Ich muss zugeben, es sieht sehr harmonisch aus, wenn ich mit meinen beiden Hunden Murdoch und Freya durch die Gegend zockele. Und ich möchte auch keinen der beiden jemals wieder missen, denn sie sind einfach mein Lieblingsrudel! Doch es gibt auch gute Gründe gegen einen zweiten oder dritten Hund. Und das liegt mir heute wirklich mal am Herzen!

Manchmal ist es ein wahrer Segen, das Lieblingsrudel zu haben mit all seinen Social Media Profilen und natürlich dem Blog. Ich lerne viele tolle Hunde und ihre Lieblingsrudel kennen und der Austausch in der Community ist einfach mit nichts zu bezahlen. Manchmal jedoch ist das Ganze auch ein echter Fluch. Denn da gibt es Momente, wo ich wirklich nur am Verstand der Menschen zweifeln kann.

Und zwar, wenn es um die Frage nach einem zweiten Hund geht! Normalerweise bin ich ja ein Fan von Mehrhundehaltung und kann mir sehr gut vorstellen, selbst das Lieblingsrudel noch ein wenig aufzustocken. Allerdings gibt es auch Fälle, bei denen man sich an den Kopf fassen muss, dass die betreffenden Hundehalter sich noch einen weiteren Hund zulegen wollen.

Probleme mit dem ersten Hund?

Ich habe bereits mehrfach die Erfahrung gemacht, dass eine Diskussion um einen möglichen Zweithund damit eingeleitet wird, dass man über Probleme mit dem ersten spricht. Allgemein gesprochen handelt es sich dabei meist um essentielle Probleme in der Beziehung und Kommunikation mit dem Hund, was dazu führen kann, dass der Alltag und das Zusammenleben alles anderes als harmonisch ablaufen. Die Kernprobleme sind immer die gleichen:

  • Der hört nicht auf mich.
  • Der ist hyperaktiv und kommt nie zur Ruhe.
  • Der ist einsam oder langweilt sich.
  • Ich kann ihn nicht allein lassen.
  • Das Hundetraining funktioniert nicht.

Die Sache ist die: Der Hund ist nicht kaputt oder ein Montagsprodukt! Ein weiterer Hund (und erst Recht ein Welpe!) wird in den gleichen Lebensumständen im Verhalten wahrscheinlich ähnlich wie der erste Hund. Mit ein bißchen Glück, feuern sich die beiden sogar gegenseitig an und zwei Hunde sind um einiges kreativer, wenn es darum geht, Unsinn zu machen oder verbotene Dinge anzustellen.

Wenn man also mit dem ersten Hund schon nicht klar kommt, wieso denkt man dann, dass ein zweiter Hund die Sache besser machen könnte? Wie kommt man auf sowas? Das erschließt sich mir nicht ganz. Ich kann es mir nur so erklären, dass diese Leute sich nicht im Klaren darüber sind, dass sie es hier nicht mit einer Handtasche, einem Toaster oder einem Kleidungsstück zu tun haben, sondern mit einem Lebewesen!

Es gibt einfach keinen Standard, mit dem Hunde kommen. Sie haben noch nicht mal eine Garantie, selbst wenn du sie von einem seriösen Züchter kaufst. Die „Bedienungsanleitung Hund“ kannst du nicht im Internet runterladen (und geschweige denn auf den meisten Blogs finden). Menschen und Hunde bilden eine soziale Gruppe, die miteinander klar kommen soll, obwohl beide unterschiedliche Sprachen sprechen und dabei noch absolute Individuen sind.

Holt man nun in ein nicht funktionierendes Mensch-Hund-Team einen weiteren Hund dazu, kann es eigentlich nur ins Auge gehen. Im Idealfall sind die Hunde sich sympathisch, dann werden die beiden in ihrer Kommunikation einfach besser miteinander agieren und daher bald eine intensivere Beziehung zueinander führen, als zum Halter. Das Resultat sind zwei Hunde, die nicht auf einen hören und machen, was sie wollen. Ergo: doppelter Streß – mindestens!

Ich habe Erwartungen an einen Hund, die mein jetziger Hund nicht erfüllt

Hier sind wir wieder beim Thema „Montagsprodukt“. Alles das, was ein erwachsener Hund irgendwann können soll, muss man ihm erst mit viel Liebe, Geduld und Kosequenz beibringen. Das „Programm“ und die „Funktionsweisen des Hundes“ muss man also Wohl oder Übel selbst installieren. Und auch, wenn das jetzt hier alles sehr technisch klingt, kommt man nur mit Hirn, Empathie und Ausdauer ans Ziel. Daran führt kein Weg vorbei!

Ein Labrador ist also weder zwangsläufig ein liebenswerter Familienhund, genauso wie ein Hütehund sich nicht unbedingt auch als Wachhund eignen muss. Sicherlich bringen die verschiedenen Rassen unterschiedliche Veranlagungen mit, aber das sind keineswegs Programme, die im Hund bereits installiert sind, wenn man ihn zu sich nach Hause holt. Nicht nur das Hundetraining ist hier ausschlaggebend, sondern auch der individuelle Charakter des Hundes, der auch untypisch für die jeweilige Rasse sein kann.

Wenn das Zusammenleben mit dem ersten Hund also nicht so harmonisch funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat, ist es keine Lösung, sich einen zweiten Hund anzuschaffen. Dann sollte man zuerst versuchen, die Beziehung zum ersten Hund zu verbessern. Klingt eigentlich logisch, aber offensichtlich nicht für Jeden.

Dann hat mein Hund einen Artgenossen als Freund!

Voooorsicht, vor diesem Argument! In Verbindung mit den oben beschriebenen Problemen lässt das darauf schließen, dass man als Hundehalter einfach zu faul ist und die Verantwortung für das Wohlergehen des Hundes abgeben möchte. Holt man dann einfach einen zweiten Hund dazu, in der Erwartung, dass die beiden sich verstehen werden, kann das ganz schön ins Auge gehen.

„Aber das sind doch Artgenossen! Jetzt hat mein Hund endlich einen Kumpel zum Spielen!“ Interessante Ansicht, aber auch wir Menschen verstehen uns nicht immer untereinander. Nicht ohne Grund machen erfahrene Hundehalter eine Riesenwelle, wenn es um den Einzug eines neuen Rudelmitgliedes geht. Um eine harmonische Gemeinschaft zu schaffen und keine Eifersucht im Lieblingsrudel aufkommen zu lassen, sollte man nicht nur seinen eigenen Hund gut einschätzen können, sondern auch das zukünftige Rudelmitglied kennenlernen.

Gleiches gilt für den Ersthund. Auch er sollte die Möglichkeit haben, seine Meinung zu sagen und nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Besonders beim ersten Treffen der Hunde sollte man über eine gute Beobachtungsgabe verfügen. So kann man feststellen, ob die beiden Hunde sich gegenseitig sympathisch finden, sich meiden oder sogar nicht besonders leiden können. Einen interessanten Beitrag zu Hundetreffen habe ich hier schon einmal beschrieben.

Ich will unbedingt einen weiteren Hund

„You can´t always get, what you want“ sangen schon die Rolling Stones und so ist es nun mal im Leben. Nur, weil man in der Lage ist, sich einen Hund zu kaufen und ihn zu versorgen, heißt das noch lange nicht, dass man darüber entscheiden kann, als würde es sich um den Kauf einer neuen Handtasche handeln.

Die erste Frage, die man sich also stellen muss, ist: „Aus welchem Grund möchte ich einen weiteren Hund?“ Ich wollte jahrelang einen Zweithund und hege nun bereits seit mehr als einem Jahr den Gedanken, noch eine Fellfresse in mein Lieblingsrudel zu holen. Trotzdem habe ich es noch nicht getan.

Bevor Freya zu uns kam, war mir wichtig, dass ich mich auf Murdoch verlassen kann und er die Regeln im Rudel kennt und befolgt. Mir war bewusst, dass ich die ersten Wochen alle Hände voll zu tun haben würde, um die Püppi mit der Lebensweise und den Rahmenbedingungen im neuen Leben vertraut zu machen. Da musste wenigstens einer der beiden ansprechbar sein und Murdoch hat mir in der ersten Zeit noch oft geholfen. Er hat Püppi gezeigt, welche Begriffe was bedeuten, indem er es einfach vorgemacht hat. Er hat ihr einen Rüffel gegeben, wenn sie sich zu lange Zeit gelassen hat, zu mir zu kommen. Und er genoss das Vertrauen und die Sonderstellung, die ich ihm als Dank für seine Hilfe eingeräumt habe.

Und was will ich damit sagen?

Es ist ganz schön schwer, solch ein emotionales Thema in einen kurzen Blogbeitrag zu fassen. Es verstört mich, wie sehr augenscheinlich erwachsene Menschen Entscheidungen über das Leben anderer Lebewesen fällen, ohne sich auch nur im Geringsten Gedanken darüber zu machen. Das Resultat ist oft das Ende im Tierheim mit einem möglicherweise (erst einmal) versauten Hund, den irgendwer anders dann wieder ausbügeln muss.

Solche Hunde haben im Tierheim oft eine schlechtere Chance als Hunde, die aus anderen Gründen dort gelandet sind. Umso schöner, wenn sich Menschen finden, die solchen Hunden ein zweite Chance geben – manchmal ist es aber auch schon die dritte oder vierte…

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es etwas mehr Verantwortungsbewusstsein und weniger Fragen an mich, wenn man die Antwort eigentlich schon kennen sollte.