„DOG Management“ ist definitiv kein Buch über Hundeerziehung, wie man es erwartet. Der Autor Ulv Philipper beschäftigt sich mit dem Thema Führung zwar am Beispiel des Hundes, überträgt die Erkenntnisse aber umgehend auf unsere zwischenmenschliche Welt, wo sie (erstaunlicherweise) ebenfalls ihren berechtigten Platz finden. Wie sehen wir andere Menschen? Was trauen wir ihnen zu und wie schätzen wir ihren Wissensstand ein? Und wie beeinflusst unsere Meinung über andere die zwischenmenschliche Kommunikation?
Genau wie Hunde, sind auch wir Menschen extrem soziale Lebewesen. Wir leben im Gemeinschaften und Familien und sind hochgradig kommunikative Zeitgenossen. Wir setzen uns häufig damit auseinander, Missverständnisse in der Kommunikation – sogar mit unseren eigenen Artgenossen, die dieselbe Sprache sprechen – zu interpretieren, zu diskutieren und zu erklären.
Am Beispiel Hund verdeutlicht Ulv Philipper wie wir denken, handeln und unser Gegenüber in eine Schublade stecken, die nur aufgrund unserer eigenen Interpretationen zustande kommt. Häufig sehen wir unseren Hund als Lebewesen, dass keine eigenen Entscheidungen treffen kann und nicht in der Lage ist, in unserer Welt für sich selbst zu sorgen. Wir gehen davon aus, dass wir intelligenter sind und die Lösung für welche Situation auch immer, parat haben. Dies alles kann man überraschend gut auf die Beziehungen zu unseren Freunden, Familienmitgliedern, Chefs, Kollegen oder Mitarbeiter übertragen. Sogar völlig Fremde, die wir nur kurz kennen gelernt haben, meinen wir oft sofort zu erkennen und in die jeweiligen Schubladen zu stecken.
An unserem Umgang mit dem Hund wird deutlich, wie häufig wir auch unser menschliches Gegenüber für weniger intelligent, erfahren und zurechnungsfähig halten, als wir uns selber einschätzen. Ulv Philipper schafft es auf ganz besondere Art und Weise, einem die eigenen Unarten und Fehlverhalten nahe zu bringen, so dass wir ohne Scham in der Lage sind, uns selbst zu reflektieren und zu überdenken. Es ist also ein Buch, das sich mehr mit unserer menschlichen Wahrnehmung beschäftigt, als starre Trainingskonzepte für Hunde zu liefern. Wer eine Geradeaus-Anleitung erwartet, wird schwer enttäuscht sein.
Es ist ein Buch für Menschen, die persönlich wachsen und sich selbst und andere besser einschätzen möchten. In „DOG Management“ geht es um aufrichtige Kommunikation und wechselseitig geprägte Beziehungen, nicht nur zwischen Mensch und Hund. Auch die Kommunikation zwischen Mann und Frau, Chef und Mitarbeiter, Familienmitgliedern oder Freunden kann mit diesen Erkenntnissen verbessert werden. Es hilft, die Perspektiven und Standpunkte anderer Menschen besser zu verstehen und entsprechend darauf einzugehen.
Meiner Meinung nach hat Ulv Philipper mit „DOG Management“ ein außergewöhnliches Buch geschrieben, welches das Thema Führung aus einem eigenen Blickwinkel betrachtet und damit ganz neue Perspektiven eröffnet. Nicht ohne Grund ist es bereits kurz nach der Veröffentlichung Anfang 2016 auf Platz 1 der Manager Magazin-Wirtschaftsbestsellerliste gelandet.
Ulv Philipper betreibt im Ruhrgebiet seine eigene Hundeschule und hat eine Form der Ausbildung entwickelt, die nicht auf Kommandos basiert und viele gängige Techniken der Hundeerziehung in Frage stellt. Neben dem Hundetraining gibt er häufig Vorträge für Geschäftsleute, Manager und Unternehmen. Dabei zeigt er auf, worum es bei guter Führung wirklich geht: Sie gibt keine stumpfen Kommandos, sondern stellt Optionen zur Auswahl und lässt den Gegenüber dann selbst entscheiden.
Ich liebe dieses Buch, weil auch ich festgestellt habe, wie schnell ich meine Hunde und andere Menschen beurteile und zu dem Schluß komme, dass ich mehr weiß als sie oder mehr Erfahrung habe. Ich sitze auch manchmal dem Irrglauben auf, dass es für Probleme nur eine Lösung (und zwar meine) gibt. Ich kann „DOG Management“ jedem emfpehlen, der sich aus beruflichen oder privaten Gründen für das Thema Führung interessiert und bereit ist, seine eigenen Handlungen zu hinterfragen.