Den Hund anstarren

Zuerst mal gibt es natürlich einen Unterschied zwischen einem liebevollen Blick zwischen dem Hund und seinem Menschen und dem starren Blick eines Fremden. Ich rede hier über letzteres.

Wenn du einen Hund triffst, den du nicht kennst, vermeide zunächst Blickkontakt, bis er dich näher kennen gelernt hat. Gib dem Hund etwas Zeit, sich an dich zu gewöhnen und durch deinen Geruch mehr über dich zu erfahren. Dann kannst du auch langsam beginnen, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Richtiges Anstarren wird von Hunden als Bedrohung empfunden.

9. Dem Hund nicht genug Bewegung geben

Genau wie uns Menschen, wird auch Hunden langweilig, wenn sie nicht genug körperliche und geistige Auslastung bekommen. Hunde, die gelangweilt sind und nicht genügend gefördert werden, kommen schnell auf dumme Gedanken und eignen sich zerstörerische Verhaltensweisen an, wie z.B. Kauen und Kratzen, um den aufgestauten Stress und Frust loszuwerden. Das kann zu unfairen Bestrafungen und weiterem Stress führen.

Vergiss nicht, dass dein Hund sich nicht selbst unterhalten kann, mit Netflix oder seinem Smartphone. Er ist darauf angewiesen, dass du etwas Schönes mit ihm machst – physisch und mental!