Aus eigenen Beobachtungen kann ich bestätigen, dass es keine wirklich feste Hierarchie in einem Rudel geben muss. Auch bei Murdoch und Freya wechselt es häufig und ich bin mir in bestimmten Situationen nicht sicher, wer hier eigentlich die Hosen an hat. Ich habe oft das Gefühl, dass sie es je nach Situation und Aufgabe entscheiden und eher danach gehen, wer von den beiden welche Eigenschaften und Talente mitbringt. Das finde ich persönlich sehr gutes Management und bin dazu übergangen, mich in diesem Rudelgefüge als Zentrum zu sehen.
Zum Beispiel, wenn wir draußen unterwegs sind und ich möchte, dass die Hunde bei mir laufen. Dann rufe ich sie ran, sage „Fuß“ und laufe weiter. Murdoch reiht sich dann immer ca. eine Schrittlänge vor mir ein, Püppi läuft eine Länge hinter mir. Beide gehen also nicht bei „Fuß“, wie wir es im klassischen Sinne kennen. Ich weiß aber, dass Murdoch als Rüde gern vorn läuft und dabei eine Art Wächter oder Späher spielt. Püppi zockelt meist gemütlich hinter uns her und behält das Rudel von hinten im Auge. Ich weiß, dass sich die beiden nicht aus ihren Positionen heraus bewegen, bis ich die Freigabe gebe. Aber ich muss auch kein Arschloch-Chef sein, der aus einem unbestimmten Grund darauf beharrt, dass alle mit ihrer Nase auf Höhe meiner Beine laufen.
Sind wir nachts unterwegs und es gruselt mich mal wieder, nutze ich gern den sechsten Sinn meiner Hunde und verlasse mich auf sie. Finden sie etwas komisch (bei uns leben z.B. Wölfe in der Gegend) vertraue ich sofort darauf und reagiere entsprechend der Rückmeldung, die mir die beiden geben. Deshalb gebe ich nicht meine Position als Rudelchef auf, sondern gebe Anerkennung für die Stärken und Talente in meinem Lieblingsrudel.
Auch Chefs müssen nicht alles können! Deshalb engagieren sie sich Leute, die bestimmte Aufgaben besser übernehmen können, als sie selbst, weil es dem großen Ganzen hilft.
Viele von uns neigen ja auch dazu, den Hund permanent mit Befehlen zu bombardieren. Ich persönlich arbeite gern mit Chefs zusammen, die mir auch meine Freiheiten lassen und nicht jeden Schritt kontrollieren wollen oder mich sogar nur an der Leine spazieren führen, so dass ich quasi keine eigenen Entscheidungen mehr treffen kann. Ich überzeichne das natürlich ein bißchen, aber rumkommandieren und alles vorschreiben ist auch nicht das, was wirklich gute Chefs machen sollten. Die lassen ihren Rudelmitgliedern Freiräume und entscheiden nur, wenn es etwas Wichtiges zu entscheiden gibt. Alles andere nennt man Micro-Management und damit kann man sowohl Menschen als auch Hunde zur Weißglut treiben! 😉
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Super Beitrag! Kann ich nur so unterschreiben! Und ich freue mich jetzt schon darauf ihn zu empfehlen, falls mir mal jemand wegen dem Ausdruck Rudelchef/Rudelführer krumm kommt :D
Hallo liebe Marion,
vielen Dank für das Lob! Freut mich, dass der Artikel dir gefällt und natürlich darfst du ihn sehr gerne immer wieder teilen. ;-)
Liebe Grüße,
Murdoch, Freya & Franziska ♥
Liebe Franziska,
ein sehr toller Beitrag! Ich sehe es ganz ähnlich und übe mich darin, ein guter Rudelführer zu sein. Auch ich habe schon so oft mitbekommen, dass das Wort total negativ belastet ist. Aber Führung an sich sagt ja noch gar nichts aus und kann somit durchaus positiv sein. Es ist ja auch kein synonym von Gewalt, auch wenn es oft damit ungerechtfertigterweise gleichgestellt wird. Jemand muss eben die Führung übernehmen, damit das Leben und die Sicherheit gewährleistet werden - das gilt für alle Arten von Rudeln, Herde etc. Wie Du so schön schreibst, das heißt ja nicht, dass man ständig Befehle gibt oder Freiheiten komplett einschränkt. Die Führungsposition kann ja auch je nach Situation wechseln. Und natürlich sind nicht alle dafür geeignet als Entscheidungsträger zu fungieren, vor allem in der Menschenwelt gibt es zu viele inkompetente Chefs, was die negative Assoziation sicherlich verstärkt, könnte ich mir vorstellen.
Ach ich könnte dazu auch noch einen Roman verfassen... ;-)
Liebe Grüße
Anni