So belohnst du deinen Hund richtig

Nimmst du auch gern Leckerchen, um deinen Hund beim Training zu belohnen? Hund macht was super, Leckerchen rein und fertig? Ganz so einfach ist das nicht, denn man kann auch schnell die falschen Sachen belohnen. Hier deshalb unsere Tipps, worauf du beim Belohnen deines Hundes achten solltest.

Punktgenaues Timing

Das Timing ist das Wichtigste, wenn es um die Erziehung des Hundes geht und gleichzeitig oft das größte Problem. Ein Hund lebt im Hier und Jetzt. Deshalb muss die Belohnung möglichst punktgenau erfolgen. Sonst kann es passieren, dass du deinem Hund versehentlich das Falsche beibringst.

Je effektiver du belohnst, desto schneller lernt dein Hund, weil er schneller versteht, was du von ihm möchtest. Ein zu spät gesetztes „Fein“ oder „Toll“ kann schnell dazu führen, dass dein Hund verunsichert ist, was genau er jetzt eigentlich richtig gemacht hat.

Deshalb ist es wichtig, dass du beim Training mit deinem Hund immer voll bei der Sache bist. Lass dich durch nichts ablenken, nur dann kannst du schnell genug reagieren. Konzentriere dich ganz auf deinen Hund und eure gemeinsame Zeit.

Die Belohnung sollte ca. eine Sekunde nach dem erfolgreich ausgeführten Signal kommen. So kann dein Hund das Lob direkt mit dem verknüpfen, was er gerade getan hat. Wenn du zu früh oder zu spät deinem Hund das Feedback gibst, kann es sein, dass du ihn für das Aufstehen nach dem „Sitz“ (was du eigentlich von ihm wolltest) belohnst.

Stimmlage und Körpersprache

Was genau du sagst, ist deinem Hund eigentlich völlig egal. Er kann nicht viel anfangen mit Worten, außer es handelt sich um seine Lieblingsworte oder Kommandos, die du ihm beigebracht hast. Viel wichtiger ist ihm die Ausstrahlung und Körpersprache, die zusammen mit dem Gesagten kommt.

Hat dein Hund Lieblingsworte? Also meine beiden haben eine ganze Reihe davon:

  • „Gassi“ (auch die buchstabierte Version G-A-S-S-I)
  • „Leckerchen“
  • „Habt ihr Hunger?“

Mal abgesehen von den paar Worten, die er gelernt hat, orientiert sich dein Hund eher an deiner Stimmlage und an der Körpersprache. Das kann er deuten, das versteht er. Das Problem ist nur, dass wir Menschen uns oft nicht so richtig unter Kontrolle haben. Wir sagen das Eine, meinen aber etwas komplett anderes. Dein Hund merkt sofort, ob du etwas ernst meinst oder nicht.

Okay, manchmal ist es schwierig, ruhig und freundlich zu bleiben, wenn der Vierbeiner die Ohren auf Durchzug geschaltet hat oder scheinbar dickköpfig sein eigenes Ding durchzieht. Dann noch ein ehrlich gemeintes „Fein“ hinzubekommen, ist schon fast eine Aufgabe für Profis. Trotzdem ist es wichtig, es ernst zu meinen, auch wenn du noch sauer auf ihn bist, weil er dich vor 5 Minuten komplett ignoriert hat. Dein Hund ist gedanklich schon weiter gezogen und befindet sich voll und ganz in der Gegenwart. Was vor 5 Minuten war, zählt für ihn schon nicht mehr.

Um ruhig zu bleiben, auch wenn man die Fellnase in der Luft zerreißen könnte, habe ich einen kleinen Trick: Einmal tief durchatmen und von 10 rückwärts zählen. Wenn ich die 5 erreicht habe, bin ich meistens schon wieder ruhiger und kann freundlich mit den Hunden reden.

Ein freundlicher Umgangston mit passender Körpersprache sollte in einem guten Mensch-Hund-Team ganz natürlich sein. Stelle also sicher, dass du es ernst meinst, wenn du deinen Hund lobst.

Dauerndes Lob macht taub

Das ist wie bei uns Menschen – wenn einem dauernd jemand für jede Kleinigkeit ein riesiges Lob ausspricht, fühlt man sich irgendwann gelangweilt und nicht ernst genommen. Genauso ist es bei unseren Hunden.

Natürlich sollte man bei einem Welpen oder neuen Hund im Haus alles Gute ausführlich loben und das „Feiiin!“ am besten tanzen, aber bei erwachsenen Hunden ist das übertrieben. Weniger ist mehr!

Setze nach einer gewissen Zeit bestimmte Dinge einfach voraus. Ihr habt das oft genug geübt. Dann reicht auch mal zwischendurch ein überraschendes „Fein gemacht!“ mit ruhiger Stimme. Bei neuen Übungen kann man das Lob dann wieder verstärkt einsetzen und der Hund freut sich, weil es nichts Alltägliches ist.

Jackpot und Überraschungen

Training und Üben sind für den Hund wie ein Spiel oder Abenteuer, wenn man es richtig gestaltet. Wenn du das Training spielerisch gestaltest, wird es auch einfacher sein, deinen Hund dazu zu motivieren. Finde heraus, was dein Hund am liebsten mag und was ihn am meisten anspornt. Dann macht das Training euch beiden Spaß und es stellen sich schneller Erfolge ein. Wer gerne lernt, lernt schneller.

Hunde bevorzugen Überraschungen gegenüber trister Routine. Die Belohnung sollte deshalb öfter unterschiedlich ausfallen: Einmal ein „Fein!“, mal ein kurzes Spiel oder eine Streicheleinheit und unterschiedlich heiß begehrte Leckerchen. Besonders gut ausgeführte Aufgaben kann man besonders belohnen, z.B. mit einem Stück leckeren Käse oder eine ganze Handvoll Leckerlies. Beim nächsten Mal gibt es z.B. nur ein stimmliches Lob.

Keine halben Sachen

Manche Hunde versuchen zu schlampen, wenn es um die Ausführung von Anweisungen geht. Da wird aus dem „Sitz“ mal eben ein „Platz“ oder ähnliches. Man kann ja mal schauen, wie weit man mit schluderiger Arbeit kommt.

Es bleibt dir natürlich selbst überlassen, ob du da ein Auge zudrückst oder  nachforderst, dass das Kommando richtig ausgeführt wird. Es kommt auch immer auf die Situation an, aber z.B. bei einem Hund im Rüpelalter kann das schon der erste Schritt zu weiteren Entscheidungen sein, die er alleine trifft. Wenn er dann deine Meinung noch nicht mal konsultiert, kann es schon haarig werden.

Deshalb solltest du ein schlampig ausgeführtes Signal nicht belohnen. Entweder legst du eine kurze Pause ein und versuchst es dann erneut oder du wartest einfach, bis der Hund die gewünschte Reaktion zeigt.

Wenn der Hund z.B. liegt, obwohl er Sitz machen sollte, kann man ruhig und entspannt einen Schritt auf den Hund zugehen, um sich noch mal etwas klarer auszudrücken. Meist gehen sie dann ins Sitz und man hat, was man wollte. Ohne das Kommando zu wiederholen und dabei immer lauter und ärgerlicher zu werden.

Ohne Signal keine Belohnung

Das ist eine harte Regel, denn sie zieht sich durch das komplette Zusammenleben mit deinem Hund, sogar bis hin zur Couch! Schrecklich! Also, manche Hunde sind einfach manchmal übermotiviert oder haben schon so gut gelernt, dich zu lesen, dass sie die Tricks ganz genau raus haben.

Der fragende Blick, ob er mit auf die Couch oder ins Bett darf. Ein mitleiderregender Blick und es gibt ein Leckerchen oder beim Spaziergang die Hand anstubsen, weil da sonst immer Leckerchen drin sind. Das sind Aufforderungen und Wünsche des Hundes, die wir als Mensch nicht immer  erfüllen sollten. Gib ihm alternativ zuerst eine Aufgabe und belohne ihn dann. Man kann es aber auch einfach ignorieren und weiter laufen.

Eine kleine Geschichte von meinem ersten eigenen Hund Herr Dr. Schöder: Er fuhr wie wahnsinnig auf Mohrrüben ab. Bei „Schrödi, willst du Möhrchen?“ sprang er schon auf und ließ mich nicht mehr aus den Augen, bis ich die Möhre in der Hand hatte. Jedes Kommando wie „Sitz“ oder „Pfötchen“ verpuffte völlig, er spulte gleich sein komplettes Programm ab und endete dramatisch mit einem „Peng!“ und stellte sich tot. Das war der Brüller auf jeder Party, das kann ich sagen… Hat aber funktioniert, die Möhre gab es sofort! Ich hab´s ihm auch grundsätzlich durchgehen lassen. Es war einfach zu niedlich!

Nach der Belohnung kommt die Freigabe

Entscheidet dein Hund nach der Belohung von alleine, wann die Aufgabe beendet ist? Bei uns hat es sich gerade wieder ein bißchen eingeschlichen. Murdoch will schon mal weiter, während Freya noch ihr Leckerchen aus den Lefzen puhlt. Deshalb solltest du ein Signal einführen, mit dem du den Hund wieder freigeben kannst, also dass er wieder laufen darf.

Für den Ernstfall sollte dein Hund nicht einfach wieder losspurten, wenn er die Belohnung abkassiert hat. Ein „Okay, lauf“ oder „Weiter geht´s“ reicht hier schon. Du wirst sehen, du bekommst viel mehr Aufmerksamkeit beim Training mit deinem Hund und auch im Alltag wird er mehr auf dich achten.